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„Als ethisch orientierte Bank verzichten wir auf Spekulationen mit Nahrungsmitteln.“ – Interview mit Norbert Wolf, Steyler Bank
Nachhaltige Banken machen derzeit gute Geschäfte, wohl auch, weil sie sich von bestimmten Geschäften fernhalten. Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank aus Sankt Augustin, die in dieser Woche eine starke Jahresbilanz veröffentlicht hat (wir
berichteten). Mit ihm sprachen wir unter anderem darüber, wie er die Spekulationen mit Nahrungsmitteln beurteilt und welche nachhaltigen Anlagen die Steyler Bank anbietet. Das Unternehmen der Steyler Missionare gehört zu den Ausstellern der Messe Grünes Geld, die am 13. April in München über nachhaltige Investments informiert (mehr darüber erfahren Sie
hier).
ECOreporter: Ein Beispiel von vielen: Der Anteil der zu rein spekulativen Zwecken gehaltenen Weizen-Kontrakte an der Chicagoer Börse (CBOT) lag bis 1999 noch bei 20 bis 30 Prozent – heute beträgt er bis zu 80 Prozent. Warum hat die Spekulation mit Nahrungsmitteln in den letzten Jahren so stark zugenommen?
Norbert Wolf: Die steigenden Preise bei vielen Rohstoffen hat die Aufmerksamkeit der Anleger, aber auch der Produktanbieter, für die Assetklasse Rohstoffe erhöht. Nach meinen Beobachtungen werden Rohstoffinvestments dabei gerne als Beimischung empfohlen, um das Portfolio weiter zu diversifizieren. Dabei kann der Anleger die Chancen eines solchen Investments wohl leichter nachvollziehen als bei einer Investition in Aktien von Unternehmen.
Dass die Weltbevölkerung weiter stark wachsen wird ist ja so sicher, wie das Amen in der Kirche. Hinzu kommt eine grundsätzlich erfreuliche positive Wohlstandsentwicklung in Schwellenländern wie Brasilien, China oder Indien. Beide Faktoren werden dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Agrarrohstoffen schneller steigen dürfte als das Angebot. Anleger und Investoren sehen also ihr Kapital gut angelegt.
Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen, dass die Rohstoffgewinnung im großen Maßstab, vor allem in Dritte-Welt-Ländern, in der Praxis immer wieder zu erheblichen Umweltproblemen und sozialer Ausbeutung führt.
ECOreporter: Wie funktioniert eigentlich die Spekulation mit Nahrungsmitteln?
Wolf: Spekulationen in Rohstoffen werden üblicherweise auf den Terminmärkten getätigt und nicht mit physischen Gütern. An diesen Terminmärkten werden quasi Preisänderungsrisiken gehandelt. Käufe und Verkäufe werden abgeschlossen und erst zu einem späteren Zeitpunkt reguliert. Bei Fälligkeit wird dann nicht der physische Rohstoff an sich geliefert, sondern die entstandene Preisdifferenz vom Terminpreis zum dann gültigen Marktpreis ausgeglichen. Dabei können leicht Übertreibungen in der Preisentwicklung nach oben und nach unten entstehen.
ECOreporter: Warum beteiligt sich die Steyler Bank nicht an Spekulationen mit Nahrungsmitteln?
Wolf: Sowohl Anleger als auch Banken sollten sich die Frage stellen, ob es angesichts von mehr als 800 Millionen hungernden Menschen auf der Welt richtig ist, auf die bloße Wertentwicklung von Nahrungsmitteln zu spekulieren, ohne ein echtes oder berufliches Interesse an physischen Agrargütern zu besitzen. Eigentlich sollte es unser aller Ziel sein, Nahrungsmittel für alle zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Aus ethisch nachhaltiger Sicht ist daher insbesondere bei Grundnahrungsmitteln darauf zu achten, dass durch den Kauf oder Verkauf nicht „Preistrends“ von Rohstoffen verstärkt werden, die unmittelbare negative Folgen für Menschen haben können. Nehmen wir den Weizen als Beispiel: Preisübertreibungen nach oben verteuern für den Verbraucher den Kauf. Preisübertreibungen nach unten lassen den fairen Ertrag für kleinbäuerliche Erzeuger sinken.
Bildhinweis: Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank mit Sitz in St. Augustin bei Bonn. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter: Was erwidern Sie denn einem Kunden, der in den Nahrungsmittelsektor investieren möchte?
Wolf: Mit dem Essen spielt man nicht. Diese Binsenweisheit gilt auch für die Finanzbranche. Wir würden dem Kunden an dem in Frage 3 erwähnten Beispiel erläutern, wie sich die Spekulationen auswirken und warum wir als ethisch orientierte Bank deshalb auf jegliche Spekulationen mit Nahrungsmitteln verzichten. Für den Kunden verbleibt die Möglichkeit, sich über Aktien von Unternehmen aus dem Nahrungsmittelsektor an der Entwicklung in diesem Sektor zu beteiligen, sofern auf Nachhaltigkeitsrating der Unternehmen zurückgegriffen werden kann.
ECOreporter: Die Deutsche Bank hat kürzlich erklärt, dass es „kaum stichhaltige empirische Belege“ für negative Auswirkungen von Agrarfinanzprodukten gebe? Inwiefern sind Sie anderer Meinung?
Wolf: Jede zusätzliche Spekulation hat eine Auswirkung auf den Preis oder die Preisschwankung. Sie wird möglicherweise nicht immer nur negative Auswirkungen haben. Auf jeden Fall entstehen dadurch nichtmarktgerechte Preise, die zu Fehlallokationen (Fehlleitungen – die Red.) von Kapital führen. Diese falschen Marktsignale können auf Produzenten- bzw. Abnehmerseite zu negativen sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen führen. Dazu zählen z.B. die Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion auf eine vermeintlich steigende Nachfrage nach bestimmten Produkten oder die Gefährdung der Nahrungsmittelversorgung ärmerer Bevölkerungsschichten durch steigende Nahrungsmittelpreise.
ECOreporter: Die Deutsche Bank sieht "zahlreiche Vorteile von Agrar-Terminmärkten für Landwirte und Nahrungsmittelverarbeitung". Sie würden eine wichtige Rolle bei der besseren Nutzung von Anbauflächen spielen und helfen, "sektorspezifische Risiken" abzufangen. Liegt sie da völlig falsch?
Wolf: Nein. Schließlich handeln Landwirte und Agrarhändler seit Jahrhunderten mit Lebensmitteln an der Börse. Bedenklich finde ich nur, dass es mittlerweile zu viele Marktteilnehmer gibt, die auf die bloße Wertentwicklung von Nahrungsmitteln spekulieren, ohne ein echtes oder berufliches Interesse an physischen Agrargütern zu besitzen.
ECOreporter: 2011 lagen die Preise für die drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Mais und Reis im weltweiten Durchschnitt inflationsbereinigt um 150 Prozent über denen im Jahr 2000. Ist dafür nur die Spekulation mit Agrarrohstoffen verantwortlich oder spielen da nicht auch andere Faktoren eine wichtige Rolle?
Wolf: Professionelle Spekulanten beobachten und analysieren ihre Märkte sehr gründlich und versuchen, Entwicklungen zu antizipieren, denen sie eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit beimessen. Wenn sie also der Auffassung sind, dass die Ernteerträge aus bestimmten Gründen schwächer ausfallen werden, versuchen sie sich schon frühzeitig einzudecken, um von Preissteigerungen zu profitieren, wenn der Fall eintritt. Die erste Phase der Nachfragesteigerung beginnt also mit der Spekulation. Diese Entwicklung entfaltet dann eine Eigendynamik. Trittbrettfahrer springen auf und verstärken den Markttrend. Langfristige Preissteigerungstrends sind natürlich nicht nur auf Spekulationen zurückzuführen, sondern auch auf reale Entwicklungen wie z.B. globale Nachfragesteigerungen oder wetterbedingte Ernteausfälle.
Bildhinweis: Spekulanten nehmen Einfluss darauf, was Landwirte durch Anbau und Ernte von Agrarrohstoffen verdienen. / Quelle: MTV
ECOreporter: Inwiefern kommen andere Spekulationsgeschäfte für die Steyler Bank in Frage oder sehen Sie dergleichen grundsätzlich kritisch?
Wolf: Rein spekulative Angebote wie Derivate, die eher in ein Wettbüro als in eine Bank gehören, suchen Sie bei uns vergeblich.
ECOreporter: Viel Kritik gibt es auch an der Produktion von Biotreibstoffen auf Basis von Agrarrohstoffen wie Mais. Wie stehen Sie dazu, welche Vorteile und welche Nachteile von Biotriebstoffen sehen Sie und wie geht die Steyler Bank damit um?
Wolf: Bei der Produktion von Biotreibstoffen läuft weltweit wohl einiges schief. Es ist sicherlich nicht richtig, das Länder wie die USA und Brasilien im industriellen Stil Zuckerrohr und Mais zu Bioethanol verarbeiten. Aus meiner Sicht hat Getreide nichts im Tank zu suchen. Die Produktion von Biotreibstoff macht unter nachhaltigen Gesichtspunkten nur Sinn, wenn sie aus Abfallstoffen oder aus Pflanzen erfolgt, die keine Konkurrenz zu Lebensmitteln darstellt.
ECOreporter: Was bietet die Steyler Bank an nachhaltigen Anlageprodukten an und wer kommt für Sie als Kunde in Frage?
Wolf: Die Steyler Bank bietet ihren Kunden das ganze Angebot an Dienstleistungen und Produkten eines modernen Finanzinstituts an. Aufgrund unserer speziellen Ausrichtung sind alle unsere Finanzprodukte nachhaltig. Geschäfte auf Kosten anderer sind bei uns tabu. Auch sorgt jedes Finanzprodukt in unserem Hause für eine solidarische, nachhaltige Entwicklung in den ärmeren Ländern dieser Erde. Denn sämtliche ausgeschütteten Gewinne der Steyler Bank fließen direkt in die Hilfsprojekte der Steyler Missionare, die an der Seite der Menschen für Frieden, Gerechtigkeit und eine intakte Umwelt kämpfen.
Darüber hinaus bieten wir Produkte an, die den Hilfeaspekt noch stärker in den Mittelpunkt rücken. So offerieren wir beispielsweise einen Afrika-Sparbrief, bei dem die Kunden 50% oder mehr ihrer Zinsen für konkrete Hilfsprojekte in Afrika spenden. Um nur mal eine Zahl zu nennen: Jedes Jahr fließen ca. 2,5 Millionen Euro an Bankgewinnen und freiwillige Zinsspenden unserer Kunden in die weltweite Hilfe.
Im vergangenen Jahr haben wir zudem mit dem "Steyler Fair und Nachhaltig - Aktien" einen Aktienfonds aufgelegt, der nur in "saubere Unternehmen" investiert. Das sind ganz im Sinne der Steyler Missionare solche Unternehmen, die dem Leben und den Menschen dienen. Und noch etwas zeichnet unseren Aktienfonds aus: Sämtliche Überschüsse aus den Verwaltungsgebühren des Fonds fließen in Hilfsprojekte des Ordens. In einem "Sozialbericht" erhält der Anleger jährlich eine genaue Aufstellung, welche Projekte mit diesem Geld gefördert wurden und was damit Gutes bewirkt wurde.
ECOreporter: Herr Wolf, wir danken Ihnen für das Gespräch.


ECOreporter: Ein Beispiel von vielen: Der Anteil der zu rein spekulativen Zwecken gehaltenen Weizen-Kontrakte an der Chicagoer Börse (CBOT) lag bis 1999 noch bei 20 bis 30 Prozent – heute beträgt er bis zu 80 Prozent. Warum hat die Spekulation mit Nahrungsmitteln in den letzten Jahren so stark zugenommen?
Norbert Wolf: Die steigenden Preise bei vielen Rohstoffen hat die Aufmerksamkeit der Anleger, aber auch der Produktanbieter, für die Assetklasse Rohstoffe erhöht. Nach meinen Beobachtungen werden Rohstoffinvestments dabei gerne als Beimischung empfohlen, um das Portfolio weiter zu diversifizieren. Dabei kann der Anleger die Chancen eines solchen Investments wohl leichter nachvollziehen als bei einer Investition in Aktien von Unternehmen.
Dass die Weltbevölkerung weiter stark wachsen wird ist ja so sicher, wie das Amen in der Kirche. Hinzu kommt eine grundsätzlich erfreuliche positive Wohlstandsentwicklung in Schwellenländern wie Brasilien, China oder Indien. Beide Faktoren werden dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Agrarrohstoffen schneller steigen dürfte als das Angebot. Anleger und Investoren sehen also ihr Kapital gut angelegt.
Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen, dass die Rohstoffgewinnung im großen Maßstab, vor allem in Dritte-Welt-Ländern, in der Praxis immer wieder zu erheblichen Umweltproblemen und sozialer Ausbeutung führt.
ECOreporter: Wie funktioniert eigentlich die Spekulation mit Nahrungsmitteln?
Wolf: Spekulationen in Rohstoffen werden üblicherweise auf den Terminmärkten getätigt und nicht mit physischen Gütern. An diesen Terminmärkten werden quasi Preisänderungsrisiken gehandelt. Käufe und Verkäufe werden abgeschlossen und erst zu einem späteren Zeitpunkt reguliert. Bei Fälligkeit wird dann nicht der physische Rohstoff an sich geliefert, sondern die entstandene Preisdifferenz vom Terminpreis zum dann gültigen Marktpreis ausgeglichen. Dabei können leicht Übertreibungen in der Preisentwicklung nach oben und nach unten entstehen.
ECOreporter: Warum beteiligt sich die Steyler Bank nicht an Spekulationen mit Nahrungsmitteln?
Wolf: Sowohl Anleger als auch Banken sollten sich die Frage stellen, ob es angesichts von mehr als 800 Millionen hungernden Menschen auf der Welt richtig ist, auf die bloße Wertentwicklung von Nahrungsmitteln zu spekulieren, ohne ein echtes oder berufliches Interesse an physischen Agrargütern zu besitzen. Eigentlich sollte es unser aller Ziel sein, Nahrungsmittel für alle zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Aus ethisch nachhaltiger Sicht ist daher insbesondere bei Grundnahrungsmitteln darauf zu achten, dass durch den Kauf oder Verkauf nicht „Preistrends“ von Rohstoffen verstärkt werden, die unmittelbare negative Folgen für Menschen haben können. Nehmen wir den Weizen als Beispiel: Preisübertreibungen nach oben verteuern für den Verbraucher den Kauf. Preisübertreibungen nach unten lassen den fairen Ertrag für kleinbäuerliche Erzeuger sinken.
Bildhinweis: Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank mit Sitz in St. Augustin bei Bonn. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter: Was erwidern Sie denn einem Kunden, der in den Nahrungsmittelsektor investieren möchte?
Wolf: Mit dem Essen spielt man nicht. Diese Binsenweisheit gilt auch für die Finanzbranche. Wir würden dem Kunden an dem in Frage 3 erwähnten Beispiel erläutern, wie sich die Spekulationen auswirken und warum wir als ethisch orientierte Bank deshalb auf jegliche Spekulationen mit Nahrungsmitteln verzichten. Für den Kunden verbleibt die Möglichkeit, sich über Aktien von Unternehmen aus dem Nahrungsmittelsektor an der Entwicklung in diesem Sektor zu beteiligen, sofern auf Nachhaltigkeitsrating der Unternehmen zurückgegriffen werden kann.
ECOreporter: Die Deutsche Bank hat kürzlich erklärt, dass es „kaum stichhaltige empirische Belege“ für negative Auswirkungen von Agrarfinanzprodukten gebe? Inwiefern sind Sie anderer Meinung?
Wolf: Jede zusätzliche Spekulation hat eine Auswirkung auf den Preis oder die Preisschwankung. Sie wird möglicherweise nicht immer nur negative Auswirkungen haben. Auf jeden Fall entstehen dadurch nichtmarktgerechte Preise, die zu Fehlallokationen (Fehlleitungen – die Red.) von Kapital führen. Diese falschen Marktsignale können auf Produzenten- bzw. Abnehmerseite zu negativen sozialen und umweltbezogenen Auswirkungen führen. Dazu zählen z.B. die Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion auf eine vermeintlich steigende Nachfrage nach bestimmten Produkten oder die Gefährdung der Nahrungsmittelversorgung ärmerer Bevölkerungsschichten durch steigende Nahrungsmittelpreise.
ECOreporter: Die Deutsche Bank sieht "zahlreiche Vorteile von Agrar-Terminmärkten für Landwirte und Nahrungsmittelverarbeitung". Sie würden eine wichtige Rolle bei der besseren Nutzung von Anbauflächen spielen und helfen, "sektorspezifische Risiken" abzufangen. Liegt sie da völlig falsch?
Wolf: Nein. Schließlich handeln Landwirte und Agrarhändler seit Jahrhunderten mit Lebensmitteln an der Börse. Bedenklich finde ich nur, dass es mittlerweile zu viele Marktteilnehmer gibt, die auf die bloße Wertentwicklung von Nahrungsmitteln spekulieren, ohne ein echtes oder berufliches Interesse an physischen Agrargütern zu besitzen.
ECOreporter: 2011 lagen die Preise für die drei wichtigsten Getreidesorten Weizen, Mais und Reis im weltweiten Durchschnitt inflationsbereinigt um 150 Prozent über denen im Jahr 2000. Ist dafür nur die Spekulation mit Agrarrohstoffen verantwortlich oder spielen da nicht auch andere Faktoren eine wichtige Rolle?
Wolf: Professionelle Spekulanten beobachten und analysieren ihre Märkte sehr gründlich und versuchen, Entwicklungen zu antizipieren, denen sie eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit beimessen. Wenn sie also der Auffassung sind, dass die Ernteerträge aus bestimmten Gründen schwächer ausfallen werden, versuchen sie sich schon frühzeitig einzudecken, um von Preissteigerungen zu profitieren, wenn der Fall eintritt. Die erste Phase der Nachfragesteigerung beginnt also mit der Spekulation. Diese Entwicklung entfaltet dann eine Eigendynamik. Trittbrettfahrer springen auf und verstärken den Markttrend. Langfristige Preissteigerungstrends sind natürlich nicht nur auf Spekulationen zurückzuführen, sondern auch auf reale Entwicklungen wie z.B. globale Nachfragesteigerungen oder wetterbedingte Ernteausfälle.
Bildhinweis: Spekulanten nehmen Einfluss darauf, was Landwirte durch Anbau und Ernte von Agrarrohstoffen verdienen. / Quelle: MTV
ECOreporter: Inwiefern kommen andere Spekulationsgeschäfte für die Steyler Bank in Frage oder sehen Sie dergleichen grundsätzlich kritisch?
Wolf: Rein spekulative Angebote wie Derivate, die eher in ein Wettbüro als in eine Bank gehören, suchen Sie bei uns vergeblich.
ECOreporter: Viel Kritik gibt es auch an der Produktion von Biotreibstoffen auf Basis von Agrarrohstoffen wie Mais. Wie stehen Sie dazu, welche Vorteile und welche Nachteile von Biotriebstoffen sehen Sie und wie geht die Steyler Bank damit um?
Wolf: Bei der Produktion von Biotreibstoffen läuft weltweit wohl einiges schief. Es ist sicherlich nicht richtig, das Länder wie die USA und Brasilien im industriellen Stil Zuckerrohr und Mais zu Bioethanol verarbeiten. Aus meiner Sicht hat Getreide nichts im Tank zu suchen. Die Produktion von Biotreibstoff macht unter nachhaltigen Gesichtspunkten nur Sinn, wenn sie aus Abfallstoffen oder aus Pflanzen erfolgt, die keine Konkurrenz zu Lebensmitteln darstellt.
ECOreporter: Was bietet die Steyler Bank an nachhaltigen Anlageprodukten an und wer kommt für Sie als Kunde in Frage?
Wolf: Die Steyler Bank bietet ihren Kunden das ganze Angebot an Dienstleistungen und Produkten eines modernen Finanzinstituts an. Aufgrund unserer speziellen Ausrichtung sind alle unsere Finanzprodukte nachhaltig. Geschäfte auf Kosten anderer sind bei uns tabu. Auch sorgt jedes Finanzprodukt in unserem Hause für eine solidarische, nachhaltige Entwicklung in den ärmeren Ländern dieser Erde. Denn sämtliche ausgeschütteten Gewinne der Steyler Bank fließen direkt in die Hilfsprojekte der Steyler Missionare, die an der Seite der Menschen für Frieden, Gerechtigkeit und eine intakte Umwelt kämpfen.
Darüber hinaus bieten wir Produkte an, die den Hilfeaspekt noch stärker in den Mittelpunkt rücken. So offerieren wir beispielsweise einen Afrika-Sparbrief, bei dem die Kunden 50% oder mehr ihrer Zinsen für konkrete Hilfsprojekte in Afrika spenden. Um nur mal eine Zahl zu nennen: Jedes Jahr fließen ca. 2,5 Millionen Euro an Bankgewinnen und freiwillige Zinsspenden unserer Kunden in die weltweite Hilfe.
Im vergangenen Jahr haben wir zudem mit dem "Steyler Fair und Nachhaltig - Aktien" einen Aktienfonds aufgelegt, der nur in "saubere Unternehmen" investiert. Das sind ganz im Sinne der Steyler Missionare solche Unternehmen, die dem Leben und den Menschen dienen. Und noch etwas zeichnet unseren Aktienfonds aus: Sämtliche Überschüsse aus den Verwaltungsgebühren des Fonds fließen in Hilfsprojekte des Ordens. In einem "Sozialbericht" erhält der Anleger jährlich eine genaue Aufstellung, welche Projekte mit diesem Geld gefördert wurden und was damit Gutes bewirkt wurde.
ECOreporter: Herr Wolf, wir danken Ihnen für das Gespräch.