Nachhaltige Aktien, Meldungen

Börsendebüt der Chorus Clean Energy AG verschoben

Der Börsengang der Chorus Clean Energy AG aus Neubiberg bei München läuft nicht nach Plan. Das auf den Betrieb von Solar- und Windenergieanlagen spezialisierte Unternehmen hat das Börsendebüt im regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse auf den 13. Juli 2015 verschoben. Ursprünglich sollte die Zeichnungsfrist am heutigen 1. Juli enden und der Börsenstart am 3. Juli erfolgen (wir  berichteten). Nun reicht der Angebotszeitraum für die Chorus-Aktien bis zum 9. Juli 2015 (13:00 Uhr für Privatanleger und 15:00 Uhr für institutionelle Anleger).

Chorus Clean Energy AG begründete die Verschiebung mit dem „volatilen Marktumfeld im Zusammenhang mit den Entwicklungen in Griechenland“. Das Unternehmen betonte, dass es bislang mit dem Angebot „auf eine positive Resonanz bei nationalen und internationalen Investoren“ gestoßen sei. Die Preisspanne für die neuen Aktien war auf 9,75 Euro bis 12,50 Euro festgelegt worden. Inklusive aller Optionen auf Mehrzuteilung könnten bis zu zwölf Millionen Anteilsscheine den Besitzer wechseln. Wie viele Chorus-Aktien abgegeben werden, das hängt vom Emissionspreis ab. Wenn er hoch ausfällt, sinkt die Anzahl der neuen Anteilsscheine, und umgekehrt. Die Führung der Chorus Clean Energy AG will durch die Aktienemission rund 100 Millionen Euro bei Anlegern einwerben. Im vorbörslichen Handel bei Tradegate fiel der Kurs bald nach Beginn der Zeichnungsfrist in der vergangenen Woche unter neun Euro. Die Aktie notiert dort heute Mittag bei nur 8,80 Euro und damit klar unter dem angestrebten Mindestpreis.

Bisher sind 77 Prozent aller Anteile der Chorus Clean Energy AG in Streubesitz. Dieser Anteil wird laut dem Unternehmen bei vollständiger Platzierung aller angebotenen Aktien nach dem Börsengang etwa 86 Prozent des Grundkapitals betragen. Beim geplanten Ausgabepreis würde der Börsenwert mindestens 289 Millionen Euro erreichen. Der Wiener Börsenbrief Öko Invest geht aber davon aus, dass der angebotene Mindestpreis für die neuen Aktien nur schwer durchzusetzen ist. Wenn alle zwölf Millionen neuen Aktien für zu mindestestens 9,75 Euro abgenommen würden, ergäbe das ein KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bezogen auf die Bilanz für 2014 von 77, stellt er fest. „Selbst wenn der Gewinn 2015 die 10-Millionen-Euro-Marke erreicht, läge das KGV noch bei 29“, so der Börsenbrief. Anders rechnet der Informationsdienst GoingPublic, der auf die Bewertung von Aktienemissionen spezialisiert ist. Er beziffert das KGV der Chorus Clean Energy AG für 2014 aber immer noch mit knapp 59 und das für 2015 mit 36.

Vergleich mit Capital Stage AG fällt zu Ungunsten von Chorus Clean Energy AG aus

Zum Vergleich: die börsennotierte Capital Stage AG aus Hamburg ist ebenfalls auf den Betrieb von europäischen Solar- und Windenergieanlagen spezialisiert. Deren Aktie weist bezogen auf 2014 derzeit ein weitaus günstigeres KGV von 14 auf. Bezogen auf die Gewinnprognose für 2015 liegt es bei unter 19. Dabei hat die Capital Stage AG in 2014 deutlich mehr Umsatz und Gewinn erwirtschaftet. Sie verbuchte 77,8 Millionen Euro Umsatz und steigerte den Gewinn vor Steuern gegenüber dem Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf 23,9 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde überproportional um fast 70 Prozent auf insgesamt 85,3 Millionen Euro verbessert. Die EBITDA-Marge erreichte 110 Prozent. Die Chorus Clean Energy AG erzielte 2014 nach eigenen Angaben 55 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn vor Steuern von 7,9 Millionen Euro. Ihr EBITDA kletterte 2014 um rund 14 Prozent auf 43,4 Millionen Euro. Auch die EBITDA-Marge fiel mit 79 Prozent stattlich aus, lag aber ebenfalls klar unter der von Capital Stage.

Allerdings ist hier zu berücksichtigen, dass es sich bei den Zahlen von Chorus nur um Pro-Forma Finanzinformationen handelt. Sie zeigen die Umsatz- und Ertragslage für den nur hypothetischen Fall, wenn die Chorus Gruppe in ihrer heutigen Struktur bereits seit dem 1. Januar 2014 bestanden hätte. Aber bis zur Umwandlung in eine AG war das Unternehmen ein auf Ökostromprojekte spezialisiertes Emissionshaus. 6.500 Anleger von 22 geschlossenen Fonds hatten erst im Herbst 2014 der Umwandlung mehrheitlich zugestimmt und dann ihre Fondsanteile in Aktien getauscht (ECOreporter.de  berichtete).

Doch auch ein Portfolio-Vergleich zeigt nicht auf, warum das KGV der Chorus Clean Energy AG weitaus höher ausfallen sollte als das von Capital Stage. Gegenwärtig betreibt die Chorus Clean Energy AG nach eigener Darstellung ein Portfolio aus Solar- und Windparks mit einer Gesamtleistung von über 250 Megawatt (MW). Doch die 71 Solar- und 6 Windparks von Capital Stage erreichen einer Leistung von rund 480 MW, sie liegt also fast doppelt so hoch.

Natürlich muss man beim Preis für eine Aktie auch beachten, wie es um die Wachstumsaussichten des Unternehmens bestellt ist. Sind sie besonders hoch, rechtfertigt das auch einen hohen Kurs. Die Chorus Clean Energy AG hat bei der Bekanntgabe der Zahlen für 2014 mitgeteilt, dass die Führung „von einem Wachstum im Geschäftsjahr 2015“ ausgehe. Allerdings sind die Aussichten für Capital Stage keinesfalls schlecht. Deren Vorstand stellte für 2015 ein Umsatzwachstum von rund 35 Prozent auf über 105 Millionen Euro ins Aussicht sowie ein um ebenfalls um rund 35 Prozent auf über 73,3 Millionen Euro verbessertes EBITDA.

Chorus Clean Energy AG: ISIN DE000A12UL56 / WKN A12UL5
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