Nachhaltige Aktien, Meldungen

Chorus Clean Energy-AG-Vorstand Holger Götze im Interview: "Da muss ich entschieden widersprechen!"

Über das Übernahmeangebot der Hamburger Capital Stage AG für sein Erneuerbare-Energie-Unternehmen spricht der Chorus Clean Energy-Vorstandsvorsitzende Holger Götze im ECOreporter.de-Interview. Ebenso über die Situation bei einem Chorus-Windpark in Großbritannien (Stichwort: Brexit), über vorhandene oder doch nicht existente Probleme von Solarparks in Italien, über Haltefristen für Aktien der Vorstände und des Aufsichtsrats, die durch das Übernahmeangebot vielleicht nicht mehr gelten. Götze ist Betriebswirt, 1969 geboren. Chorus sitzt in Neubiberg bei München.


ECOreporter.de: Die Chorus Clean Energy AG wurde jetzt in den SDAX aufgenommen  (hier: die Meldung dazu). Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?

Holger Götze:  Wir freuen uns sehr darüber, dass die Aktien der Chorus Clean Energy AG nur zehn Monate nach unserem erfolgreichen Börsengang bereits in den SDAX aufgenommen wurden. Das ist eine Bestätigung unserer Arbeit und macht unsere Aktie sowohl für deutsche als auch internationale Investoren noch interessanter. Dementsprechend rechnen wir mit einer zunehmenden Handelsaktivität und höheren Liquidität des Papiers.


ECOreporter.de: Chorus betreibt Solar- und Windparks überwiegend in Deutschland. Wie bewerten Sie die abermalige EEG-Reform? Wie wird sie sich auf Chorus auswirken?

Götze:  Erneuerbare Energien müssen in Zukunft auch ohne staatliche Förderungen wirtschaftlich rentabel Strom erzeugen können. Ausschreibungsmodelle, wie sie die Bundesregierung bereits für Solarfreiflächenanlagen und zukünftig auch für Onshore-Windkraftanlagen eingeführt hat, sind dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Sie sorgen für einen entsprechenden Druck auf die Produktionskosten und fördern damit indirekt eine höhere technische Effizienz. Davon sind in erster Linie die Entwickler von Wind- und Solarparks betroffen. Insgesamt führt dieser Druck zu einer Professionalisierung der Branche, bei der auch die Größe eines Unternehmens von außerordentlicher Bedeutung ist.

Der geplante Zusammenschluss der Capital Stage AG und der Chorus Clean Energy AG ist gerade auch in dieser Hinsicht sinnvoll. Das neue, "kombinierte" Unternehmen wird über Solar- und Windparks mit einer Gesamtkapazität von mehr als einem Gigawatt verfügen. Das entspricht der Leistung eines Kernkraftwerks und reicht aus, um über eine halbe Million Haushalte mit sauberem Strom zu versorgen. Damit wird das neue Unternehmen einer der größten unabhängigen Betreiber von Solar- und Windparks in Europa, der die Branche aktiv mitgestalten kann.  


ECOreporter.de: Chorus ist insgesamt in sieben Ländern Europas aktiv. Dazu gehört ein Windpark in Großbritannien. Welche Folgen wird der Brexit auf Chorus haben?

Götze:  Der Windpark in Großbritannien war Bestandteil eines Portfolios, das wir am 21. Juli 2016 und damit nach der Brexit-Entscheidung der Briten übernommen haben. Auch in Zukunft sind Investitionen in Großbritannien nicht ausgeschlossen. Dort gibt es sehr gute Bedingungen sowohl für Solar- als auch für Windenergie. Die Einnahmen und Ausgaben der britischen Parks erfolgen dabei währungskongruent in britischen Pfund. Erst bei der cashwirksamen Vereinnahmung der Überschüsse erfolgt eine Umrechnung in Euro. Das Währungsrisiko ist daher überschaubar.

Probleme mit Chorus-Solarparks in Italien? "Widerspruch!"


ECOreporter.de: Chorus verfügt über etliche Solarparks in Italien. Das Land zählt zu den europäischen Krisenstaaten, zudem wurde die Solarförderung dort massiv beschnitten. Welche Risiken bestehen dadurch für Ihre dortigen Projekte?

Götze:  Bei den bestehenden Solarparks in unserem Portfolio sehen wir aktuell keine höheren Risiken als in anderen Ländern. Die Einstrahlungsbedingungen sind in Italien hervorragend, weitere Kürzungen der Vergütungen sind auf Sicht nicht zu befürchten.


ECOreporter.de: Probleme bei Chorus-Solarparks in Italien waren der Anlass dafür gewesen, die verschiedenen Chorus-Fondsgesellschaften in der Neugründung Chorus Clean Energy AG zu bündeln. Wie haben sich die Italien-Projekte seither entwickelt? Inwiefern hat sich diese Maßnahme letztendlich für die Investoren der Chorus-Fondsgesellschaften gelohnt - mussten sie Einbußen hinnehmen?

Götze:  Da muss ich entschieden widersprechen. Unsere italienischen Parks hatten und haben keine Probleme. Die Kürzung der Tarife hat zwar die Profitabilität beeinträchtigt, war aber keineswegs der Grund für die Gründung der Chorus Clean Energy AG. Der Treiber dafür war, alle Investoren von einer breiten Diversifizierung und einem hervorragenden Wachstumspotenzial im Markt profitieren zu lassen.

Bildhinweis: Italienischer Solarpark von Chorus. / Foto: Unternehmen

ECOreporter.de: Chorus betreibt nur eine Minderheit der Ökostromanlagen im Auftrag von Investoren. Warum wollen Sie diesen Geschäftsbereich Asset Management erweitern? Wie sind Sie für einen Ausbau gewappnet?

Götze:  Institutionelle Investoren unterliegen strengen Regularien bei der Auswahl ihrer Assets. Im aktuellen Zinsumfeld suchen sie nach neuen Investitionsmöglichkeiten. Solar- und Windparks erwirtschaften stabile, kalkulierbare Erträge und sind bei entsprechendem Know-how eine vergleichsweise risikoarme, konjunkturunabhängige Investition. Daher schichten viele dieser Anleger ihre Portfolien entsprechend um. In unserem Unternehmensbereich Asset Management bieten wir institutionellen Anlegern unterschiedliche Möglichkeiten, um in Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien zu investieren. Dazu zählen unter anderem unsere Luxemburger Spezialfonds.

Darüber hinaus beraten wir bei fremd- und eigenkapitalbasierten Direktinvestitionen und bauen maßgeschneiderte Portfolios auf, die exakt den Kundenwünschen hinsichtlich der Technologie, Regionen und Renditeerwartung entsprechen. Schließlich übernehmen wir die Betriebsführung der Parks. Damit decken wir die gesamte Wertschöpfungskette von Erneuerbare-Energien-Anlagen ab, von der Suche nach Solar- oder Windparks über die wirtschaftliche und rechtliche Due Diligence, die Betriebsführung bis hin zur Veräußerung der Anlagen.


ECOreporter.de: Vorstand und Aufsichtsrat empfehlen den Aktionären der Chorus Clean Energy AG, das Übernahmeangebot  (hier: die Hintergründe)  von Capital Stage anzunehmen. Diese ist der größte deutsche Solarparkbetreiber. Ist das Kurspotential Ihrer eigenen Aktie nach dem Börsengang in 2015 bereits ausgeschöpft? Ist es nicht recht früh, bereits jetzt zu verkaufen?

Götze:  Wir sehen gerade in dem Zusammenschluss mit Capital Stage ein noch deutlicheres Wertsteigerungspotenzial. Wir sind von den Chancen des Marktes für Erneuerbare Energien weiterhin überzeugt; kaum eine andere Branche in Europa verfügt weiterhin über so viel Potenzial und weist vergleichbare Wachstumsraten aus. Wir wollen die daraus entstehenden Opportunitäten für uns nutzen und die Konsolidierung der Branche aktiv mitgestalten.

Was Vorstand und Aufsichtsrat mit den eigenen Chorus-Aktien vorhaben
ECOreporter.de: Bestehen Haltefristen (Lock-up-Fristen) für die Chorus-Gründer sowie das Management? Inwiefern sind diese im Rahmen des Börsengangs kommunizierten Fristen von dem Übernahmeangebot betroffen oder nicht?

Götze:   Die Haltefristen bestehen zwar, gelten aber nicht für den Fall eines öffentlichen Übernahmeangebots. Sowohl der Vorstand als auch der Aufsichtsratsvorsitzende, Unternehmensgründer und größte Aktionär – Peter Heidecker – haben ihre Aktien nicht verkauft sondern ihren Anteil in Höhe von insgesamt rund 15 Prozent aller CHORUS-Aktien zum Umtausch gegen Aktien von Capital Stage eingereicht. Wir sind alle von der Transaktion überzeugt und beabsichtigen die Capital Stage Aktien langfristig zu halten.


ECOreporter.de: Können Sie erklären, mit wieviel Geld Capital Stage den Anlagenbestand von Chorus Clean Energy AG bewertet hat und wie hoch das übrige Geschäft?

Götze:  Capital Stage hat vor der Abgabe ihres Angebots unser Unternehmen eingehend geprüft. Das Ergebnis dieser Bewertung ist der veröffentlichten Angebotsunterlage zu entnehmen. Eingeflossen sind dabei öffentlich zugängliche Quellen, darunter etwa unsere Geschäftsberichte Analystenstudien und insbesondere auch der erst im vergangenen Oktober erstellte Prospekt für unseren Börsengang . Darüber hinaus wurde, wie bei solchen Transaktionen üblich, eine begrenzte wechselseitige Due Diligence durchgeführt. Ich kann hier nicht für Capital Stage sprechen, bin aber gemeinsam mit den Mitgliedern des Vorstands und des Aufsichtsrats von Chorus der Meinung, dass das Angebot angemessen und auch im Interesse der Chorus Clean Energy AG und ihrer Aktionäre und Mitarbeiter ist. Darüber hinaus wurde die Angemessenheit von der beauftragten Investmentbank Lazard & Co. geprüft und hierüber eine sogenannte Fairness Opinion abgegeben.

Bildhinweis: Windpark von Chorus. / Foto: Unternehmen


ECOreporter.de: Wie würde sich die Übernahme der Chorus Clean Energy AG durch Capital Stage konkret auf Ihre Geschäfte auswirken? Welche Folgen hätte es, wenn nicht genügend Aktionäre der Übernahme zustimmen würden und Chorus weiter eigenständig bliebe?

Götze:  Das neu entstehende, "kombinierte" Unternehmen verfügt über ein ausgewogenes Portfolio aus Wind- und Solarparks mit einer Gesamtkapazität von mehr als einem Gigawatt. Diese bedeutende Stellung im Markt sowie die optimale Nutzung von Synergieeffekten schaffen die Voraussetzungen für weiteres Wachstum, zusätzliche - auch größere - Akquisitionen und die Erschließung neuer Märkte. Wir sind, gerade auch nach vielen mit Investoren geführten Gesprächen, sehr zuversichtlich, dass sich die erforderliche Mehrheit der Chorus-Aktionäre für den die Annahme des Tauschangebots entscheidet.

Sollten wir wider Erwarten nicht die erforderliche Zustimmung der Anteilseigner in Höhe von 50 Prozent + 1 Aktie erhalten, wird die Chorus Clean Energy AG eigenständig bleiben und ihren eingeschlagenen Weg allein fortsetzen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass der durch die Ankündigung des Übernahmeangebotes ausgelöste Kursanstieg dann wieder korrigiert wird.

ECOreporter.de: Herr Götze, wir danken Ihnen für die Antworten.

Chorus Clean Energy AG: ISIN DE000A12UL56 / WKN A12UL5
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