Einfach E-Mail-Adresse eintragen und auf "Abschicken" klicken - willkommen!
„Deutschland fehlt ein akzeptabler Masterplan für die Energiewende“ – Günter Weinberger, Solar-Fabrik AG
Die Solar-Fabrik AG zählt neben SolarWorld zu den letzten verbliebenen börsennotierten Solartechnikherstellern Deutschlands. Das Unternehmen aus Freiburg konnte sich der schwierigen Marktlage in Europa nicht entziehen und schrieb 2013 rote Zahlen. Im ECOreporter.de-Interview erklärt der Vorstandsvorsitzende Günter Weinberger, wie er die Solar-Fabrik in die Gewinnzone zurückführen will. Außerdem bezieht er Stellung zur Konkurrenzsituation auf dem Photovoltaikweltmarkt, zur Energiewende in Deutschland und zu der Debatte um die anstehende EEG-Reform.
ECOreporter.de: Marktbeobachter sehen die Photovoltaik weiter als Wachstumsmarkt, allerdings vor allem jenseits von Europa. Inwiefern sind Sie aktuell außerhalb Deutschlands und Europas aktiv? Und welche geschäftlichen Perspektiven hat die Solar-Fabrik AG in 2014 und darüber hinaus?
Günter Weinberger: Den Wachstumsmarkt sehen wir definitiv, und natürlich beobachten wir neben unserem europäischen Heimatmarkt auch die außereuropäischen Märkte. Hier versuchen wir die spezifischen regionalen Märkte jeweils mit einer adäquaten Strategie anzugehen.
Bei alledem darf man nicht vergessen, dass unser europäischer Heimatmarkt vollkommen ausreicht uns zurück in die schwarzen Zahlen zu bringen. 2013 waren neben Deutschland Italien und die Schweiz unsere wichtigsten europäischen Märkte. Hier sind wir gut positioniert und sind gerade dabei, unseren Marktanteil auszubauen, natürlich auch als Resultat der bisherigen Konsolidierung. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug in 2013 rund 62 Prozent. Für das laufende Jahr soll eine Exportquote von mindestens 60 Prozent erreicht werden.
ECOreporter.de: Welche außereuropäischen Märkte erscheinen aktuell aussichtsreich und mit welcher Strategie könnte die Solar-Fabrik dort Fuß fassen?
Weinberger: Beispiele für interessante Märkte sind die Türkei, Japan und die USA. Es geht für uns vor allem darum, außereuropäische Wachstumsmärkte möglichst effizient für uns zu erschließen. In diesem Zusammenhang werden dann Fragestellungen nach potentiellen Partnern und Geschäftsmodellen regional- und marktspezifisch beantwortet. Hier spielt unsere EPC-Tochter SolSystems Energy GmbH eine Rolle genauso wie international aufgestellte Handelspartner.
ECOreporter.de: Die Solar-Fabrik AG ist auch in Frankreich aktiv. Mit der jüngsten Regierungsumbildung hat sich auch die energiepolitische Marschrichtung verändert. Wie ändern sich die Rahmenbedingungen für Photovoltaik und wie wirkt sich das auf das Frankreich-Geschäft der Solar-Fabrik AG aus?
Weinberger: Frankreich ist bekannt dafür, dass dort Regierung und öffentliche Verwaltung Hand in Hand agieren, um mit Hilfe solcher Strategien auch den nationalen Arbeitsmarkt zu fördern. Insofern sind wir als rein deutsche Firma zunächst vorsichtig mit unserer Erwartung, aber wir beobachten natürlich auch diesen Markt.
ECOreporter.de: Können westliche Hersteller wie die Solar-Fabrik heute und in Zukunft am Weltmarkt überhaupt noch mit den billigeren Mitbewerbern aus Asien konkurrieren?
Weinberger: Die Frage ist doch zunächst, ob die vermeintlich billigeren Konkurrenten
aus Asien ein nachhaltiges Geschäft gestalten können? Für 2012 konnte man dieses definitiv verneinen, und auch aus 2013 sind allenfalls erste Quartalsergebnisse mit einer schwarzen Null erkennbar. Und dies trotz der bekannten Kostenvorteile bei Arbeitskosten, Energie und Rohstoffen - zum Beispiel bei Aluminium und Glas, was wiederum aus Kosten für Arbeit und Energie resultiert.
Für uns bestätigt dieses Bild unsere Strategie des Premium-Produkts, das qualitativ hochwertiger ist als ein chinesisches und aus dessen Mehrpreis wir unsere Mehrkosten finanzieren können. Letztere müssen sich allerdings in engen Grenzen bewegen, was uns bisher gut gelungen ist.
Bildnachweis: Günter Weinberger ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Solar-Fabrik AG. Schon seit 2002 führt der Diplom Ingenieur der Elektrotechnik das US-Unternehmen Sandbridge Technologies Inc. als Präsident und Chief Executive Officer (CEO). / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Die EU versucht unter anderem mit Einfuhrbeschränkungen für Solartechnik aus asiatischer Produktion die Marktlage für westliche Hersteller zu verbessern. Ist die EU-Politik zu lasch, sind Einfuhrbeschränkungen und Zölle generell kontraproduktiv, oder sind sie wirkungslos, weil die Unternehmen die Regeln leicht umgehen können?
Weinberger: Aus unserer Sicht wirken die Einfuhrbeschränkungen und werden nicht umgangen. Sie sind aber kein Ersatz für eine zielgerichtete Industriepolitik, die auf europäischer Ebene definitiv nicht stattfindet.
ECOreporter.de: Die Hersteller unter den Solaraktienunternehmen, die seit 2013 zu den großen Gewinnern zählen, setzen verstärkt darauf, Photovoltaikprojekte selbst zu entwickeln. Wäre das auch eine Option um die Solar-Fabrik AG breiter aufzustellen?
Weinberger: Projektentwicklung gehört zum EPC-Geschäft [EPC steht für die englische Begriffskombination Engineering, Procurement and Construction, zu Deutsch Planung, Beschaffung und Aufbau. EPC-Unternehmer erstellen „schlüsselfertige“ Solaranlagen. – Anm. der Redaktion] und wir tun das mit unserer Tochtergesellschaft SolSystems Energy GmbH. Hier leiden wir allerdings genauso unter den politischen Randbedingungen wie die großen EPC Mitbewerber und sind gerade dabei, neue Auslandsmärkte zu erschließen.
ECOreporter.de: Einige Unternehmen aus der Solarbranche setzen verstärkt darauf, Solaranlagen selbst zu betreiben. Ist das ein Weg, der für die Solar-Fabrik AG denkbar wäre?
Weinberger: Meines Erachtens stößt dieses Geschäftsmodell früher oder später an die natürliche Grenze der Finanzierung. In unserer kapitalintensiven Industrie erfüllen die Banken mit dem Finanzierungsgeschäft die wichtige Funktion des ‚risk management‘, was durch die Total-Integration weitgehend ausgeschlossen wird.
ECOreporter.de: Das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) steht unmittelbar vor einer neuerlichen Reform. Wie bewerten Sie den aktuellen Gesetzentwurf und die laufende Debatte?
Weinberger: Der derzeitige Diskussionsstand zeigt vor allem dass auch drei Jahre nach Verkünden der Energiewende kein Masterplan für die die zukünftige Energieversorgung vorliegt, der insgesamt akzeptabel ist.
Bildhinweis: Außenansicht der Solar-Fabrik AG in Freiburg. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Wo im EEG-Entwurf sehen Sie besonderen Nachbesserungsbedarf und worauf stellen Sie sich ein?
Weinberger: Es geht weiter mit dem Durchwursteln, sprich dem permanenten politischen Interessensausgleich, und was bei dieser Feilscherei herauskommt, ist im Detail schwer abzuschätzen. Für Deutschland ist wichtig, dass eigenverbrauchter Solarstrom, der für unter 12 Cent pro Kilowattstunde (kWh) erzeugt werden kann, nicht mit der EEG-Umlage belastet wird, was ja auch konzeptionell willkürlich ist. Die derzeit diskutierte Bagatellgrenze ist ein Witz.
Interessanterweise haben bereits viele andere Länder gute Lösungen für den Eigenverbrauch gefunden, die man aber in Deutschland beharrlich leugnet. Nachdem das EEG jetzt über 10 Jahre Vorbild für andere war, könnte man darüber nachdenken, geeignete EEG-Adaptionen aus dem Ausland zu re-importieren. Aber dagegen steht offensichtlich die Lobby der konventionellen Energieversorger.
Vor diesem Hintergrund sind wir auf alles vorbereitet. Für die Solar-Fabrik ist vor allem wichtig, dass wir in Europa gut positioniert sind.
ECOreporter.de: Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Weinberger.
ECOreporter.de: Marktbeobachter sehen die Photovoltaik weiter als Wachstumsmarkt, allerdings vor allem jenseits von Europa. Inwiefern sind Sie aktuell außerhalb Deutschlands und Europas aktiv? Und welche geschäftlichen Perspektiven hat die Solar-Fabrik AG in 2014 und darüber hinaus?
Günter Weinberger: Den Wachstumsmarkt sehen wir definitiv, und natürlich beobachten wir neben unserem europäischen Heimatmarkt auch die außereuropäischen Märkte. Hier versuchen wir die spezifischen regionalen Märkte jeweils mit einer adäquaten Strategie anzugehen.
Bei alledem darf man nicht vergessen, dass unser europäischer Heimatmarkt vollkommen ausreicht uns zurück in die schwarzen Zahlen zu bringen. 2013 waren neben Deutschland Italien und die Schweiz unsere wichtigsten europäischen Märkte. Hier sind wir gut positioniert und sind gerade dabei, unseren Marktanteil auszubauen, natürlich auch als Resultat der bisherigen Konsolidierung. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug in 2013 rund 62 Prozent. Für das laufende Jahr soll eine Exportquote von mindestens 60 Prozent erreicht werden.
ECOreporter.de: Welche außereuropäischen Märkte erscheinen aktuell aussichtsreich und mit welcher Strategie könnte die Solar-Fabrik dort Fuß fassen?
Weinberger: Beispiele für interessante Märkte sind die Türkei, Japan und die USA. Es geht für uns vor allem darum, außereuropäische Wachstumsmärkte möglichst effizient für uns zu erschließen. In diesem Zusammenhang werden dann Fragestellungen nach potentiellen Partnern und Geschäftsmodellen regional- und marktspezifisch beantwortet. Hier spielt unsere EPC-Tochter SolSystems Energy GmbH eine Rolle genauso wie international aufgestellte Handelspartner.
ECOreporter.de: Die Solar-Fabrik AG ist auch in Frankreich aktiv. Mit der jüngsten Regierungsumbildung hat sich auch die energiepolitische Marschrichtung verändert. Wie ändern sich die Rahmenbedingungen für Photovoltaik und wie wirkt sich das auf das Frankreich-Geschäft der Solar-Fabrik AG aus?
Weinberger: Frankreich ist bekannt dafür, dass dort Regierung und öffentliche Verwaltung Hand in Hand agieren, um mit Hilfe solcher Strategien auch den nationalen Arbeitsmarkt zu fördern. Insofern sind wir als rein deutsche Firma zunächst vorsichtig mit unserer Erwartung, aber wir beobachten natürlich auch diesen Markt.
ECOreporter.de: Können westliche Hersteller wie die Solar-Fabrik heute und in Zukunft am Weltmarkt überhaupt noch mit den billigeren Mitbewerbern aus Asien konkurrieren?
Weinberger: Die Frage ist doch zunächst, ob die vermeintlich billigeren Konkurrenten

Für uns bestätigt dieses Bild unsere Strategie des Premium-Produkts, das qualitativ hochwertiger ist als ein chinesisches und aus dessen Mehrpreis wir unsere Mehrkosten finanzieren können. Letztere müssen sich allerdings in engen Grenzen bewegen, was uns bisher gut gelungen ist.
Bildnachweis: Günter Weinberger ist seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Solar-Fabrik AG. Schon seit 2002 führt der Diplom Ingenieur der Elektrotechnik das US-Unternehmen Sandbridge Technologies Inc. als Präsident und Chief Executive Officer (CEO). / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Die EU versucht unter anderem mit Einfuhrbeschränkungen für Solartechnik aus asiatischer Produktion die Marktlage für westliche Hersteller zu verbessern. Ist die EU-Politik zu lasch, sind Einfuhrbeschränkungen und Zölle generell kontraproduktiv, oder sind sie wirkungslos, weil die Unternehmen die Regeln leicht umgehen können?
Weinberger: Aus unserer Sicht wirken die Einfuhrbeschränkungen und werden nicht umgangen. Sie sind aber kein Ersatz für eine zielgerichtete Industriepolitik, die auf europäischer Ebene definitiv nicht stattfindet.
ECOreporter.de: Die Hersteller unter den Solaraktienunternehmen, die seit 2013 zu den großen Gewinnern zählen, setzen verstärkt darauf, Photovoltaikprojekte selbst zu entwickeln. Wäre das auch eine Option um die Solar-Fabrik AG breiter aufzustellen?
Weinberger: Projektentwicklung gehört zum EPC-Geschäft [EPC steht für die englische Begriffskombination Engineering, Procurement and Construction, zu Deutsch Planung, Beschaffung und Aufbau. EPC-Unternehmer erstellen „schlüsselfertige“ Solaranlagen. – Anm. der Redaktion] und wir tun das mit unserer Tochtergesellschaft SolSystems Energy GmbH. Hier leiden wir allerdings genauso unter den politischen Randbedingungen wie die großen EPC Mitbewerber und sind gerade dabei, neue Auslandsmärkte zu erschließen.
ECOreporter.de: Einige Unternehmen aus der Solarbranche setzen verstärkt darauf, Solaranlagen selbst zu betreiben. Ist das ein Weg, der für die Solar-Fabrik AG denkbar wäre?
Weinberger: Meines Erachtens stößt dieses Geschäftsmodell früher oder später an die natürliche Grenze der Finanzierung. In unserer kapitalintensiven Industrie erfüllen die Banken mit dem Finanzierungsgeschäft die wichtige Funktion des ‚risk management‘, was durch die Total-Integration weitgehend ausgeschlossen wird.

Weinberger: Der derzeitige Diskussionsstand zeigt vor allem dass auch drei Jahre nach Verkünden der Energiewende kein Masterplan für die die zukünftige Energieversorgung vorliegt, der insgesamt akzeptabel ist.
Bildhinweis: Außenansicht der Solar-Fabrik AG in Freiburg. / Quelle: Unternehmen
ECOreporter.de: Wo im EEG-Entwurf sehen Sie besonderen Nachbesserungsbedarf und worauf stellen Sie sich ein?
Weinberger: Es geht weiter mit dem Durchwursteln, sprich dem permanenten politischen Interessensausgleich, und was bei dieser Feilscherei herauskommt, ist im Detail schwer abzuschätzen. Für Deutschland ist wichtig, dass eigenverbrauchter Solarstrom, der für unter 12 Cent pro Kilowattstunde (kWh) erzeugt werden kann, nicht mit der EEG-Umlage belastet wird, was ja auch konzeptionell willkürlich ist. Die derzeit diskutierte Bagatellgrenze ist ein Witz.
Interessanterweise haben bereits viele andere Länder gute Lösungen für den Eigenverbrauch gefunden, die man aber in Deutschland beharrlich leugnet. Nachdem das EEG jetzt über 10 Jahre Vorbild für andere war, könnte man darüber nachdenken, geeignete EEG-Adaptionen aus dem Ausland zu re-importieren. Aber dagegen steht offensichtlich die Lobby der konventionellen Energieversorger.
Vor diesem Hintergrund sind wir auf alles vorbereitet. Für die Solar-Fabrik ist vor allem wichtig, dass wir in Europa gut positioniert sind.
ECOreporter.de: Wir danken Ihnen für das Gespräch, Herr Weinberger.