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Nachhaltige Aktien, Erneuerbare Energie, Meldungen
„Die reduzierten deutschen Solartarife lassen sich nicht durch Kostensenkungen kompensieren“ – Jens Neureuther, Vorstand von Carpevigo Holding AG im Interview
ECOreporter: Herr Neureuther, am 27. Februar feierte die Carpevigo-Aktie ihren Börsendebüt (wir

Jens Neureuther: Die Erstnotiz steht bei 5,50 Euro. Aktuell steht der Kurs bei 5 Euro. Dies ist angesichts des Branchenumfelds o.k.
ECOreporter: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation und die Perspektiven der Solarbranche in Deutschland angesichts der angekündigten Einschnitte bei der Solarstromvergütung ein (per

Neureuther: Dazu drängt sich die Frage auf, was "die Solarbranche" in Deutschland ist. Die verschiedenen Förderinstrumente führen häufig zu zyklischen Marktentwicklungen.
Das EEG war von Beginn an als Anschubfinanzierung gedacht. Erfolgsfaktoren sind in Zukunft der Zugang zu Kapital - direkt auf dem Kapitalmarkt - und die Fähigkeit, Großprojekte insbesondere im Ausland zu projektieren und schlüsselfertig zu realisieren.
Unternehmen, die über diese Erfolgsfaktoren verfügen, werden wachsen, aber nicht unbedingt in Deutschland.
In der Produktion haben Unternehmen aus Fernost Vorteile durch eine Finanzierung über Staatsbanken, Skaleneffekte, etc. pp., die in Deutschland vielfach nicht zu kompensieren sind. Diese Erfahrungen wurden bereits in anderen Branchen gemacht.
Warum sollte dies in der Solarbranche anders sein? Die reduzierten Einspeisevergütungen lassen sich auf kurze bis mittlere Sicht im Inlandsgeschäft nicht durch Kostensenkungen kompensieren. In Deutschland sind die Segmente Forschung, Anlagenbau, Qualitätssicherung sowie Projektierung und Betrieb gut positioniert.
ECOreporter: Wie viele Aktien wurden bereits verkauft?
Neureuther: Das Handelsvolumen ist mit rund 11000 Stück vergleichsweise gering. Allerdings wurde im Vorfeld des Listings auch keinerlei "Werbung" für die Aktie betrieben. Die Carpevigo Holding AG hat eine stabile Aktionärsstruktur mit einer überschaubaren Anzahl langfristig orientierter Aktionäre. Auch die Aktionäre der Solea AG, die mit der Carpevigo AG unter dem Dach der Carpevigo Holding fusioniert, bleiben engagiert. Ein Motiv für den Börsengang ist auch, den bestehenden Aktionären eine Handelsplattform zu geben.
ECOreporter: Angesichts der drastischen Einschnitte bei den EEG-Vergütungen: wie bewerten Sie im Nachhinein den Zeitpunkt des Börsenganges?
Neureuther: Der Zeitpunkt des Börsenlistings stellt sicher eine Herausforderung dar. Insbesondere auch, da Unternehmen mit grundverschiedenen Geschäftsmodellen in den Medien in einer Kategorie "Solarunternehmen" vereinnahmt werden.
Die Einschnitte in der EEG-Vergütung kommen so überraschend nicht. Unerfreulich sind die kurzen Übergangsfristen und neuerdings eingeschränkte Planungssicherheit. Die Carpevigo-Gruppe macht mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes in Märkten außerhalb Deutschlands und ist dadurch von der Entwicklung in Deutschland ein Stück weit unabhängig.
ECOreporter: Wo soll das aus dem Verkauf der Anteile eingenommene Geld investiert werden?
Neureuther:Das Börsenlisting ist nicht vorrangig ein Finanzierungsinstrument. Aktionäre, die das Unternehmen teilweise seit der Gründung begleiten haben, sollen die Möglichkeit eines Exits über die Börse haben.
Der Finanzierung dienen aktuell zwei Wandelanleihen mit einem Emissionsvolumen von jeweils bis zu 15 Millionen Euro und einer Verzinsung von 7 Prozent (DE000A1MA466) beziehungsweise 4,5 Prozent (DE000A1MA458). Die Platzierung erfolgt im Rahmen eines Privat Placements.
ECOreporter: Welche Dividende wird momentan bei der Carpevigo-Aktie angepeilt?
Neureuther: Die Carpevigo AG hat im Geschäftsjahr 2010 ein Ergebnis je Aktie von 6,73 Euro erzielt. Die EBIT-Marge betrug 6,81 Prozent. Das Ergebnis wurde den Rücklagen zugeführt. Geplant ist gegen Ende März die vorläufigen Zahlen für 2011 zu kommunizieren.
ECOreporter: Herr Neureuther, vielen Dank für das Gespräch!
Carpevigo Holding AG: ISIN DE000A1MBGZ3 / WKN A1MBGZ