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Drohender Einbruch im Windmarkt: Wie reagiert die Branche?
Dem deutschen Windmarkt droht ab 2020 ein Einbruch: Hunderte Anlagen stehen vor der Abschaltung, wenn sie aus der Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fallen. Ist das Repowering von Altanlagen der Ausweg? Und wie reagieren Windparkbetreiber und Projektentwickler auf die Situation?
Ist der Weiterbetrieb alter Windkraftanlagen nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung Ende 2020 noch wirtschaftlich: Um diese Frage geht es in der aktuellen Diskussion um die "Energiewende-Delle". Branchenexperten befürchten einen Rückbau vieler Windräder, und dass eine entsprechende Menge Grünstrom "verloren" geht (lesen Sie dazu den ersten Teil unserer Serie). Verstärkt werden könnte dieser Verlust durch den engen Ausbaukorridor für Neuanlagen: Dieser sieht nach heutiger Rechtslage ab 2020 eine jährliche Ausschreibungsmenge von 2.900 Megawatt (MW) vor – völlig unabhängig vom Rückbau.
"Wir sehen in der Tat durchaus Herausforderungen auf uns zu kommen, denn bei derzeitiger Lage ist ein Weiterbetrieb der Windenergieanlagen über 20 Jahre hinaus kaum wirtschaftlich darstellbar", sagt Christian Schnibbe von der Bremer wpd AG gegenüber ECOreporter.de. wpd betreibt und entwickelt Windparks in 18 Ländern und ist einer der deutschen Windenergie-Pioniere. "Auf der anderen Seite sind die Projekte auf 20 Jahre kalkuliert, ein Rückbau ist entsprechend auch in der Planung vorgesehen", so Schnibbe.
Repowering wird durch Standort-Vorgaben erschwert
Eine Alternative zum Rückbau alter Anlagen sei das Repowering. Generell sei in einem jeweiligen Standort-Landkreis auch ein Repowering an einer anderen Stelle möglich. "Das ist immer dann von Bedeutung, wenn eine alte Vorrangfläche, zum Beispiel aus Abstandsgründen, wegfallen wird", erklärt Schnibbe. "Die raumplanerische Umsetzung hängt hier jedoch leider hinterher und ist langfristig angelegt. Das bedeutet, es wird ab 2020/21 gegebenenfalls mehr abgebaut als hinzugebaut wird, mit regional unterschiedlichen Verteilungen."
Das bestätigt der Bundesverband Wind Energie (BWE) und warnt, dass viele Altstandorte für die künftige Nutzung oder das Repowering nicht mehr zur Verfügung stünden: "Dies ist besonders problematisch, weil so nicht nur den Pionieren der Energiewende, auf Seiten der Akteure aber auch der betroffenen Gemeinden die Möglichkeit genommen wird, weiter an der Ausgestaltung einer dekarbonisierten nachhaltigen Energiewirtschaft mitzuarbeiten", sagt BWE-Sprecher Wolfram Axthelm. Gleichzeitig wird so auf akzeptierte Flächen verzichtet, die angesichts wachsender Bedarfe an erneuerbar erzeugter Energie durch die Sektorenkopplung dringend erforderlich wären.
Betreiber wpd will sich daher auf Repowering-Projekte fokussieren, die umsetzbar erscheinen. "Die Projekte müssen sich hierbei genau wie andere neu geplante Projekte dem Wettbewerb stellen", so Schnibbe. wpd arbeite für 2021/22 bei etwa zwei Dritteln aller in Frage kommenden 30 Windparks am Repowering. "Wenn wir nachher 12 Projekte mit einem Repowering realisieren, wäre das ein gutes Ergebnis. Im Querschnitt verdoppeln wir die Nennleistung, jedoch bei weniger Windenergieanlagen. Wir werden also 2020/21 mehr vom Netz nehmen, als wir durch Repowering hinzugewinnen werden."
Unverbindlichen Zahlen der Deutschen WindGuard zufolge wurden 2015 an Land etwa 253 Windräder mit 195 MW abgebaut. 172 Anlagen wurden repowered, diese hatten eine Gesamtleistung von 484 MW. Ein Jahr zuvor wurden sogar 413 Windräder mit insgesamt rund 1.148 MW repowered, dem gegenüber standen 544 abgebaute Anlagen. "Ohne den finanziellen Anreiz eines Vergütungs-Bonus für Repoweringprojekte, werden alte Windenergieanlagen abgebaut, wenn sie wirtschaftlich nicht mehr rentabel betrieben werden können, die Technologie einen Weiterbetrieb nicht zulässt oder großer Druck im Hinblick auf die Flächenverfügbarkeit besteht", stellte die Deutsche WindGuard in ihrem Statusbericht 2015 fest. Der Repowering-Bonus von 0,5 Cent pro Kilowattstunde entfiel mit der EEG-Novelle Ende 2014.
Neues EEG beschränkt den Zubau – Chancen für Repowering sinken
Die Entscheidung über den Weiterbetrieb treffen die Windmüller nicht erst im Dezember 2020. "Wir sehen ein großes Potential für Projektentwickler durch ein mögliches Repowering der alten Anlagen", sagte Rainer Heinsohn, Sprecher der PNE Wind AG, die Windparks projektiert und auch einige betreibt. PNE Wind sei im Gespräch mit "etlichen Betreibern" und habe schon mehrere Windparks in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein repowered. "Wir betreiben auch eigene Windparks, die sind aber nicht so alt, dass sie 2021 aus der Vergütung fallen", erklärte Heinsohn gegenüber ECOreporter. Somit sei man nicht direkt betroffen von der auslaufenden Förderung.
Durch ein Repowering könnten alte Windkraftanlagen ihre Energieerzeugung vervielfachen: "Wir haben beispielsweise in einem Windpark in Niedersachsen Anlagen repowered und die Leistung von 18 auf 33 Megawatt gesteigert", so Heinsohn.
Allerdings sei das stark gedeckelte Ausschreibungsvolumen im neuen EGG 2017 problematisch für das Repowering: "Dadurch wird die Energiewende abgebremst", kritisierte der PNE-Sprecher, und fordert: "Es sollten auf keinen Fall mehr Anlagen abgeschaltet werden, als neue errichtet werden." Der Ausbaukorridor für Neuanlagen sieht nach heutiger Rechtslage ab 2020 eine jährliche Ausschreibungsmenge von 2.900 MW vor – völlig unabhängig vom Rückbau. "Es fehlen Anreize für Repowering – der Preis bestimmt im Ausschüttungssystem alles", sagt auch Christian Schnibbe von wpd.
Im nächsten Teil unserer Serie gehen wir der Frage nach, was der Einbruch am Windmarkt für Anleger von Windfonds und die Windkraftanlagen-Hersteller bedeutet.
Ist der Weiterbetrieb alter Windkraftanlagen nach dem Auslaufen der EEG-Vergütung Ende 2020 noch wirtschaftlich: Um diese Frage geht es in der aktuellen Diskussion um die "Energiewende-Delle". Branchenexperten befürchten einen Rückbau vieler Windräder, und dass eine entsprechende Menge Grünstrom "verloren" geht (lesen Sie dazu den ersten Teil unserer Serie). Verstärkt werden könnte dieser Verlust durch den engen Ausbaukorridor für Neuanlagen: Dieser sieht nach heutiger Rechtslage ab 2020 eine jährliche Ausschreibungsmenge von 2.900 Megawatt (MW) vor – völlig unabhängig vom Rückbau.
"Wir sehen in der Tat durchaus Herausforderungen auf uns zu kommen, denn bei derzeitiger Lage ist ein Weiterbetrieb der Windenergieanlagen über 20 Jahre hinaus kaum wirtschaftlich darstellbar", sagt Christian Schnibbe von der Bremer wpd AG gegenüber ECOreporter.de. wpd betreibt und entwickelt Windparks in 18 Ländern und ist einer der deutschen Windenergie-Pioniere. "Auf der anderen Seite sind die Projekte auf 20 Jahre kalkuliert, ein Rückbau ist entsprechend auch in der Planung vorgesehen", so Schnibbe.
Repowering wird durch Standort-Vorgaben erschwert
Eine Alternative zum Rückbau alter Anlagen sei das Repowering. Generell sei in einem jeweiligen Standort-Landkreis auch ein Repowering an einer anderen Stelle möglich. "Das ist immer dann von Bedeutung, wenn eine alte Vorrangfläche, zum Beispiel aus Abstandsgründen, wegfallen wird", erklärt Schnibbe. "Die raumplanerische Umsetzung hängt hier jedoch leider hinterher und ist langfristig angelegt. Das bedeutet, es wird ab 2020/21 gegebenenfalls mehr abgebaut als hinzugebaut wird, mit regional unterschiedlichen Verteilungen."
Das bestätigt der Bundesverband Wind Energie (BWE) und warnt, dass viele Altstandorte für die künftige Nutzung oder das Repowering nicht mehr zur Verfügung stünden: "Dies ist besonders problematisch, weil so nicht nur den Pionieren der Energiewende, auf Seiten der Akteure aber auch der betroffenen Gemeinden die Möglichkeit genommen wird, weiter an der Ausgestaltung einer dekarbonisierten nachhaltigen Energiewirtschaft mitzuarbeiten", sagt BWE-Sprecher Wolfram Axthelm. Gleichzeitig wird so auf akzeptierte Flächen verzichtet, die angesichts wachsender Bedarfe an erneuerbar erzeugter Energie durch die Sektorenkopplung dringend erforderlich wären.
Betreiber wpd will sich daher auf Repowering-Projekte fokussieren, die umsetzbar erscheinen. "Die Projekte müssen sich hierbei genau wie andere neu geplante Projekte dem Wettbewerb stellen", so Schnibbe. wpd arbeite für 2021/22 bei etwa zwei Dritteln aller in Frage kommenden 30 Windparks am Repowering. "Wenn wir nachher 12 Projekte mit einem Repowering realisieren, wäre das ein gutes Ergebnis. Im Querschnitt verdoppeln wir die Nennleistung, jedoch bei weniger Windenergieanlagen. Wir werden also 2020/21 mehr vom Netz nehmen, als wir durch Repowering hinzugewinnen werden."
Unverbindlichen Zahlen der Deutschen WindGuard zufolge wurden 2015 an Land etwa 253 Windräder mit 195 MW abgebaut. 172 Anlagen wurden repowered, diese hatten eine Gesamtleistung von 484 MW. Ein Jahr zuvor wurden sogar 413 Windräder mit insgesamt rund 1.148 MW repowered, dem gegenüber standen 544 abgebaute Anlagen. "Ohne den finanziellen Anreiz eines Vergütungs-Bonus für Repoweringprojekte, werden alte Windenergieanlagen abgebaut, wenn sie wirtschaftlich nicht mehr rentabel betrieben werden können, die Technologie einen Weiterbetrieb nicht zulässt oder großer Druck im Hinblick auf die Flächenverfügbarkeit besteht", stellte die Deutsche WindGuard in ihrem Statusbericht 2015 fest. Der Repowering-Bonus von 0,5 Cent pro Kilowattstunde entfiel mit der EEG-Novelle Ende 2014.
Neues EEG beschränkt den Zubau – Chancen für Repowering sinken
Die Entscheidung über den Weiterbetrieb treffen die Windmüller nicht erst im Dezember 2020. "Wir sehen ein großes Potential für Projektentwickler durch ein mögliches Repowering der alten Anlagen", sagte Rainer Heinsohn, Sprecher der PNE Wind AG, die Windparks projektiert und auch einige betreibt. PNE Wind sei im Gespräch mit "etlichen Betreibern" und habe schon mehrere Windparks in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein repowered. "Wir betreiben auch eigene Windparks, die sind aber nicht so alt, dass sie 2021 aus der Vergütung fallen", erklärte Heinsohn gegenüber ECOreporter. Somit sei man nicht direkt betroffen von der auslaufenden Förderung.
Durch ein Repowering könnten alte Windkraftanlagen ihre Energieerzeugung vervielfachen: "Wir haben beispielsweise in einem Windpark in Niedersachsen Anlagen repowered und die Leistung von 18 auf 33 Megawatt gesteigert", so Heinsohn.
Allerdings sei das stark gedeckelte Ausschreibungsvolumen im neuen EGG 2017 problematisch für das Repowering: "Dadurch wird die Energiewende abgebremst", kritisierte der PNE-Sprecher, und fordert: "Es sollten auf keinen Fall mehr Anlagen abgeschaltet werden, als neue errichtet werden." Der Ausbaukorridor für Neuanlagen sieht nach heutiger Rechtslage ab 2020 eine jährliche Ausschreibungsmenge von 2.900 MW vor – völlig unabhängig vom Rückbau. "Es fehlen Anreize für Repowering – der Preis bestimmt im Ausschüttungssystem alles", sagt auch Christian Schnibbe von wpd.
Im nächsten Teil unserer Serie gehen wir der Frage nach, was der Einbruch am Windmarkt für Anleger von Windfonds und die Windkraftanlagen-Hersteller bedeutet.