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Anleihen / AIF, ECOanlagecheck, Genussrechte/Anleihen
ECOanlagecheck: Genussrechte der solarcomplex AG – Update
Die solarcomplex AG aus Singen betreibt zahlreiche Erneuerbare-Energien-Anlagen, mehrere Nahwärmenetze im Bodenseeraum und inzwischen auch im Schwarzwald. Sie wandelt Dörfer zu „Bioenergiedörfern“ um, die sich mit Erneuerbarer Energie versorgen. Das Unternehmen plant weitere Projekte in den Bereichen Windkraft, Wärmenetze und Solarenergie zu realisieren, die es teilweise mit dem Genussrechtskapital finanzieren will. Anleger können ab 1.000 Euro Genussrechte zeichnen. Der ECOanlagecheck analysiert das Angebot.
Die Genussrechte werden mit vier Prozent pro Jahr verzinst. Zu kündigen sind die Genussrechte erstmals zum Ende des sechsten vollen Kalenderjahres nach Einzahlung des Genussrechtskapitals zum Jahresende.
Ohne Kündigung verlängert sich die Laufzeit jeweils um drei Jahre. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Das ursprünglich geplante Genussrechtskapital von drei Millionen Euro war bereits im Oktober 2013 gezeichnet, daher hat solarcomplex es mit einem Prospektnachtrag vom 8. Oktober 2013 auf acht Millionen Euro erhöht. Laut Prospekt werden keinerlei Vermittlungsprovision oder anderweitige Provisionen gezahlt.
ECOreporter.de hatte die Genussrechte der solarcomplex AG bereits im November 2013 analysiert. Das vorliegende Update berücksichtigt die aktuellen Entwicklungen und die Geschäftszahlen aus 2013.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Genussrechte ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat rund 40 Mitarbeiter. 20 Bürger haben das Unternehmen 2000 zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen nach Angaben des Unternehmens rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,173 Millionen Euro. Nach Angaben der Anbieterin sollen voraussichtlich ab September 2014, sobald die Billigung des Prospektes durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorliegt, 2,635 Millionen neue Aktien (Nennbetrag 1 Euro) zu je 2,50 Euro angeboten werden. Die Mindestbeteiligung für Neuaktionäre soll den Angaben nach 2.000 Aktien betragen, das entspricht 5.000 Euro.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis 2030. Solarcomplex versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung und den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen. Mit dem Genussrechtskapital und dem neuen Aktienkapital sollen neue Projekte geplant, errichtet und finanziert werden.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2013 auf rund 49 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 bei rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent, 2012 bei rund 27,7 Prozent und 2013 bei rund 27,1 Prozent bzw. rund 35,4 Prozent unter Berücksichtigung der Sonderposten.
Die Verbindlichkeiten von rund 30,9 Millionen Euro (2013) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 22,0 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten zusammen. Die Emittentin hat zwischen 2004 und 2011 drei Genussrechte mit einem gezeichneten Volumen von insgesamt 3,5 Millionen Euro herausgegeben. Diese Genussrechte sind laut Prospekt hinsichtlich der Merkmale Laufzeit, Nachrang und Zinssatz identisch mit den Genussrechten der aktuellen Emission.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr von rund 8,4 Millionen Euro auf rund 7,0 Millionen Euro gesunken. 2012 lag der Umsatz noch doppelt so hoch, bei rund 14,3 Millionen Euro. Ursache für den Umsatzrückgang von 2012 auf 2013 war laut Lagebericht der Rückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik um rund 75 Prozent (entspricht 6,7 Millionen Euro), da infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom weniger Photovoltaikprojekte realisiert werden konnten. Da auch der Materialaufwand für die Errichtung von Photovoltaikanlagen entsprechend niedriger war, wurde das Betriebsergebnis 2012 durch den Umsatzrückgang im Bereich Photovoltaik nicht beeinträchtigt. 2013 wurden zudem Bestände für Projekte aufgebaut, die voraussichtlich zu Umsatzerlöse in 2014 führen, so dass die Gesamtleistung der solarcomplex AG in 2013 sogar höher war als in 2012. Der Jahresüberschuss 2013 betrug rund 202.000 Euro (2012: 248.000 Euro, 2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) konnte laut den vorliegenden Zahlen seit 2007 jedes Jahr kontinuierlich und deutlich auf nunmehr 3,2 Millionen Euro (2013) gesteigert werden.
Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4 Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, dazu noch 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und schließlich eine Windkraftanlage mit 2,3 MW Leistung.
Mit Hilfe der geplanten fünf Millionen Euro aus der erweiterten Genussrechts-Emissionen und weiterem Fremd- und Eigenkapital sollen laut Prospektnachtrag von Oktober 2013 ein Solarpark um bis zu ein Megawatt erweitert werden, ein Wärmenetz mit einer Länge von 8 Kilometern realisiert und drei Windkraftanlagen angeschafft werden. Nach Angaben der Anbieterin wurden bzw. werden die Projekte planmäßig umgesetzt. Der Solarpark ist den Angaben nach seit Februar 2014 am Netz, das Wärmenetz ist im Bau und soll ab Herbst 2014 Wärme liefern. Für den Windpark mit drei Anlagen in Bonndorf im Schwarzwald läuft das Genehmigungsverfahren. Zudem sind nach Angaben der Anbieterin für den Windpark alle notwendigen Grundstücke gesichert und eine Finanzierungszusage für das Fremdkapital erreicht worden (Stand: 7. Juli 2014).
Die geplanten Investitionsvolumina betragen 12,5 Millionen Euro für den Windpark, 6,5 Millionen Euro für das Wärmenetz und 1,0 Millionen Euro für den Solarpark. Die insgesamt 20 Euro Millionen Euro sollen zu 5 Millionen Euro aus dem Genussrechtskapital, zu 3,5 Millionen aus Aktienkapital und zu 11,5 Millionen Euro aus Fremdmitteln (Bankdarlehen) finanziert werden.
Seit der Veröffentlichung des Prospektnachtrags im Oktober 2013 gibt es weitere Projekte. Nach Angaben der Anbieterin handelt es sich dabei um zwei Standorte im Schwarzwald mit gesamt drei Anlagen, für die noch in diesem Jahr der Bauantrag gestellt werden soll. Zudem soll Ende 2014 ein bestehendes Wärmenetz übernommen und ausgebaut werden.
Die solarcomplex AG geht davon aus, dass nur noch geringe Zubauraten im Bereich Photovoltaik möglich sein werden. Schon im Jahr 2012 hatten sich die Geschäftsfelder laut Lagebericht verschoben – weg vom Photovoltaik-Projektgeschäft. Das Unternehmen ging im Lagebericht 2012 davon aus, dass neben dem Ausbau des Geschäftsfeldes Wärmenetze vor allem das Geschäftsfeld Windkraft stark an Bedeutung für das Unternehmen gewinnen werde. Die aktuelle Projektpipeline des Unternehmens bestätigt diese Einschätzung aus dem letzten Lagebericht.
Grundsätzlich haben die Genussrechteinhaber (Anleger) keinen Einfluss auf die Investitionsentscheidungen und die Mittelverwendung. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass das Genussrechtskapital nicht in die genannten Projekte investiert wird, sondern beispielsweise zur Deckung von laufenden Kosten des Unternehmens eingesetzt wird. Da die vorherigen Genussrechte der Emittentin teilweise bereits von den Anlegern gekündigt werden können, ist es auch möglich, dass das aktuell einzuwerbende Genussrechtskapital teilweise benötigt wird, um gekündigtes Genussrechtskapital zu ersetzen.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex im Eigenbestand gehaltenen Erneuerbare-Energien-Anlagen haben nach Angaben des Unternehmens 2012 eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh erzeugt. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt. Beim Wärmenetz, das mit dem Genussrechtskapital finanziert werden soll, wird die Holzhackschnitzel-Anlage mit einer Solarthermie-Anlage kombiniert.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken. Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Genussrechte sind mit einem Nachrang ausgestattet. Die Ansprüche der Genussrechteinhaber werden erst nach den Ansprüchen aller anderen nicht nachrangigen Gläubigern bedient. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Emittentin herbeiführen würde. In der Rangfolge stehen die Genussrechte aber vor den Aktionären, so dass das Eigenkapital der Emittentin von rund 13,2 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2013) als Sicherheit fungiert.
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu auf das Geschäftsfeld Windenergie ausrichten musste. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht grundsätzlich das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann. Zudem hat die Politik das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geändert, und damit könnte die Wettbewerbsposition von kleineren, regionalen Projektentwicklern wie der solarcomplex AG schwächer werden, insbesondere wegen der geplanten Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz besteht das Risiko, dass eine größere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass sich die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell nicht amortisiert bzw. weniger rentabel ist. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets, die aber nach Angaben der Anbieterin über eine Preisgleitklausel an die Kunden weitergegeben werden.
Fazit:
Finanziell
Die Genussrechteemittentin solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbare-Energie-Bereichen tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. Derzeit steht das Unternehmen vor der Herausforderung, den geplanten Umstieg von der Photovoltaik zur Windkraft zu meistern. Es kann nicht abschließend beurteilt werden, ob das Unternehmen bei der Akquisition von aussichtsreichen Windkraftstandorten eventuell einen Heimvorteil haben und nutzen könnte. Die ersten akquirierten Windprojekte deuten darauf hin, dass das Unternehmen auch aufgrund seiner regionalen Verwurzelung einen entsprechenden Vorteil haben könnte. Der angebotene Zins von 4 Prozent ist nicht hoch. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio verfügt, welches – im Vergleich zum schwankenden Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen erzielt.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Dieses nachhaltige Genussrecht finanziert ein Unternehmen, das weiterhin mit überzeugenden Konzepten an einer nachhaltigen Energieversorgung arbeitet und damit auch 2013 wirtschaftlich erfolgreich war. Auch deswegen gilt die Aussage des letztjährigen ECOanlagechecks weiterhin: Das Genussrecht ist insbesondere – aber nicht nur – für Anleger aus der Bodenseeregion und aus dem Schwarzwald interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist. Als Alternative zum Genussrecht können Anleger auch Aktien der solarcomplex AG erwerben.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Nachrang-Genussrecht
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 5 Millionen Euro
Laufzeit: Kündigung erstmals nach Ende des sechsten vollen Kalenderjahres zum Jahresende möglich
Verzinsung: 4,0 Prozent
Die Genussrechte werden mit vier Prozent pro Jahr verzinst. Zu kündigen sind die Genussrechte erstmals zum Ende des sechsten vollen Kalenderjahres nach Einzahlung des Genussrechtskapitals zum Jahresende.
Ohne Kündigung verlängert sich die Laufzeit jeweils um drei Jahre. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Das ursprünglich geplante Genussrechtskapital von drei Millionen Euro war bereits im Oktober 2013 gezeichnet, daher hat solarcomplex es mit einem Prospektnachtrag vom 8. Oktober 2013 auf acht Millionen Euro erhöht. Laut Prospekt werden keinerlei Vermittlungsprovision oder anderweitige Provisionen gezahlt.
ECOreporter.de hatte die Genussrechte der solarcomplex AG bereits im November 2013 analysiert. Das vorliegende Update berücksichtigt die aktuellen Entwicklungen und die Geschäftszahlen aus 2013.
Unternehmensprofil solarcomplex AG
Anbieterin und Emittentin der Genussrechte ist die solarcomplex AG aus Singen bei Konstanz. Sie hat rund 40 Mitarbeiter. 20 Bürger haben das Unternehmen 2000 zunächst als GmbH gegründet. 2007 erfolgte die Umwandlung in eine – nicht börsennotierte – Aktiengesellschaft. Nach zwei Kapitalerhöhungen halten inzwischen nach Angaben des Unternehmens rund 1.000 Aktionäre das eingetragene Grundkapital von 7,173 Millionen Euro. Nach Angaben der Anbieterin sollen voraussichtlich ab September 2014, sobald die Billigung des Prospektes durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) vorliegt, 2,635 Millionen neue Aktien (Nennbetrag 1 Euro) zu je 2,50 Euro angeboten werden. Die Mindestbeteiligung für Neuaktionäre soll den Angaben nach 2.000 Aktien betragen, das entspricht 5.000 Euro.
Ziel des Unternehmens ist laut Satzung der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung in der Region Bodensee bis 2030. Solarcomplex versteht sich als „Stadtwerk des 21. Jahrhunderts, welches sich im breiten Streubesitz befindet und ausschließlich mit erneuerbaren Energien arbeitet“. Das Unternehmen übernimmt bzw. koordiniert die Planung, Errichtung und Finanzierung und den Betrieb und die Verwaltung ihrer Erneuerbaren-Energien-Anlagen. Mit dem Genussrechtskapital und dem neuen Aktienkapital sollen neue Projekte geplant, errichtet und finanziert werden.
Die Bilanzsumme der solarcomplex AG belief sich laut des geprüften Jahresabschlusses 2013 auf rund 49 Millionen Euro. Die vergangenen Jahre zeigen einen deutlichen Zuwachs beim Sachanlagenvermögen, der mit einem Anstieg der Verbindlichkeiten einherging. Aufgrund der Kapitalerhöhungen konnte die Eigenkapitalquote aber stabil gehalten werden. Sie lag Ende 2010 bei rund 28,8 Prozent, 2011 bei rund 24,3 Prozent, 2012 bei rund 27,7 Prozent und 2013 bei rund 27,1 Prozent bzw. rund 35,4 Prozent unter Berücksichtigung der Sonderposten.
Die Verbindlichkeiten von rund 30,9 Millionen Euro (2013) setzen sich hautsächlich aus Bankverbindlichkeiten (rund 22,0 Millionen Euro) und Genussrechts-Verbindlichkeiten zusammen. Die Emittentin hat zwischen 2004 und 2011 drei Genussrechte mit einem gezeichneten Volumen von insgesamt 3,5 Millionen Euro herausgegeben. Diese Genussrechte sind laut Prospekt hinsichtlich der Merkmale Laufzeit, Nachrang und Zinssatz identisch mit den Genussrechten der aktuellen Emission.
Die Umsatzerlöse der solarcomplex AG sind 2013 im Vergleich zum Vorjahr von rund 8,4 Millionen Euro auf rund 7,0 Millionen Euro gesunken. 2012 lag der Umsatz noch doppelt so hoch, bei rund 14,3 Millionen Euro. Ursache für den Umsatzrückgang von 2012 auf 2013 war laut Lagebericht der Rückgang im Geschäftsbereich Photovoltaik um rund 75 Prozent (entspricht 6,7 Millionen Euro), da infolge der Absenkung der Einspeisevergütung für Solarstrom weniger Photovoltaikprojekte realisiert werden konnten. Da auch der Materialaufwand für die Errichtung von Photovoltaikanlagen entsprechend niedriger war, wurde das Betriebsergebnis 2012 durch den Umsatzrückgang im Bereich Photovoltaik nicht beeinträchtigt. 2013 wurden zudem Bestände für Projekte aufgebaut, die voraussichtlich zu Umsatzerlöse in 2014 führen, so dass die Gesamtleistung der solarcomplex AG in 2013 sogar höher war als in 2012. Der Jahresüberschuss 2013 betrug rund 202.000 Euro (2012: 248.000 Euro, 2011: 224.000 Euro, 2010: 198.000 Euro, 2009: 330.000 Euro). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (EBITDA) konnte laut den vorliegenden Zahlen seit 2007 jedes Jahr kontinuierlich und deutlich auf nunmehr 3,2 Millionen Euro (2013) gesteigert werden.
Investitionen
Im Eigenbestand der solarcomplex AG befinden sich nach eigenen Angaben drei Freiflächen-Solarparks und 30 Photovoltaik-Dachanlagen mit einer Leistung von insgesamt rund 4 Megawattpeak, zwei Biogasanlagen, mit regenerativen Energien betriebene Nahwärmenetze in acht Orten, dazu noch 30 Holzenergieanlagen im Bereich bis zwei Megawatt und schließlich eine Windkraftanlage mit 2,3 MW Leistung.
Mit Hilfe der geplanten fünf Millionen Euro aus der erweiterten Genussrechts-Emissionen und weiterem Fremd- und Eigenkapital sollen laut Prospektnachtrag von Oktober 2013 ein Solarpark um bis zu ein Megawatt erweitert werden, ein Wärmenetz mit einer Länge von 8 Kilometern realisiert und drei Windkraftanlagen angeschafft werden. Nach Angaben der Anbieterin wurden bzw. werden die Projekte planmäßig umgesetzt. Der Solarpark ist den Angaben nach seit Februar 2014 am Netz, das Wärmenetz ist im Bau und soll ab Herbst 2014 Wärme liefern. Für den Windpark mit drei Anlagen in Bonndorf im Schwarzwald läuft das Genehmigungsverfahren. Zudem sind nach Angaben der Anbieterin für den Windpark alle notwendigen Grundstücke gesichert und eine Finanzierungszusage für das Fremdkapital erreicht worden (Stand: 7. Juli 2014).
Die geplanten Investitionsvolumina betragen 12,5 Millionen Euro für den Windpark, 6,5 Millionen Euro für das Wärmenetz und 1,0 Millionen Euro für den Solarpark. Die insgesamt 20 Euro Millionen Euro sollen zu 5 Millionen Euro aus dem Genussrechtskapital, zu 3,5 Millionen aus Aktienkapital und zu 11,5 Millionen Euro aus Fremdmitteln (Bankdarlehen) finanziert werden.
Seit der Veröffentlichung des Prospektnachtrags im Oktober 2013 gibt es weitere Projekte. Nach Angaben der Anbieterin handelt es sich dabei um zwei Standorte im Schwarzwald mit gesamt drei Anlagen, für die noch in diesem Jahr der Bauantrag gestellt werden soll. Zudem soll Ende 2014 ein bestehendes Wärmenetz übernommen und ausgebaut werden.
Die solarcomplex AG geht davon aus, dass nur noch geringe Zubauraten im Bereich Photovoltaik möglich sein werden. Schon im Jahr 2012 hatten sich die Geschäftsfelder laut Lagebericht verschoben – weg vom Photovoltaik-Projektgeschäft. Das Unternehmen ging im Lagebericht 2012 davon aus, dass neben dem Ausbau des Geschäftsfeldes Wärmenetze vor allem das Geschäftsfeld Windkraft stark an Bedeutung für das Unternehmen gewinnen werde. Die aktuelle Projektpipeline des Unternehmens bestätigt diese Einschätzung aus dem letzten Lagebericht.
Grundsätzlich haben die Genussrechteinhaber (Anleger) keinen Einfluss auf die Investitionsentscheidungen und die Mittelverwendung. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass das Genussrechtskapital nicht in die genannten Projekte investiert wird, sondern beispielsweise zur Deckung von laufenden Kosten des Unternehmens eingesetzt wird. Da die vorherigen Genussrechte der Emittentin teilweise bereits von den Anlegern gekündigt werden können, ist es auch möglich, dass das aktuell einzuwerbende Genussrechtskapital teilweise benötigt wird, um gekündigtes Genussrechtskapital zu ersetzen.
Ökologische Wirkung
Die von solarcomplex im Eigenbestand gehaltenen Erneuerbare-Energien-Anlagen haben nach Angaben des Unternehmens 2012 eine Strommenge von rund 30 Millionen kWh erzeugt. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh können damit rechnerisch rund 8.600 Haushalte jährlich versorgt werden. Im Vergleich zur Stromgewinnung aus konventionellen Kraftwerken werden somit circa 18.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Weitere 30 Millionen kWh werden an Wärme erzeugt und über die von solarcomplex realisierten Nahwärmenetze an Kunden geliefert. Die Wärme wird überwiegend in Holzenergieanlagen unter Einsatz von Holzpellets und Holzhackschnitzel erzeugt. Beim Wärmenetz, das mit dem Genussrechtskapital finanziert werden soll, wird die Holzhackschnitzel-Anlage mit einer Solarthermie-Anlage kombiniert.
Die Nahwärmenetze sind grundlegender Bestandteil der von solarcomplex initiierten Bioenergiedörfer. Inzwischen gibt es acht Bioenergiedörfer im Bodenseeraum, die sich über den Einsatz von Biogas-, Holzenergie- und Photovoltaikanlagen und Nahwärmenetzen mit erneuerbaren Energien aus der Umgebung versorgen und so vollständig ihren Strom- und Wärmebedarf decken. Insbesondere für die Bioenergiedörfer hat das Unternehmen verschiedene Auszeichnungen und Förderungen erhalten.
Risiko
Die Genussrechte sind mit einem Nachrang ausgestattet. Die Ansprüche der Genussrechteinhaber werden erst nach den Ansprüchen aller anderen nicht nachrangigen Gläubigern bedient. Ein Anspruch der Anleger auf Verzinsung und Rückzahlung der Genussrechte ist solange und soweit ausgeschlossen, wie die Verzinsung/Rückzahlung die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bei der Emittentin herbeiführen würde. In der Rangfolge stehen die Genussrechte aber vor den Aktionären, so dass das Eigenkapital der Emittentin von rund 13,2 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2013) als Sicherheit fungiert.
Die Emittentin war vor 2012 hauptsächlich im Bereich Photovoltaik tätig. Infolge der Kürzungen bei der Einspeisevergütung für Solarstrom kam es zu einem Markteinbruch, so dass das Unternehmen sich neu auf das Geschäftsfeld Windenergie ausrichten musste. In Deutschland gibt es einen intensiven Wettbewerb um aussichtsreiche Windparkprojekte und um geeignete Standorte für Windparks. Es besteht grundsätzlich das Risiko, dass solarcomplex in diesem Wettbewerb nicht bestehen kann. Zudem hat die Politik das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geändert, und damit könnte die Wettbewerbsposition von kleineren, regionalen Projektentwicklern wie der solarcomplex AG schwächer werden, insbesondere wegen der geplanten Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Im Geschäftsfeld Wärmenetz besteht das Risiko, dass eine größere Anzahl von Kunden bei Ende der Vertragslaufzeit den Wärmeliefervertrag kündigt, so dass sich die Investition in das Nahwärmenetz für solarcomplex eventuell nicht amortisiert bzw. weniger rentabel ist. Während der Laufzeiten der Wärmelieferverträge besteht das Risiko von Erlösschwankungen, da die Abnahmepreise für die Wärme teilweise an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt sind. Gleichzeitig bestehen auch auf der Inputseite Risiken aufgrund tendenziell steigender Preise für Holzhackschnitzel und Pellets, die aber nach Angaben der Anbieterin über eine Preisgleitklausel an die Kunden weitergegeben werden.
Fazit:
Finanziell
Die Genussrechteemittentin solarcomplex AG ist in der Bodenseeregion etabliert und dort aufgrund der Aktionärsstruktur tief verwurzelt. Das Unternehmen ist in verschiedenen Erneuerbare-Energie-Bereichen tätig und hat seit acht Jahren kontinuierlich Jahresüberschüsse erwirtschaftet. Derzeit steht das Unternehmen vor der Herausforderung, den geplanten Umstieg von der Photovoltaik zur Windkraft zu meistern. Es kann nicht abschließend beurteilt werden, ob das Unternehmen bei der Akquisition von aussichtsreichen Windkraftstandorten eventuell einen Heimvorteil haben und nutzen könnte. Die ersten akquirierten Windprojekte deuten darauf hin, dass das Unternehmen auch aufgrund seiner regionalen Verwurzelung einen entsprechenden Vorteil haben könnte. Der angebotene Zins von 4 Prozent ist nicht hoch. Zu berücksichtigen ist aber, dass das Unternehmen inzwischen über ein größeres Kraftwerksportfolio verfügt, welches – im Vergleich zum schwankenden Projektentwicklungsgeschäft – relativ stabile Einnahmen erzielt.
Nachhaltigkeit
Die solarcomplex AG realisiert Erneuerbare-Energien-Projekte im Rahmen einer ganzheitlich nachhaltigen Ausrichtung. Mit den Bioenergiedörfern verfolgt das Unternehmen ein innovatives, nachhaltiges und überzeugendes Konzept, das für andere (ländliche) Regionen Vorbildcharakter hat.
ECOreporter.de-Empfehlung
Dieses nachhaltige Genussrecht finanziert ein Unternehmen, das weiterhin mit überzeugenden Konzepten an einer nachhaltigen Energieversorgung arbeitet und damit auch 2013 wirtschaftlich erfolgreich war. Auch deswegen gilt die Aussage des letztjährigen ECOanlagechecks weiterhin: Das Genussrecht ist insbesondere – aber nicht nur – für Anleger aus der Bodenseeregion und aus dem Schwarzwald interessant, für die der regionale Aspekt ein wichtiges Kriterium bei der Anlageentscheidung ist. Als Alternative zum Genussrecht können Anleger auch Aktien der solarcomplex AG erwerben.
Basisdaten
Anbieterin und Emittentin: solarcomplex AG, Singen
Anlageform: Nachrang-Genussrecht
Mindestzeichnungssumme: 1.000 Euro
Agio: 0 Prozent
Emissionsvolumen: 5 Millionen Euro
Laufzeit: Kündigung erstmals nach Ende des sechsten vollen Kalenderjahres zum Jahresende möglich
Verzinsung: 4,0 Prozent