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ETF-Test: WisdomTree Recycling Decarbonisation ETF
Weltweit investieren in Recycling-Aktien, mit zusätzlichem Fokus auf alternative Kraftstoffe und Energieerzeugung aus Abfall: Der WisdomTree Recycling Decarbonisation ETF hat eine spannende Ausrichtung. Doch wie nachhaltig ist er zusammengestellt? ECOreporter hat geprüft, welche Unternehmen hier Teil einer modernen Kreislaufwirtschaft sein sollen.
Der US-Vermögensverwalter WisdomTree ist einer der größten ETF-Anbieter in den USA. WisdomTree berücksichtigt nach eigenen Angaben für alle Investments ESG-Kriterien. ESG steht für (nicht verbindlich definierte) Leistungen in den Bereichen Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Seine ESG-Politik spiegelt sich für WisdomTree besonders in der Anwendung bestimmter Ausschlüsse wider. Diese sind aber nicht sehr streng. Näheres lesen Sie weiter unten unter dem Punkt "Ausschlusskriterien".
WisdomTree ist neben ETFs vor allem auf börsengehandelte Rohstoffe (Exchange Traded Commodities, ETC), etwa Öl oder Gold spezialisiert. Nach eigenen Angaben bietet das Unternehmen Europas größte Auswahl an Gold-ETCs an – dabei muss das gehandelte Gold die sogenannte "Good Delivery"-Zertifizierung der britischen Rohstoffbörse London Bullion Market besitzen. Dies soll Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Menschenrechtsverletzungen verhindern.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete am 22. April 2022. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die Jahresgebühren sind mit 0,45 Prozent eher teuer für einen ETF, im Vergleich etwa zu aktiv gemanagten Fonds aber immer noch günstig. ECOreporter empfiehlt angesichts der geringen Zahl von nur 44 Aktien im ETF eine Haltedauer von sieben, besser zehn Jahren.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert weltweit in Unternehmen, die in den Bereichen Abfallverwertung und Recycling tätig sind. Das umfasst auch das Erzeugen von Energie aus Biomasse (Waste-to-Energy) sowie die Produktion von erneuerbarem Erdgas, Diesel und Ethanol.
Die Unternehmen müssen dabei mindestens 20 Prozent ihres Umsatzes in entsprechenden Geschäftsbereichen generieren. Anders ausgedrückt: 80 Prozent der Umsätze können aus Geschäften stammen, die mit der Ausrichtung des ETFs nichts zu tun haben. Für einen Themen-ETF ist das schwach. Immerhin: Die Gewichtung im Portfolio erfolgt nach Recyclingquote oder Anteil des Waste-to-Energy-Geschäfts und der Höhe der Kohlenstoffemissionen. Heißt: Wer mehr recycelt und weniger CO2 ausstößt, ist mit einer größeren Position vertreten. Die Nachhaltigkeit der Investments soll zudem über Ausschlusskriterien gesichert werden.
Besonders vermissen dürften anspruchsvolle Anlegerinnen und Anleger bei dem ETF Positivkriterien. Diese könnten etwa eine messbare Reduzierung von Energieverbrauch und Emissionen verlangen oder bei Entsorgern steigende Recyclingquoten und sinkende Deponiemüllanteile. Leider bleibt diese Chance trotz eines überschaubaren Aktienkorbs mit nur 44 Werten ungenutzt.
Unklar ist zudem, worin genau der im ETF-Namen WisdomTree Recycling Decarbonisation formulierte Beitrag zur „Dekarbonisierung“ bestehen soll. Dieser scheint sich rein darauf zu beziehen, dass auch alternative Kraftstoffhersteller Teil des Aktienpakets sind.
Der ETF bildet einen Index der britischen Investmentgesellschaft Tortoise Ecofin ab. Tortoise lässt den Index durch den Frankfurter Dienstleister Solactive erstellen, der dafür auf Daten der Nachhaltigkeitsratingagentur ISS ESG zurückgreift.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Unternehmen aus, die an Geschäften mit geächteten Waffen beteiligt sind oder gegen den UN Global Compact verstoßen, also etwa Menschen- und Arbeitsrechte verletzen.
Ebenfalls tabu sind Unternehmen, wenn sie mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen aus Aktivitäten im Zusammenhang mit Tabak, Kohle, Ölsand, Schieferenergie, arktischer Öl- und Gasexploration oder Handfeuerwaffen für den zivilen Markt erzielen.
Nicht ausgeschlossen sind etwa Atomkraft, Alkohol, Glücksspiel, die konventionelle Öl- und Gasförderung sowie Einnahmen aus Militärverträgen. Eine vollständige Übersicht zu den Ausschlusskriterien erhalten Sie im Premium-Bereich.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF investiert in den US-amerikanischen Öl- Und Gaskonzern Denbury Resources, der zudem Fracking betreibt. Das „klassische“ Fracking verstößt nicht gegen die Richtlinien des ETFs zu kritischer Förderung. Ebenfalls vertreten sind der Energieerzeuger Drax Group, der das größte Gaskraftwerk Europas betreibt und auch Kohlestrom innerhalb der vom ETF erlaubten Grenzen erzeugt, sowie der finnische Ölkonzern Neste. Letzterer ist auch stark bei alternativen Kraftstoffen aktiv, ein ausführliches Porträt lesen Sie hier.
Die US-Chemieunternehmen Amyris und Gevo stellen unter anderem gentechnisch veränderte Produkte her. Bei Gevo sind es vor allem Futtermittel für die Viehwirtschaft, Amyris erzeugt gentechnisch veränderte Hefe, um Moleküle zu produzieren, die auch in der Lebensmittelherstellung verwendet werden. Der US-Chemiekonzern Alto Ingredients ist auf die Produktion von Ethanol, also Alkohol, spezialisiert. Neben der hauptsächlichen Nutzung für Kraftstoffe wird dieser auch an Hersteller alkoholischer Getränke verkauft.
Eine weitere kritische Beteiligung ist der US-Abfallentsorger Republic Services. Dieser ist in einen Skandal um die illegale Entsorgung atomarer Abfälle auf der West Lake-Mülldeponie im US-Bundesstaat Missouri verwickelt, der die Behörden seit den 1970er Jahren beschäftigt. Offizielle Stellen betonen, dass von der Halde keine Gesundheitsgefahr für die Region ausgehe. Bürgerinitiativen haben dies aber immer wieder in Zweifel gezogen.
Ebenfalls im Aktienpaket des ETFs: der belgische Recyclingkonzern Umicore und das Schweizer Chemieunternehmen Clariant, beide entsorgen als Dienstleister auch radioaktiven Müll.
Im ETF sind auch Unternehmen vertreten, denen ECOreporter eine bessere Nachhaltigkeitsbilanz bescheinigt, etwa die Versorger Casella Waste Systems und Waste Management aus den USA sowie Renewi aus Großbritannien oder der kanadische Batterie-Recycler Li-Cycle.
Transparenz
WisdomTree veröffentlicht alle aktuellen Aktienpositionen des ETFs. In den Unterlagen zum ETF wird das Auswahlverfahren ausführlich beschrieben, inklusive der relevanten Umsatzschwelle für eine Aufnahme in den Index und deren Zusammenhang mit der Gewichtung der Positionen. Zur Nachhaltigkeit der investierten Unternehmen finden sich in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
WisdomTree informiert Anlegerinnen und Anleger auf seiner Internetseite unter dem Unterpunkt "Investments Governance" ausführlich und mehrsprachig darüber, dass der Vermögensverwalter das auf Stimmrechtsvertretung spezialisierte Unternehmen Institutional Shareholder Services (ISS) damit beauftragt hat, Beratungsleistungen zu erbringen und Stimmrechte stellvertretend auszuüben, explizit im Hinblick auf ESG-Themen.
WisdomTree beschreibt in diesem Zusammenhang auch die Nachhaltigkeitsrichtlinien von ISS ausführlich. Außerdem veröffentlicht WisdomTree Jahresberichte, die auflisten, auf welchen Hauptversammlungen ISS zu welchen Punkten und mit welcher Begründung abgestimmt oder Wortbeiträge abgegeben hat. Nach eigenen Angaben führt WisdomTree auch darüber hinaus Dialoge mit Unternehmen beziehungsweise lässt diese führen. Hierzu finden Anlegerinnen und Anleger allerdings keine konkreten Berichte. Grundsätzlich ist die Leistung von WisdomTree im Bereich nachhaltige Wirkung vorbildlich und liegt auf dem Niveau auch tiefgrüner Fonds.
Stärken:
- Sehr transparente Homepage
- Klarer Fokus auf Recycling und Kreislaufwirtschaft
- Investitionen in Unternehmen mit guter Nachhaltigkeitsbilanz
Schwächen:
- Nur 44 Aktien im ETF
- Ausbaufähiges Auswahlverfahren
- Keine Positivkriterien
- Investitionen in Öl- und Gasförderung
- Investitionen in Kohlestrom
- Investitionen in Gentechnik
Fazit
Kerngrün ist dieser ETF nicht, mehrere Positionen können kritisch gesehen werden. Auch das Auswahlverfahren würde man sich strenger wünschen. Schön wären zudem Positivkriterien, die einen aktiven und messbaren positiven Einfluss von Recyclern und Entsorgern beispielsweise auf die Umwelt verlangen.
Allerdings investiert der ETF auch nicht reihenweise etwa in Energiekonzerne, die nebenbei ein wenig Recycling betreiben. Damit steht er deutlich besser da als der andere bislang von ECOreporter getestete Recycling-ETF: Der BNP Paribas Easy ECPI Circular Economy Leaders ETF legt etwa in Mischkonzerne und Landmaschinenhersteller oder auch in den Sportartikelhersteller Nike an.
Das Portfolio des WisdomTree ist zwar etwas konventionell, setzt den Schwerpunkt aber durchaus bei Lösungen für die Kreislaufwirtschaft und widmet sich dabei auch Feldern wie alternativen Kraftstoffen und Batterierecycling. Als hellgrünes Investment mit Spezialthema kann dieser ETF eine Option sein.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 3,3
Details zum Benotungssystem von ECOreporter lesen Sie hier.
Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien ohne Umsatzschwelle:
- Geächtete Waffen
- Verstöße gegen den UN Global Compact
Ausschlusskriterien mit Umsatzschwelle:
- Herstellung und Vertrieb zivile Waffen (5%)
- Herstellung und Vertrieb Tabakprodukte (5%)
- Förderung und Stromerzeugung von/aus Kohle (5%)
- Förderung von Ölsand (5%)
- Förderung Schiefergas/-öl (5%)
- Öl- und Gasförderung in der Arktis (5%)
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 7.6.2023
Name des ETFs: WisdomTree Recycling Decarbonisation UCITS ETF - USD Acc
ISIN IE000LG4J7E7 / WKN A3DGND
Nachgebildeter Index: The Tortoise Recycling Decarbonization UCITS Index Net Total Return
Start des ETFs: 22.4.2022
Jährliche Gebühren: 0,45 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 2,7 Millionen US-Dollar (6/2023)
Internet: www.wisdomtree.eu/de-de/etfs
Risiko: Totalverlust unwahrscheinlich, Teilverluste möglich
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21.03.25
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