Fonds / ETF, ETF-Test

ETF-Test: Amundi MSCI Europe ESG Selection

Ursprüngölich nannte dieser ETF sich "ESG Leaders ETF", versprach also Investments in europäische Unternehmen, die bei der Nachhaltigkeit führend sind. Nicht nur im ECOreporter-Test kamen an dieser Vorreiterrolle schnell Zweifel auf. Mittlerweile heißt der ETF Amundi MSCI Europe ESG Selection, bei der Nachhaltigkeit betreibt er als nur noch eine "Auswahl".

Anbieter des ETFs ist der Finanzkonzern Amundi, eine Tochter der französischen Großbank Crédit Agricole. Seit Amundi 2021 den ebenfalls französischen Konkurrenten Lyxor geschluckt hat, ist das Unternehmen der größte ETF-Anbieter Europas. Amundi vertreibt auch nicht-nachhaltige ETFs, die in Öl, Kohle und Rüstung anlegen.

Finanzen/Risiko

Der ETF startete im März 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.

Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung

Die Jahresgebühr von 0,15 Prozent ist auch für einen ETF überdurchschnittlich günstig.

Nachhaltigkeitskonzept

Der ETF verwendet bei der Auswahl seiner ESG-Investments ein nicht besonders strenges „Best-in-Class“-Verfahren : Um zu „den Besten“ zu zählen, reicht es schon, wenn ein Unternehmen in seiner Branche zur besseren Hälfte gehört. ESG steht für die Bereiche Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance).

In 205 mittlere und große Unternehmen aus 15 europäischen Industrieländern investiert der ETF nach diesem Prinzip. Er bildet so einen Aktienindex des US-Finanzdienstleisters MSCI ab. Bewertung und Auswahl der Unternehmen stammen ebenfalls von MSCI. 

Ausschlusskriterien

Vollständig tabu für den ETF sind Unternehmen mit Verbindung zu geächteten Waffen (beispielsweise Landminen und Streumunition) und Nuklearwaffen sowie die Förderung von Thermalkohle und die unkonventionelle Förderung (etwa durch Fracking) von Öl und Gas. 

Für die Herstellung von Tabak gilt eine Umsatzschwelle von 5 Prozent. Maximal 10 Prozent ihrer Umsätze dürfen Unternehmen mit dem Herstellen von Alkohol, der Produktion konventioneller Waffen, Glücksspiel oder mit Nuklearenergie erzielen. Für Umsätze aus Kohlestrom gilt eine Grenze von 5 Prozent. Das heißt: Konventionelle Öl- und Gasförderung sind gar nicht eingeschränkt, für Waffen, Kohle- und Atomstrom gelten Toleranzen.

Wie nachhaltig ist der ETF?

Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.

Der ETF investiert etwa in die Kohle- und Atomstromerzeuger Enel (Italien) und Naturgy (Spanien) sowie in den Kernkraftwerkbetreiber Iberdrola (Spanien). Die Umsätze aus Kohle- und Atomenergie liegen nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris) unter der jeweils relevanten Schwelle von 5 Prozent (Kohle) beziehungsweise 10 Prozent (Atomkraft).

Ebenfalls im ETF enthalten sind die Öl- und Gasförderer Galp (Portugal) und Total Energies (Frankreich) – Letzterer ist der viertgrößte Mineralölkonzern der Welt. Auch in die fossilen Kraftstoffhersteller Neste (Finnland) und Royal Vopak (Niederlande) wird investiert. Mehrere Unternehmen im ETF (Akzo Nobel, CNH Industrial, MTU Aero Engines u.a.) sind in begrenztem Umfang als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie aktiv.

Die Aktienauswahl des ETFs ist insgesamt sehr konventionell. Als kerngrünes Investment sticht der dänische Windanlagenbauer Vestas hervor, hinzu kommen Unternehmen mit guter Nachhaltigkeitsbilanz: Zu den zehn größten Positionen des ETFs gehören etwa die ECOreporter-Favoriten-Aktien Roche (Pharma, Schweiz), Novo Nordisk (Pharma, Dänemark) und SAP (Software, Walldorf) – aber auch der bereits erwähnte Mineralölkonzern Total Energies.

Transparenz

Der Anbieter veröffentlicht das vollständige Portfolio des ETFs auf seiner Website. Das Aktienauswahlprinzip und die Ausschlusskriterien sind auf der Website von Amundi knapp dargestellt. Der Indexanbieter MSCI liefert weitere Informationen zum Auswahlprinzip des abgebildeten Index. Zur Nachhaltigkeit der Aktien im ETF finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.

Nachhaltige Wirkung

Amundi übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.

Stärken:

  • Sehr günstige Gebühren

Schwächen:

  • Schwaches Auswahlverfahren
  • Ausschlussverfahren mit Schlupflöchern
  • Investments in Öl, Kohle und Atomkraft

Fazit:
Vorreiter ist dieser ETF nur, wenn es um Grünwäscherei geht. Ein konventionelles, nicht besonders streng ausgewähltes Aktienpaket voller Öl, Kohle und Atomkraft. Für nachhaltige Anbieterinnen und Anbieter ist dieser ETF keine echte Option.

Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 5,3

Details zum Benotungssystem von ECOreporter finden Sie hier.

Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.

Daten und Fakten

Stichtag des Tests: 8.11.2021

Name des ETFs: Amundi MSCI Europe ESG Selection – UCITS ETF Acc EUR

ISIN: LU1940199711 / WKN: LYX99A

Nachgebildeter Index: MSCI Europe ESG Leaders Select 5% Issuer Capped Index (Total Return Index)

Start des ETFs: 10.3.2020

Jährliche Gebühren: 0,15 % (Gesamtkosten)

Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)

Ertragsverwendung: thesaurierend

Fondsvolumen: 67,3 Millionen Euro (11/2021)

Internet: www.amundietf.de

Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich

Verwandte Artikel

19.06.25
 >
16.08.23
 >
27.10.21
 >
20.10.21
 >
Aktuell, seriös und kostenlos: Der ECOreporter-Newsletter. Seit 1999.
Nach oben scrollen
ECOreporter Journalistenpreise
Anmelden
x