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ETF-Test: Lyxor Net Zero 2050 S&P 500 Climate PAB (DR) UCITS ETF
Dieser ETF hat sich ganz der Begrenzung des Klimawandels verschrieben: Der Lyxor Net Zero 2050 S&P 500 Climate PAB will ausschließlich in mittlere und große US-Konzerne investieren, die "mit dem Klimaszenario der globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius vereinbar sind". Die Unternehmen im Aktienpaket müssen also glaubhaft entsprechende Klimaziele vorweisen. Kann der ETF dieses Versprechen halten? Der ECOreporter-ETF-Test entdeckt rasch Ungereimtheiten.
Die Formulierung „Net Zero 2050“ im Namen des ETF bedeutet, dass alle Unternehmen in seinem Aktienpaket das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 anstreben sollen. Die Abkürzung „PAB“ steht für „Paris Aligned Benchmark“ und bezieht sich auf die Ziele der Pariser Klimakonferenz. Im Mittelpunkt der Paris-Ziele steht das Verhindern einer Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter.
Anbieter des ETFs ist der französische Vermögensverwalter Lyxor. Dieser wurde Ende 2021 von seinem ebenfalls französischen Konkurrenten Amundi aufgekauft, einer Tochter der Großbank Crédit Agricole. Die Bank selbst investiert wenig Paris-konform in Öl, Gas und Kohle.
Finanzen/Risiko
Der ETF startete im Juli 2020. Da er damit noch keine drei Jahre am Markt ist, erhält er keine ECOreporter-Finanznote.
Hier finden Sie den aktuellen Kurs des ETFs bei ECOreporter und Details zur Wertentwicklung
Die Jahresgebühr von 0,07 Prozent ist auch für einen ETF sehr günstig.
Nachhaltigkeitskonzept
Der ETF investiert in 305 mittlere und große US-Unternehmen, deren Geschäftsausrichtung laut Lyxor kompatibel sein muss mit dem Ziel, einen Anstieg der Erderwärmung um mehr als 1,5 Grad Celsius zu verhindern.
Als Voraussetzung dafür formuliert Lyxor zwei Bedingungen: Erstens muss der Treibhausgas-Ausstoß eines Unternehmens 50 Prozent unter den durchschnittlichen Gesamt-Emissionen aller Konzerne im S&P 500 Index liegen. Zweitens müssen die Unternehmen ihren Treibhausgas-Ausstoß jährlich nachweislich um mindestens 7 Prozent senken.
Der ETF bildet eine nach Klimaaspekten angepasste Version des S&P 500 nach, eines Aktienindex des US-Finanzdienstleisters S&P-Global, der 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. Die Auswahl der Unternehmen stammt von S&P Global.
Lyxor überprüft durch eigene Berechnung, dass die Klimaanstrengungen der Unternehmen im Aktienpaket des ETFs ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Eine ausführlichere Betrachtung dieser Rechnung hat ECOreporter im weiteren Verlauf des Tests vorgenommen.
Ausschlusskriterien
Der ETF schließt Investments in Unternehmen aus, die geächtete Waffen (etwa Streumunition oder Anti-Personen-Minen) und Schlüsselkomponenten geächteter Waffen produzieren. Allerdings dürfen Unternehmen bis zu 25 Prozent an Firmen halten, die selbst geächtete Waffen herstellen oder Geschäfte mit solchen Waffen machen.
Ansonsten gilt bei Waffen eine Null-Toleranz-Politik: Hersteller und Verkäufer von Waffen, Waffenzubehör und essenziellen Teilen von Waffen sowohl im zivilen als auch im Militär-Sektor sind gleichermaßen ausgeschlossen. Komplett außen vor sind auch Hersteller von Tabakprodukten und alkoholischen Getränken, sowie Glücksspielanbieter.
Für Kohle-, Öl- und Gasförderung gelten ebenso wie für die fossile Stromerzeugung Umsatzschwellen. Keine Ausschlüsse gelten etwa für Atomkraft.
Wie nachhaltig ist dieser ETF?
Der folgende Premium-Inhalt ist aufgrund des Artikelalters nun frei verfügbar.
Der ETF investiert in den Energieversorger Exelon, der konventionelle Wärmekraftwerke mit Erdgas und Öl sowie zahlreiche Atomkraftwerke betreibt.
Tatsächlich ist der Aktienkorb des ETFs ansonsten fossilfrei – zumindest was direkte Investments angeht. Im ETF sind aber auch Schwergewichte des US-Finanzsektors vertreten, etwa die Investmentbanken Morgan Stanley, Goldman Sachs, JP Morgan Chase und der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock. Alle finanzieren immer noch Öl, Gas und Kohle. Der ebenfalls im ETF vertretene Forstwirtschaftskonzern Weyerhaeuser verpachtet Land, auf dem Kohle, Gas und Erdöl gefördert wird. Der Unterhaltungskonzern Walt Disney ist auch ein großer Kreuzfahrtanbieter.
Mehrere Unternehmen im Aktienpaket des ETFs (Caterpillar, General Motors, Teledyne Technologies u.a.) sind nach Erkenntnissen der Nachhaltigkeits-Ratingagentur V.E (ehemals Vigeo Eiris) in begrenztem Maße als Zulieferer für Militär und Nuklearindustrie tätig und liefern etwa Motoren, elektronische Komponenten oder Software.
Der ETF investiert grundsätzlich in konventionelle US-Konzerne, von denen einige (American Water Works, Procter & Gamble, Tesla) eine vergleichsweise gute Nachhaltigkeitsbilanz besitzen. Kerngrüne Investments sucht man allerdings fast vergeblich. Die meisten Unternehmen im Aktienpaket stammen aus dem IT-Sektor - dessen Schwergewichte Microsoft, die Google-Mutter Alphabet und der Facebook-Konzern Meta gehören auch zu den zehn größten Positionen des ETFs.

Wie viele Emissionen stecken in diesem ETF? Die Rechnung des Anbieters bleibt intransparent. / Foto: Pixabay
Da der ETF seinem Namen nach eine an die Pariser Klimaziele angepasste Anlagestrategie verfolgen will, sollte hierauf auch besonderes Augenmerk gelegt werden. Lyxor gibt an, die "Temperatur" des ETFs anhand der Intensität der Treibhausgasemissionen aller Unternehmen im Aktienpaket zu berechnen.
Die Daten für diese Berechnung stammen Lyxor zufolge von S&P Global. Sie umfassen demnach sowohl die Kohlenstoffintensität der Unternehmen in der Vergangenheit als auch Prognosen zur zukünftigen Kohlenstoffintensität. Inwiefern Unternehmen mit dem Pariser Abkommen übereinstimmen, wird laut Lyxor mittels einer Methodik festgestellt, die von der Science Based Targets Initiative (SBTi) entwickelt wurde.
Die SBTi ist ein Zusammenschluss globaler Organisationen wie dem World Wide Fund for Nature (WWF) oder dem Carbon Disclosure Project (CDP), das sich für mehr Transparenz bei Umweltdaten von Unternehmen einsetzt. Bei der Feststellung, ob Klimaziele von Unternehmen im Einklang mit dem Pariser Abkommen stehen, ist die SBTi eine anerkannte Autorität.
Allerdings lässt sich die Berechnung zu diesem ETF von außen nicht nachvollziehen, da Lyxor die zu Grunde liegende Datenbasis nicht zugänglich macht. Auch gibt es keine Angaben zum Ergebnis einzelner Unternehmen.
Lyxor schränkt zudem ein, dass bei der Kohlenstoffintensität von Unternehmen keine Scope 3-Emissionen mit einbezogen werden. Scope 3 bezeichnet alle indirekten Emissionen eines Unternehmens, die nicht aus dessen unmittelbaren Geschäftstätigkeiten entstehen. Das umfasst etwa Dienstreisen von Angestellten, Abfallentsorgung und insbesondere auch die Klimawirkung verkaufter Produkte und von Transport und Lieferung. Scope 3-Emissionen sind daher etwa für Öl- und Gaskonzerne von besonderer Bedeutung und gleichzeitig am schwersten zu reduzieren.
Eine Möglichkeit für den ETF, sein vorgebliches Engagement für die Klimaziele von Paris transparent zu zeigen, wäre etwa, nur in Unternehmen zu investieren, die ihre Klimaziele durch die SBTi überprüfen lassen.
Das ist jedoch bei zahlreichen Unternehmen im ETF nicht der Fall. Der Energieversorger Exelon und Kohle-Finanzierer wie BlackRock, Goldman Sachs, JP Morgan Chase und andere lassen ihre Klimaziele beispielsweise nicht von der SBTi prüfen.
Die Rechnung von Lyxor bleibt letztlich leider intransparent. Anlegerinnen und Anleger haben nur die Darstellung des ETF-Anbieters, dass alle Unternehmen im Aktienkorb Paris-konforme Klimaziele verfolgen.
Transparenz
Anlegerinnen und Anleger können alle Aktien des ETFs auf der Internetseite des Anbieters Lyxor einsehen. Das Auswahlverfahren ist in den Unterlagen zum ETF knapp beschrieben. Weitere Angaben gibt es beim Indexanbieter S&P Global. Über die Berechnung zum 1,5 Grad-Ziel des ETFs stellt Lyxor Informationen zur Verfügung, macht die Rechnung aber nicht nachvollziehbar. Zur Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien der ETF hält, finden Anlegerinnen und Anleger in den öffentlich zugänglichen Dokumenten des ETFs mit vertretbarem Zeitaufwand keine Informationen.
Nachhaltige Wirkung
Lyxor übt nach eigenen Angaben Stimmrechte bei Hauptversammlungen aus und tritt in Dialog mit Unternehmen, auch zu Nachhaltigkeitsthemen. Anlegerinnen und Anleger finden mit vertretbarem Zeitaufwand aber keine konkreten Forderungen an Unternehmen oder Informationen zu Dialogen. Eine nachhaltige Wirkung ist daher hier nicht ausreichend nachgewiesen.
Stärken:
- Sehr günstige Gebühren
- Breite Streuung von Investments
- Keine Investments in Kohle
Schwächen:
- Schwaches Ausschlussverfahren mit vielen Schlupflöchern
- Intransparente Klimarechnung
- Investment in Energie aus Öl und Gas
- Investment in Atomkraft
Fazit
Die Erderwärmung stoppen mit großzügigen Toleranzen für Kohle, Öl und Gas und Investments in gewöhnliche Großkonzerne? Es gibt zwar „schmutzigere“ ETFs als diesen. Seine Bekenntnis und Berechnung zum 1,5 Grad-Ziel kann die Redaktion aber nicht nachvollziehen. So bleibt der Verdacht des Etikettenschwindels.
Die ECOreporter-Noten:
Finanzen: --
Nachhaltigkeit: 4,7
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Alle bisherigen ETF-Tests finden Sie hier.
Daten und Fakten
Stichtag des Tests: 11.1.2022
Name des ETFs: Lyxor Net Zero 2050 S&P 500 Climate PAB (DR) UCITS ETF - Acc
ISIN: LU2198883410 / WKN: LYX05J
Nachgebildeter Index: S&P 500 Paris-Aligned Climate Index
Start des ETFs: 15.7.2020
Jährliche Gebühren: 0,07 % (Gesamtkosten)
Replikationsmethode: physisch (Indexnachbildung durch Kauf der Aktien)
Ertragsverwendung: thesaurierend
Fondsvolumen: 600,6 Millionen Euro (1/2022)
Internet: lyxoretf.de
Totalverlustrisiko: unwahrscheinlich, Teilverluste möglich