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ForestFinance: Was der Verkaufsstopp für private Holzinvestments bedeutet – Unternehmenssprecher im Interview

Der Holzinvestment-Anbieter ForestFinance aus Bonn hat den Vertrieb an Privatkunden in Deutschland ausgesetzt. Denn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verlangt, dass nun auch Anbieter von Forstinvestments Prospekte für ihre Anlageangebote vorlegen. Erst vor kurzem hatte die BaFin der Berliner Lignum Sachwert Edelholz AG den weiteren Vertrieb der Holzinvestmentangebote Nobilis-Rent, NobilisPriva und NobilisVita untersagt, bis für diese Nobilis-Angebote von der BaFin gebilligte Prospekte vorliegen (wir  berichteten).

ECOreporter.de: Warum hat ForestFinance den Vertrieb von nachhaltigen Forstinvestments ausgesetzt?

Jan Fockele:  Der freiwillige Stopp des Vertriebes einiger Produkte in Deutschland seit Mitte Januar - nicht aller Produkte und nur in Deutschland - ist eine unmittelbare Reaktion auf den Dialog und Genehmigungsprozess mit der BaFin. Seit Dezember 2015 befinden wir uns im Austausch hinsichtlich der Ausgestaltung unserer Informationsmaterialien zu den angebotenen Produkten. Nachdem deutlich wurde, dass die BaFin - anders als alle bis dahin zum Thema befragten Juristen und Kapitalrechtsexperten – die Auffassung vertreten könnte, unser Geschäftsmodell könnte doch unter den Anwendungsbereich des neuen Kleinanlegerschutzgesetzes fallen, haben wir uns entschieden für die betreffenden Produkte umgehend entsprechende Prospekte zu entwickeln. Ab diesem Moment haben wir die Vertriebsaktivitäten ruhen lassen.


ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Situation im Bereich Holzinvestments durch die Prüfungsaktivitäten der BaFin?

Jan Fockele:  Wie in jeder Anlageklasse gibt es auch bei uns höchst unterschiedliche Anbieter – sowohl bei der Quantität als auch bei der Qualität. Wir haben immer für eine stärkere Überwachung und Zertifizierung auch der Forstinvestmentanbieter plädiert und über unsere Tätigkeiten (Forstberichte, Bilanzveröffentlichung, Transparenz, ISO-Zertifizierung etc.) versucht, eine positive Vorreiterrolle einzunehmen. Das an sich ist uns auch gelungen.
Diese Vorreiterrolle und auch Marktführerschaft führt aber auch dazu, dass wir die besondere Aufmerksamkeit der Presse genießen und unter der negativen ‚Ausstrahlung‘ von weniger gut aufgestellten Marktteilnehmern und berechtigter Kritik an manchem Forst- bzw. Waldinvestmentanbieter oder inzwischen auch verschwundenen Mitbewerbern zu leiden haben. Dennoch begrüßen wir diese grundsätzliche Entwicklung zu mehr Transparenz und „Marktbereinigung“.


ECOreporter.de: War es nicht zu erwarten, dass die BaFin Waldinvestments als Sachwert ebenso einschätzt wie etwa Windparks?


Jan Fockele:
  Wir haben sofort nach dem Beschluss des Gesetzes im vergangenen Jahr Experten gebeten, unser Geschäftsmodell darauf zu prüfen, ob wir unter den Anwendungsbereich der neuen Gesetzgebung fallen und wir unsere Materialien anpassen müssen. Unser Gutachten aus dem Sommer 2015 und weitere Konsultationen Ende 2015 haben das aber klar verneint. Mehrere Experten haben uns in der Auffassung bestätigt, dass unsere Angebote nicht dem Anwendungsbereich des neuen Gesetzes unterliegen. Wir waren selbst überrascht, weil wir eigentlich damit gerechnet hatten, aber auf Basis dieser Expertisen, die völlig eindeutig und einhellig waren, wurden daher im vergangenen Jahr keine Maßnahmen eingeleitet.

Auf Rückfrage der BaFin im Dezember 2015 haben wir diese Auffassung auch vertreten und neben Prospekten auch das vorhandene Rechtsgutachten vorgelegt. Nachdem deutlich wurde, dass es eine anderslautende Auslegung bei der BaFin geben könnte, haben wir sofort mit den Prospekten begonnen.


ECOreporter.de: Inwiefern wirkt sich dieser Vertriebsstopp belastend auf ForestFinance aus?

Jan Fockele:  Natürlich ist die aktuelle Situation nicht schön. Zum einen bindet die Erstellung der Prospekte viel Ressourcen und zum Anderen verschieben sich unsere Umsätze durch den ruhenden Vertrieb. Glücklicherweise betrifft diese Situation nicht alle unsere Produkte und auch im wachsenden Bereich der Institutionellen Investoren und durch das sich entwickelnde Auslandsgeschäft können wir weiter Umsatz generieren.

Bildhinweis: Baumschule von ForestFinance. Das Unternehmen forstet Wälder in Panama auf. Mehr über das Unternehmen erfahren Sie  hier (Link entfernt). / Foto: ForestFinance

ECOreporter.de: Wie sicher sind die Investments, die Anleger bislang bei ForestFinance getätigt haben?


Jan Fockele:  Die aktuelle Situation bedeutet für unsere bestehenden Kunden keine Veränderung. Ein Großteil der investierten Gelder geht und ging unmittelbar nach Zahlung in die Aufforstung. Sprich: Die Investments „stehen“ bereits in Form von Bäumen und Wäldern. Für die Pflegemaßnahmen der folgenden Jahre haben wir entsprechende Rückstellungen gebildet, wie in den von Wirtschaftsprüfern testierten Bilanzen zu erkennen ist. Für 2015 arbeiten wir gerade an den letzten Details. Dann kann auch dieser konsolidierte Geschäftsbericht für die Gesamtgruppe an unsere Kunden und Interessenten ausgegeben werden.

ECOreporter.de: Wann kann ForestFinance den Vertrieb von nachhaltigen Forstinvestments wieder aufnehmen?


Jan Fockele:
  Wir sind von den Reaktionszeiten der BaFin sowie den notwendigen Überarbeitungen abhängig. Der erste überarbeitete und angepasste Entwurf der Prospekte wurde in der Zwischenzeit bereits durch die BaFin kommentiert. Seit Anfang April liegt die entsprechende Überarbeitung zur erneuten Prüfung vor. Wenn alle Anpassungswünsche der BaFin ausgeführt wurden, hoffen wir auf eine zeitnahe Freigabe für den Vertrieb. Sobald diese vorliegt, wird der Retail-Vertrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen.

ECOreporter.de: Herr Fockele, wir danken Ihnen für die Antworten.
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