Anleihen / AIF

Genussrechte-Anleger von Windwärts in der Warteschleife

Das Erneuerbare-Energie-Unternehmen Windwärts Energie GmbH hat die Rückzahlung eines jüngst fälligen Genussrechts bis auf Weiteres ausgesetzt. Ein Alarmsignal? ECOreporter.de befragte das Unternehmen aus Hannover zu den Hintergründen.


Dabei handelt es sich um ein 2006 ausgegebenes Genussrecht mit 7,25 Prozent jährlicher Verzinsung und sieben Jahren Laufzeit. Das bestätigte Unternehmenssprecher Dr. Stefan Dietrich auf Nachfrage von ECOreporter.de. Über dieses Beteiligungsangebot hatte die Windwärts Energie GmbH ursprünglich drei Millionen Euro bei 450 Anlegern eingeworben. Weil ein Teil dieser Mittel von den Anlegern inzwischen anderweitig bei Windwärts investiert sei, gehe es konkret noch um 1,9 Millionen Euro, die derzeit nicht wie ursprünglich beabsichtigt an die Genussrechte-Inhaber ausgezahlt werden. Dies betreffe noch 300 Anleger, so Dietrich.

„Weitere Genussrechte nicht betroffen“

Windwärts finanziert einen Teil seiner Geschäfte seit langem mit Hilfe von Anlegerkapital. Das Windwärts-Genussrecht 2006 war das erste einer Reihe von bislang vier Genussrechten. Zuletzt hatte das Unternehmen das 2012/2013 angeboten. Dietrich: „ Weitere Genussrechte sind von der Aussetzung der Rückzahlung nicht betroffen.“ Denn aktuell sei für keines dieser Genussrechte eine Rückzahlung fällig, betonte der Unternehmenssprecher. „Es sind gegenwärtig keine anderen Zahlungen betroffen. Was die Ende Januar 2014 fälligen Zinsen für das Genussrecht 2006 betrifft, so muss erst der Jahresabschluss 2013 fertiggestellt werden. Wir werden also bis Mitte Januar 2014 Näheres dazu sagen können.“ Ebenso wenig betroffen sind die geschlossenen Fonds, die Windwärts in den vergangenen Jahren aufgelegt hat. Hierzu verweist der Unternehmenssprecher darauf, dass diese Fonds eigenständige Gesellschaften seien. Das Genussrecht 2006 dagegen finanziert das Unternehmen Windwärts als solches, also nicht spezielle Kraftwerke.

Warum setzt Windwärts die Rückzahlung des Genussrechts aus? Zum einen wegen Verzögerungen bei einzelnen Projekten in Deutschland, die zu kurzfristigen Einnahmeausfällen geführt hätten, so Dietrich. „Diese Verzögerungen haben verschiedene projektspezifische Ursachen, etwa Klagen von Anwohnern und Verbänden, Einwände der Flugsicherung, oder es handelt sich um vertragsrechtliche Verzögerungen“, erläutert der Unternehmenssprecher. Die Unternehmensführung habe zum anderen umfassende Restrukturierungsmaßnahmen beschlossen.


Windwärts Energie GmbH schlägt harten Sparkurs ein

Windwärts plante und baute bisher vor allem Wind- und Solarparks in Deutschland, Frankreich und Italien. „Wir stellen alle Geschäftsaktivitäten ein, die für uns kurz und mittelfristig nicht profitabel sind“, so Dietrich. So ziehe sich Windwärts aus dem Geschäftsbereich Photovoltaik komplett zurück. Dort war der Projektierer bislang auf größere Freiflächensolaranlagen spezialisiert. Die Tochtergesellschaft in Italien wird geschlossen. „ Speziell in Italien sehen wir aufgrund der veränderten politischen Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien keine ausreichenden Umsetzungsperspektiven mehr“, erklärt der Unternehmenssprecher. „Wir konzentrieren uns fortan auf die Umsetzung von Windkraftprojekten in Frankreich und Deutschland. Dadurch sparen wir 30 Prozent an Personalkosten und senken unsere Sachkosten um 40 Prozent“, sagt er. Windwärts entlässt 35 der bisher 135 Beschäftigten in Hannover. „Die eingeleiteten Schritte sind uns nicht leicht gefallen, aber sie sind aufgrund der aktuellen Marktbedingungen notwendig“, erklärt Dietrich. Weil diese Restrukturierung jedoch zunächst auch mit Kosten verbunden sei, sei die Rückzahlung des Genussrechts 2006 ausgesetzt worden. Die Insolvenz drohe der Windwärts Energie GmbH allerdings nicht, betont der Unternehmenssprecher.

Bildnachweis: Ein deutscher Windpark der Windwärts Energie GmbH. / Quelle: Unternehmen
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