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Gewinnsprung von Vestas – die Windaktie hat weiter Potential

Mit einem spektakulären Kurssprung ist die Aktie von Vestas Wind Systems heute in den Börsenhandel gestartet. Sie verteuerte sich im Handelssystem Xetra bis11:30 Uhr um 8,8 Prozent auf 54,8 Euro. ECOreporter.de hatte vor zehn Monaten in einem  Aktientipp (Link entfernt)  den Kauf der Windaktie von Vestas empfohlen. Damals wurde sie erst mit 37 Euro gehandelt. Sollten Anleger den Kursgewinn nun zu Geld machen oder auf weitere Wertzuwächse spekulieren?

Vestas mit Hauptsitz im dänischen Århus hat heute eine sehr gute Bilanz für das Geschäftsjahr 2015 vorgelegt und damit den Aktienkurs des weltweit größten Windradherstellers beflügelt. Das Unternehmen hat nach eigener Darstellung den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro gesteigert. Damit erfüllte Vestas die Prognose von 8,0 bis 8,5 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte gegenüber 2014 um 54 Prozent auf 860 Millionen Euro; die EBIT-Marge übertraf mit 10,2 Prozent das Unternehmensziel von 9 bis 10,0 Prozent. Vestas hatte die Prognose im Jahresverlauf deutlich erhöht. Ursprünglich hatte der Konzern 6,5 Milliarden Euro Umsatz anvisiert und eine EBIT-Marge von 7 Prozent. Die enorme Gewinnsteigerung erreichte Vestas vor allem dadurch, dass der Konzern die Kosten weiter senkte.

Der Nettogewinn von Vestas sprang 2015 um satte 75 Prozent auf 685 Millionen Euro. Laut Anders Runevad, Präsident und CEO (Chief Executive Officer) des Windkraftkonzerns, ist das der höchste Nettogewinn der Firmengeschichte. Runevad will der Hauptversammlung von Vestas eine Dividendenausschüttung von 6,82 Dänischen Kronen je Aktie vorschlagen. Das wäre ein starker Anstieg gegenüber der Dividende von 3,90 Dänischen Kronen, die für 2014 je Anteilsschein ausgezahlt worden waren. Mit dieser Dividende würden die Aktionäre mit knapp 30 Prozent des in 2015 erwirtschafteten Nettogewinns am Erfolg beteiligt. Vestas ist sehr liquide. Die flüssigen Mittel erhöhten sich nach Angaben des CEO im Jahresverlauf 2015 von 842 Millionen Euro auf 1,047 Milliarden Euro.

Vestas hat weiter gute Wachstumsaussichten

Mit dieser starken Geschäftsentwicklung und der Aussicht auf eine üppige Dividende hat Vestas das Vertrauen der Aktionäre mehr als gerechtfertigt. Die Aktie des Konzerns hatte ihren Wert 2015 mehr als verdoppelt. Seit dem Jahreswechsel steht deren Kurs jedoch stark unter Druck. Die Aktie konnte sich nicht gegen den allgemeinen Negativtrend an den Börsen stemmen. Kurzfristig ausgerichtete Investoren sollten daher die Gelegenheit nutzen und nun Kursgewinne zu Geld machen. Wer aber einen längeren Anlagehorizont hat und die gegenwärtigen Kursturbulenzen aussitzen kann, sollte die Beteiligung halten oder gar zukaufen. Denn die Wachstumsaussichten für Vestas sind weiter gut. Das zeigt etwa der Auftragseingang des Windradherstellers. Dieser erreichte bis Ende 2015 mit Bestellungen von Anlagen mit insgesamt 8,943 Megawatt (MW) und einem Gesamtwert von 7,9 Milliarden Euro ebenfalls ein Rekordniveau. Gegenüber dem Jahresende 2014 ist das ein Zuwachs von 37 Prozent. Zum Vergleich: Laut dem Jahresreport des Bundesverbandes Windenergie (BWE) wurden 2015 in Deutschland Windräder mit einer Gesamtkapazität von 3.536 MW neu installiert.

Hinzu kommt, dass auch das Service-Geschäft von Vestas stark floriert. Hier ist der Wert der bestehenden Aufträge im Jahresverlauf 2015 um 27 Prozent auf 8,9 Milliarden Euro gestiegen. Es trägt damit bereits mehr als die Hälfte zum Auftragsvolumen von zusammen 16,8 Milliarden Euro bei, das der Windkraftkonzern Ende 2015 erreichte. Vestas hat das Service-Geschäft in den letzten Jahren ausgebaut. Es bringt attraktive und solide einzukalkulierende Einnahmen, denn hier schließen die Dänen mit Windparkbesitzern Verträge mit mehrjähriger Laufzeit. Die EBIT-Marge erreichte im Service-Geschäft zuletzt 17,7 Prozent. Dessen Umsatz erhöhte sich gegenüber 2014 um 20 Prozent auf 1,138 Milliarden Euro. Die Vestas-Führung strebt für die kommenden Jahre sogar ein Wachstum von 40 Prozent an. Mehr über das Service-Geschäft von Vestas erfahren Sie in einem  ECOreporter-Beitrag vom September 2015. Dieses stärkte der Windkraftkonzern vor kurzem durch die Übernahme der deutschen Availon Holding GmbH (wir haben darüber  berichtet) und des US-amerikanischen Technologiedienstleisters UpWind Solutions. Die Kosten dafür sind im aktuellen Aktienkurs bereits eingepreist.

Bildhinweis: Transport einer Windkraftanlage von Vestas. / Foto: Unternehmen

Ein weiteres Plus von Vestas ist, dass das Unternehmen in vielen Märkten aktiv ist, in 34 Ländern auf fünf Kontinenten, und so Nachfrageschwächen in einzelnen Märkten durch verstärkte Aktivitäten in anderen ausgleichen kann. Im vierten Quartal stammten die meisten Bestellungen für Vestas aus China und den USA, den beiden größten Windmärkten, und aus Deutschland. Die Bundesregierung plant, ab 2017 die bisherigen festen Einspeisetarife für Windstrom aus neuen Anlagen durch die Preisermittlung über Auktionen zu ersetzen. Das wird Investoren die Kalkulation erschweren und wohl dazu führen, dass in den kommenden Jahren weniger Windräder für den deutschen Markt bestellt werden. Daher ist es besonders wichtig, dass Vestas nicht von diesem Einzelmarkt abhängig ist. Zuletzt verzeichnete Vestas etwa aus Brasilien eine verstärkte Nachfrage. Dort plant die Regierung einen deutlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und setzt dabei vor allem auf Windkraft. Vestas ist in dem riesigen Land mit einer Produktion vor Ort dafür aussichtsreich aufgestellt. Auch aus anderen Ländern von Lateinamerika erhält Vestas immer mehr Aufträge. Zudem haben sich die Aussichten für Vestas im wichtigen US-Markt verbessert, wo die Dänen zuletzt die meisten Windräder ausgeliefert haben. Denn der US-Kongress hat die staatliche Förderung für Investments in erneuerbare Energie kürzlich bis 2020 verlängert und damit für Investitionssicherheit gesorgt.

Offshore-Geschäft als Joker

Zudem hat Vestas Aussicht auf steigende Einnahmen aus dem Geschäft mit Windkraftanlagen für den Einsatz auf hoher See – offshore. Hierfür haben die Dänen mit der  japanischen Mitsubishi MHI Vestas Offshore Wind ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, das in Dänemark und in Großbritannien produziert, dem weltweit größten Markt für Offshore-Windkraft. Ende 2015 verfügte das Gemeinschaftsunternehmen über einen festen Auftragsbestand von rund 1.200 MW. Es steuerte 65 Millionen Euro mehr zum Jahresgewinn von Vestas bei als noch in 2014, mit stark steigender Tendenz. Doch auch ohne das Offshore-Geschäft ist Vestas eindeutig auf Wachstumskurs.

Bildhinweis: Die Offshore-Windkraft ist für Vestas ein aussichtsreiches Nebengeschäft. / Foto: Unternehmen

So überrascht es wenig, dass die Vestas-Führung für 2016 weiteres Wachstum anstrebt. Sie sagt für das laufende Jahr einen Umsatz von mindestens 9 Milliarden Euro voraus und eine EBIT-Marge von 11 Prozent. Sollte sich im Jahresverlauf abzeichnen, dass die Geschäfte von Vestas abermals besser laufen als anvisiert, dürfte die Aktie des Windkraftkonzerns schon bald wieder deutlich zulegen. Für zumindest mittelfristig deutliche Kurszuwächse spricht schon allein der Umstand, dass weiter weltweit massiv in Windkraft investiert wird, immer mehr Regierungen die Rahmenbedingungen dafür verbessern und Vestas als Marktführer davon profitieren dürfte. Zumal das Unternehmen durch seine schlanke Kostenstruktur und hohe Marktpräsenz für den Wettbewerb weiter sehr stark aufgestellt ist.

Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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