Erneuerbare Energie

Klimagipfel in Marrakesch – Experten erwarten Fortschritte

Anbieter von Klimaschutz-Investments hoffen auf einen erfolgreichen Klimagipfel in Marrakesch. Dort soll das im Dezember 2015 in Paris beschlossene Klimaschutzabkommen konkretisiert werden. Es ist zwar am 4. November 2016 in Kraft getreten. In Marrakesch aber geht es darum, was die Staaten konkret unternehmen müssen, um die vereinbarten Klimaschutzziele auch wirklich zu erreichen.

Die Vorgängerveranstaltung in Paris hatte nach jahrelangem Stillstand dem weltweiten Klimaschutz neuen Schwung gegeben. Bei dem Klimagipfel in Paris hatten sich die teilnehmenden Staaten dazu verpflichtet, die Erderwärmung im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhundertsauf zwei Grad zu begrenzen, möglichst gar auf 1,5 Grad. Allerdings wurde die Marke von einem Grad bereits erreicht, so dass eine starke Bremsung erforderlich ist. Das Paris-Abkommen wurde bisher von 94 Staaten ratifiziert. Auf diese entfallen zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen. Damit würde die Mindestquote deutlich überschritten und konnte das Abkommen in Kraft treten. Während des Klimagipfels in Marrakesch wird am 15. November die erste Vertragsstaatenkonferenz unter dem Pariser Abkommen eröffnet. Der Klimagipfel soll am 18. November beendet werden.

Der Klimagipfel in Marrakesch muss nun konkrete Zielvorgaben bringen

„Wir erwarten, dass es in Marrakesch vor allem um die Umsetzungsdetails zu den nationalen Klimaaktionsplänen gehen wird, welche mit dem Inkrafttreten nicht mehr als vorläufig sondern als verbindlich zu betrachten sind“, sagt dazu Dr. Florian Hauer, der als Fondsmanager den Erneuerbare-Energie-Aktienfonds Kepler Öko Energien betreut. „Dies erhöht natürlich auch den Druck auf die übrigen Staaten, schnellstmöglich zu ratifizieren, wenn sie Mitsprache haben wollen“, so Hauer gegenüber ECOreporter.de.

Auch Dr. Thiemo Lang, Portfolio Manager des RobecoSAM Smart Energy Fonds, verfolgt das Ringen um mehr weltweiten Klimaschutz. Lang erläuterte auf Nachfrage von ECOreporter.de: „Die Ende 2015 in Paris getroffenen nationalen Zusagen zur CO2-Reduktion sollen nun in Marrakesch tatsächlich präzisiert werden. Für jedes Land soll ein klarer Fahrplan entwickelt werden, wie die Zusagen ausformuliert und auch überprüft werden können. Dieses Regelbuch soll dann bis 2018 fertig sein, woraufhin die Nationalstaaten sie dann ab 2020 umsetzen sollen - und dabei hoffentlich noch weitere, wesentlich verschärftere Reduktionsziele bekanntgeben werden. Denn eines ist klar: selbst eine 100%ige Umsetzung der bisher in Paris zugesagten CO2-Einsparziele würde bei weitem nicht ausreichen, die Erhöhung der Erdtemperatur tatsächlich auf 2 Grad begrenzen zu können.“

Auch Deutschland muss beim Klimaschutz nachlegen

Wir schwer es wird, konsequenten Klimaschutz konkret zu vereinbaren, zeigt das Beispiel Deutschland. Ob die Bundesregierung in Marrakesch einen Klimaschutzplan vorlegen wird, ist noch offen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte dafür im Juni einen Entwurf vorgelegt, aus dem aber die Ministerien vor Energie- und Wirtschaft, für Verkehr und für Landwirtschaft sowie das Kanzleramt vieles herausstrichen, so etwa konkrete Zielvorgaben zum Kohleausstieg und zum Auf für Verbrennungsmotoren. Nach lautstarkem Protest der Bundesumweltministerin stellte das Kanzleramt in Aussicht, dass Hendricks vielleicht doch noch mit einem Klimaschutzplan nach Marokko reisen kann, hinter dem die gesamte Bundesregierung steht. Näheres soll voraussichtlich am Mittwoch bekannt gegeben werden.

"Mit der aktuellen Energiepolitik gibt es keine Chance, die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten", stellt Dr. Dr. Volker Quaschning klar, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin. Im Vergleich zu den ambitionierten Maßnahmen anderer Länder gerate Deutschland beim Klimaschutz vielmehr immer mehr ins Hintertreffen. Klaus Milke, Vorsitzender der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, fordert von einem deutschen Klimaplan „Sektorziele, die der Kohle- und  Verkehrsbranche sowie der Landwirtschaft klare Leitplanken für den notwendigen Umbau geben“. Milke weiter: „Wir brauchen ein starkes Investitionssignal für neue Geschäftsmodelle, weil sonst das Risiko wächst, dass deutsche Schlüsselindustrien wie die Autobranche in wenigen Jahren kollabieren. Wer jetzt die nötige klare klimapolitische Weichenstellung für die Wirtschaft verweigert, der facht dieses Risiko weiter an. Das weltweite Rennen um die effizientesten und kostengünstigsten Klimaschutztechnologien hat längst begonnen."

Hoffnung unter anderem auf mehr Investitionen in Erneuerbare Energien

Fondsmanager Lang gibt sich aber zuversichtlich, dass der Klimagipfel im Marrakesch Fortschritte bringen und damit vor allem das Umfeld für Erneuerbare Energien verbessern wird. Er verweist auf die „ gewachsene Überzeugung der politischen Entscheidungsträger, dass die Kosten der erneuerbaren Energien in den meisten Länder dieser Erde schon sehr bald unter denen herkömmlicher Energieträger liegen werden“. Lang betont aber auch, dass das nicht bedeutet, dass mit Klimaschutzinvestments dann das schnelle Geld zu machen sei. „Der Weg hin zu einer nachhaltigen und sauberen Energieversorgung ist ein Trend, welcher sich über Jahrzehnte hinzieht“, so der Experte von RobecoSAM.
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