Anleihen / AIF

MBB Clean Energy-Anleihe: droht eine Kündigungswelle?

Für die Anleihe-Gläubiger der Münchner MBB Clean Energy AG läuft eine wichtige Frist ab: Wenn die Anleger bis einschließlich zum 6. Juni  weiter auf die seit Anfang Mai 2014 ausstehende Zinsausschüttung warten müssen, dann wird ihnen das Recht eingeräumt, die Beteiligung zu kündigen. MBB Clean Energy arbeitet „mit Hochdruck“ daran, die Problemlage zu beseitigen. Allerdings stand die Zahlung am Freitag, 6. Juni, zumindest bis zum Vormittag weiter aus.


Die Anleihezinsen hätten ursprünglich am 6. Mai 2014 an die Investoren ausgezahlt werden sollen. Weil das bisher nicht geschah, ist sie vom Handel ausgesetzt. Dafür, dass die Ausschüttung nicht planmäßig geflossen ist, machte die Führung der MBB Clean Energy AG „wertpapiertechnische Gründe“ verantwortlich (ECOreporter.de berichtete  hier  und  hier). Das Geld, das  zur Auszahlung an die Anleihe-Investoren gedacht sei, sei auf einem Treuhandkonto zwischengelagert worden, hieß es dazu vom Unternehmen.

Heute nun bestätigte das Unternehmen worüber bisher nur spekuliert wurde: „Internationale Großinvestoren sind in den MBB Clean Energy Bond eingestiegen. Mit diesen Investoren wurden entsprechende Verträge geschlossen, die unter anderem einen Zinsverzicht für das erste Laufzeitjahr beinhalten. Die erforderlichen Unterlagen der korrespondierenden Banken sind nicht rechtzeitig vor Zinstermin bei der abwickelnden DBC AG eingetroffen“, teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite mit. „Die geschilderten wertpapiertechnischen Probleme hatten Auswirkungen auf einige depotführende Banken. Bedauerlicherweise konnten diese die Mitteilung über die Aussetzung der Zinszahlung nicht rechtzeitig verarbeiten, sodass ihrerseits eine Zinsgutschrift für ihre Depotkunden erfolgte“, erklärt das Unternehmen weiter. Die MBB Clean Energy AG arbeite „mit Hochdruck an der schnellstmöglichen Lösung der wertpapiertechnischen Probleme.“


Finanzaufsicht ermittelt

Inzwischen wurde bekannt, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht gegen MBB Clean Energy ermittelt. Eine BaFin-Sprecherin erklärte gegenüber dem „manager-magazin“ die BaFin gehe dem Verdacht der Marktmanipulation nach. Es werde geprüft, ob MBB Clean Energy Anleihen an vermeintliche Investoren ausgegeben habe, ohne dafür Geld bekommen zu haben. Heißt es in dem Bericht. Wäre das so, dann hätte dies das platzierte Emissionsvolumen künstlich in die Höhe getrieben. Die MBB Clean Energy AG weist indes darauf hin, dass die BaFin routinemäßig auffälligkeiten bei Kursentwicklungen von Anleihen untersuche. Dies stehe daher nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit der Unternehmensführung beziehhungsweise dem Management der MBB Clean Energy AG.
Anlegerschutzanwälte schließen vor dem Hintergrund der laufenden BaFin-Ermittlungen und angesichts der auslaufenden Kündigungsfrist für die Anleihezeichner nicht aus, dass das Unternehmen in die Insolvenz schlittern könnte. Käme es so, wäre fraglich, ob und wie viel Kapital die Anleger von ihrem Investment wiederbekommen.  

Nach offiziellen Angaben hat das erst 2012 gegründete Unternehmen die Anleihe Anfang Mai 2013 auf den Markt gebracht. Die MBB Clean Energy AG beabsichtigte, 300 Millionen Euro für den Kauf bestehender Wind- und Solarparks bei Anlegern einzuwerben. Tatsächlich kamen nach offiziellen Angaben 72 Millionen Euro zusammen. Die derzeit vom Handel ausgesetzte Anleihe (ISIN: DE000A1TM7P0) ist mit 6,25 Prozent verzinst und läuft noch bis 2019. 
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