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Nordex vor Wachstumssprung? – Kaufempfehlung für die Aktie

Der Hamburger Windradhersteller Nordex will die Verschmelzung mit Acciona Windpower in 2017 abschließen. Er hat nun konkrete Ziele für das diese „neue“ Nordex bekannt gegeben. Demnach strebt er ein deutliches Wachstum an.

Nordex hatte vor einem Monat mit der Nachricht für Aufsehen gesorgt, dass er die Windsparte des spanischen Mischkonzerns Acciona übernehmen will. 366,4 Millionen Euro des Kaufpreises von insgesamt 785 Millionen Euro wollen die Deutschen für Acciona Windpower (AWP) in bar zahlen. Für den übrigen Betrag soll Acciona 29,99 Prozent aller Anteile an Nordex erhalten. Das würde die Spanier zum neuen Hauptaktionär von Nordex machen. Die Zustimmung der Kartellbehörden steht noch aus. Wie der Windradhersteller nun mitteilte, erwartet er diese im ersten Quartal 2016. Die Zusammenführung der operativen Geschäfte will Nordex dann innerhalb von 18 Monaten abschließen. „Wir ergänzen uns in wichtigen Bereichen und es gibt nur wenige Überschneidungen. Das wird die Transformation der Unternehmen in eine gemeinsame Gruppe erleichtern und schnell Früchte tragen“, sagte dazu Nordex-CEO Lars Bondo Krogsgaard. Ihm zufolge arbeiten beide Firmen bereits an den Vorbereitungen für die Zusammenführung.

ECOreporter.de hatte in einem  Aktientipp  über die Übernahmepläne berichtet und sie positiv bewertet. Allerdings rieten wir dazu, die Aktienbeteiligung an Nordex zunächst nicht weiter aufzustocken, sondern nur zu halten. Zu ungewiss erschienen uns die Perspektiven. Doch Nordex hat heute erstmals konkretisiert, wie das neue Unternehmen nach der Zusammenführung dastehen soll.

Umsatz und Marge sollen deutlich steigen

Laut CEO Lars Bondo Krogsgaard zielt der Zusammenschluss von Nordex und AWP darauf ab, die Stromgestehungskosten aus Windenergie deutlich zu verringern. Das soll dem Unternehmen durch effizienter arbeitende Windräder gelingen und dadurch, dass es die Kosten der Produktion der Anlagen weiter verringert. Nordex will die Produktkosten und die Gestehungskosten bis 2018 um 15 bis 18 Prozent senken. Gelänge dies, könnte Nordex an den Windkraftanlagen aufgrund des geringeren eigenen Aufwandes mehr verdienen und zugleich würden diese für Investoren deutlich attraktiver, da man mit ihnen günstiger Windstrom erzeugen könnte. Auf diese Weise will die Nordex-Führung den Umsatz in den nächsten drei Jahren auf 4,2 bis 4,5 steigern. Zum Vergleich: Für 2015 strebt Nordex 2,4 Milliarden Euro Umsatz an. Das Umsatzziel der AWP für das laufende Jahr liegt bei einer Milliarden Euro.

Nicht nur beim Umsatz, auch beim Gewinn setzt sich der Vorstand für die künftige Nordex-Gruppe ehrgeizige Ziele. Er gab nun das Ziel aus, bis 2018 die Marge beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf über 10 Prozent zu hieven. Auch hier ein Vergleich: Im laufenden Jahr hatte Nordex nach neun Monaten eine EBITDA-Marge von 5,5 Prozent aufgewiesen. Zum Erreichen dieses Margenzieles sollen die Synergien aus der Übernahme, also die dadurch ermöglichten Kostensenkungen, einen wesentlichen Beitrag leisten. Nordex-Chef Krogsgaard hofft, dass sich bis 2018 bereits rund 60 Prozent der ab 2019 erwarteten Synergien auswirken. Das jährliche Volumen dieser ab 2019 angestrebten Synergien beziffert der Vorstand mit 95 Millionen Euro.

Wachstumspotential vor allem in Schwellenländern

Krogsgaard argumentiert, dass sich beide Unternehmen bei den bisherigen Absatzmärkten, ihren Produkte und Standorte „nahezu perfekt“ ergänzen. Die Spanier sind vor allem in Lateinamerika stark aufgestellt, einem Windmarkt mit großem Wachstumspotential.  Dort ist Nordex zwar bereits ebenfalls aktiv, aber zusammen mit AWP dürfte es hier leichter werden, sich gegen Konkurrenten wie der spanischen Gamesa zu behaupten.Deren Vorteil der gemeinsamen Sprache und verwandten Kultur gleichen die Hamburger mit der Übernahme aus. Zudem verfügt Acciona Windpower mit einem Werk in Brasilien in Lateinamerika bereits über eine Fertigung vor Ort. Ein weiteres Schwellenland mit stark auflebendem Windmarkt ist Indien. Dort baut AWP derzeit eine Produktionsstätte, so dass Nordex auch hier künftig einen Fuß in der Tür hat. Die Hamburger wiederum haben eine starke Präsenz in Windmärkten wie Südafrika und der Türkei, die stark wachsen, aber von AWP bislang kaum bespielt wurden. Überdies ergänzen sich beide Firmen mit ihren Aktivitäten in Europa und in Nordamerika. CEO Lars Bondo Krogsgaard betont denn auch, dass er das Synergiepotenzial der Übernahme vor allem „in der erfolgreichen gemeinsamen Marktbearbeitung“ sieht.

ECOreporter.de bewertet es als positiv, dass Nordex sich so konkrete Zielvorgaben setzt. Die Strategie erscheint schlüssig und auch notwendig, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Denn im Heimatmarkt Deutschland dürfte das Geschäft für Nordex nach 2017 schwieriger werden, weil die Bundesregierung dann auch bei der Windkraft Einspeisetarife über Auktionen festlegen will. Das testet sie seit diesem Jahr bei großen Photovoltaikprojekten. Nach 2017 soll dann das Ende für feste Einspeisetarife für Strom aus erneuerbarer Energie eingeläutet werden. Selbst wenn das neue Modell funktionieren sollte, dürften Investoren zunächst zurückhaltender agieren und weniger in neue Windkraftprojekte investieren. Es wäre also von Vorteil, wenn Nordex bei potentiellen Käufern von Windrädern mit dem Versprechen geringerer Gestehungskosten punkten könnte und zugleich immer mehr Umsatz in jungen, wachstumsstarken Windmärkten erwirtschaften kann. Vor allem Anlegern mit langem Anlagehorizont empfehlen wir daher den Kauf der Nordex-Aktie. Die notiert heute um 10 Uhr im Xetra bei 31 Euro. Als wir im März 2015 einen Aktientipp mit einer  Kaufempfehlung  veröffentlichten, war sie noch mit 19 Euro gehandelt worden.

Nordex SE: ISIN DE000A0D6554  / WKN A0D655
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