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Österreich plant eine Goodbank (Teil 2)



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Die künftige Demokratische Bank soll ihren Kunden außerdem ein kostenloses Girokonto anbieten sowie kostengünstige Kredite. Bei der Kreditvergabe werde man nicht nur die ökonomische Bonität prüfen, vielmehr stünde der soziale und ökologische Mehrwert der Investitionen im Vordergrund, also das Gemeinwohl. Eine Eigenkapitalquote über den gesetzlichen Mindestvorgaben soll Sicherheit gewährleisten. Ob die Bank Spareinlagen mit oder ohne Verzinsung anbieten wird, ist noch in der Diskussion.


Eine deutsche Nachhaltigkeitsbank als Vorbild

Ein Verzicht auf Sparzinsen würde die demokratische Bank von der deutschen GLS Bank abheben. Ansonsten fühlen sich die Gründer der Demokratischen Bank der Werthaltung der GLS Bank nahe. „Wir unterscheiden uns in erster Linie dadurch, dass wir in Österreich von Anfang an flächendeckend agieren wollen und nicht von einer Stadt aus schrittweise Filialen aufbauen“, sagt Initiator Christian Felber.


Investieren in ökologische und ethische Projekte, Geschäftsgebaren nach christlichen wie anthroposophischen Kriterien - die Bochumer GLS Bank gilt als Vorbild, „wenn es darum geht, dass Geld einem Sinn folgen soll“. Eine Kooperation mit dieser oder anderen Alternativbanken, wie etwa Triodos, wolle man erst in Erwägung ziehen, wenn die Finanzmarktaufsicht die Bankkonzession ablehne, so der Publizist und Mitbegründer der Globalisierungsgegner Attac Österreich.


Kritik aus den eigenen Reihen

Der Unternehmensberater und Bankkaufmann Friedrich Schwarzkopf unterstützt die Ziele der Demokratischen Bank. Dennoch hat er sich nach einigen Monaten von seinem Posten als Arbeitskreisleiter frustriert zurückgezogen: „Die Initiative kommt nicht vom Fleck“, bemängelt er.  Er fordert professionelle Führungsarbeit und mehr Transparenz. Zudem finde interne Kritik kaum Gehör. Manche stiegen nun aus dem Projekt aus, weil sie von zu vielen Worthülsen verärgert seien, erklärt Schwarzkopf. „Man muss unverzüglich klären, was die Leute unter Demokratie verstehen und wie sie das in einem Wirtschaftsbetrieb umsetzen wollen“, sagt er.


Felber entgegnet, ein Positionspapier zum Demokratieverständnis sei in Arbeit. Dass Leute nach der ersten Euphorie den Rückzug antreten, findet er normal: „Wir haben alle Menschen eingeladen, den Gründungsprozess mitzugestalten. Die Vielfalt an Persönlichkeiten führte erwartungsgemäß zu Konflikten.“ Nun sei eine arbeitsfähige Struktur gefunden, 2.000 Menschen unterstützten das Vorhaben, so Felber.


Arbeit am Geschäftsmodell

Die nächste heikle Phase sei die Arbeit an einem schlüssigen Geschäftsmodell, „wofür wir etwa zehn Leute benötigen, die bis Herbst mehrere Wochenenden hindurch arbeiten, bis alle Wünsche bedacht und die Zahlen schwarz sind.“ Und irgendwann soll es sie geben, die Bank, die Geld als öffentliches Gut versteht, die mit Überschüssen gemeinnützige Projekte unterstützt und nicht in Spekulationen verfällt.
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