Anleihen / AIF

Prokon: Auch GLS Bank und „Stromrebellen“ kaufen Genussrechte auf

Im Prokon-Insolvenzverfahren für das Genossenschaftsmodell stimmen und danach trotzdem aus der Beteiligung aussteigen. Ein solches Aufkauf-Angebot, das ursprünglich vor allem der Düsseldorfer Ökostromanbieter Naturstrom AG den insgesamt 75.000 Genussrechte-Gläubigern von Prokon machte, steht nun auf breiterem Fundament: Inzwischen wird diese Kampagne von einem zweiten prominenten alternativen Stromanbieter und der GLS Bank mitgetragen. Letztere bezog bereits vor Wochen klar Stellung für die Fortführung von Prokon als Genossenschaft (mehr lesen Sie  hier).

Spät, aber möglicherweise nicht zu spät formiert sich eine breitere Front aus dem Energiewende-Mittelstand für die Wandlung des insolventen Windkraft-Projektierers Prokon in eine Genossenschaft. Die sogenannten Stromrebellen der Elektrizitätswerke Schönau und die GLS Bank aus Bochum unterstützen die Naturstrom AG bei ihrer Kampagne, den Genussrechte-Gläubigern von Prokon eine Ausstiegschance anzubieten, die trotzdem zur Umwandlung in eine Genossenschaft führt. Bislang war Naturstrom das einzige Unternehmen mit diesem Angebot. „Sie können trotzdem für die Genossenschaft stimmen – und ihre Anteile an GLS Bank, Elektrizitätswerke Schönau und Naturstrom AG verkaufen. Und zwar noch in diesem Jahr zu 50 Euro pro Anteil. Die drei Unternehmen stellen dafür insgesamt drei Millionen Euro bereit.“, heißt es in einem Online-Blog der GLS Bank. „Dieses Angebot richtet sich an Anleger, die einen höheren Anteil investiert haben und dadurch auf den letzten Metern noch entscheidend dazu beitragen können, Mehrheiten für das Genossenschaftsmodell zu sichern und eine Übernahme durch EnBW zu verhindern“, schreibt die Bank weiter. Alle drei Unternehmen engagieren sich in dem Branchenverband Bündnis Bürgerenergie. Im Internet wird das Angebot positiv aufgenommen. Allerdings fragen sich einige User, warum es erst auf im Endspurt vor der Entscheidung zustande gekommen ist.
Zehntausende Prokon-Anleger befürworten offenbar Genossenschaftsmodell

Der GLS Bank zufolge sollen bereits 36.000 Anleger ihre verbindliche Zusage dazu gegeben haben, der Prokon Genossenschaft einen Teil ihrer Ansprüche als Eigenkapital zu lassen. Die Erreichung einer bestimmten Eigenkapitalquote ist eine Voraussetzung des Genossenschaftsverbands. Der Poststreik verkomplizierte das Zustimmungsverfahren im Vorfeld der entscheidenden Gläubigerversammlung am kommenden Donnerstag, 2. Juli, in Hamburg. Deshalb hatte der Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin die Frist zur Rückantwort verlängert. Sie wäre ursprünglich am vergangenen Freitag abgelaufen. Inzwischen ist klar, dass die Gläubiger auch bei der Versammlung selbst noch über ihre Zustimmung entscheiden können. Für kurzfristigen Wirbel sorgte der Insolvenzverwalter darüber hinaus mit der Ankündigung, die Insolvenzquote für das Genossenschaftsmodell senken zu müssen (mehr über diese Wertberichtigung, ihre Folgen für die Insolvenzquote und die Auswirkungen des Poststreiks auf das Insolvenzverfahren lesen Sie  hier).

Sollte die Genossenschaftsvariante keine Mehrheit im Plenum am 2. Juli bekommen, steht der Verkauf des Kerns von Prokon an den Karlsruher Energieriesen EnBW zur Abstimmung. EnBW bietet 550 Millionen Euro. Der Konzern hatte in den vergangenen Wochen heftig die Werbetrommel für seine Offerte gerührt und am vergangenen Freitag die in Stuttgart eine Reihe von Präsenzveranstaltungen beendet.
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