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Rettungskonzept für SolarWorld liegt auf dem Tisch

Jetzt ist es offiziell: die SolarWorld AG hat sich heute mit ihren Schuldscheingläubigern und dem Inhaber eines gesicherten Darlehens über eine finanzielle  Restrukturierung  verständigt. Der Aufsichtsrat des Solarkonzerns hat der Vereinbarung bereits zugestimmt. Allerdings müssen ihr noch zwei beteiligte Kreditinstitute zustimmen.  SolarWorld rechnet hier aber mit keinen Hindernissen.

Der Solarkonzern ist hoch verschuldet. Die Grundzüge des Sanierungskonzeptes waren bereits im Vorfeld durchgesickert. ECOreporter.de hat darüber berichtet und die Pläne eingeordnet. Per Mausklick (Link entfernt)gelangen Sie zu unserem letzten Bericht darüber.

Ein wesentlicher Baustein ist ein harter Kapitalschnitt, dem die Altaktionäre von SolarWorld auf einer für den 7. August 2013 vorgesehenen außerordentlichen  Hauptversammlung zustimmen müssen. Danach ist eine Sachkapitalerhöhung um 14.151.200 Euro und die Ausgabe  von ebenso vielen neuen Stammaktien vorgesehen. Damit werden nicht die bisherigen Aktionäre bedient, sondern Besitzer von Schuldverschreibung des Bonner Solarunternehmens. Die bringen ihre Ansprüche als Sachkapital ein. Nach Durchführung der Sachkapitalerhöhung  bleiben die Altaktionäre mit nur noch mit insgesamt fünf Prozent an der Gesellschaft beteiligt.  

Hierbei handelt es sich um die ausstehenden Teilschuldverschreibungen der 6,125%-Schuldverschreibung 2010/2017 mit einem Gesamtnennbetrag von 400 Millionen Euro (ISIN XS0478864225 - die 'Anleihe 2017') und der 6,375-Schuldverschreibung 2011/2016 mit einem Gesamtnennbetrag von 150 Millionen Euro (ISIN XS0641270045 - die 'Anleihe 2016') sowie um etwa 55 Prozent  der ausstehenden Schuldscheindarlehen und ein Teil in Höhe von 40 Prozent des gesicherten Darlehens. Diese beiden letztgenannten Teilforderungen belaufen sich auf insgesamt rund 213,9 Millionen Euro.

Die Restforderungen der Schuldscheindarlehen und des gesicherten Darlehens bleiben bestehen und sollen in einem neuen Darlehensvertrag geregelt werden.   Zudem werden die Anleihengläubiger nur auf den ersten Blick vollständig bedient. Wie das Unternehmen erläutert, wird es neue Anleihen in Höhe von etwa 45 Prozent des derzeitigen Anleihennennbetrags begeben. Deren Bezug sei  allein die Gläubiger der Anleihen beschränkt. Denn die sollen nur 55 Prozent ihrer Forderungen als Sachkapital einbringen, seien aber aus technischen Gründen gezwungen, die gesamte Anleiheforderung aufzuwenden. Im Zuge dessen würden die Anleihegläubiger einen Erlös aus der Veräußerung von Aktien an den Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck und an den  Investor Qatar Solar Technologies erhalten.  Kurz gesagt: die Anleihengläubiger von SolarWorld erhalten für einen Großteil ihrer Ansprüche neue Aktien des Solarkonzerns, die dann an Asbeck und an Qatar Solar Technologies verkauft werden.  Die Katarer sollen zunächst über 29 Prozent des gesamten Aktienbestandes verfügen und Asbeck über 19,5 Prozent. Allerdings sind die Verträge darüber laut SolarWorld noch nicht unterschrieben.

Die Anleihegläubiger der 6,125%-Schuldverschreibung  2010/2017 erhalten laut dem vorgestellten Plan jeweils einen Betrag in Höhe von 53,52 Euro sowie 6,77 neue Aktien der Gesellschaft und - ergänzend - jeweils eine neue Teilschuldverschreibung der Gesellschaft im Nennwert von je 451,73 Euro. Die Anleihegläubiger der 6,375%-Schuldverschreibung  2011/2016 bekommen jeweils einen Betrag in Höhe von 57,84 Euro sowie 7,31 neue Aktien der Gesellschaft und plus einer neuen Teilschuldverschreibung im Nennwert von je 439,39 Euro. Dem steht jeweils ein Nennwert von 1.000 Euro für die aktuellen Schuldverschreibungen gegenüber, die SolarWorld umwandeln will. Sie ist darauf angewiesen, dass die Versammlungen der Anleihengläubiger im Juli diesen Planungen zustimmen. Sofern einzelne Anleihegläubiger ihre Erwerbsrechte nur teilweise oder garnicht ausüben, soll ein Kreditinstitut als Abwicklungsstelle die nichtbezogenen Aktien beziehungsweise die nicht bezogenen  neuen Teilschuldverschreibungen börslich oder außerbörslich verkaufen  und den Netto-Verkaufserlös den entsprechenden Anleihegläubigern als  Barausgleich auszahlen.  

Am 13. Juli 2013, wenige Tage nach den anberaumten Gläubigerversammlungen, sind die fälligen Zinsen der aktuellen Anleihen fällig. Die will SolarWorld erst innerhalb einer Nachfrist von 30 Tagen nach dem  Zinszahlungstermin zahlen. In diesen Zeitraum fällt die außerordentliche  Hauptversammlung, auf der die Altaktionäre dem Konzept und damit dem Verlust von etwa 95 Prozent ihrer Beteiligung zustimmen müssen. Von diesem Wertverlust ist auch Firmengründer Asbeck betroffen, der aber durch den geplanten Zukauf neuer Aktien weiter großen Einfluss behalten würde. Die finale Zinszahlung soll im Rahmen der Restrukturierung auf die Tilgung der neuen Teilschuldverschreibungen angerechnet werden.

SolarWorld geht davon aus, diese finanzielle Restrukturierung bis zum Februar 2014 abschließen zu können. Der Solarkonzern wäre dann noch immer mit mehreren Hundert Millionen Euro verschuldet. Aber die existentielle Bedrohung, die durch den Verlust von über der Hälfte des Grundkapitals in 2012 eingetreten ist, wäre damit vorerst abgewehrt. Eine Einschätzung der Zukunftsaussichten des Unternehmens hat ECOreporter.de-Chefredakteur Jörg Weber gegenüber dem Deutschen Anlagerfernsehen gegeben. Per Mausklick gelangen Sie zu dem Audio-Interview.

SolarWord AG: ISIN DE0005108401 / WKN 510840
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