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Schnäppchen oder Risikopapier? - Aktie von Canadian Solar unter Druck

Nach einer schwachen Zwischenbilanz für das zweite Quartal ist die Aktie von Canadian Solar heftig unter Druck geraten. Woran liegt das? Sollten Anlager nun verkaufen oder die Gelegenheit für den Einstieg nutzen?

Canadian Solar ist einer der weltweit größten Solarhersteller. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in der kanadischen Provinz Ontario, produziert aber vor allem in China. Darüber hinaus ist der Konzern als Solarprojektierer tätig. In diesem Jahr legt er einen Schwerpunkt darauf, das Projektgeschäft neu auszurichten. So will die Unternehmensführung eine so genannte YieldCo gründen, die einige attraktive Solarpaks von Canadian Soalr übernimmt und betreibt. Diese Betriebsgesellschaft soll an die Börse gebracht werden. Hohe Einnahmen aus dem Börsengang würden laut der Planung dann für weitere Investitionen in das Projektgeschäft zur Verfügung stehen. Ähnliche Konzepte verfolgen die US-Konkurrenten First Solar und SunPower, die gemeinsam eine YieldCo gegründet haben. Das führte bei Ihnen zu vorübergehenden Einnahmeausfällen.

Das war auch bei Canadian Solar zu erwarten und die nun für das zweite Quartal vorgelegte Zwischenbilanz sowie die Prognose für die zweite Jahreshälfte belegen dies ganz konkret. Denn schon im zweiten Vierteljahr stiegen die Kosten und sanken die Einahmen im Projektgeschäft. Und die Prognose für das Gesamtjahr enttäuschte ebenfalls. Die Börsianer reagierten verschreckt und schilcten die Aktie von Canadian Solar auf Talfahrt. Im elektronischen Handelsssystem Tradegate stürzte der Anteilsschein bis heute Mittag um zehn Prozent auf 20 Euro ab. Er hat nun die Kursgewinne seit unserer  Kaufempfehlung  für die Aktie von Anfang Februar wieder verloren.

Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal schwach

Canadian Solar meldete für das zweite Quartal einen Umsatz von 636,7 Millionen US-Dollar. Er lag damit nur 2,1 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Solarkonzern erreicht für gewöhnlich deutlich höhere Zuwächse. Gegenüber dem ersten Quartal entspricht dies sogar einem Umsatzeinbruch um 26 Prozent. Von der ausgelieferten Solarkapazität von 850 Megawatt (MW) waren 41 MW nicht umsatzwirksam. Und 90 MW wurden an konzerneigene Solarprojekte ausgeliefert, etwa doppelt so viel wie im zweiten Quartal 2014. Damals hatten sich die Auslieferungen auf 646 MW belaufen. Rechnet man die 41 MW und die 90 MW heraus, hat Canadian Solar die Auslieferungen an Kunden also ebenfalls nur geringfügig gesteigert. Zugleich sind die Kosten auf Jahressicht um fast 27 prozent auf 64,1 Millinen Dollar gestiegen.

Der Solarkonzern erreichte im zweiten Quartal einen Nettogewinn von 17,9 Millionen Dollar oder 31 Dollarcents je Aktie. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Nettogewinn von 55,8 Millionen Dollar oder 95 Dollarcents je Aktie im Vorjahreszeitraum. Die Gewinmarge hat sich von 10,1 auf 5,1 Prozent nahezu halbiert.

Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt

Für das dritte Quartal rechnet Shawn Qu, Chairman und Chief Executive Officer (CEO) von Canadian Solar, mit Auslieferungen von 970 bis 1.020 MW nach 770 MW im Vorjahreszeitraum. Davon würden 70 MW für das eigene Projektportfolio nicht umsatzwirksam. Die Marge soll sich wieder deutlich erholen, auf 12 bis 14 Prozent bei einem Quartalsumsatz von 570 Millionen bis 620 Millionen Dollar.

An der Prognose für das Gesamtjahr macht der Gründer und Chef von Canadian Solar keine Abstriche. In 2015 soll der Konzern das hohe Niveau von 2014 zu halten und wie 2014 einen Umsatz zwischen 2,8 und 3 Milliarden Dollar erzielen. Laut Shawn Qu würde er ohne die Umwandlungen im Projektgeschäft in 2015 etwa eine Milliarde Dollar mehr erzielen können. Der Modulabsatz soll sich im Gesamtjahr auf 4.000 bis 4.300 MW belaufen nach 2.813 MW in 2014 und 1.900 MW in 2013.

Die Aktie ist unterbewertet

ECOreporter.de geht davon aus, dass Canadian Solar die Jahresprognose zumindest erfüllen wird. Der Konzern wird beim Absatz von Solarmodulen von der weiter wachsnden Nachfrage im Weltmarkt profitieren, in dem er als einer der größten und profiliertesten Anbieter sehr gut aufgestellt ist. Für das Unternehmen spricht zudem, das es sowohl in den wichtigen amerikanischen Solarmärkten als auch in Asien große Umsatzanteile erwirtschaftet, also einzelne Marktschwankungen ausgleichen kann. Der schwächelnde europäische Markt spielt für Canadian Solar nur eine untergeordnete Rolle, obwohl er auch dort präsent ist.

Die jüngsten Kursverluste erscheinen übertrieben. Das Kus-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist mit 6,4 bezogen auf die letzte Jahresbilanz sehr gering, selbst wenn man einkalkuliert, dass Solaraktien generell höhere Schwankungsrisiken tragen. Risikobereite Anleger sollten die Gelegenheit für Zukäufe nutzen. Auf lange Sicht, vielleicht aber auch schon in den kommenden zwölf Monaten dürfte sich der Aktienkurs von Canadian Solar deutlich erholen. Zumal vieles dafür spricht, dass sich die YieldCo-Pläne des Konzerns auszahlen werden. Er kann damit durch stabilere Mittelzuflüsse aus dem Eigenbetrieb von Solarparks seiner Finanzstruktur festeren Grund geben, durch den geplanten Börsengang umfassende Mittel für neues Wachstum günstig erlangen und so Preisschwankungen im Geschäft mit Soalrmodulen leichter auffangen. Die Marge dürfte aufgrund des zunehmenden Projektgeschäftes zudem ansteigen. Wir bekräftigen daher unsere Kaufempfehlung.

Canadian Solar Inc.: ISIN CA1366351098 / WKN A0LCUY
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