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Solar-Aktie JinkoSolar nach Gewinneinbruch auf Talfahrt

Mit einem massiven Gewinneinbruch im ersten Quartal hat JinkoSolar die Börsianer verschreckt. Die Solar-Aktie aus China wird vor allem an der New Yorker Börse gehandelt. Dort stürzte ihr Kurs nach Vorlage der Zahlen um über 8 Prozent auf 17,2 US-Dollar ab. Sie notiert damit um 18 Prozent unter dem Vorjahreskurs. ECOreporter hatte in einem  Aktientipp von Ende Februar 2017 vor dem Risiko von Kursrückschlägen gewarnt.

Dabei hat der größte Solarhersteller der Welt den Absatz im ersten Quartal enorm angekurbelt. Wie JinkoSolar auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte, wurden von Januar bis März Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von etwas über 2.000 Megawatt (MW) ausgeliefert, nach rund 1.600 MW im Vorjahreszeitraum. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2016 gingen die Deutschland neue Solaranlagen mit zusammen rund 1.500 MW ans Netz.

Damit übertraf JinkoSolar nicht nur die eigene Prognose. Das Unternehmen hat auch als erster Solarhersteller in einem Quartal die Marke von 2 Gigawatt (GW) übertroffen. Ein weiterer Vergleich: JinkoSolar hat laut den Marktforschern von GlobalData 2016 Module mit insgesamt rund 6,6 GW Leistungskapazität ausgeliefert. Damit erreichten die Chinesen bereits im ersten und traditionell schwächsten der vier Quartale fast ein Drittel des Jahresabsatzes von 2016.

Chief Executive Officer (CEO) Kangping Chen bekräftigte bei der Vorlage der vorläufigen Quartalszahlen die Jahresprognose, wonach die Chinesen die Auslieferungen im Gesamtjahr auf 8,5 bis 9,0 GW erhöhen wollen. Für das laufende zweite Quartal kündigte er eine Steigerung auf 2,5 bis 2,6 GW an.

Die Steigerung der Auslieferungen könnte zu Lasten der Marge gehen

Doch trotz der um ein Viertel gesteigerten Auslieferungen erhöhte sich der Umsatz des chinesischen Solarkonzerns im Vergleich zum ersten Quartal 2016 nur um 9,4 Prozent auf 5,78 Milliarden Renminbi bzw. 839,3 Millionen US-Dollar. Und die Marge halbierte sich nahezu von 20,5 Prozent im Vorjahresquartal auf nur noch 11,2 Prozent. Der Nettogewinn brach von 382,7 Millionen Renminbi auf nur ganze 60,6  Millionen Renminbi ein. Das sind umgerechnet 8,8 Millionen US-Dollar.

Kangping Chen erklärte dies unter anderem verringerten Preisen für Solarmodule, mit gestiegenen Kosten für Material und für den Rohstoff Silizium. Er kündigte für den Jahresverlauf einen Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten bei Solarzellen und Silizium an. Dann müsse JinkoSolar davon weniger zukaufen und könne Margenverbesserungen erzielen.

Allerdings bleibt der Solarkonzern von Zulieferungen abhängig, wenn er die Auslieferungen so stark steigert wie angekündigt. Denn dafür reichen seine eigenen Produktionskapazitäten bei weitem noch nicht aus, und ob deren Erweiterung rechtzeitig gelingt, ist noch offen. Ende März verfügte JinkoSolar bei Solarwafern nur über 5 GW eigener Produktionskapazität, bei Solarzellen gar nur über 4 GW und bei Solarmodulen über 6,5 GW.

Kommt es zu Verzögerungen beim geplanten Ausbau der Produktion, droht spätestens im vierten Quartal entweder eine Kürzung der Prognose oder muss JinkoSolar teuer die Wafer, Zellen und Module zukaufen, die nicht selbst gefertigt werden können. Beides wäre schlecht für die Gewinnentwicklung und für den Kurs der Solar-Aktie.

JinkoSolar drohen im Jahresverlauf große Herausforderungen

Hinzu kommt, dass die weitere Entwicklung in wichtigen Absatzmärkten unsicher ist. In China verzeichnet JinkoSolar laut dem CEO zwar eine hohe Nachfrage. Doch zur Jahresmitte droht eine abermalige starke Kürzung der Solarstromtarife. Mit einer solchen Kappung hatte die Nationale Energiebehörde bereits in 2016 versucht, den heiß laufenden Photovoltaikmarkt in China zu bremsen. Mit dem Ergebnis, dass im dritten Quartal die Nachfrage einbrach.

Sinkende Preise waren die Folge und die Nachfrage belebte sich erneut. Wiederholt sich diese Entwicklung in 2017 – und das ist sehr wahrscheinlich, unter anderem weil der Zubau neuer Solaranlagen in China die Aufnahmefähigkeit des Stromnetzes stark übersteigt – wird es für JinkoSolar schwierig, die eigenen Absatzziele zu erreichen und die erhöhte Produktion auszulasten.

Zumal es nur eingeschränkt möglich ist, in anderen Solarmärkten einen Nachfragerückgang in China auszugleichen. Die weitere Entwicklung in den USA ist unter dem neuen Präsidenten Trump sehr unsicher, und schon jetzt gelten in den Vereinigten Staaten hohe Strafzölle für Solarimporte aus der Volksrepublik. Der europäische Solarmarkt stagniert und in den wachsenden Solarmärkten von Schwellenländern kommen Anbieter nur zum Zug, wenn sie Solarprodukte besonders günstig anbieten.

Schon im ersten Quartal sind die Lagerbestände des Solarkonzerns gewachsen, von umgerechnet 644 Millionen auf 780 Millionen US-Dollar. Kangping Chen verweist zwar darauf, dass der Konzern bewusst Bestände aufgebaut habe, um eine erwartete stark steigende Nachfrage im zweiten Quartal bedienen zu können. Doch einen derart starken Ausbau der Lagerbestände rechtfertigt das kaum. Vielmehr erhöht dies den Druck auf JinkoSolar, Kunden mit Preisnachlässen dazu anzuregen, Solarprodukte abzunehmen, damit die Lagerbestände sinken. Denn diese belasten die Bilanz.

All diese Herausforderungen muss der Solarkonzern zeitnah meistern, um einen weiteren Rückgang der Einnahmen zu verhindern.

Fazit

Der Gewinneinbruch im ersten Quartal ist ein Alarmzeichen. Nicht einmal ein Absatzrekord hat ausgereicht, um ihn zu verhindern oder zumindest in Grenzen zu halten. Für die zweite Jahreshälfte droht gar ein Abrutschen in die Verlustzone. Starke Kursverluste der Solar-Aktie wären dann wohl unausweichlich. Auf jeden Fall ist sie nach dem jüngsten Kursabsturz keinesfalls ein Schnäppchen. Eher scheinen die Kursrisiken noch nicht ausreichend in den aktuellen Kurs eingepreist.

Es ist auch nicht sicher, dass es sich auszahlen wird, die Solar-Aktie einfach auf lange Sicht zu halten, die drohende Marktbereinigung und weitere Kursverluste einfach auszusitzen.

JinkoSolar ist hoch verschuldet, bezifferte die Verpflichtungen zum Stand Ende März mit umgerechnet 886 Millionen US-Dollar. Zum Vergleich: In 2016 erwirtschaftete der Konzern 142,7 Millionen US-Dollar Nettogewinn. Seine flüssigen Mittel haben sich bis Ende März deutlich verringert, von 2,7 Milliarden auf 1,7 Milliarden Renminbi. Das sind umgerechnet rund 249 Millionen US-Dollar. Bei einem massiven Nachfrageeinbruch und gleichzeitiger hoher Überproduktion könnte die Luft für die Chinesen sehr schnell sehr dünn werden.

JinkoSolar ist zwar der größte Solarkonzern der Welt. Aber das war die chinesische Suntech auch, bis Suntech bei der letzten Marktbereinigung in 2011 Pleite ging und zerschlagen wurde. Für die Aktionäre war das damals eine Katastrophe. Dieses Risiko sollten Anleger im Blick haben und vorerst nicht in die Solar-Aktie JinkoSolar investieren.

JinkoSolar Holding Co., Ltd: ISIN US47759T1007 / WKN A0Q87R
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