Aktientipps

Solaraktie: First Solar nach Verlustwarnung im freien Fall

Die Führung von First Solar reagiert auf den massiven Preisverfall bei Solarmodulen mit harten Einschnitten. Viele Mitarbeiter müssen gehen und im Geschäftsjahr 2016 führen hohe Umstrukturierungskosten zu einem Fehlbetrag in der Bilanz. Der Aktienkurs von First Solar brach nach dieser Nachricht zweistellig ein. Die Solaraktie ging am Donnerstagabendbei 32,1 Dollar aus dem Handel an der Nasdaq. Damit hat sie sich auf Sicht von einem Monat um zwanzig Prozent verbilligt und auf Jahressicht um 41 Prozent.  ECOreporter.de hatte Anfang November in einem Aktientipp über Probleme des Solarkonzerns berichtet und auf die Gefahr weiterer Kursverluste hingewiesen.

Die Börsianer reagierten nun verschreckt darauf, dass Chief Executive Officer (CEO) Mark R. Widmar abermals die Prognose kürzte. Bis August hatte er für das Gesamtjahr 4,1 bis 4,5 Dollar Gewinn je Aktie in Aussicht gestellt nach 5,37 Dollar in 2015. Diese Prognose kürzte er im Sommer auf 3,75 bis 3,90 Dollar je Aktie, als sich im Weltmarkt ein Überangebot an Solarmodulen abzeichnete. Widmar reagierte auf diese Entwicklung mit der Entscheidung, die Produktion herkömmlicher Solarmodule zu stoppen und sich künftig ganz auf die Fertigung preisgünstiger Dünnschicht-Module zu konzentrieren. In diesem Geschäft ist First Solar Marktführer. Doch diese Maßnahme geht zunächst mit stark erhöhten Kosten einher. Die geschätzten Kosten im Gesamtjahr bezifferte der CEO bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal Anfang November mit rund 500 Millionen Dollar.

Die Führung von First Solar greift hart durch

Doch offenbar schätzt Widmar die Situation nun, ganze zwei Wochen später, noch viel ernster ein. Ein durchschnittlicher Preisverfall bei Solarmodulen im Weltmarkt von 20 Prozent im dritten Quartal setzt alle Solarhersteller unter Druck.  Und der Preisverfall bei Solarmodulen könnte noch an Dynamik gewinnen (ECOreporter.de hatte darüber berichtet).  Widmar kürzte nun die Gewinnprognose massiv. Er kündigte einen Verlust je Aktie von 2,0 bis 4,0 Dollar in 2016 an. Die Kosten werden ihm zufolge auf bis zu 1,16 Milliarden Dollar ansteigen, also etwa doppelt so hoch als wie noch vor kurzem angekündigt.  

Diese starke Kostenerhöhung resultiert aus den weiteren Maßnahmen, die First Solar ergreifen will, um sich auf die Verschlechterung der Rahmenbedingungen einzustellen. Der Konzern will die derzeitige Produktion der Serie 4 auslaufen lassen und schneller als bislang angestrebt die Fertigung auf die kostengünstigere Serie 6 Umstellen. Die Serienfertigung 5 werde übersprungen, hieß es. Dies geht offenbar einher mit dem Abbau von 1600 Arbeitsplätzen, was Widmar nicht sagte, aber Reuters unter Berufung auf Interna meldete. Damit müsste fast jeder vierte Mitarbeiter des Solarkonzerns gehen. Die Kosten für diese Maßnahmen bezifferte der CEO mit bis zu 700 Millionen Dollar. Diese würden zum größten Teil in 2016 anfallen. Ziel sei es, die Wettbewerbsfähigkeit möglichst schnell zu steigern.

Das Ziel für 2017: Besseres Ergebnis trotz Absatzrückgang

Widmar geht davon aus, dass First Solar in 2017 weniger Solarmodule absetzen wird als in 2016. Für das laufende Jahr rechnet er unverändert mit dem Verkauf von Solarmodulen mit einer Gesamtkapazität von 2,8 bis 2,9 Gigawatt (GW). Zum Vergleich: das ist etwa doppelt so viel Solarstromleistung, wie 2015 insgesamt in Deutschland neu installiert wurde. Der CEO von First Solar kündigte aber für 2017 einen Absatzrückgang auf 2,4 bis 2,6 GW an. Entsprechend werde der Umsatz von voraussichtlich 2,8 bis 2,9 Milliarden Dollar in 2016 im kommenden Jahr auf 2,5 bis 2,6 Milliarden Dollar schrumpfen.  Dennoch könnte der Konzern nach seiner neuen Prognose 2017 wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Er prognostiziert für das kommende Jahr ein Ergebnis je Aktie von minus 0,10 bis plus 0,45 Dollar.

Was trotz der Risiken für die Solaraktie spricht

Wenn die Strategie des im Sommer 2016 neu ins Amt gekommenen CEO aufgeht, dürfte First Solar zu den Gewinnern der Marktbereinigung bei den Solarherstellern gehören. Das war dem Konzern schon bei der letzten Marktkrise von 2011 bis 2013 gelungen. Auch da hatte er vorübergehend rote Zahlen geschrieben, war aber gestärkt aus der Krise hervorgegangen. Es hat auch etwas für sich, dass der CEO sehr schnelle und sehr tiefgreifende Maßnahmen ergreift. Damit schafft er Klarheit und bewirkt, dass sich die Belastungen im Wesentlichen nur in einem Geschäftsjahr niederschlagen.

First Solar ist finanziell solide genug aufgestellt, um einmalige Jahreskosten von über einer Milliarde Dollar wegzustecken. Das hat der Konzern vielen Konkurrenten voraus, von denen vielen massiv verschuldet sind. Hinzu kommt, dass First Solar auch in großem Umfang als Solarprojektierer aktiv ist, was dem Konzern stabilen Einnahmen aus dem Solarstromverkauf sichert und Zusatzeinnahmen aus dem Verkauf von Solarparks, die für Kunden errichtet werden.

Der Wahlsieg von Donald Trump hatte zuletzt ebenfalls die Kurse von Solaraktien wie First Solar belastet.  Dabei dürfte sich die Wahl von Trump kaum belastend auf die Perspektiven von US-Solarkonzernen auswirken, wie sie in einem Bericht von ECOreporter.de nachlesen können.

Daher raten wir langfristig ausgerichteten Anlegern weiterhin, die Solaraktie zu halten. Risikofreudige Investoren können die aktuelle Kursschwäche sogar für einen günstigen Einstieg nutzen. Aber es ist noch völlig offen, wie lang der Preisverfall bei Solarmodulen anhält und wie tief die Preise noch sinken werden. Weitere Kurseinbrüche der Solaraktie sind durchaus möglich.

First Solar Inc: ISIN US3364331070 / WKN A0LEKM
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