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Solaraktie für Anleger mit guten Nerven: welche Aussichten hat First Solar?

Die Solaraktie von First Solar ist trotz eines Gewinneinbruch des US-Unternehmens wieder im Aufwind. Dabei hat der Solarkonzern jetzt die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gekürzt. Wie ist das zu erklären und wie sollten Anleger angesichts der starken Kursschwankungen der Solaraktie reagieren?

ECOreporter.de hatte die Aktie von First Solar vor einem Jahr bei einem Kurs von 50 Dollar  zum Kauf empfohlen. Danach kletterte die Solaraktie bis zum März 2016 auf über 72 Dollar. Seitdem hat sie aber diesen Wertzuwachs wieder eingebüßt. Zum einen weil der weltweit größte Hersteller von Dünnschicht-Modulen bekannt gab, das Geschäft mit herkömmlichen Siliziummodulen aufzugeben. Zum anderen weil sich allgemein die Aussichten für große Solarhersteller verdüstern. Denn ein wahrscheinlicher Einbruch bei der Nachfrage nach Solarmodulen in China, dem weltweit größten Photovoltaikmarkt, könnte zu hohen Überkapazitäten im Weltmarkt führen und die Hersteller unter massiven Preisdruck setzen. Wir haben darüber  berichtet.

Für das laufende Jahr hat sich die Führung von First Solar denn auch wenig zuversichtlich gezeigt. Bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal kürzte der neue Chief Executive Officer (CEO) Mark R. Widmar die Prognose für das operative Ergebnis von 310 bis 370 Millionen auf 205 bis 250 Millionen Dollar. Die betrieblichen Ausgaben sollen ihm zufolge im Gesamtjahr um 105 bis 125 Millionen Dollar höher ausfallen als bislang angenommen. Beim Ergebnis je Aktie stellt er nur noch 3,65 bis 3,9 Dollar in Aussicht statt 4,1 bis 4,5 Dollar. Immerhin bekräftigte Widmar die Umsatzprognose von 3,8 bis 4,0 Milliarden Dollar und das Ziel, Solarmodule mit einer Gesamtkapazität von 2,9 bis 3,0 Gigawatt (GW) auszuliefern.

First Solar zahlt Lehrgeld für das gescheiterte Experiment mit herkömmlichen Modulen

Es bleibt also dabei, dass der Solarkonzern aus Tempe im US-Bundesstaat Arizona den Rekordumsatz aus 2015 von 3,6 Milliarden Dollar übertreffen will, durch mehr Einahmen aus dem Projektgeschäft und bei stabilem Absatz von Solarmodulen. Aufgrund erhöhter Kosten wird aber der Vorjahresgewinn je Aktie von 5,37 Dollar noch deutlicher verfehlt als bislang angenommen.

Damit zahlt First Solar die Zeche für das gescheiterte Experiment, auch mit herkömmlichen Solarmodulen Geschäfte zu machen. Wenige Tage nach seinem Amtsantritt als CEO hatte Widmar Anfang Juli bekannt gegeben, dass First Solar die Produktion von kristallinen TetraSun-Siliziummodulen am Standort Kulim in Malaysia beendet. First Solar werde sich künftig auf seine Kerntechnologie – Dünnschichtmodule auf Basis von Cadmium Telluride (CdTe) – konzentrieren. Die kommen ohne den Rohstoff Silizium aus, den die meisten Modulhersteller einsetzen. Das ermöglicht First Solar geringere Produktionskosten. Dafür sind Dünnschicht-Solarmodule nicht so leistungsstark wie Silizium-Module. Aber bei großen Photovoltaikprojekten in sonnenreichen Gegenden ist der Kostenfaktor für Investoren oftmals wichtiger als die Leistung der Module, da sie mit einem überreichen Sonnenscheinangebot rechnen können.

Die Fabrik von First Solar in Malaysia wird aber nicht geschlossen, sondern auf die Produktion von Dünnschichtmodulen umgestellt. Die Fabrik soll Anfang 2017 wieder vollständig den Betrieb aufnehmen. Dem Solarkonzern werden dadurch nach eigenen Angaben zusätzliche Kosten von bis zu 110 Millionen US-Dollar entstehen. Diese sind damit für den oben erwähnten Kostenanstieg im Gesamtjahr verantwortlich, die das Jahrsergebnis verhageln. Die Führung von First Solar erhofft sich durch diese Maßnahme ab 2017 pro Jahr eine Kostenersparnis von acht bis zehn Millionen US-Dollar.

Trotz des massiven Kostenanstiegs bleibt First Solar profitabel

Diese Aussicht haben die Börsianer offenbar honoriert. Die Aktie von First Solar legte gestern Abend an der Nasdaq um drei Prozent auf knapp 50 Dollar zu. Dazu dürfte beigetragen haben, dass nun Klarheit darüber herrscht, wie First Solar angesichts steigenden Wettbewerbsdrucks mit dem Geschäft mit herkömmlichen Modulen umgehen will. Hier hätte First Solar nur mit weitaus höheren Produktionsmengen und damit sinkenden Kosten je Stück gegen die Konkurrenz bestehen können. Dass der Konzern vor den Aufwendungen dafür zurückgeschreckt ist, ist ein gutes Zeichen.

Überdies hat der Solarkonzern für das zweite Quartal Zahlen vorgelegt, die nicht so schlecht ausgefallen sind wie offenbar befürchtet. First Solar hat gegenüber dem Vorjahreszeitraum den Umsatz im zweiten Quartal von 896,2 Millionen auf 934 Millionen Dollar gesteigert. Das Nettoergebnis blieb positiv, obwohl bereits Kosten im Umfang von 86 Millionen Dollar für den Strategiewechsel bei der Produktion in Malaysia anfielen. Und trotzdem die Einnahmen aus dem Verkauf des kalifornische Solarpark Kingbird für 20 Millionen Dollar an die Betreibergesellschaft 8point3 Energy Partners sich ins dritte Quartal verschoben haben. Der Nettogewinn je Aktie verringerte sich laut der vorgelegten Zwischenbilanz gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 0,93 auf 0,13 Dollar.

Anleger müssen bei dieser Solaraktie Kursverluste aussitzen können

Unterm Strich bedeutet der jüngste Kursabschwung aber nur, dass die Verluste der Solaraktie zuvor zu hoch ausgefallen waren. Angesichts der unischeren nahen Zukunft erscheint der Anteilsschein von First Solar derzeit fair bewertet. Wir empfehlen, die Beteiligung zu halten. Langfristig ausgerichteten Anlegern, die starke Kursschwankungen aussitzen können, bietet sich aber eine Gelegenheit zum günstigen Einstieg in die Solaraktie. Sie können darauf setzen, dass First Solar auch die drohende neue Krise im Weltmarkt für Solarmodule überstehen und dann zu den Unternehmen zählen wird, die anschließend den weiter wachsenden Markt unter sich aufteilen. First Solar steht finanziell gut da, kann in weiteres Wachstum investieren und sich mit seiner günstigen Technologie gegenüber Billigangeboten von chinesischen Konkurrenten behaupten. Der Solarkonzern hat eine starke Stellung im boomenden Solarmarkt der USA, ist aber auch in vielen anderen Solarmärkten mit gutem Wachstumspotential aussichtsreich aufgestellt und als großer Solarprojektierer immer weniger abhängig vom Modulgeschäft.

First Solar Inc: ISIN US3364331070 / WKN A0LEKM
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