Fonds / ETF

Soziale Investments: Mikrofinanzfonds im Vergleichstest

Sicher und sozial: Mikrofinanzfonds haben gute Argumente auf ihrer Seite. Und deutsche Privatanleger können inzwischen aus mehreren Mikrofinanzfonds auf dem Markt auswählen. Aber sind diese Fonds wirklich ein nachhaltiges Investment? Wie funktionieren sie? Und welche Rendite bieten sie den Anlegern? ECOreporter.de hat zwei Mikrofinanzfonds im Vergleichstest geprüft, in die Privatanleger investieren können.

Mikrofinanzen gelten als sichere, gute Geldanlage – warum ist der Invest in Visions (IIV) Mikrofinanzfonds dann lange Zeit mutterseelenallein auf weiter Flur? Die Ursache war schlicht eine Gesetzesänderung aus dem Jahr 2014. Seit damals können deutsche Privatkunden keine Mikrofinanzfonds mehr kaufen, wenn diese in Luxemburg zugelassen sind. Der IIV Mikrofinanzfonds war anders als seine Wettbewerber schon von Anfang an in Deutschland zugelassen. Die wettbewerbslose Zeit hat seinem Wachstum gut getan: 231 Millionen Euro Volumen verzeichnete der Fonds der Invest in Visions GmbH, die allein der Fondsmanagerin Edda Schröder gehört, zum Zeitpunkt unseres Vergleichstests. Inzwischen haben weitere Fonds die Zulassung für Deutschland erhalten. ECOreporter hat zum Vergleich den Dual Return Fund – Vision Microfinance herangezogen. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Duell Platzhirsch gegen Neuling: denn der Dual Return Fund startete bereits 2007. Nur hat der Dual Return Fund – Vision Microfinance eben erst seit Mai 2016 die deutsche Zulassung. Mit 224 Millionen Euro Volumen lag er im Mai fast gleichauf mit seinem Konkurrenten. Bei der Wertentwicklung über fünf Jahre schneidet der Dual Return Fund mit 14,5 Prozent ein wenig besser ab als der IIV Mikrofinanzfonds mit 11,7 Prozent (wobei der Fondsstart zum Test-Zeitpunkt – dem Mai 2016 - noch nicht ganz fünf Jahre zurücklag).

Arme Menschen, hohe Zahlungsmoral

Kredite an die Ärmsten vergeben – ein soziales Geschäftsmodell. Aber auch ein sicheres? Ja. Denn die Kreditnehmer zahlen das Geld zurück, Ausfälle sind selten. Das hat mehrere Gründe: Zum einen sind Mikrokredite Strickleitern aus der Armut. Und nur die, die Kredite zurückzahlen, erhalten neue Kredite. Zum anderen werden Kredite teilweise an Gemeinschaften vergeben – und hier sorgt die soziale Kontrolle dafür, dass die Zahlungsmoral nicht sinkt.

Der Weg des Geldes: Vom Anleger bis zum Mikrofinanz-Kunden

Mikrofinanzen funktionieren so: Der Anleger beteiligt sich beispielsweise an einem der getesteten Mikrofinanzfonds. Dieser dient als Sammelbecken für das Geld der Anleger. Er verleiht ihr Geld nun weiter an eine Mikrofinanz- Dachorganisation. Diese wiederum vergibt es an Mikrofinanzinstitutionen – also an eine Mikrofinanzbank, etwa in Peru. Deren Mitarbeiter sind die Kundenberater, die das Geld zu den Kunden bringen und später wieder abholen, samt Zinsen. Dadurch, dass ein Mikrofinanzfonds in der Regel mit Dutzenden von Mikrofinanzinstituten zusammenarbeitet, verteilen sich die Risiken. Aber hin und wieder gerät trotzdem einmal ein Mikrofinanzinstitut in Probleme. Insgesamt haben sich die Mikrofinanzfonds in den letzten Jahren jedoch als sehr sicher erwiesen.

Allerdings sind Mikrofinanzfonds in der Verwaltung nicht einfach. Hier geht es schließlich nicht um handelbare Wertpapiere, sondern um Menschen. Die Gesamtkosten, welche die Mikrofinanzfonds haben, liegen daher pro Jahr bei etwa zwei Prozent – nicht wenig angesichts von insgesamt zwei bis drei Prozent Wertsteigerung, die nach Abzug der Kosten für den Anleger noch übrig bleiben.

Bei der „nachhaltigen Wirkung“ liegen Mikrofinanzfonds schon vom Prinzip her sehr weit vorne: Schließlich entfaltet das Geld der Anleger hier direkt eine soziale Wirkung. Denn in den armen Regionen der Welt kann eine Schneiderin oft schon mit einem kleinen Kredit eine Nähmaschine erwerben und sich selbstständig machen. Herkömmliche Banken vergeben aber solche Kleinstkredite oft nicht. Sie befürchten dabei mehr Aufwand als Ertrag. Vor allem aber leben in Schwellen- und Entwicklungsländern viele Menschen nicht in der Nähe zu einer Bank. Stattdessen könnten sie sich zwar vielleicht Geld bei einem lokalen Kredithai borgen. Die Zinsen sind dann aber exorbitant hoch. Mikrofinanzen helfen hier.

Bildhinweis: Ein Mikrofinanzinstitut in der Mongolei. / Foto:  C-QUADRAT Kapitalanlage AG

Die Idee dazu stammt von Muhammad Yunus, der Mitte der 1970er Jahre begann, mit seiner Grameen Bank in Bangladesch Kleinkredite zu vergeben. Das Konzept brachte ihm 2006 den Friedensnobelpreis ein. Seine Idee hat zahlreiche Nachahmer in fast allen Weltregionen gefunden und vielen Menschen aus der Armutsfalle geholfen. Dabei sind solche Mikrokredite nicht billig, sie werden meist mit 20 bis 30 Prozent verzinst. Das ist stattlich, liegt aber noch weit unter den Tarifen lokaler Geldverleiher. Die Zinsen sind so hoch, weil Kreditsachbearbeiter oft selbst zu den Kunden reisen müssen, um mit ihnen zu sprechen. Wer für einen 500-Dollar-Kredit jeden Monat drei Stunden mit dem Moped durch den Dschungel fährt, der hat Kosten, welche die Zinshöhe schnell erklären. Beste Noten also bei „nachhaltiger Wirkung“.

Spezialagenturen helfen bei der Auswahl von Mikrofinanzinstituten

Sowohl der IIV Mikrofinanzfonds als auch der Dual Return Fund – Vision Microfinance wählen die Mikrofinanzinstitute, mit denen sie zusammenarbeiten, mit der Hilfe von spezialisierten Agenturen aus, die jahrelange Erfahrung haben. Beiräte mit externen Fachleuten haben allerdings beide Fonds nicht – derartige Gremien gehören bei anderen Nachhaltigkeitsfonds zum Standard. Im Ziel liegen die beiden Fonds Kopf fast an Kopf. Für Anleger sind sie eine gute Wahl: Sicher, stabil, sehr nachhaltig – und in der aktuellen Niedrigzinsphase kann auch die Rendite durchaus mithalten.

Per Mausklick gelangen Sie zu den Einzelanalysen der beiden Mikrofinanzfonds. Darin können Sie nachlesen, wo genau der  IIV Mikrofinanzfonds  und der  Dual Return Fund – Vision Microfinance  ihre Stärken und Schwächen haben.
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