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„Viele Biogasanlagen in Deutschland haben kein wirtschaftliches Wärmekonzept“ – Wolfgang Seegers, Pareli Beteiligungs GmbH
ECOreporter.de: Wie funktioniert Ihr Direktbeteiligungsangebot KWK Invest?
Wolfgang Seegers: Die Anleger beteiligen sich mittelbar. Sie werden Darlehensgeber der vor einem Jahr gegründeten Pareli Beteiligungs-GmbH. Wir beabsichtigen den Kauf von bis zu 20 KWK-Anlagen, genauer: Gärrestetrockner, bis Ende 2013. Derzeit sind es zwei. Die Fertigungszeit dieser Gärrestetrockner beträgt in der Regel vier Wochen, die Montage und Inbetriebnahme selbst dauert zwei bis drei Tage.
Die Pareli Beteiligungs-GmbH bietet diese Gärrestetrockner als Contracting-Geber Landwirten an, die ihre Biogasanlagen gemäß dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) mit nachwachsenden Rohstoffen betreiben. Entscheidend hierbei sind die Leistung der vorhandenen Blockheizkraftwerke (BHKW), die bei mindestens 400 kW liegen muss, und die bisherige Auslastung, also die sogenannten Volllaststunden pro Jahr. Hierzu analysieren wir die Betriebstagebücher der letzten drei Jahre.
Unsere Lieferanten haben bisher mehr als 100 Anlagen an Biogasanlagenbetreiber ausgeliefert. Die Nachfrage besteht erst seit Ende 2009, weil vorher keine gesetzliche Grundlage für einen wirtschaftlichen Betrieb dieser Anlagen bestand.
Mit der nachrangigen Forderung an die Pareli Beteiligungs-GmbH haben unsere Anleger Anspruch auf 7,5 Prozent jährlich als feste Verzinsung zuzüglich bis zu 1,5 Prozent Bonus.
ECOreporter.de: Wie werden die Zinsansprüche der Anleger bedient?
Seegers: Die Zinszahlungen basieren auf den Einnahmen bereits bestehender Gärrestetrockner. Mit den Einnahmen werden zunächst die Kosten und - damit inbegriffen - die monatlichen Zinszahlungen an die Anleger gezahlt. Für einzelne Standorte beispielsweise mit Leistungen über 1,5 MW wird es ggf. eine Co-Finanzierung in Form einer Bankfinanzierung geben. Die Investitionskosten je Standort sind jedoch klar kalkulierbar und sollen allein mit Anlegergeldern finanziert werden.
ECOreporter.de: Wovon hängt die Zahlung des Erfolgsbonus ab?
Seegers: Die Zahlung der Erfolgsboni hängt von genutzten Abwärmemenge der kommenden drei Jahre ab. Der Erfolgsbonus bezieht sich dabei auf alle bis dahin in Betrieb genommenen KWK-Anlagen. Jede Anlage verfügt über einen geeichten und kalibrierten Wärmemengenzähler. Demzufolge wird der Erfolgsbonus auch nur alle drei Jahre berechnet und ausgezahlt.
ECOreporter.de: Und wie konkret refinanzieren sich die Anlagen?
Seegers: Das Erlösmodell beruht auf dem im EEG definierten KWK-Vergütungsbonus. Demzufolge errechnen sich die jährlichen Einnahmen wie folgt: Leistung x Betriebsstunden x Faktor des Eigenwärmebedarfs x KWK-Vergütungssatz. Ein Beispiel: 500 kWh x 7500 Betriebsstunden x 0,85 (das heißt in diesem Fall 15 Prozent Eigenwärmebedarf) x 0,0297 € pro kWh. Das ergibt Einnahmen von 111.375 Euro. Nach Abzug aller Kosten (Zinsen für den Anleger, Versicherung, Eigenstrombedarf sowie Service und Wartung) teilen sich der Biogasanlagenbetreiber als Contracting-Nehmer und Pareli als Contracting-Geber die Einnahmen.
ECOreporter.de: Wie viel Darlehen haben Sie bislang bei wie vielen Anlegern eingeworben?
Seegers: Mittlerweile konnten wir rund 800.000 Euro bei etwa 40 Anlegern einwerben, darunter Stiftungen und institutionelle Investoren.
ECOreporter.de: Inwiefern setzen Sie bei den potenziellen Investitionsobjekten regionale Schwerpunkte?
Seegers: Es kommen nur Investitionsstandorte gemäß dem deutschen EEG in Frage. Regionale Schwerpunkte in Deutschland sind marktgegeben, das bedeutet Niedersachen und Bayern. Dort nämlich sind die meisten der rund 7.500 Biogasanlagen in Deutschland.
ECOreporter.de: Die KWK-Anlagen sollen bei Landwirten installiert werden, die damit die Abwärme der Biogasanlagen energetisch nutzen können. Landwirte, die erst vor wenigen Jahren Biogasanlagen errichtet haben, verfügen in der Regel auch über Lösungen verfügen, die Abwärme ebenfalls zu Geld zu machen. Damit ist der Bedarf nach Gärrestetrocknern begrenzt, oder?
Seegers: Biogasanlagen neuerer Bauzeit haben in der Regel ein Wärmekonzept. Unsere Hauptzielgruppe sind diejenigen Biogasanlagen die kein wirklich wirtschaftliches Wärmekonzept haben und nicht in der Lage sind, eine Investition ab 250.000 Euro aufwärts selbst zu tätigen. Davon gibt es meines Erachtens mehr als 2.500 Anlagen in Deutschland.
ECOreporter.de: Was leistet ein Gärrestetrockner für einen Biostrom-Landwirt?
Seegers: Für die Biogasanlagenbetreiber ergeben sich vor allem Systemvorteile bei der Separierung und Trocknung der Gärreste. Beispielsweise verbessern sich die Fließeigenschaften bei der Durchmischung des Substrats. Außerdem stabilisiert sich besonders bei Trockenfermentationsanlagen der Gesamtprozess, was wiederum den biologischen Wirkungsgrad verbessert.
ECOreporter.de: Wer betreibt, wartet und repariert die Gärrestetrockner und wer kommt für diese Kosten auf?
Seegers: Alle diese Punkte werden von den Lieferanten selbst übernommen und mit eingekauft. Die Kosten für Service- und Wartung sind pauschaliert und sehr überschaubar. Sie werden von der Pareli Beteiligungs-GmbH übernommen. Dabei ist der Eigenstrombedarf der Gärrestetrockner mit sieben kW inklusive Separation gering. Und aufgrund der geringen Emissionswerte sind keinerlei zusätzliche Luftfiltersysteme erforderlich.
ECOreporter.de: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Seegers.