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Aktientipps, Nachhaltige Aktien, Meldungen
Windradbauer Nordex schluckt Konkurrentin – starker Kursgewinn seit ECOreporter-Tipp
Mit einer spektakulären Übernahme hat der Windkraftanlagenhersteller Nordex seiner Aktie neuen Auftrieb gegeben. Seit unserem Aktientipp von Ende Februar hat sie sich um über 50 Prozent verteuert. Ist die Übernahme von Acciona Windpower ein kluger Schachzug? Hat der Anteilsschein weiter Kurspotential? Welche Risiken sollten Anleger im Blick haben?
Klein, aber fein – mit diesem Motto behauptet sich die Nordex SE aus Hamburg seit vielen Jahren im weltweiten Geschäft mit Windkraftanlagen. Sie gehörte zwar nie zu den größten Anbietern, verstand es aber stets, sich in deren Dunstkreis zu halten und Marktnischen zu behaupten, in denen sie mit den großen Anbietern mithalten konnte. Nordex-Anlagen kommen vor allem für Kunden in Frage, die komplexe Projekte mit hohen technischen Voraussetzungen umsetzen wollen, etwa an windschwachen Standorten. Weniger attraktiv sind sie im Massengeschäft, also für sehr große Windfarmen mit einfacheren Umgebungsbedingungen, wo die großen Anbieter dank hoher Stückzahlen sehr günstige Preise bieten können. Zudem gelang es den Hamburgern immer wieder, frühzeitig Aufträge aus neuen Windmärkten zu ergattern, die von den großen Konkurrenten wie etwa Vestas noch vernachlässigt wurden, zum Beispiel in Südafrika oder in Pakistan.
Die Übernahme eröffnet neue Wachstumschancen
Nun aber drängt Nordex offenbar aus der Nische heraus und will auch im Massengeschäft punkten. So kann man zumindest die Nachricht vom Wochenende interpretieren, dass die Hamburger die spanische Konkurrentin Acciona Windpower übernehmen. Diese Tochter des Infrastrukturkonzerns Acciona bietet einfache, robuste Windenergieanlagen schon ab einer Leistung von 1,5 Megawatt (MW) an, während Nordex-Anlagen mindestens auf 2,4 MW kommen. Acciona Windpower ist wie Nordex in Nordamerika aktiv, daneben aber auch in Schwellenländern, insbesondere in Südamerika. Dort erwarten Experten für die kommenden Jahre eine besonders starke Nachfrage für Windkraftanlagen. Die Spanier tun sich in diesen iberisch geprägten Märkten naturgemäß leichter als andere ausländische Anbieter, was für Nordex von Vorteil sein dürfte. Die Hamburger haben zwar in Lateinamerika bereits Fuß gefasst, etwa in Urugay. Doch zusammen mit Acciona Windpower dürfte es hier leichter fallen, sich gegen Konkurrenten wie der spanischen Gamesa zu behaupten, die den Vorteil der gemeinsamen Sprache und verwandten Kultur bislang mit Erfolg ausspielt. Zudem verfügt Acciona Windpower mit einem Werk in Brasilien in Lateinamerika bereits über eine Fertigung vor Ort, neben Fabriken in Spanien und den USA. Eine weitere Fertigung bauen die Spanier derzeit in Indien auf, einem weiteren sehr wachstumsträchtigen neuen Windmarkt.
Wird Nordex selbst zum Übernahmekandidaten?
All diese Vorteile der Übernahme haben allerdings ihren Preis. Nordex legt dafür nach eigenen Angaben zum einen eine Barzahlung in Höhe von 366,4 Millionen Euro auf den Tisch. Das ist nicht wenig, aber von dem finanziell solide dastehenden Unternehmen zu stemmen. Zum anderen kündigten die Hamburger an, die Übernahme durch die Ausgabe von 16,1 Millionen neuen Nordex-Aktien zum Preis von 26,00 Euro je Aktie zu bezahlen. Letzteres geht einher mit einem Wechsel des Großationäres. Bislang besaß die Klatten-Familie über ihre Beteiligungsgesellschaft SKion/momentum 22,8 Prozent der Nordex-Aktien. Sie gibt nun so viele Aktien an den Mutterkonzern Acciona ab, dass dieser mit 29,9 Prozent der Stimmrechte zur neuen Hauptaktionärin von Nordex aufsteigt. Der Anteil von SKion/momentum schrumpft so auf ganze 5,7 Prozent. Rund 64 Prozent der Anteilsscheine bleiben im Streubesitz.
Bedeutet das, dass Acciona schon bald ein Übernahmeangebot für Nordex vorlegen kann? Immerhin schreibt das deutsche Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) vor, dass ein Großaktionär beim Erreichen der 30 Prozent Schwelle den anderen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot vorlegen muss. Davon sind die Spanier nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Dem aber hat Nordex nach eigener Darstellung zunächst einen Riegel vorgeschoben. Die Hamburger haben mit Acciona vereinbart, dass der Mutterkonzern in den drei Jahren nach der Übernahme keine weiteren Stimmrechte an der Nordex SE erwerben dürfen, „weder direkt noch indirekt“, wie es hieß. Zudem habe man mit Acciona vereinbart, dass „zwei Drittel der Mitglieder des Aufsichtsrats für einen Zeitraum von fünf Jahren unabhängig von Acciona sein werden“. Vorstandschef Lars Bondo Krogsgaard und der Finanz-Vorstand Bernard Schäferbarthold sollen Nordex weiter führen. Der Vorstand werde lediglich durch zwei Mitglieder der obersten Managementebene von Acciona Windpower ergänzt, so das Unternehmen. Nordex wolle die Übernahme bis zum ersten Quartal 2016 umsetzen.
Nordex wappnet sich für Herausforderungen ab 2017
Die Wachstumschancen von Nordex steigen durch diese Übernahme deutlich. Davon gehen zumindest viele Börsianer aus, wie der heutige Kurssprung der Nordex-Aktie zeigt. Sie verteuerte sich am heutigen Montag im Xetra bis 13 Uhr um acht Prozent auf 26,8 Euro. Seit dem ECOreporter.de-Aktientipp von Ende Februar (Link entfernt) hat sie damit rund 51 Prozent an Wert gewonnen, auf Jahressicht gar 85 Prozent. Damit erscheint sie nun fair bewertet. Anleger sollten jetzt erst einmal abwarten und nicht weiter zukaufen. Zunächst muss Nordex die Integration von Acciona Windpower gelingen. Solche Übernahmen verlaufen selten reibungslos, erst recht bei Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern. Auch muss sich zeigen, ob es wie erhofft zu mehr Aufträgen aus Schwellenländern kommt. Bisher ist die Auftragslage von Nordex sehr gut. Ob dies auch für die nahe Zukunft zu erwarten ist, kann man frühestens im ersten Halbjahr 2016 wirklich beurteilen.
Anleger sollten also abwarten, bis in 2016 erste Geschäftszahlen von Nordex vorliegen und erste Nachrichten über Fortschritte der Integration. Zumal man dann die Rahmenbedingungen in wichtigen Windmärkten besser einschätzen kann. So droht in den USA, dem zweitgrößten Windmarkt der Welt, eine deutliche Verringerung der Windkraftförderung ab 2017. Dort dominieren die Republikaner den Kongress, verlangen Einschnitte bei der Förderung der Erneuerbaren Energien. Deshalb droht ein Markteinbruch in den USA. Käme es dazu, würden alle Hersteller von Windrädern in die übrigen Windmärkte drängen, Überkapazitäten aufbauen, so dass die Preise infolge des Überangebots von Windräderns verfallen und damit und die Margen der Anbieter unter Druck geraten.
Für ein solches Szenario wäre Nordex mit der Übernahme von Acciona Windpower zwar besser gewappnet als bislang. Dennoch wären Beeinträchtigungen der Geschäfte wohl unvermeidlich. Erschwerend kommt hinzu, dass in Europa ab 2017 für Windstrom aus Neuanlagen keine festen Einspeisetarife mehr gezahlt werden sollen. Nach dem Willen der EU-Kommission müssen die Preise ab dann über Auktionen ermittelt werden. Wie das konkret geschehen wird, ist noch offen. Vor allem im für Nordex bislang sehr wichtigen Heimatmarkt Deutschland sind hier noch viele Fragen ungeklärt. Dass die deutsche Nachfrage für Windkraftanlagen ab 2017 zunächst rückläufig ausfallen wird, ist aber überaus wahrscheinlich. Umso wichtiger wäre es, dass sich schon in 2016 die Anzeichen dafür mehren, dass Nordex in Schwellenländern noch viel stärker zum Zug kommt als bislang.
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
Klein, aber fein – mit diesem Motto behauptet sich die Nordex SE aus Hamburg seit vielen Jahren im weltweiten Geschäft mit Windkraftanlagen. Sie gehörte zwar nie zu den größten Anbietern, verstand es aber stets, sich in deren Dunstkreis zu halten und Marktnischen zu behaupten, in denen sie mit den großen Anbietern mithalten konnte. Nordex-Anlagen kommen vor allem für Kunden in Frage, die komplexe Projekte mit hohen technischen Voraussetzungen umsetzen wollen, etwa an windschwachen Standorten. Weniger attraktiv sind sie im Massengeschäft, also für sehr große Windfarmen mit einfacheren Umgebungsbedingungen, wo die großen Anbieter dank hoher Stückzahlen sehr günstige Preise bieten können. Zudem gelang es den Hamburgern immer wieder, frühzeitig Aufträge aus neuen Windmärkten zu ergattern, die von den großen Konkurrenten wie etwa Vestas noch vernachlässigt wurden, zum Beispiel in Südafrika oder in Pakistan.
Die Übernahme eröffnet neue Wachstumschancen
Nun aber drängt Nordex offenbar aus der Nische heraus und will auch im Massengeschäft punkten. So kann man zumindest die Nachricht vom Wochenende interpretieren, dass die Hamburger die spanische Konkurrentin Acciona Windpower übernehmen. Diese Tochter des Infrastrukturkonzerns Acciona bietet einfache, robuste Windenergieanlagen schon ab einer Leistung von 1,5 Megawatt (MW) an, während Nordex-Anlagen mindestens auf 2,4 MW kommen. Acciona Windpower ist wie Nordex in Nordamerika aktiv, daneben aber auch in Schwellenländern, insbesondere in Südamerika. Dort erwarten Experten für die kommenden Jahre eine besonders starke Nachfrage für Windkraftanlagen. Die Spanier tun sich in diesen iberisch geprägten Märkten naturgemäß leichter als andere ausländische Anbieter, was für Nordex von Vorteil sein dürfte. Die Hamburger haben zwar in Lateinamerika bereits Fuß gefasst, etwa in Urugay. Doch zusammen mit Acciona Windpower dürfte es hier leichter fallen, sich gegen Konkurrenten wie der spanischen Gamesa zu behaupten, die den Vorteil der gemeinsamen Sprache und verwandten Kultur bislang mit Erfolg ausspielt. Zudem verfügt Acciona Windpower mit einem Werk in Brasilien in Lateinamerika bereits über eine Fertigung vor Ort, neben Fabriken in Spanien und den USA. Eine weitere Fertigung bauen die Spanier derzeit in Indien auf, einem weiteren sehr wachstumsträchtigen neuen Windmarkt.
Wird Nordex selbst zum Übernahmekandidaten?
All diese Vorteile der Übernahme haben allerdings ihren Preis. Nordex legt dafür nach eigenen Angaben zum einen eine Barzahlung in Höhe von 366,4 Millionen Euro auf den Tisch. Das ist nicht wenig, aber von dem finanziell solide dastehenden Unternehmen zu stemmen. Zum anderen kündigten die Hamburger an, die Übernahme durch die Ausgabe von 16,1 Millionen neuen Nordex-Aktien zum Preis von 26,00 Euro je Aktie zu bezahlen. Letzteres geht einher mit einem Wechsel des Großationäres. Bislang besaß die Klatten-Familie über ihre Beteiligungsgesellschaft SKion/momentum 22,8 Prozent der Nordex-Aktien. Sie gibt nun so viele Aktien an den Mutterkonzern Acciona ab, dass dieser mit 29,9 Prozent der Stimmrechte zur neuen Hauptaktionärin von Nordex aufsteigt. Der Anteil von SKion/momentum schrumpft so auf ganze 5,7 Prozent. Rund 64 Prozent der Anteilsscheine bleiben im Streubesitz.
Bedeutet das, dass Acciona schon bald ein Übernahmeangebot für Nordex vorlegen kann? Immerhin schreibt das deutsche Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz (WpÜG) vor, dass ein Großaktionär beim Erreichen der 30 Prozent Schwelle den anderen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot vorlegen muss. Davon sind die Spanier nur noch einen kleinen Schritt entfernt. Dem aber hat Nordex nach eigener Darstellung zunächst einen Riegel vorgeschoben. Die Hamburger haben mit Acciona vereinbart, dass der Mutterkonzern in den drei Jahren nach der Übernahme keine weiteren Stimmrechte an der Nordex SE erwerben dürfen, „weder direkt noch indirekt“, wie es hieß. Zudem habe man mit Acciona vereinbart, dass „zwei Drittel der Mitglieder des Aufsichtsrats für einen Zeitraum von fünf Jahren unabhängig von Acciona sein werden“. Vorstandschef Lars Bondo Krogsgaard und der Finanz-Vorstand Bernard Schäferbarthold sollen Nordex weiter führen. Der Vorstand werde lediglich durch zwei Mitglieder der obersten Managementebene von Acciona Windpower ergänzt, so das Unternehmen. Nordex wolle die Übernahme bis zum ersten Quartal 2016 umsetzen.
Nordex wappnet sich für Herausforderungen ab 2017
Die Wachstumschancen von Nordex steigen durch diese Übernahme deutlich. Davon gehen zumindest viele Börsianer aus, wie der heutige Kurssprung der Nordex-Aktie zeigt. Sie verteuerte sich am heutigen Montag im Xetra bis 13 Uhr um acht Prozent auf 26,8 Euro. Seit dem ECOreporter.de-Aktientipp von Ende Februar (Link entfernt) hat sie damit rund 51 Prozent an Wert gewonnen, auf Jahressicht gar 85 Prozent. Damit erscheint sie nun fair bewertet. Anleger sollten jetzt erst einmal abwarten und nicht weiter zukaufen. Zunächst muss Nordex die Integration von Acciona Windpower gelingen. Solche Übernahmen verlaufen selten reibungslos, erst recht bei Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern. Auch muss sich zeigen, ob es wie erhofft zu mehr Aufträgen aus Schwellenländern kommt. Bisher ist die Auftragslage von Nordex sehr gut. Ob dies auch für die nahe Zukunft zu erwarten ist, kann man frühestens im ersten Halbjahr 2016 wirklich beurteilen.
Anleger sollten also abwarten, bis in 2016 erste Geschäftszahlen von Nordex vorliegen und erste Nachrichten über Fortschritte der Integration. Zumal man dann die Rahmenbedingungen in wichtigen Windmärkten besser einschätzen kann. So droht in den USA, dem zweitgrößten Windmarkt der Welt, eine deutliche Verringerung der Windkraftförderung ab 2017. Dort dominieren die Republikaner den Kongress, verlangen Einschnitte bei der Förderung der Erneuerbaren Energien. Deshalb droht ein Markteinbruch in den USA. Käme es dazu, würden alle Hersteller von Windrädern in die übrigen Windmärkte drängen, Überkapazitäten aufbauen, so dass die Preise infolge des Überangebots von Windräderns verfallen und damit und die Margen der Anbieter unter Druck geraten.
Für ein solches Szenario wäre Nordex mit der Übernahme von Acciona Windpower zwar besser gewappnet als bislang. Dennoch wären Beeinträchtigungen der Geschäfte wohl unvermeidlich. Erschwerend kommt hinzu, dass in Europa ab 2017 für Windstrom aus Neuanlagen keine festen Einspeisetarife mehr gezahlt werden sollen. Nach dem Willen der EU-Kommission müssen die Preise ab dann über Auktionen ermittelt werden. Wie das konkret geschehen wird, ist noch offen. Vor allem im für Nordex bislang sehr wichtigen Heimatmarkt Deutschland sind hier noch viele Fragen ungeklärt. Dass die deutsche Nachfrage für Windkraftanlagen ab 2017 zunächst rückläufig ausfallen wird, ist aber überaus wahrscheinlich. Umso wichtiger wäre es, dass sich schon in 2016 die Anzeichen dafür mehren, dass Nordex in Schwellenländern noch viel stärker zum Zug kommt als bislang.
Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655