Christian Greiner / Foto: MEAG
ECOreporter.de: Herr Greiner, seit wann bieten Sie den Anlegern, die sich für Nachhaltigkeit bei der Geldanlage interessieren, ein Fondsprodukt an?
Greiner: Ihren ersten nachhaltigen Publikumsfonds hat die MEAG vor fast zehn Jahren im Oktober 2003 vorgestellt. Das Fondsmanagement stellt das Portfolio des Aktienfonds nach finanziellen, ökologischen und sozialen Kriterien zusammen. Er ist somit ein nachhaltiges Investment für verantwortungsbewusste Anleger, die Wert auf gute Renditen legen. Der international ausgerichtete "MEAG Nachhaltigkeit" investiert in Unternehmen, die in ihrer jeweiligen Branche in Bezug auf Nachhaltigkeit führend sind. Ziel ist dabei, langfristigen Unternehmenserfolg und nachhaltiges Unternehmenswachstum unter Beachtung von Mensch und Umwelt sicherzustellen. Anbieter von Tabak, Alkohol, Rüstungsgütern und Glücksspiel sind Tabu.
Was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit bei der Geldanlage?
Das Prinzip der Nachhaltigkeit bedeutet, heutige Bedürfnisse zu befriedigen, ohne künftigen Generationen die Lebensgrundlage zu entziehen. Unternehmen sollten dazu schonend mit Ressourcen umgehen, die Arbeitsabläufe und Produktionsprozesse entsprechend gestalten, innovative Strategien einleiten und damit globale Risiken frühzeitig erkennen. Nachhaltigkeit bei der Geldanlage heißt für die MEAG auch, ein stetiges Wachstum zu sichern, dabei aber keine zu riskanten Wachstumspfade einzuschlagen, veränderungsfähig zu bleiben und die Zukunft gestalten zu wollen.
Hat der Anleger außer einem ruhigen Gewissen noch weitere Vorteile, wenn er nachhaltig investiert?
Nachhaltigkeitskriterien in das Tagesgeschäft bei der Geldanlage zu integrieren ist eine große Herausforderung. Wer sie meistert, erntet doppelt: Er erhält ein Portfolio, das nachweislich weniger von Schwankungen betroffen ist. Und er erzielt marktgerechte Renditen. Denn Nachhaltigkeit erlangt in immer mehr Unternehmen Bedeutung und trägt zum unternehmerischen Erfolg bei. So schützt ein gesundes Unternehmen, das in Umweltschutz und Soziales investiert, seinen Ruf und geht damit stärker auf die Bedürfnisse der Stakeholder ein. Nachhaltiges Wirtschaften verringert sogar juristische Risiken und Rechtskosten. Eng ist auch die Verbindung zwischen Qualität und Nachhaltigkeit.
Wie finden sie die auch finanziell erfolgreichen Unternehmen heraus, die als besonders nachhaltig gelten können?
Die Kursentwicklung von Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, spiegelt der Aktienindex "Dow Jones Sustainability World Index ex All" wider. Das unabhängige Finanzdienstleistungsunternehmen RobecoSAM stellt den Index zusammen. Es überprüft in einem umfangreichen Verfahren, ob die Unternehmen Umweltberichte herausgeben, kontinuierlich Energie sparen, wenig Abfälle produzieren oder ob ihr Umweltmanagementsystem neuesten Anforderungen gerecht wird. RobecoSAM bewertet auch soziale Faktoren wie Sozialleistungen oder die allgemeine Mitarbeiterzufriedenheit. Mit Fragebögen, die nach Branchen spezifiziert sind, mit Gesprächen und durch die Auswertung von Unternehmensdokumenten analysiert RobecoSAM derzeit Firmen aus 60 Branchen und 34 Ländern. Übrig bleiben die oberen 10 %, also die besten "Nachhaltigkeitsunternehmen" jeder Branche. Diese Auswahl bereinigt SAM dann noch einmal: Gestrichen werden Unternehmen, die Tabak- oder Alkoholprodukte herstellen, Geld mit Glücksspiel verdienen, Waffen oder andere Rüstungsgüter produzieren.
Welche Aktien sind im MEAG Nachhaltigkeit vertreten?
Durchschnittlich enthält der "MEAG Nachhaltigkeit" etwa 120 Aktien verschiedener Länder und Branchen. Die Mischung aus Unternehmen unterschiedlicher Größe, Branchen und Länder erhöht die Sicherheit der Anlage. Zu den größten Positionen im Nachhaltigkeitsfonds gehört zum Beispiel Johnson & Johnson als Anbieter von Medizinprodukten, die britische Bank HSBC, der Nahrungsmittelkonzern Nestle und der Pharmakonzern Roche.
Das sind alles große Konzerne.....
.....aber bis zu 10 % des Fondsvolumens investiert das Fondsmanagement in so genannte Innovatoren. Das sind eher kleinere Unternehmen, die im Dow-Jones-Sustainability-Index nicht vertreten sind. Voraussetzung, um in den Fonds aufgenommen zu werden, ist auch bei ihnen: Sie müssen nachhaltig sein. Beispiele für solche Firmen sind Windkraftproduzenten oder Hersteller von besonders energieeffizienten Produkten. Die Innovatoren bieten besonders gute Wachstumschancen, da sie auf zukunftsorientierten Märkten tätig sind. Langfristig soll sich der MEAG Nachhaltigkeit besser als ein herkömmlicher internationaler Aktienfonds entwickeln. Das ist unser Anspruch.
Die MEAG Muttergesellschaft, Munich Re, gilt als besonders engagiert im Klimaschutz. Wirkt sich das auf den MEAG Nachhaltigkeit aus?
Die MEAG profitiert auch beim Management des "MEAG Nachhaltigkeit" von ihrer Mutter: Munich Re erforscht seit mehr als drei Jahrzehnten die globalen Umwelt- und Klimaveränderungen. Auch mit den anderen großen Herausforderungen unserer Welt, beispielsweise dem Bevölkerungswachstum und der Ressourcenverknappung, setzt sie sich seit langem intensiv auseinander. Das enorme Wissen von Munich Re sowie ihre mehr als 125-jährige Erfahrung mit Risiken dient als Know-how-Plattform für das Management des "MEAG Nachhaltigkeit". Der Wissensaustausch mit der Muttergesellschaft trägt entscheidend dazu bei, Trends und Risiken frühzeitig zu erkennen, fundiert zu bewerten und damit das Fondskonzept erfolgreich umzusetzen.
Bei aller Besonderheit des nachhaltigen Investments - gibt es zwischen den anderen MEAG Fonds und dem MEAG Nachhaltigkeit Parallelen?
Auch beim Management dieses Fonds wird der bewährte MEAG Investmentprozess eingesetzt, der bereits bei den MEAG Publikumsfonds immer wieder zu Auszeichnungen durch renommierte Fondsrating-Agenturen geführt hat. Hoch im Kurs bei den Anlegern stehen unsere defensiven Mischfonds, die zudem auf eine überdurchschnittliche gute Wertentwicklung über die kurze, aber auch die lange Frist zurückblicken können. Sie bieten Solidität und Stabilität – ganz wichtig in diesen unruhigen und manchmal turbulenten Zeiten.
Stand: September 2013