Ausbau der Windenergie in Deutschland schreitet voran – Weltmarkt vor dem Einbruch?



Diese Zahlen präsentierten der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau Power Systems (VDMA) heute auf der gemeinsamen Pressekonferenz zum Status des Windenergieausbaus in Deutschland. Zugleich warnten die beiden Verbände bei der Vorstellung der Jahreszahlen in Berlin davor, dass der Weltmarkt in 2013 um zehn Prozent zurückgehen könnte, weil sich wichtige Auslandsmärkte „sehr instabil“ zeigten, wie VDMA-PS-Geschäftsführer Thorsten Herdan erklärte: „Deutschland ist der Fels in der Brandung der Windindustrie in einem turbulenten Weltmarkt. Der absehbare Einbruch des US-Marktes 2013 und die weitgehende Abschottung des schwächelnden chinesischen Marktes zwingen die Hersteller zur Fokussierung auf die europäischen Kernmärkte“, erklärte Herdan. „Der dringend benötigte systemische Umbau des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und des Strommarktdesigns in Deutschland wird daher umso wichtiger. Wenn uns dies gelingt, werden die Rahmenbedingungen am Heimmarkt auch Vorbild für unsere Exportmärkte sein“, führte er aus.

Anders als so mancher Auslandsmarkt habe der deutsche Windmarkt 2012 ein „stabiles Wachstum“ gezeigt, so der Geschäftsführer weiter. In Zahlen drückt sich dies wie folgt aus: Bundesweit sind im vergangenen Jahr zu Lande und zu Wasser zusammen 1.008 Windräder mit insgeamt 2.439 MW neu in Betrieb genommen worden. Damit standen in der Bundesrepublik zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2012 den Verbänden zufolge 23.040 Windräder mit zusammen 31.332 MW Leistungskapazität.

„Wir verzeichnen seit einiger Zeit eine verstärkte Gründung von Energiegenossenschaften und Bürgerwindparks“, sagte BWE-Vizepräsidentin Sylvia Pilarsky-Grosch im Hinblick auf den Zuwachs. Treiber des Ausbaus und Spitzenreiter im Vergleich der Bundesländer bleiben Niedersachsen und Schleswig-Holstein, Während in Niedersachsen 154 neue Windturbinen mit 361 MW installiert wurden (knapp 15 Prozent aller 2012 neu installierten Anlagen), waren es im Schleswig-Holstein mit 333 MW aus 135 neuen Windenergieanlagen (was etwa 14 Prozent der gesamten Windkraftneuinstallation entsprach). Im Süden der Republik holen vor allem Rheinland-Pfalz mit 288 MW neuer Windkraftleistung aus 100 Windrädern und Bayern mit 201 MW aus neuen 81 Turbinen auf. Auch die energetische Modernisierung bestehender Windräder, das so genannte Repowering gewinnt an Bedeutung. Während 252 Windräder mit 179 MW 2012 im Rahmen solcher Maßnahmen zurückgebaut wurden, kamen 161 neue Repowering-Anlagen mit 432 MW hinzu.

Hoffnung auf mehr installierte Offshore-Windkraft in nächster Zukunft

Die Windkraft zur See entwickelte sich in 2012 weiter eher schleppend. In der Nordsee wurden über das vergangene Jahr hinweg 16 Offshore-Windräder errichtet, die zusammen 80 MW leisten können. Die Gesamtleistung aller deutschen Offhore-Windparks lag zum Bilanzstichtag bei 280,3 MW. Beide Verbände äußerten jedoch die Hoffnung, dass der Ausbau der Hochsee-Windkraft in den kommenden beiden Jahren an Fahrt gewinnt. Schließlich seien 109 Fundamente für Windkraftanlagen installiert worden und sechs Offshore-Windparks mit 1.700 MW geplanter Kapazität im Bau.

Bildnachweis: Bau eines Offshore-Windparks der EnBW in der Nordsee. / Quelle Unternehmen



Im Ländervergleich der installierten Gesamtleistung liegt Niedersachsen ebenfalls an der Spitze. Dort standen zum Jahreswechsel rund 5.500 Windräder mit 7300 MW. Auf Rang zwei folgt in einigem Abstand Brandenburg mit rund 3100 Windeädern und 4.800 MW Windstromkapazität. An dritter Stelle steht Sachsen-Anhalt mit nahezu 3.800 MW aus 2.400 Windturbunen vor Schleswig-Holstein. Dort waren es zum 31. Dezember 2012 rund 3.600 MW aus 2.900 Windkraftanlagen. Nordrhein Westfalen steht auf dem fünften Rang mit knapp 3.200 MW aus 2.900 Windrädern. 44 Prozent aller bestehenden Windräder stehen im Norden der Republik, nur ein Prozent im Meer.

Verhaltener Ausblick auf 2013

Für die unmittelbare Zukunft prognostizieren die Experten einen Rückgang am Weltmarkt um zehn Prozent. Dafür verantwortlich sein sollen vor allem drastische Markteinbrüche in den USA und China. Zwar werde sich der Zubau in den USA 2012 im Vergleich zum Vorjahr von 6.800 MW auf geschätzte 13.200 MW beinahe verdoppeln. Aufgrund erschwerter Marktbedingungen könne der US-Markt 2013 höchstwahrscheinlich nur noch 5.000 MW an Windkraft-Neuinstallationen aufweisen. In China sei der Ausbau der Windkraft von 17.600 MW in 2011 im vergangenen Jahr auf 14.000 GW gesunken und werde in deisem Jahr voraussichtlich aus diesem Niveau stagnieren.


„Wenn die Windenergie nicht in den Mühlen des Wahlkampfes zerrieben wird, sichert der starke Heimatmarkt der Windindustrie Fertigungskapazitäten in Deutschland für den 2014 wieder absehbar wachsenden Weltmarkt“, sagte der VDMA-PS-Geschäftsführer Peter Herdan.
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