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Klimagipfel in Durban: Experten legen Lösungsvorschläge auf den Tisch, Ausbau erneuerbarer Energien als „ kostengünstigste Option“
Ihm zufolge wurde in 2010 so viel Kohlendioxid (CO2) aus fossilen Brennstoffen in die Atmosphäre geblasen wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Das UBA fordert einen politischen Kraftakt, um bei der UN-Klimakonferenz in Durban wirksame Regeln zur Emissionsminderung zu vereinbaren.
„In Durban müssen die Weichen für eine schnelle Trendumkehr bei den globalen Klimagas-Emissionen gestellt werden. Dazu muss der Abschluss eines neuen umfassenden und rechtsverbindlichen Klimaschutzabkommens auf den Weg gebracht werden, damit es auch nach 2012 weltweit verbindliche Ziele im Klimaschutz gibt“, sagt Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA).
Ende 2012 läuft das Kyoto-Protokoll aus, der bislang einzige internationale Vertrag mit verbindlichen Klimaschutzzielen. „Wir müssen die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre aber langfristig auf einem Niveau stabilisieren, das die Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau begrenzt. Das kann nur mit beherzten Schritten erreicht werden“, so Flasbarth. Schon heute gebe es konkrete Ansatzpunkte, etwa beim Waldschutz in Entwicklungsländern, beim klimaverträglichen Umbau unserer Energieversorgung und bei der Umlenkung von Investitionen in klimaverträgliche Infrastrukturen. „Wichtig ist es, einen bruchlosen Übergang vom geltenden Kyoto-Protokoll zu einem neuen umfassenden Klimavertrag zu gewährleisten“, betont Flasbarth.
Dr. Ignacio Campino ist Vorstandsbeauftragter für Klimaschutz und Nachhaltigkeit der Deutschen Telekom. „Die Interessen der einzelnen Nationen liegen weit auseinander“, stellt er fest. So berechtigt das Streben der weniger entwickelten Länder nach Wohlstand und Entwicklung sei: es müsse klimaschonend erfolgen. Andererseits seien die entwickelten Länder aufgefordert, Emissionen zu reduzieren. In Durban müsse man sich zumindest darauf verständigen, bis 2015 ein globales Abkommen zu erarbeiten.

Bildhinweis: Ignacio Campino / Deutsche Telekom
„Investitionen in den Klimaschutz zahlen sich langfristig in den Industrie- und Entwicklungsländern aus“, meint Dirk Messner, stellvertretender Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU). „Es wird immer deutlicher, dass die Finanzmarkt- und die Klimakrise nur gemeinsam gelöst werden können. Nachhaltiges Wachstum, nachhaltige Finanzsysteme und der Übergang zu einer klimaverträglichen Weltwirtschaft gehören zusammen.“
Wolfgang Lucht vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung stellt klare Forderungen an die Konfernz in Durban: „Wer das Zwei-Grad-Ziel für richtig hält, und hierzu hat die internationale Staatengemeinschaft sich bekannt, der muss anerkennen, dass dieses Ziel auch eine feste Obergrenze für den Ausstoß von Treibhausgasen bedeutet. Hieran gemessen genügen die bislang vorliegenden Zusagen für eine Verringerung der Emissionen keineswegs. Bliebe es dabei, wäre weltweit mit zunehmend einschneidenden Folgen des Klimawandels zu rechnen. Ein Anstieg des Meeresspiegels, tiefgreifende Veränderungen bei Ökosystemen und eine Abnahme der landwirtschaftlichen Produktivität in wichtigen Regionen können durch effektive Klimaschutzmaßnahmen vermieden werden.“ Lucht schlägt vor, dass die Staatengemeinschaft für jedes Jahrzehnt bis 2050 Emissionsmengen festlegt und verteilt.
Martin Faulstich ist Vorsitzender des Sachverständigenrates der Bundesregierung für Umweltfragen (SRU). Er hebt die Pionier-Rolle Europas hervor: „Für Europa ist eine sichere Stromversorgung, die vollständig auf erneuerbaren Energien beruht, technisch möglich und langfristig die kostengünstigste Option. Die EU sollte daher mit gutem Beispiel vorangehen. Wichtig ist: Ein 30 Prozent-Klimaschutzziel für 2020, verbindliche Vorgaben zur Energieeffizienz und einen weiteren Fahrplan zum Ausbau der Erneuerbaren Energien bis 2030. Wer im Klimaschutz voranschreitet, wird auch industriepolitisch gewinnen“. Nach seiner Einschätzung lösen Investitionen für die erneuerbaren Energien Innovationen aus. Sie seien „eine wirksame Gegenmaßnahme gegen die sich abzeichnende Rezession in Europa und vermeiden zudem Energie- und Umweltfolgekosten“.
Auch Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energie Agentur (IEA), schlägt Alarm und verlangt eine starke Ausrichtung auf alternative Energien. „Wenn bis 2017 keine weiteren Aktivitäten und bedeutende Änderungen bei unseren Investitionen im Energiebereich vollzogen werden, wird die Tür für das Zwei-Grad-Klimaziel geschlossen“, erklärt Birol. Allein durch die bestehenden Strukturen werde man im Jahr 2035 80 Prozent jener CO2-Emissionen emittieren, die maximal freigesetzt werden dürfen, um die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Es sei unumgänglich, „den CO2-Ausstoß massiv einzubremsen und den Umbau des Energiesektors hin zu erneuerbaren Energien offensiv voranzutreiben“.
Laut Birol hat die IEA ermittelt, dass im Jahr 2010 weltweit 64 Milliarden Dollar für die Förderung von erneuerbaren Energien ausgegeben wurden. Zugleich hätten sich die Förderungen für fossile Energie im Jahr 2010 auf 409 Milliarden Dollar summiert, also fast das Siebenfache betragen. Birol fordert, die jährliche die Förderung von erneuerbaren Energien massiv zu erhöhen, bis 2035 auf ein Niveau von 250 Milliarden Dollar.