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Mikrokredite - Fallstrick oder Strickleiter aus der Armut ? (Teil2)
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Eine gebrauchte Nähmaschine im Wert von 80 Euro ist der ganze Stolz von Suma Widaya aus Indonesien – und die Basis ihrer beruflichen Existenz. Seit zweieinhalb Jahren näht sie als selbständige Schneiderin mit ihrer Nähmaschine und sichert das Einkommen ihrer Familie – Ehemann und vier Kinder. Sie hätte schon viel früher nähen können, aber es fehlte das Geld zum Kauf einer Nähmaschine. Eine Bank gibt es in ihrem Dorf nicht, erst in der nächsten Kleinstadt. Die dortige Bank vergibt aber erstens keine derart kleinen Kredite und zweitens keinen Kredit ohne Sicherheit. Die hatte Widaya nicht. Letztlich bekam sie das Geld von einem Mikrofinanzinstitut. Zu einem Zinssatz von 35 Prozent pro Jahr. Wucher? So würde Widaya das nicht sehen. Schließlich konnte sie die Kreditsumme von umgerechnet 80 Euro und die Zinsen von ca. 14 Euro schon nach einem halben Jahr zurückzahlen. Für sie war der Mikrokredit die Rettung – wie für viele andere Kreditnehmer auch.
Schon mit geringen Summen können sich Menschen in armen Regionen eine wirtschaftliche Existenz aufbauen, etwa eine Töpferin in einen Brennofen investieren oder ein Instrumentenbauer in das erforderliche Werkzeug. Mikrokreditnehmer haben in der Regel keinen Zugang zu einer Bank und wenn doch, können sie für deren Kredite nicht die verlangten Sicherheiten vorlegen. Auch lohnt es sich für herkömmliche Banken nicht, Kleinkredite zu vergeben. Mikrofinanzinstitute sind da die einzige Chance, an Kapital für ein Geschäftsmodell zu kommen. Der Vorteil gegenüber Mitteln aus der Entwicklungshilfe: Mikrokreditgeber behandeln Kreditnehmer als Geschäftspartner, also auf Augenhöhe. Die Kunden können sich aus eigener Kraft aus der Armut befreien. Sie zahlen ihre Kredite mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 Prozent zurück.
Mitte der 1970er Jahre begann Mikrokredit-Pionier Muhammad Yunus mit seiner Grameen Bank in Bangladesch, Kleinstkredite zu vergeben. Dieses Konzept fand im Lauf der zahlreiche Nachahmer in fast allen Weltregionen. Mikrokredite sind nicht billig, sie werden meist mit 20 bis 30 Prozent verzinst. Das klingt stattlich, liegt aber weit unter den Tarifen lokale Geldverleiher und in der Regel nur wenig über den Zinsen der einheimischen herkömmlichen Banken. Der Aufschlag wird auch von unabhängigen Experten damit gerechtfertigt, dass die Betreuung von Mikrofinanzkunden sehr aufwändig ist. Nicht selten müssen die Sachbearbeiter lange Wege über schwierige Strecken zu ihren Kunden hinter sich bringen. Oft entstehen durch Mikrokredite in Dörfern kleine Inseln funktionierender Wirtschaftseinheiten – eben darauf zielt das Konzept der Kleinstkredite ab.
Bildnachweis: Muhammad Yunus (rechts im Bild) trifft UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon (Quelle: Vereinte Nationen)
Woher stammt das Geld, mit dem Menschen wie Suma Widaya eine Nähmaschine kaufen? Das System gleicht einer vielgliedrigen Kette, die im einfachsten Fall so aussehen könnte: Das erste Glied ist zum Beispiel ein privater Anleger aus Europa oder ein so genannter institutioneller Anleger, eine deutsche Bank zum Beispiel oder ein Kloster. Sie beteiligen sich an einem so genannten Mikrofinanzfonds – der Anleger vielleicht mit 5.000 Euro, die Bank oder das Kloster mit einer Million. Der Mikrofinanzfonds wiederum ist eine eigene Rechtsgesellschaft, die in der Regel von einer weiteren Bank betrieben wird, beispielsweise von einer Kirchenbank. Der Fonds ist das Sammelbecken für das Geld der Anleger. Er verleiht ihr Geld nun weiter an eine Mikrofinanz-Dachorganisation, diese wiederum an Mikrofinanzinstitutionen - also an eine Mikrofinanzbank, etwa in Indien. Deren Mitarbeiter sind die Kundenberater, die das Geld zu den Kunden bringen – und es auch wieder abholen. Denn vielfach haben die Kreditnehmer noch nie etwas von elektronischem Zahlungsverkehr gehört, haben kein Konto, keinen Computer oder auch schlicht keinen Stromanschluss.
Eine Prinzessin sorgt für gute Regelungen bei Mikrofinanzen
Ihr Name ist Prinzessin Máxima, Prinzessin der Niederlande, Prinzessin von Oranien-Nassau, Frau von Amsberg, geboren ist sie als Máxima Zorreguieta in Buenos Aires. Und sie ist die Ehefrau von Kronprinz Willem-Alexander der Niederlande. Anfang 2011 hat sie zusammen mit 40 gemeinnützigen Organisationen für die Vereinten Nationen eine Regelung für gute Mikrofinanzen geschaffen: die UN „Principles for Investors in Inclusive Finance" (PIIF).
Bildnachweis: Prinzessin Máxima der Niederlande mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. / Quelle: Vereinte Nationen
Die insgesamt sieben Prinzipien verpflichten die Unterzeichner unter anderem zur fairen Behandlung der Darlehensnehmer und dazu, in Mikrofinanzinstitutionen zu investieren, die mit sozialem Anspruch arbeiten. Sie sollen nicht die schnelle Rendite anstreben, sondern einen langfristigen finanziellen und sozialen Gewinn.
Diese Prinzipien verlangen zudem, nicht nur Darlehen anzubieten, sondern auch Sparkonten, Versicherungen, Pensionspläne und Überweisungsmöglichkeiten. Das alles soll helfen, in armen Weltregionen kleine Inseln funktionierender Wirtschaftseinheiten aufzubauen.
Der globale Markt der Mikrofinanzfonds im Kurzüberblick
Weltweit gibt es rund 10.000 Mikrofinanzinstitute, die Kleinkredite vergeben
• Davon verfügen weniger als 1.000 MFI über genügend professionelle Strukturen und Eigenkapital, um für Darlehen von Mikrofinanzfonds in Frage zu kommen.
• Weltweit gab es Ende 2010 rund 100 Mikrofinanzfonds mit einem Investitionsvolumen von zusammen rund sechs Milliarden Euro.
• Die meisten Mikrokreditnehmer leben in Südasien. Das meiste Mikrokreditkapital wird in Südamerika und in Osteuropa vergeben (dort ist das Leben deutlich teurer als in Südasien).
Wie Privatanleger in Mikrofinanzen investieren können
Deutsche Mikrofinanzfonds gibt es bislang nicht, weil das Investmentgesetz von 2007 den Fondsgesellschaften zu strenge Vorgaben macht. Zum Beispiel dürfen nur 15 Prozent des Fondswertes in Wertpapiere von Mikrofinanzinstituten investiert werden. Wie können Für deutsche Privatanleger in den Sektor Mikrofinanz investieren? Einige wenige ausländische Mikrofinanzfonds kommen in Frage. Sie werden unter anderem von Kirchenbanken vertrieben. Weil es sich um ausländische FinanzProdukte handelt, dürfen sie allerdings nicht „aktiv vermarktet“ werden. Soll heißen: Es gibt keine Werbebroschüren, die dem Kunden angepriesen werden, die Kundenberater sprechen ihre Anleger auch nicht selbst auf das Thema an. Fragt der Anleger jedoch von sich aus nach, könnte er ein Angebot bekommen. Wie aus Fachkreisen verlautet, sollen die Vorgaben im Investmentgesetz noch im Sommer 2011 gelockert werden. Dann dürften auch deutsche Anleger es einfacher haben, in Mikrofinanzen zu investieren.
Mikrofinanzprodukte im Überblick
Der responsAbility Global Microfinance Fund (ISIN LU0180189770) wurde im November 2003 aufgelegt und ist bis Ende Mai 2011 auf ein Anlagevolumen von 521 Millionen Dollar (364 Millionen Euro) angewachsen. Die Mittel werden weltweit in 47 Länder investiert, vor allem in festverzinsliche Schuldpapiere von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) mit kurzer bis mittlerer Laufzeit. 40 Prozent der Mittel wurden in Lateinamerika vergeben, 25 Prozent in Südasien. Peru und Kambodscha liegen bei den einzelnen Ländern an der Spitze, mit Anteilen von 9,5 und 6 Prozent.
Der Fonds erreicht über die Darlehen an MFI rund eine halbe Million Mikrokreditkunden, im Durchschnitt beliefen sich die Kleindarlehen auf 2.900 Dollar. Mehr als die Hälfte dieser Kreditnehmer sind weiblich, knapp die Hälfte wohnt auf dem Land. Seit dem Start hat der Fonds der responsAbility Social Investments AG aus Zürich eine Rendite von 33 Prozent erwirtschaftet, von Ende Mai 2010 bis Ende Mai 2011 lag sie bei 3 Prozent. responsAbility erhebt für ihren Fonds einen jährliche Verwaltungsgebühr von 2,6 Prozent. Anleger können sich ab 1.000 Euro beteiligen, Anteile werden monatlich ausgegeben. 2010 hatte responsAbility die Zeichnung von Anteilen für einige Monate ausgesetzt, weil die Mittelnachfrage der MFI infolge der weltweiten Finanzkrise stark gesunken war und der Fonds einen hohen Bestand an Liquidität aufgebaut hatte.
Dieser Fonds ist etwa in der Schweiz, in Luxemburg und in Liechtenstein zugelassen, nicht aber in der Bundesrepublik. Deutsche Anleger müssen auf ein eng verwandtes Produkt des Anbieters ausweichen, den responsAbility in Partnerschaft mit der Sparkasse Düsseldorf und der Bank im Bistum Essen vertreibt: der responsAbility Mikrofinanz Fonds (ISIN LU0302153209). Auch hier liegt das Mindestinvestment bei 1.000 Euro, die Verwaltungsgebühr beträgt 2 Prozent.
responsAbility Social Investments AG
Josefstrasse 59
CH-8005 Zürich
Tel. 0041 44 250 99 30
Fax 0041 44 250 99 31
[email protected]
www.responsAbility.com
Der Wallberg Global Microfinance Fund (LU0375612230) der Wallberg Invest S.A. ist erst seit Oktober 2008 auf dem Markt. Bis Ende Mai erreichte er ein Fondsvolumen von knapp 30 Millionen Euro. Dieser Mikrofinanzfonds vergab bislang Mittel an 41 MFI in 22 Ländern und erreichte damit rund 37.500 Kleinstunternehmer, wobei die Kreditvergabe an Frauen mit 56 Prozent das Schwergewicht bildet. Ekuador, Georgien und Kambodscha sind im Portfolio unter den Ländern am stärksten Gwichtet, mit Anteilen von 6,5 bis 9 Prozent. Seit dem Start erwirtschaftete der Wallberg Global Microfinance Fund eine Rendite von knapp 7 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten betrug sie Ende Mai 2011 2,5 Prozent. Anleger können sich ab 1.000 Euro beteiligen, die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,5 Prozent.
Wallberg Invest S.A.
54, rue de Cessange
L-1320 Luxembourg
Tel. 00352 273572-70
Fax 00352 273572-90
[email protected]
www.wallberg.eu
Im Frühjahr 2011 hat Absolute Portfolio Management (APM) in Zusammenarbeit mit dem Emissionshaus Oaklet zwei AIV Vision Microfinance Zertifikate lanciert, die in Deutschland und Österreich zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind. Über diese Zertifikate können sich Anleger an der Wertentwicklung der beiden Mikrofinanzfonds Vision Microfinance und Vision Microfinance Local Currency beteiligen. Das investierte Kapital wird laut APM zu annähernd 100 Prozent in die beiden Fonds investiert. Die Mindestanlagesumme für das AIV Vision Microfinance Zertifikat (ISIN XS0554544428) und das AIV Vision Microfinance Local Currency Zertifikat (ISIN XS0554549575) beträgt 1.000 Euro. Beide Zertifikate sind an der Luxemburger (Euro MTF Markt) und der Frankfurter Börse (Scoach) gelistet und stellen tägliche Preise. Die zwei Mikrofinanzfonds vergaben über 206 Mio. USD an 101 verschiedene MFIs in 32 Ländern in Form von 229 Darlehen.
Der Dual Return Fund - Vision Microfinance ist seit April 2006 auf dem Markt und vergibt Darlehen an MFI in Lateinamerika, Zentral- und Osteuropa, Asien und Afrika. Der Fonds hat seinem Start eine Rendite von 15 Prozent erwirtschaftet. Das Anlagevolumen betrug Ende Mai rund 86 Millionen Euro. Der Vision Microfinance Local Currency wurde im Herbst 2010 gestartet und erreicht bislang ein Anlagevolumen von 20,7 Millionen Euro. Er unterscheidet sich von anderen Produkten auf dem Markt vor allem dadurch, dass er MFI die Mittel in lokaler Währung bereitstellt.
Absolute Portfolio Management GmbH
Wallnerstraße 3 / 17, A-1010 Wien
Tel.: 0043 1 533 59 76
Fax: 0043 1 533 59 76 - 60
[email protected]
www.visionmicrofinance.com
www.absolutepm.at
Der BN&P - Good Growth Fund (ISIN LU0360706096) des Hennefer Good Growth Institut für globale Vermögensentwicklung und der Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. aus Luxemburg ist seit Mai 2008 auf dem Markt. Seither hat er seinen Wert gehalten, auf Sicht von zwölf Monaten lag er Ende Mai 2011 mit 0,1 Prozent im Plus. Die Verwaltungsgebühr beträgt bis zu 1,6 Prozent. Das Fondsvolumen von 13,1 Millionen Euro wird zu einem großen Teil in Mikrofinanz investiert. Mit 24 Prozent ist der Anteil des Sektors im Portfolio ebenso groß wie der Anteil des Segments Aktien und doppelt so groß wie der Anteil von Rentenpapieren. Der Good Growth Institut verwendet Ausschlusskriterien. Investments in Unternehmen mit Rüstungsumsätzen von über fünf Prozent oder nachgewiesenen Menschenrechtsverletzungen sind tabu.
Good Growth Institut für globale Vermögensentwicklung mbH
Im Auel 13; 53773 Hennef
Tel.: 02242 911 486
Fax: 02242 911 487
[email protected]
www.goodgrowthfund.com
Eine gebrauchte Nähmaschine im Wert von 80 Euro ist der ganze Stolz von Suma Widaya aus Indonesien – und die Basis ihrer beruflichen Existenz. Seit zweieinhalb Jahren näht sie als selbständige Schneiderin mit ihrer Nähmaschine und sichert das Einkommen ihrer Familie – Ehemann und vier Kinder. Sie hätte schon viel früher nähen können, aber es fehlte das Geld zum Kauf einer Nähmaschine. Eine Bank gibt es in ihrem Dorf nicht, erst in der nächsten Kleinstadt. Die dortige Bank vergibt aber erstens keine derart kleinen Kredite und zweitens keinen Kredit ohne Sicherheit. Die hatte Widaya nicht. Letztlich bekam sie das Geld von einem Mikrofinanzinstitut. Zu einem Zinssatz von 35 Prozent pro Jahr. Wucher? So würde Widaya das nicht sehen. Schließlich konnte sie die Kreditsumme von umgerechnet 80 Euro und die Zinsen von ca. 14 Euro schon nach einem halben Jahr zurückzahlen. Für sie war der Mikrokredit die Rettung – wie für viele andere Kreditnehmer auch.
Schon mit geringen Summen können sich Menschen in armen Regionen eine wirtschaftliche Existenz aufbauen, etwa eine Töpferin in einen Brennofen investieren oder ein Instrumentenbauer in das erforderliche Werkzeug. Mikrokreditnehmer haben in der Regel keinen Zugang zu einer Bank und wenn doch, können sie für deren Kredite nicht die verlangten Sicherheiten vorlegen. Auch lohnt es sich für herkömmliche Banken nicht, Kleinkredite zu vergeben. Mikrofinanzinstitute sind da die einzige Chance, an Kapital für ein Geschäftsmodell zu kommen. Der Vorteil gegenüber Mitteln aus der Entwicklungshilfe: Mikrokreditgeber behandeln Kreditnehmer als Geschäftspartner, also auf Augenhöhe. Die Kunden können sich aus eigener Kraft aus der Armut befreien. Sie zahlen ihre Kredite mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 Prozent zurück.
Mitte der 1970er Jahre begann Mikrokredit-Pionier Muhammad Yunus mit seiner Grameen Bank in Bangladesch, Kleinstkredite zu vergeben. Dieses Konzept fand im Lauf der zahlreiche Nachahmer in fast allen Weltregionen. Mikrokredite sind nicht billig, sie werden meist mit 20 bis 30 Prozent verzinst. Das klingt stattlich, liegt aber weit unter den Tarifen lokale Geldverleiher und in der Regel nur wenig über den Zinsen der einheimischen herkömmlichen Banken. Der Aufschlag wird auch von unabhängigen Experten damit gerechtfertigt, dass die Betreuung von Mikrofinanzkunden sehr aufwändig ist. Nicht selten müssen die Sachbearbeiter lange Wege über schwierige Strecken zu ihren Kunden hinter sich bringen. Oft entstehen durch Mikrokredite in Dörfern kleine Inseln funktionierender Wirtschaftseinheiten – eben darauf zielt das Konzept der Kleinstkredite ab.
Bildnachweis: Muhammad Yunus (rechts im Bild) trifft UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon (Quelle: Vereinte Nationen)
Woher stammt das Geld, mit dem Menschen wie Suma Widaya eine Nähmaschine kaufen? Das System gleicht einer vielgliedrigen Kette, die im einfachsten Fall so aussehen könnte: Das erste Glied ist zum Beispiel ein privater Anleger aus Europa oder ein so genannter institutioneller Anleger, eine deutsche Bank zum Beispiel oder ein Kloster. Sie beteiligen sich an einem so genannten Mikrofinanzfonds – der Anleger vielleicht mit 5.000 Euro, die Bank oder das Kloster mit einer Million. Der Mikrofinanzfonds wiederum ist eine eigene Rechtsgesellschaft, die in der Regel von einer weiteren Bank betrieben wird, beispielsweise von einer Kirchenbank. Der Fonds ist das Sammelbecken für das Geld der Anleger. Er verleiht ihr Geld nun weiter an eine Mikrofinanz-Dachorganisation, diese wiederum an Mikrofinanzinstitutionen - also an eine Mikrofinanzbank, etwa in Indien. Deren Mitarbeiter sind die Kundenberater, die das Geld zu den Kunden bringen – und es auch wieder abholen. Denn vielfach haben die Kreditnehmer noch nie etwas von elektronischem Zahlungsverkehr gehört, haben kein Konto, keinen Computer oder auch schlicht keinen Stromanschluss.
Eine Prinzessin sorgt für gute Regelungen bei Mikrofinanzen
Ihr Name ist Prinzessin Máxima, Prinzessin der Niederlande, Prinzessin von Oranien-Nassau, Frau von Amsberg, geboren ist sie als Máxima Zorreguieta in Buenos Aires. Und sie ist die Ehefrau von Kronprinz Willem-Alexander der Niederlande. Anfang 2011 hat sie zusammen mit 40 gemeinnützigen Organisationen für die Vereinten Nationen eine Regelung für gute Mikrofinanzen geschaffen: die UN „Principles for Investors in Inclusive Finance" (PIIF).
Bildnachweis: Prinzessin Máxima der Niederlande mit UN-Generalsekretär Ban Ki-moon. / Quelle: Vereinte Nationen
Die insgesamt sieben Prinzipien verpflichten die Unterzeichner unter anderem zur fairen Behandlung der Darlehensnehmer und dazu, in Mikrofinanzinstitutionen zu investieren, die mit sozialem Anspruch arbeiten. Sie sollen nicht die schnelle Rendite anstreben, sondern einen langfristigen finanziellen und sozialen Gewinn.
Diese Prinzipien verlangen zudem, nicht nur Darlehen anzubieten, sondern auch Sparkonten, Versicherungen, Pensionspläne und Überweisungsmöglichkeiten. Das alles soll helfen, in armen Weltregionen kleine Inseln funktionierender Wirtschaftseinheiten aufzubauen.
Der globale Markt der Mikrofinanzfonds im Kurzüberblick
Weltweit gibt es rund 10.000 Mikrofinanzinstitute, die Kleinkredite vergeben
• Davon verfügen weniger als 1.000 MFI über genügend professionelle Strukturen und Eigenkapital, um für Darlehen von Mikrofinanzfonds in Frage zu kommen.
• Weltweit gab es Ende 2010 rund 100 Mikrofinanzfonds mit einem Investitionsvolumen von zusammen rund sechs Milliarden Euro.
• Die meisten Mikrokreditnehmer leben in Südasien. Das meiste Mikrokreditkapital wird in Südamerika und in Osteuropa vergeben (dort ist das Leben deutlich teurer als in Südasien).
Wie Privatanleger in Mikrofinanzen investieren können
Deutsche Mikrofinanzfonds gibt es bislang nicht, weil das Investmentgesetz von 2007 den Fondsgesellschaften zu strenge Vorgaben macht. Zum Beispiel dürfen nur 15 Prozent des Fondswertes in Wertpapiere von Mikrofinanzinstituten investiert werden. Wie können Für deutsche Privatanleger in den Sektor Mikrofinanz investieren? Einige wenige ausländische Mikrofinanzfonds kommen in Frage. Sie werden unter anderem von Kirchenbanken vertrieben. Weil es sich um ausländische FinanzProdukte handelt, dürfen sie allerdings nicht „aktiv vermarktet“ werden. Soll heißen: Es gibt keine Werbebroschüren, die dem Kunden angepriesen werden, die Kundenberater sprechen ihre Anleger auch nicht selbst auf das Thema an. Fragt der Anleger jedoch von sich aus nach, könnte er ein Angebot bekommen. Wie aus Fachkreisen verlautet, sollen die Vorgaben im Investmentgesetz noch im Sommer 2011 gelockert werden. Dann dürften auch deutsche Anleger es einfacher haben, in Mikrofinanzen zu investieren.
Mikrofinanzprodukte im Überblick
Der responsAbility Global Microfinance Fund (ISIN LU0180189770) wurde im November 2003 aufgelegt und ist bis Ende Mai 2011 auf ein Anlagevolumen von 521 Millionen Dollar (364 Millionen Euro) angewachsen. Die Mittel werden weltweit in 47 Länder investiert, vor allem in festverzinsliche Schuldpapiere von Mikrofinanzinstitutionen (MFI) mit kurzer bis mittlerer Laufzeit. 40 Prozent der Mittel wurden in Lateinamerika vergeben, 25 Prozent in Südasien. Peru und Kambodscha liegen bei den einzelnen Ländern an der Spitze, mit Anteilen von 9,5 und 6 Prozent.
Der Fonds erreicht über die Darlehen an MFI rund eine halbe Million Mikrokreditkunden, im Durchschnitt beliefen sich die Kleindarlehen auf 2.900 Dollar. Mehr als die Hälfte dieser Kreditnehmer sind weiblich, knapp die Hälfte wohnt auf dem Land. Seit dem Start hat der Fonds der responsAbility Social Investments AG aus Zürich eine Rendite von 33 Prozent erwirtschaftet, von Ende Mai 2010 bis Ende Mai 2011 lag sie bei 3 Prozent. responsAbility erhebt für ihren Fonds einen jährliche Verwaltungsgebühr von 2,6 Prozent. Anleger können sich ab 1.000 Euro beteiligen, Anteile werden monatlich ausgegeben. 2010 hatte responsAbility die Zeichnung von Anteilen für einige Monate ausgesetzt, weil die Mittelnachfrage der MFI infolge der weltweiten Finanzkrise stark gesunken war und der Fonds einen hohen Bestand an Liquidität aufgebaut hatte.
Dieser Fonds ist etwa in der Schweiz, in Luxemburg und in Liechtenstein zugelassen, nicht aber in der Bundesrepublik. Deutsche Anleger müssen auf ein eng verwandtes Produkt des Anbieters ausweichen, den responsAbility in Partnerschaft mit der Sparkasse Düsseldorf und der Bank im Bistum Essen vertreibt: der responsAbility Mikrofinanz Fonds (ISIN LU0302153209). Auch hier liegt das Mindestinvestment bei 1.000 Euro, die Verwaltungsgebühr beträgt 2 Prozent.
responsAbility Social Investments AG
Josefstrasse 59
CH-8005 Zürich
Tel. 0041 44 250 99 30
Fax 0041 44 250 99 31
[email protected]
www.responsAbility.com
Der Wallberg Global Microfinance Fund (LU0375612230) der Wallberg Invest S.A. ist erst seit Oktober 2008 auf dem Markt. Bis Ende Mai erreichte er ein Fondsvolumen von knapp 30 Millionen Euro. Dieser Mikrofinanzfonds vergab bislang Mittel an 41 MFI in 22 Ländern und erreichte damit rund 37.500 Kleinstunternehmer, wobei die Kreditvergabe an Frauen mit 56 Prozent das Schwergewicht bildet. Ekuador, Georgien und Kambodscha sind im Portfolio unter den Ländern am stärksten Gwichtet, mit Anteilen von 6,5 bis 9 Prozent. Seit dem Start erwirtschaftete der Wallberg Global Microfinance Fund eine Rendite von knapp 7 Prozent, auf Sicht von zwölf Monaten betrug sie Ende Mai 2011 2,5 Prozent. Anleger können sich ab 1.000 Euro beteiligen, die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt 1,5 Prozent.
Wallberg Invest S.A.
54, rue de Cessange
L-1320 Luxembourg
Tel. 00352 273572-70
Fax 00352 273572-90
[email protected]
www.wallberg.eu
Im Frühjahr 2011 hat Absolute Portfolio Management (APM) in Zusammenarbeit mit dem Emissionshaus Oaklet zwei AIV Vision Microfinance Zertifikate lanciert, die in Deutschland und Österreich zum öffentlichen Vertrieb zugelassen sind. Über diese Zertifikate können sich Anleger an der Wertentwicklung der beiden Mikrofinanzfonds Vision Microfinance und Vision Microfinance Local Currency beteiligen. Das investierte Kapital wird laut APM zu annähernd 100 Prozent in die beiden Fonds investiert. Die Mindestanlagesumme für das AIV Vision Microfinance Zertifikat (ISIN XS0554544428) und das AIV Vision Microfinance Local Currency Zertifikat (ISIN XS0554549575) beträgt 1.000 Euro. Beide Zertifikate sind an der Luxemburger (Euro MTF Markt) und der Frankfurter Börse (Scoach) gelistet und stellen tägliche Preise. Die zwei Mikrofinanzfonds vergaben über 206 Mio. USD an 101 verschiedene MFIs in 32 Ländern in Form von 229 Darlehen.
Der Dual Return Fund - Vision Microfinance ist seit April 2006 auf dem Markt und vergibt Darlehen an MFI in Lateinamerika, Zentral- und Osteuropa, Asien und Afrika. Der Fonds hat seinem Start eine Rendite von 15 Prozent erwirtschaftet. Das Anlagevolumen betrug Ende Mai rund 86 Millionen Euro. Der Vision Microfinance Local Currency wurde im Herbst 2010 gestartet und erreicht bislang ein Anlagevolumen von 20,7 Millionen Euro. Er unterscheidet sich von anderen Produkten auf dem Markt vor allem dadurch, dass er MFI die Mittel in lokaler Währung bereitstellt.
Absolute Portfolio Management GmbH
Wallnerstraße 3 / 17, A-1010 Wien
Tel.: 0043 1 533 59 76
Fax: 0043 1 533 59 76 - 60
[email protected]
www.visionmicrofinance.com
www.absolutepm.at
Der BN&P - Good Growth Fund (ISIN LU0360706096) des Hennefer Good Growth Institut für globale Vermögensentwicklung und der Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. aus Luxemburg ist seit Mai 2008 auf dem Markt. Seither hat er seinen Wert gehalten, auf Sicht von zwölf Monaten lag er Ende Mai 2011 mit 0,1 Prozent im Plus. Die Verwaltungsgebühr beträgt bis zu 1,6 Prozent. Das Fondsvolumen von 13,1 Millionen Euro wird zu einem großen Teil in Mikrofinanz investiert. Mit 24 Prozent ist der Anteil des Sektors im Portfolio ebenso groß wie der Anteil des Segments Aktien und doppelt so groß wie der Anteil von Rentenpapieren. Der Good Growth Institut verwendet Ausschlusskriterien. Investments in Unternehmen mit Rüstungsumsätzen von über fünf Prozent oder nachgewiesenen Menschenrechtsverletzungen sind tabu.
Good Growth Institut für globale Vermögensentwicklung mbH
Im Auel 13; 53773 Hennef
Tel.: 02242 911 486
Fax: 02242 911 487
[email protected]
www.goodgrowthfund.com