Aktientipps, Erneuerbare Energie

Trübe Aussichten für Windturbinenbauer trotz weiter wachsendem Windmarkt

In den EU-Staaten wird der Ausbau der Windkraftkapazitäten weiter voranschreiten. Allein bis 2020 ist mit einer Verdreifachung der installierten Windkraftleistung gegenüber 2010 zu rechnen. Das prognostiziert der europäische Branchenverband, die European Wind Energy Association (EWEA). Diese Entwicklung werde vor allem vom Klimaziel der Union getrieben, bis 2020 20 Prozent des Energiebedarfs mit regenerativer Energie zu decken. Die Windkraft werde einen Großteil der dafür benötigten Kapazitäten bereitstellen.

Nach Einschätzung von Justin Wilkes, Politikdirekter der EWEA, werden bis 2020 rund 194 Milliarden Euro in europäische Windkraftprojekte an Land und auf See investiert. Diese Anlagen würden dann 581 Terrawattstunden (TWh) elektrischer Energie liefern und damit knapp 16 Prozent des gesamten Bedarfs der EU-Staaten. 2010 habe der Beitrag der Windenergie bei 5,5 Prozent gelegen.

Zur Veranschaulichung verweist die EWEA darauf, dass die prognostizierte Stromleistung in 2020 ausreichen würde, den Stromverbrauch aller Haushalte in den Mitgliedsstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und Polen zu decken. Bis 2030 könnten die Kapazitäten laut dem Verband auf 28 Prozent des Gesamtbedarfs an elektrischer Energie in der EU anwachsen und würde die Windkraft dann mit 1.154 TWh mehr Strom erzeugen als alle Haushalte in den Mitgliedstaaten zusammen benötigen.

Trotz dieser Aussichten bewertet ein Experte der Nord LB die Aussichten für Aktien von Windturbinenbauern skeptisch. Zwar geht deren Analyst Holger Fechner davon aus, dass die Nachfrage für Windräder nach teilweise rückläufigen Umsätzen der Hersteller im Vorjahr im Gesamtjahr 2011 wieder anziehen wird. Aber weiterhin existierten in der Branche weltweit Überkapazitäten. Die Folge sei ein hoher Preisdruck auf die Hersteller von Windkraftanlagen. Die bemühten sich zwar, ihre Produktionskosten zu verringern, dennoch würden deren Margen weiter sinken.

Laut dem Analysten erwachsen den europäischen Herstellern von Windturbinen aus den Verschiebungen im weltweiten Windmarkt Nachteile. So schreite der Ausbau der weltweiten Kapazitäten vor allem in China voran. Die Volksrepublik habe sich binnen weniger Jahre zum größten Windmarkt der Welt entwickelt, komme mit über 42 Gigawatt auf einen Anteil am Weltmarkt von knapp 22 Prozent der insgesamt auf dem Globus installierten Windkraftkapazität. In 2010 habe sie bei den Neuinstallationen mit 16,5 GW weit vor den zweitplatzierten USA  mit 5,1 GW gelegen, während europäische Märkte wie Spanien und Deutschland noch hinter dem drittplatziertem Indien mit 2,1 GW lagen. Von diesem chinesischen Wachstum profitierten aber in erster Linie die einheimischen Hersteller. Aufgrund der systematischen Benachteiligung westlicher Unternehmen rangiere selbst der weltweit größte Windturbinenbauer Vestas aus Dänemark in China auf der Marktposition 10. Auch in Zukunft sei nicht damit zu rechnen, dass westliche Hersteller im weltweit führenden Absatzmarkt starke Zuwächse im Neugeschäfte erreichen können.

Wie Fechner ausführt, drängen im Gegenteil nun chinesische Windhersteller verstärkt auf die westlichen Märkte und verschärfen dort mit ihren Preisvorteilen die Konkurrenzsituation. Dies gelte etwa für den 2011 wieder auflebenden Windmarkt in den Vereinigten Staaten, wo sich zudem mit der Windsparte des Großkonzerns General Electric ein einheimischer Akteur den Löwenanteil des Absatzes sichert. Dagegen habe sich das Ausbautempo in den größten Windmärkten Europas verlangsamt.

Insgesamt steigt nach Einschätzung des Analysten daher das Risiko, dass die westlichen Hersteller von Windkraftanlagen hohe Lagerbestände aufbauen und Abschreibungen darauf vornehmen müssen. Fechner stuft sein Rating für den Sektor von „neutral“ auf „negativ“ herab. Er rät, die Aktien der Windturbinenbauer Nordex und Vestas zu verkaufen.

Nordex SE: ISIN DE000A0D6554 / WKN A0D655
Vestas Wind Systems: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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