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1. April: Radikaler Kurswechsel - Deutsche Bank will Öko-Bank werden

Dass bei der Deutschen Bank demnächst eine Ära endet, war bekannt. Schließlich hatte Vorstandschef Josef Ackermann seinen Abschied schon vor Wochen angekündigt, nach sieben Jahren im Amt. Doch nun nimmt der Schweizer nicht nur früher als erwartet seinen Hut. Der Aufsichtsrat hat beschlossen, das Geschäftsmodell der größten Bank der Bundesrepublik gewaltig umzukrempeln. „Wir wollen und wir werden all unsere Geschäftsbereiche auf Nachhaltigkeit trimmen“, erklärte Aufsichtsratschef Clemens Börsig in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. „Unser Ziel ist es, die führende ‚grüne’ Bank zu werden.“

Auf Nachfrage von ECOreporter.de nannte der Aufsichtsratschef auch bereits erste konkrete Zielsetzungen. So soll die Konzerntochter DWS die gesamte Palette ihrer Anlageprodukte anhand strenger ökologischer und sozialer Kriterien ausrichten. Aus dem Vertrieb von Produkten, die solchen Kriterien nicht genügen können, werde man noch in diesem Jahr aussteigen. Auch bei der Kreditvergabe will die Deutsche Bank in Zukunft ganz andere Schwerpunkte setzen. „Die Finanzkrise hat uns die Augen dafür geöffnet, welche Risiken mit einer nicht nachhaltigen Geschäftspolitik verbunden sind“, stellte Finanzvorstand Stefan Krause klar. „Daher sind eine hohe Umweltverträglichkeit, eine hohe soziale Akzeptanz und vorbildliche Transparenz in Zukunft entscheidende Faktoren bei der Auswahl der Projekte, die wir mit Krediten unterstützen.“

Sichtlich vergnügt nahm Noch-Vorstandschef Josef Ackermann an der Pressekonferenz teil. Dem Vernehmen nach hatte er dem Aufsichtsrat den Kurswechsel nahe gelegt und dafür bereits ein fertiges Konzept präsentiert. Er drang auch mit dem Vorschlag für seine Nachfolge durch. Mit Andreas Knörzer soll nun abermals ein Schweizer die Geschicke der Deutschen Bank führen. Knörzer gilt als einer der Pioniere des nachhaltigen Investments. Er hat bei der Bank Sarasin aus Basel den Bereich Nachhaltige Vermögensanlagen aufgebaut und wird bereits im Juni das Ruder bei der Deutschen Bank übernehmen.

„Nachhaltigkeit als breites Konzept hat in der gegenwärtigen Krise noch an Wert gewonnen“, stellte Knörzer bei seiner Präsentation am frühen Morgen in Frankfurt klar. Wenn ein Finanzinstitut konsequent auf dieses Konzept setze, könne es gestärkt daraus hervor gehen. Er verwies darauf, dass vor allem sehr vermögende Investoren immer größeren Wert auf „grüne“ Investments legen (wir Opens external link in new windowberichteten). „Nach einer Studie von Eurosif (European Social Investment Forum) wollen 87 Prozent dieser so genannten ‚High Net Worth Individuals’ ihre Investments im Bereich Nachhaltigkeit erhöhen“, so der zukünftige Deutsche Bank-Chef. Auch bei institutionellen Anlegern gewinne das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Für solche Kundengruppe müsse die Deutsche Bank attraktiver werden. Darüber hinaus positioniere sich das DAX-Unternehmen mit einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie aussichtsreich für die Zukunft der Finanzbranche, für die Themen wie Transparenz und Klimaschutz immer wichtiger würden.

Ackermann ließ es sich nicht nehmen, auf dieser spektakulären Pressekonferenz das Schlusswort zu übernehmen. „Ich habe es über all die Jahre als meine wichtigste Aufgabe betrachtet, die Deutsche Bank reif für diesen grundlegenden Wechsel der Firmenstrategie zu machen. Es wurden genug Fehler gemacht, um daraus zu lernen. Nun kann ich mich daran machen, mit Wagniskapital die Weiterentwicklung alternativer Energietechnologie zu finanzieren. Meine Villen habe ich schon in Niedrigemissionshäuser umbauen lassen.“
Bildhinweis: Andreas Knörzer / Quelle: Bank Sarasin
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