10.2.2003: Wochenrückblick: Etappensieg für DSD beim Dosenpfand - Umweltaktien im Minus - Strom soll teurer werden

(H.K.) Die durchschnittliche Arbeitslosenrate in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) ist auf 7,1 Prozent gestiegen. In den USA ist die Anzahl der in den Zeitungen angebotenen offenen Stellen auf dem tiefsten Stand seit 40 Jahren. Die Arbeitslosenzahlen Japans sind die höchsten seit dem zweiten Weltkrieg. Deutschland meldete für den Januar eine Arbeitslosenquote von 11,1 Prozent, das sind 4,6 Millionen Menschen. In diesen drei großen Volkswirtschaften deutet sich an, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter verschlechtern wird. In der Folge bleiben Verbrauchervertrauen und Konsum schwach, was sich wiederum negativ auf die Wirtschaftsleistung auswirkt.

Der Deutsche Aktienindex (DAX) verlor in der vergangenen Woche sieben Prozent, der Nemax-50 vier und der MDAX zwei Prozent. In den USA sank der Dow Jones Industrial Average Index um zwei Prozent und der Nasdaq Combined Composite Index um drei Prozent. Der japanische Nikkei-225 legte ein Prozent zu. Rohöl verteuerte sich wieder und erreichte den höchsten Preis seit zwei Jahren.

Der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) erwartet für das Jahr 2003 steigende Strompreise. Für private Haushalte würden die Stromkosten gegenüber 2002 voraussichtlich um neun Prozent steigen, im Vergleich zum Jahr 2000 wäre das ein Anstieg um 25 Prozent. Industriekunden hätten mit einem geringeren Preisanstieg zu rechnen. Nach Darstellung des VDEW würde die Steigerung zum größten Teil auf die Ökosteuer und das Erneuerbare Energien-Gesetz zurückzuführen sein. Der VDEW forderte von der Bundesregierung klarere Rahmenbedingungen, um Investitionssicherheit für die in den kommenden Jahren zu ersetzenden Kohle-, Gas- und Atomkraftwerks-Kapazitäten zu haben. Nach Darstellung des Verbandes können erneuerbare Energien die entstehende Lücke nicht schließen. Bei deren Förderung sollten in Zukunft mehr marktwirtschaftliche Aspekte in den Vordergrund treten, wünscht sich der VDEW außerdem.

Der Mannheimer Energiedienstleister MVV Energie AG (WKN 725590) berichtete über die Ergebnisse des abgelaufenen Geschäftsjahrs. Der Umsatz ist um 42 Prozent gestiegen, der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte bereinigt um Sondereffekte um 36 Prozent auf 144 Mio. Euro zu. Die eigenen Prognosen seien damit übertroffen worden, hieß es. Insgesamt 38 Millionen Euro, sollen als Dividende ausgeschüttet werden, das entspricht 0,75 Euro pro Aktie. Außerdem wollen die Mannheimer investieren: Als Schwerpunkte wurden weitere Beteiligungen genannt; der Anteil erneuerbarer Energien soll ausgebaut werden, hier vor allem Biomasse und Windenergie. Für das laufende Jahr kündigte der Vorstand weiteres Wachstum an, so soll das EBIT um fünf Prozent steigen. Die MVV- Aktien verteuerten sich um zwei Prozent auf 15,25 Euro.

Die Harpen AG (WKN 603400), Dortmund, hat ihren Anteil an der Westfalenstadion Dortmund GmbH & Co. KG verkauft. Das Unternehmen setze damit seine strategische Neuausrichtung fort, hieß es. Künftige Schwerpunkte sollen die dezentrale Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen, Nahwärmeservice, Energiecontracting und Immobilien sein. Harpen sanken in Frankfurt um fünf Prozent auf 14 Euro.

In der Anfechtungsklage einer Aktionärin gegen die Umweltkontor Renewable Energy AG (WKN 760810) hat das Landgericht die Eröffnung des schriftlichen Vorverfahrens angeordnet. Die Klage richtet sich gegen den Hauptversammlungs-Beschluss zur Erhöhung des Sachkapitals für die Übernahme der New Mine Energy GmbH. Eine weitere Klage ist anhängig. Die Umweltkontor-Aktie gab unter dünnen Umsätzen neun Prozent auf 1,91 Euro ab. Aber auch die Kurse anderer Windpark-Projektierer sanken weiter: Energiekontor AG (WKN 531350) minus zwölf Prozent, Plambeck Neue Energien AG (WKN 691032) minus acht Prozent. P&T Technology AG (WKN 685280) stiegen um 13 Prozent auf 0,35 Euro.

Unterschiedliche Entwicklungen zeigten die Kurse der Hersteller von Windturbinen. In Kopenhagen gaben Vestas Wind Systems A.S. (WKN 913769) weitere acht Prozent auf 51,50 dänische Kronen (6,93 Euro) ab, während NEG Micon A.S. (WKN 897922) wieder leicht auf 40,50 Kronen (9,49 Euro) zulegen konnten. Nordex AG (WKN 587357) aus Norderstedt verloren sieben Prozent auf 2,05 Euro, unverändert bei 26 Euro steht die Hamburger REpower Systems AG (WKN 617703). Gamesa (WKN 589858) aus Spanien zogen in Frankfurt leicht auf 15 Euro an.

Die nicht börsennotierte wind7 AG aus Eckernförde hat nach vorläufigen Zahlen ihren Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr deutlich ausweiten können. Der Betreiber von Windparks zählt sich nach eigenen Angaben zu den aussichtsreichsten Kandidaten für einen Börsengang in diesem Jahr. Wie eine Reihe anderer europäischer Unternehmen haben die Norddeutschen ihre Börsenpläne allerdings angesichts des Marktumfeldes zunächst verschoben.

Ohne erkennbare Gründe sank der Kurs des Bonner Solarkonzerns SolarWorld AG (WKN 510840) bei durchschnittlichen Umsätzen um 17 Prozent auf 4,55 Euro. Demgegenüber gehen die Kursverluste bei der Konstanzer Sunways AG (WKN 733220), die bei minimalen Umsätzen 13 Prozent abgaben, oder bei der Berliner Solon AG (WKN 747119) die 21 Prozent einbüßte, auf geringe Handelsvolumina zurück. Der Preis für die US-amerikanische AstroPower Inc. (WKN 912953) ermäßigte sich auf sechs Dollar, zum Ende der Woche waren die Papiere damit elf Prozent billiger zu haben als zu Wochenanfang.

Die Vossloh AG (WKN 766710), Schienenfahrzeugtechnik-Unternehmen aus Werdohl, wird gemeinsam mit Partnern eine neue Diesellokomotive entwickeln, die in Deutschland und Skandinavien einsetzbar sein soll. Diese "Nordlok" wäre nach der kleineren "Europalok" die zweite europafähige Diesellok aus dem Hause Vossloh. Das Vorhaben wird vom deutschen Bundesforschungsministerium gefördert. Analysten von Independent Research empfahlen, die Aktie zu kaufen. Vossloh verloren in der vergangenen Woche zehn Prozent auf 24,88 Euro und machten damit den gesamten Kursanstieg seit Jahresbeginn zunichte.

Der Kölner Kondomhersteller condomi AG (WKN 544490) meldete Veränderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Dr. Volker de l"Homme de Courbiere (44) wird in den Aufsichtsrat wechseln und im Vorstand durch Jens Waldhof ersetzt. Waldhof war zuvor in verschiedenen Pharmakonzernen tätig. Die condomi-Aktie reagierte mit einem Sprung um 25 Prozent auf 3,40 Euro.

Der Exekutivausschuss des Handels und der Getränkeindustrie hat sich nach eigenen Angaben auf eine Empfehlung für das sogenannte Clearing im deutschen Pfandsystem geeinigt. Ein Clearing ist erforderlich, damit Verbraucher leere Einwegverpackungen an beliebiger Stelle zurückgeben können - nicht nur dort, wo sie gekauft wurden. Der Ausschuss empfahl, der Duales System Deutschland AG (DSD) diese Aufgabe zu übertragen, die dazu eine Tochtergesellschaft ausgründen soll. Auch dieser Beschluss muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Damit wäre die Münchener CCR Logistics Systems AG (WKN 762720) aus dem Rennen, die sich ebenfalls um das Clearing beworben hatte. Nach Aussage eines Sprechers der CCR wäre diese Entscheidung kartellrechtlich bedenklich, da sie den Wettbewerb unter den Verkaufsstellen behindern könne. Auch das Kartellamt hatte sich zuvor wegen der bereits vorhandenen Monopolstellung gegen eine Entscheidung zugunsten des DSD ausgesprochen. Dem DSD drohten für den Fall einer anderslautenden Entscheidung erhebliche Umsatzeinbußen.

Die Aktie der CCR Logistics Systems AG verlor neun Prozent auf 0,90 Euro. Auch der Kurs des norwegischen Automatenherstellers Tomra Systems ASA (WKN 872535) gab weitere sieben Prozent auf 33,10 norwegische Kronen (4,42 Euro) nach. Das in einigen nordeuropäischen und amerikanischen Ländern bewährte Rücknahmesystem von Tomra war vom Exekutivausschuss in einer früheren Entscheidung verworfen worden.

Horizon Organic Holding Corp. (WKN 915302), Hersteller von Bio-Lebensmitteln aus den USA, meldete für das zurückliegende Geschäftsjahr um 18 Prozent gestiegene Umsätze. Das Ergebnis konnte auf 0,34 Dollar pro Aktie mehr als verdoppelt werden. Der Kurs, bereits in den Vorwochen stark gefallen, sank um weitere 13 Prozent auf nur noch 11,10 Dollar ab. Zwei US-amerikanische Einzelhandelsketten für Bio-Lebensmittel hatten ebenfalls herbe Kursverluste aufzuweisen: Whole Foods Market Inc. (WKN 886391) minus elf Prozent auf 45,01 Dollar, Wild Oats Markets Inc. (WKN 903461) minus sieben Prozent auf 7,72 Dollar.

Natural Alternatives International Inc. (WKN 880900) steigerte im abgelaufenen Halbjahr die Umsätze um 16 Prozent. Der Gewinn des Herstellers von Vitamin- und Diätpräparaten ist mit 0,11 Dollar pro Aktie positiv, im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust erwirtschaftet worden. Die Aktie sank um zehn Prozent auf 3,90 Dollar.

Der Kurs des schwedisch-finnischen Holz- und Papierkonzerns Stora Enso Oyj (WKN 871004) erholte sich von den starken Verlusten der Vorwoche. Das Papier notierte am Freitag in Frankfurt bei neun Euro. Nach der Vorlage enttäuschender Geschäftszahlen zeigten sich nun auch Schwierigkeiten bei der Konkurrenz. So hatte auch die schwedische Holmen AB rückläufige Gewinne melden müssen. Holmen rechnet mit weiter sinkenden Preisen für Papierprodukte, was sich negativ auf die Margen auswirken werde. Ähnlich äußerte sich der finnische Papierhersteller Metsä-Serla Oyj (M-Real Oyj). Analysten von Credit Suisse First Boston bewerteten die Stora Enso-Aktie mit "Top-Pick" und begründeten dies mit dem Bewertungsabschlag innerhalb des Papiersektors. Die Analysten von Merrill Lynch änderten dagegen ihre Empfehlung von "neutral" auf "verkaufen".

Adcon Telemetry AG (WKN 922220), Telemetrie-Anbieter aus Österreich, veröffentlichte eine Gewinnwarnung. Das EBIT für das Geschäftsjahr werde nun mit minus 9,54 Millionen Euro erwartet, nach minus 5,08 Millionen im Vorjahr. Die Liquidität des Unternehmens sei für das Jahr 2003 gesichert, hieß es. Das Jahresergebnis soll am 27. März vorgelegt werden. Adcon verloren in Frankfurt 15 Prozent auf 0,88 Euro.


Dieser Umweltaktien-Wochenrückblick erscheint mit freundlicher Unterstützung der UmweltBank.
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