Nachhaltige Aktien, Meldungen

10.4.2008: Aktien-News: Bio-Aktien im Überblick – ECOreporter.de erläutert Hintergünde zu den heutigen Verlierern und dem Tagessieger

Aktien aus dem Bereich der Bioenergie haben heute auf breiter Front Kursverluste erlitten. In einem ohnehin heute negativen Börsenklima verloren viele Wertpapiere aus diesem Bereich überdurchschnittlich. Dies galt zum einen ein weiteres Mal für Biotreibstoffproduzenten, die seit geraumer Zeit unter hohen Rohstoffpreisen und aufgebauten Überkapazitäten leiden. So verlor der Anteilsschein der Xethanol Corporation mit Sitz in New York bis zum Mittag in Frankfurt über 35 Prozent an Wert. Die Aktie der Aventine Renewable Energy Holdings Inc., Produzentin von Biodiesel und Ethanol und verwandten Produkten aus Pekin im Bundesstaat Illinois, verbilligte sich um mehr als zehn Prozent, die der texanischen Earth Biofuels gab um rund neun Prozent nach. Der deutschen Biokraftstoffhersteller Biopetrol Industries AG aus Düsseldorf und EOP Biodiesel AG aus dem norddeutschen Pritzwalk gerieten mit einem Kursabschlag von 8,4 Prozent bzw. 6,2 Prozent ebenfalls in diesen Abwärtssog.

Nach unten ging es auch für die Kurse der meisten Biogas-Aktien. Dies galt bis zum Mittag insbesondere für den Anteilsschein der niederländischen Archea Biogas N.V., der um 19 Prozent einbrach. Der seit August börsennotierte Anbieter von Biogasanlagen aus Eindhoven krempelt derzeit sein Geschäft um (wir berichteten über die Pläne dafür im ECOreporter.de-Beitrag vom September 2007). Weniger deutlich fiel das Minus bei der Schmack Biogas AG aus, deren Aktie um 6,8 Prozent nachgab. Die Züricher Venture-Capital-Gesellschaft Emerald Technology Ventures war in der vergangenen Woche durch den Kauf junger Aktien bei dem Biogasanlagenbauer eingestiegen. Nach Einschätzung von Alexander Stiehler, Analyst der UniCredit, hilft die Kapitalspritze dem Unternehmen, weitere Projekte zu entwickeln und seine internationale Strategie umzusetzen. Allerdings erscheint es fraglich, ob sich die Aktie des Unternehmens aus Schwandorf in diesem Jahr erholen wird. Mit aktuell 16 Euro ist sie weit von dem Kurs von mehr als 60 Euro entfernt, den sie vor der Gewinnwarnung im letzen Sommer erreicht hatte.

Der enorme Preisanstieg für Anbaupflanzen, insbesondere für Mais, belastet das Geschäft von Schmack Biogas. Die Schwandorfer werden dies mit der anvisierten Multi-Feedstock-Strategie, also dem Einsatz auch anderer Rohstoffe wie etwa Klee und Gras, nur begrenzt auszugleichen können, da hier der Output geringer ist. Hinzu kommt, dass nichts aus der erhofften Erhöhung des so genannten NawaRo-Bonus aus. Das ist eine seit August 2004 gültige Subvention in Höhe von sechs Cent je ins Netz eingespeister Kilowattstunde Biogas-Strom, der auf der Basis nachwachsender Rohstoffe erzeugt worden ist. Die ist im Bundesrat gescheitert, was nur zum Teil ausgeglichen wird durch die neue Gasnetzzugangsverordnung (GasNZV). Die erleichtert die Einspeisung von Biogas ins Gasnetz der Energieversorger, denn der Netzbetreiber muss in Zukunft die Hälfte der Netzanschlusskosten tragen. Das verringert die Kosten der Biogas-Anlagenbauer.

Besser erscheinen die Aussichten des niedersächsischen Herstellers von Biogasanlagen, EnviTec Biogas AG. Zwar verlor die Aktie des Unternehmens aus Lohne bis zum Mittag mit 6,4 Prozent ebenfalls deutlich. Aber im Gegensatz zur deutschen Konkurrenz verfügt es dank des erst im letzten Jahr durchgeführten Börsengangs über eine solide Kapitalausstattung. 188 Millionen Euro hatten die Niedersachsen im Juli durch die Ausgabe von vier Millionen Aktien eingenommen. Das verschafft ihnen angesichts der härter werden Marktbedingungen ein gutes Polster, über das etwa die Bielefelder Biogas Nord AG nicht verfügt. Das mit einer Marktkapitalisierung von nur noch 18 Millionen Euro kleinste börsennotierte Unternehmen der Branche hatte in der Vergangenheit stark expandiert und die Kostenstruktur nach oben gefahren. Eine Kapitalerhöhung dürfte bei der der aktuellen Krise an den Finanzmärkten kaum nennenswerte Entlastung bringen. Die Aktie der Bielfelder stagnierte heute bei kaum nenneswerten Umsätzen. Mit 7,50 Euro notiert sie 75 Prozent unter ihrem Vorjahreswert.

Tagessieger unter den Bio-Aktien ist dagegen die BKN BioKraftstoff Nord AG, die sich in „BKN biostrom AG“ umbenennen will. Rund vier Prozent legte das Wertpapier zu. Das Unternehmens aus Sprakensehl-Bokel kann seinen Kunden die gesamte Wertschöpfungskette aus einer Hand anbieten, von der Standortauswahl über die Errichtung von Biogasanlagen, das Genehmigungs- und Vertragsmanagement sowie die Betriebsführung. Mit dem im Februar gemeldeten Einstieg in Frankreich hat die BKN BioKraftstoff Nord zudem die Auslandsexpansion früher als erwartet begonnen und einen sehr aussichtsreichen Markt betreten. Zu den Plänen des Unternehmens befragten wir damals BKN-Vorstandschef Ulrich Wogart, nachzulesen im ECOreporter.de-Interview vom 15. Februar ).

Archea Biogas N.V. ISIN NL0006007643 / WKN A0MW05
Aventine Renewable Energy Holdings, Inc.: ISIN US05356X4034 / WKN A0J3N1
BKN BioKraftstoff Nord AG: ISIN DE000A0LD4M4 / WKN A0LD4M
Biogas Nord AG: ISIN DE000A0HHE20 / WKN A0HHE2
Biopetrol Industries AG: ISIN CH0023225938 / WKN A0HNQ5
Earth Biofuels, Inc.: ISIN US27031F1021/ WKN A0HL7X
EOP Biodiesel AG: ISIN DE000A0DP374 / WKN A0DP37
Schmack Biogas AG: ISIN DE000SBGS111 / WKN SBGS11
Xethanol Corporation: ISIN US98420A1034 / WKN A0H1DP

Bildhinweise:
Firmenzentrale der Schmack Biogas; Biogasfermenter von Biogas Nord. / Quelle jeweils: Unternehmen
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