Erneuerbare Energie

11.9.2005: Bank Sarasin: "Tats?chliche Herausforderungen nachhaltiger Energiekonzepte bleiben ungenannt - M?glicher Regierungswechsel l?sst erneuerbare Energien kalt"

Seit die Bundesregierung im Mai Neuwahlen ank?ndigte, versuchen Regierung und Opposition sich mit Aussagen ?ber die zuk?nftige Politik zu profilieren. Ein Streitpunkt auf der Agenda sind erneuerbare Energien. Dabei handelt es sich aber um eine Scheindebatte, denn der Wahlausgang d?rfte sich kurzfristig kaum negativ auf die Weiterentwicklung der Branche auswirken. Aus Sicht der auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten Bank Sarasin sind die langfristigen Wachstumsperspektiven intakt. Die tats?chliche Herausforderung der Solarenergiebranche besteht derzeit im Siliziummangel, der das Wachstum bremst. Zudem boomen die Aktienkurse von Unternehmen, die vom steigenden ?lpreis profitieren - einer nachhaltigen Entwicklung jedoch entgegenstehen. Welche Argumente sprechen für erneuerbare Energien und daraus abgeleitete nachhaltige Anlagekonzepte?

Sowohl CDU/CSU als auch die FDP bef?rworten in ihren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl eine Beibehaltung der Kernenergie zur Stromversorgung. Angesichts des explodierenden ?lpreises und begrenzter Ressourcen wird sie als L?sung der Energiekrise angepriesen. Eine gleichzeitige Abkehr von den zukunftsweisenden Technologien der erneuerbaren Energien ist jedoch mehr als unwahrscheinlich. Denn in der gegenw?rtigen Situation gewinnt auch die Suche nach Alternativen an Bedeutung. Deutschland hat sich ?berdies im Rahmen einer EU-Verordnung verpflichtet, bis zum Ende dieses Jahrzehnts 12,5 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien herzustellen. Der wirtschaftliche Erfolg der "Erneuerbaren" tr?gt sein ?briges dazu bei, die Branche gegen vorschnelle Gesetzes?nderungen zu sch?tzen.

Kritik am Erneuerbare-Energien-Gesetz unbegr?ndet
Die Opposition aus Union und FDP kritisiert insbesondere die Einspeiseverg?tung im Rahmen des Erneuerbare- Energien-Gesetzes (EEG). Diese hat aber ma?geblich dazu beigetragen, dass erneuerbare Energien in Deutschland in den vergangenen Jahren enorm gewachsen und zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden sind. Die Branche besch?ftigt rund 130.000 Menschen, viele davon in Ostdeutschland. In den vergangenen zehn Jahren hat sich beispielsweise die installierte Photovoltaikleistung in Deutschland auf ?ber 300 Megawatt verhundertfacht. Wie 2004 von der Bank Sarasin in ihrer j?hrlichen Studie zur Solarwirtschaft prognostiziert, ?berstieg im Juni dieses Jahres die installierte Solarstromleistung die Grenze von einem Gigawatt. Mit einem Anteil von zurzeit 0,12 Prozent an der gesamten Stromerzeugung hat die Solarenergie weiterhin ein enormes Potenzial. Die Windkraft befindet sich mittlerweile bereits an der Rentabilit?tsschwelle und tr?gt sechs Prozent zur Stromversorgung bei. Aufgrund dieser Erfolge wird das deutsche EEG-Modell mittlerweile in etlichen europ?ischen L?ndern wie Spanien, Portugal und ?sterreich eingesetzt. Eine vorzeitige ?nderung in Deutschland w?rde die EU-Zielsetzung gef?hrden, bis 2010 den Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen auf 12,5 Prozent zu erh?hen. In Deutschland betrug dieser Anteil im vergangenen Jahr mit rund 55 Terrawatt-Stunden bereits zehn Prozent. Die genannten positiven Entwicklungen waren bis zuletzt auch für Anleger, die in die Branche investiert haben, gewinnbringend. Denn vom angespannten Energiemarkt profitieren neben den "klassischen" Energiewerten wie ?lkonzernen auch Werte aus dem Bereich alternative Energiequellen.

Siliziummangel gr??tes Problem
Die Bundestagswahl, so sind sich Branchenvertreter und Analysten einig, wird nicht für das momentane Hauptrisiko der erneuerbaren Energien gehalten. Die Bank Sarasin hat bereits im vergangenen Herbst in ihrer Studie zur Solarwirtschaft festgestellt, dass vor allem die Lieferengp?sse beim wichtigen Rohstoff Silizium für ein gebremstes Wachstum in den kommenden zwei bis drei Jahren sorgen werden. Kostete ein Kilogramm Solarsilizium 2003 noch rund 25 US-Dollar, geht die Bank für 2006 von bis zu 50 US-Dollar aus. Derzeit arbeitet die Branche an neuen Technologien, um die ben?tigte Siliziummenge bei der Herstellung von Solarzellen zu reduzieren. Die Kapazit?ten für solares Silizium werden zwar z?gig ausgebaut, ein Ende des Engpasses ist aber fr?hestens 2008/2009 in Sicht. Positiv ist, dass diese Wachstumsbremse vor einer ?berhitzung des Marktes sch?tzt.

Weiterhin positive Entwicklung der erneuerbaren Energien am Kapitalmarkt
Die Branche selbst reagiert gelassen: Laut Ende Juli vorgelegtem Gesch?ftsklimaindex der Solarwirtschaft für das zweite Quartal beurteilen 67 Prozent der Unternehmen ihre Lage "sehr gut" oder "eher gut". Dieser Optimismus l?sst sich auch mit einem Blick an die B?rse belegen: So verbuchten die Aktien gro?er Solarunternehmen wie SolarWorld, Conergy und Solon auch nach Ank?ndigung der Neuwahlen bis zuletzt hohe Kursgewinne. Erfolgreiche B?rseng?nge wie die der Solar Millennium AG unterstreichen dies zus?tzlich. Die Bank Sarasin geht daher davon aus, dass sich Kapitalanlagen im Sektor erneuerbare Energien weiterhin positiv entwickeln werden. Unter den mittlerweile ?ber 350 nachhaltigen Publikumsfonds in Europa haben sich insbesondere solche gut entwickelt, die wie der Sarasin New Energy Fund speziell in erneuerbare Energien investieren. Der Fonds hat in den ersten sieben Monaten des Jahres um knapp 26 Prozent zugelegt. Die Herausforderung der kommenden Monate wird nun darin liegen, bei Privatanlegern das Bewusstsein für die langfristige Bedeutung alternativer Energiequellen zu sch?rfen. Verknappte Ressourcen sowie ein gestiegener ?lpreis d?rfen nicht dazu f?hren, dass man einseitig auf sie setzt - auch und vor allem nicht auf dem Kapitalmarkt. Um einen nachhaltigen, das hei?t dauerhaft tragf?higen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen zu erreichen, bleiben bis auf weiteres die erneuerbaren Energien die einzige Option.

Ver?ffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Bank Sarasin & Cie AG, Basel. Autor dieses Beitrags ist Dr. Matthias Fawer-Wasser, Sustainability Research der Bank Sarasin.


Bild: Erneuerbare Energien werden ?berwiegend aus Wind, Wasser und Sonne gewonnen / Photomontage: ECOreporter.de
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