1.2.2003: en-power: Rendite aus dem Standortkampf bei der Windkraft (Teil I)

(VU) Die european natural power ag (enp) aus Freiburg ist ein Startup-Unternehmen, das sich an der Entwicklung Erneuerbarer Energie-Projekte beteiligt. Das Unternehmen bietet den Planern Hilfe bei der Planung und Finanzierung solcher Projekte im Ausland an. Das Unternehmen sammelt derzeit Startkapital durch den Verkauf von Aktien. ECOreporter.de hat enp-Vorstand Thomas F. Rebel ausführlich zur Idee und zu den Chancen seines Unternehmens (Teil I) sowie zu den Details der Finanzplanung und der Kapitalerhöhung (Teil II) befragt.

ECOreporter.de: Worin besteht die Geschäftsidee Ihres Unternehmens?

Rebel: en-power investiert zusammen mit Projektierern in die Auswahl von Standorten sowie in die Planung und Genehmigung für Windparks und andere regenerative Energieprojekte im In- und Ausland. Sie verwirklicht gemeinsam mit Planungsunternehmen die frühen Phasen von Projekten, die risikoreich, aber auch besonders ertragsstark sind.

ECOreporter.de: Könnten die Projektierer diese Startphasen nicht aus eigener Kraft schaffen? Wozu benötigen sie en-power?

Rebel: Die Projektentwicklung im Ausland ist hochgradig risikobehaftet und teuer. Weil sie keine Sicherheiten bieten können, ist für kleine und mittlere Projektentwicklungsunternehmen eine Bankfinanzierung zur Zeit fast unmöglich. Und der Entwicklungsprozess dauert immerhin zwischen drei und fünf Jahren. Kleine und mittlere Unternehmen werden also trotz guter planerischer Fähigkeiten bei Auslandsprojekten gebremst oder gar in ihrer Existenz gefährdet.

ECOreporter.de: Die Projektierer könnten Sicherheiten bei der Bank hinterlegen oder sich mit anderen Marktteilnehmern - z. B. den Herstellern der Turbinen - zusammentun...

Rebel: Natürlich gibt es Chancen, das Geld über andere Kanäle zu besorgen, aber: Die Volumina der kleinen und mittleren Entwicklungen sind für die Banken oft zu klein - zwischen 100.000 und 2,5 Millionen Euro - und lohnen die aufwendige Prüfung nicht. Und andere mögliche Quellen, die in der Vergangenheit häufig nutzbar waren, sind zunehmend restriktiv oder legen den Entwicklern erhebliche Beschränkungen auf.

ECOreporter.de: Und Sie können die Finanzierungslücke schließen?

Rebel: Auf der Grundlage unserer Einnahmen aus der Kapitalerhöhung sorgen wir für eine schnelle Finanzierung der Projektentwicklung. Als Aktionäre gewinnen wir private und institutionelle Anleger. Das Kapital fließt direkt den Projekten zu. Wir haben darüber hinaus hervorragende Kontakte zu den TOP 5 der deutschen Windkraftfinanzierungsriege. Alle haben ein großes Interesse daran, von uns begleitete Projekte nach dem Abschluss der Planung mit Kapital auszustatten. Somit können wir die Projektplanungsunternehmen auch bei der Vermarktung der Standorte z.B. an Publikumsfonds aktiv unterstützen. Wir bieten den Banken den Vorteil, dass die Projekte in einer hohen Qualität zur Prüfung in die Finanzierung kommen.

ECOreporter.de: Woher nehmen Sie die nötige Erfahrung?

Rebel: Der Initiator unseres Unternehmens ist die Sozietät Sterr-Kölln & Partner, Freiburg. Diese hat in den vergangenen acht Jahren Windkraftprojekte in Deutschland, Spanien und Frankreich begleitet und deren Finanzierbarkeit sichergestellt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen, Vertragskonzepte, Wirtschaftlichkeitsanalysen etc. haben die Gründer "kostenlos" in die enp eingebracht und wir nutzen diesen Wissensvorsprung für unsere Kunden.

ECOreporter.de: Sie sprechen in Ihrem Emissionsprospekt von einer Wissenslücke, die sie schließen möchten. Worin besteht diese Lücke?

Rebel: Durch unsere Erfahrungen im Ausland sind wir in der Lage, eine "Arbeitsteilung" mit dem Projektierer einzugehen. Wir beobachten sehr genau die rechtliche Situation in dem jeweiligen Land und können dadurch, insbesondere bei der Flächensicherung und den Genehmigungsverfahren, die Planer unterstützen. Das Wissen über diese Sachverhalte aktuell zu halten ist zum Beispiel eine Aufgabe, die Projektierer allein nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand sicherstellen können. Wir können das Wissen für alle unsere Partner an einer Stelle sammeln und aktuell halten.

ECOreporter.de: Wie groß schätzen Sie Ihren Markt?

Rebel: Wir rechnen mit zirka 50 in Frage kommenden Kunden. Von den rund 300 Projektierern regenerativer Energieanlagen sind viele nicht erfahren genug, um im Ausland zu arbeiten. Andere, insbesondere konzerngebundene, werden unsere Dienstleistung nicht benötigen. In Europa ist aufgrund der Richtlinie der EU mit einem Zubau von 6000 MW an Windenergie in den nächsten Jahren zu rechnen. Um die Standort für diese Windparks entwickeln zu können, d.h. sie genehmigungsreif zu machen, müssen Planungsunternehmen jährlich Investitionen von über 100 Millionen Euro tätigen. Diese Summen können die Planer nicht mehr alleine aufbringen.

ECOreporter.de: Auf welche Länder sind sie spezialisiert?

Rebel: Kompetenz und Schwerpunkt unserer Arbeit werden in den nächsten Monaten Deutschland, Frankreich und Spanien sein. Wir sind in konkreten Gesprächen mit Unternehmen, die in diesen Ländern Projekte entwickeln wollen. Anfragen liegen außerdem für Schweden, Schottland, Italien, Portugal, Polen, Griechenland und die Türkei vor.

ECOreporter.de: Welche Referenzprojekte haben Sie vorzuweisen?

Rebel: Wir haben mit Ostwind, Regensburg, unseren ersten Entwicklungsvertrag für Projekte mit einem Volumen von 300 MW in Frankreich abgeschlossen. Das Unternehmen hat sich darüber hinaus verpflichtet, über weitere 700 MW zu verhandeln.

ECOreporter.de: Ostwind sitzt als Großaktionär mit bei Ihnen im Boot. Laufen Sie nicht Gefahr, dass Ihnen die Projektierer misstrauen, weil sie ihre Pläne an den Konkurrenten verraten könnten?

Rebel: Wir haben bislang keine Probleme mit anderen Projektierern festgestellt. Es sind auch keine zu erwarten: Wir nehmen unseren Kundenschutz sehr ernst. Über konkrete Projekte wird außerhalb unserer Mannschaft nicht gesprochen, auch nicht mit Aktionären. Eine Aufweichung unseres Kunden- und Datenschutzes könnten wir uns nicht erlauben. Mit der fehlenden Möglichkeit über konkrete Vorhaben zu sprechen legen wir uns zwar eine Beschränkung auf - z.B. im Vertrieb - aber langfristig werden wir davon profitieren.

Der zweite Teil des Interviews erscheint am Mittwoch in ECOreporter.de!
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