12.2.2003: Aktionärsschützer zur CargoLifter-Pleite: "Die Deutsche Börse muss sich Kritik gefallen lassen"

Mit der Geschichte des Luftschiffbauers CargoLifter AG (WKN 540261) beschäftigt sich Stefan Müller von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre in einem Beitrag für den Newsletter des Vereins mit Sitz in München. Unter dem Titel "CargoLifter - Von Anfang an eine Luftnummer" geht der Aktionärsschützer mit den Verantwortlichen im Unternehmen aber auch am Finanzmarkt hart ins Gericht.

Es sei weiterhin ungeklärt, ob die Hauptverantwortung für das Scheitern der Cargolifter-Vision den Ingenieuren oder den Betriebswirten zuzuschreiben sei, meint Müller. Zahlreiche Kleinanleger, die den Versprechungen von Gablenz geglaubt hätten, zählten aber in jedem Fall zu den Verlierern. Mit einem normalen Aktieninvestment habe das Cargolifter-Papier nie etwas zu tun gehabt. Es sei vielmehr ein klassischer Fall von Risikokapital gewesen, in das normalerweise nur institutionelle Anleger mit breit gestreuten Portfolios investierten.
Zwar hätten Analysten frühzeitig vor einer Investition gewarnt und betont, wie riskant es sei, in eine Firma zu investieren, die ein noch gar nicht existentes Produkt verkaufe. Es sei aber im höchsten Maße verantwortungslos gewesen, die Aktie gezielt dem Kleinanleger anzubieten. Auch die Deutsche Börse müsse sich Kritik gefallen lassen: Sie habe die Aktie schließlich in den MDAX aufgenommen und ihr damit eine Seriosität attestiert, die sie nie gehabt habe.

Von Anfang an habe die CargoLifter AG, die zeitweise zu den meistdiskutierten Werten in den Internetforen gehört habe, ihre Voraussagen nicht eingehalten: Hieß es bei der Unternehmensgründung 1996 noch, der Prototyp werde bereits im Jahr 2000 fertig sein, so wurde dieses Datum zum Börsengang 2000 bereits auf 2003 verschoben. Und am Ende hieß es gar, es werde wohl doch bis 2005 dauern, so Stefan Müller. CargoLifter-Gründer Carl von Gablenz habe "unverblümt" staatliche Beihilfen gefordert und die Aktionäre zum Nachschießen frischen Kapitals gebeten, als die Mittel aus dem Börsengang rasch zur Neige gingen.
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