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1.3.2007: Was behindert die Direktvermarktung von Windstrom?
Mit einer installierten Menge von über 20.000 MW stellt Windkraft mittlerweile ein Siebtel der insgesamt in Deutschland vorhandenen Kraftwerkskapazität zur Stromgewinnung. Die Möglichkeit zur Direktvermarktung von Windstrom, zum Beispiel im Rahmen einer Kopplung der Vergütungssätze an Spotmarktpreise, wird deshalb seit geraumer Zeit diskutiert. Konzepte zur konkreten Umsetzung sind bislang jedoch Mangelware. Darauf weist der Europressedienst aus Bonn in einem Bericht hin. Ansätze scheitern ihm zufolge an unterschiedlichen Interessen der Marktteilnehmer sowie fehlender Transparenz von Seiten der Politik. Anforderungen und Möglichkeiten der Direktvermarktung von Windstrom auf der Fachveranstaltung "Einbindung der Windenergie in den Strommarkt" in Hannover erörtert worden. Die Veranstaltung, die vom Haus der Technik, einem Außeninstitut der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen organisiert wurde, gab rund 60 Experten Gelegenheit, die unterschiedlichen Vorstellungen aus Betreiber- und Stromversorgersicht kennen zu lernen.
Der Bericht weist auf die Prognose der Deutschen Energie Agentur (dena) hin, dem zufolge die installierte Kapazität bis zum Jahr 2020 auf 48.000 Megawatt ansteigen soll. Dann werde die Unsicherheit bei der Netzplanung und Kalkulation der Strompreise für die Netzbetreiber zunehmen, so der Europressedienst. Daher werde die Erhöhung der Prognosegenauigkeit der Windstärken als eine Voraussetzung für eine Direktvermarktung angegeben. Planungsschwierigkeiten ergäben sich zum Beispiel daraus, dass der Wind in Küstenregionen stärker wehe als in den Ballungszentren, wo der meiste Strom verbraucht werde. Höhere Prognosesicherheit für die Netzplanung forderten nicht nur die E.on-Netz AG und Vattenfall Europe Transmission, in deren Verbundnetz rund 80 Prozent der Windenergieleistung erzeugt werden. Auch RWE und EnBW müssten bei der Preis- und Netzplanung im Zuge des im § 14.1 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geregelten horizontalen Ausgleichs mit höheren Einspeisemengen aus Windkraftwerken rechnen. Ab dem Jahr 2009 werde sich diese Problematik verschärfen, da mit der Inbetriebnahme großer Offshore-Anlagen in der Nordsee zu rechnen sei.
Als Voraussetzung für ein Direktmarketing von Windstrom nennen Experten laut dem Bericht eine hohe Prognosegenauigkeit, Anlagenverfügbarkeit sowie die optimale Zusammenstellung (Pooling) der Anlagen. Bislang beruhten die Prognosen zur Bestimmung der voraussichtlichen Windstärke auf einem einzigen statistischen oder physikalischen Modell. Eine Erhöhung der Prognosegenauigkeit erhofften sich Wissenschaftler der Firma energy & meteo systems durch eine regelbasierte Kombination mehrerer Modelle von führenden Wetterdiensten rund um den Globus. In einem Projekt in Zusammenarbeit mit der RWE Transportnetz Strom GmbH konnten Dayahead-Vorhersagefehler schon auf unter fünf Prozent gesenkt werden, so der Bericht. Nach Ulrich Focken, geschäftsführendem Gesellschafter von energy & meteo systems, gelte es auf dem Weg zur Direktvermarktung auch, die Verfügbarkeit der Anlagen zu sichern und Risiken zu minimieren, zum Beispiel durch eine funktionierende Zusammenstellung des Anlagenportfolios. Planungssicherheit bezüglich der Verfügbarkeit der Anlagen könne über Auskünfte der Anlagenbetreiber erreicht werden, etwa über ein Webportal. Komplizierter gestalte sich das so genannte Pooling, bei dem spezialisierte Dienstleister die Einspeisungen verschiedener Erzeuger in einem virtuellen Kraftwerk bündeln müssen. Hier sollten sich dafür mindestens 100 Anlagen zusammenschließen, meinte Focken laut dem Europressedienst. Der Vorteil dieses Zusammenschlusses von Windparks liege nicht nur in der Nutzung von Größenvorteilen bei der Vermarktung, sondern auch in einer Verteilung des Risikos im Sinne eines Portfolioeffektes. Zu beachten sei hierbei jedoch, dass die Güte der Vorhersage nicht unbedingt von der Anzahl der Anlagen im Portfolio abhänge, sondern von den Regionen und ihren unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.
Doch selbst bei einer Umsetzung dieser Voraussetzungen sind die Windbetreiber pessimistisch und bewerten die ersten Ansätze zur Direktvermarktung von Windstrom skeptisch. Der Bericht verweist auf Uwe Leonhardt, Vorstandsvorsitzender der Umwelt Management AG. Der sehe unter den derzeitigen Gegebenheiten mehr Risiken als Chancen für die Direktvermarktung. Planungssicherheit, wie sie das EEG biete, könne die Direktvermarktung seiner Meinung nach nicht garantieren. Er befürchte, dass eine Finanzierung von Neuprojekten erheblich erschwert werde. Eine Option stelle für ihn die direkte Vermarktung im Rahmen eines überregionalen Poolings nach dem Ablauf der 20-jährigen Förderung durch das EEG dar. Diese Sicht schließe sich für Deutschland auch Klaus Meier an, Vorstand der Bremer WPD AG. Für ihn stelle die Direktvermarktung zudem eine Option zur Erschließung von Auslandsmärkten dar. Erfahrungen deutscher Unternehmen auf diesem Gebiet könnten nach Einschätzung von Meier der Forderung anderer Nationen gerecht werden, die Windstromerzeugung in die konventionelle Energieerzeugung einzubinden. Aus diesem Grund plädiere er dafür, einen Teil des Windstroms aus der EEG-Förderung herauszunehmen und eine Eigenvermarktung zuzulassen. Neben der Rechtssicherheit durch das EEG seien allerdings die Transparenz des Systems, der freie Zugang zum Vermarktungssystem sowie eine realistische Chance auf Mehreinnahmen bei kalkulierbarem Risiko vorauszusetzen.
Die Bundesnetzagentur konnte laut dem Europressedienst noch keine eindeutige Aussage darüber treffen, ob die Zuständigkeit für die Direktvermarktung in die Hände des Bundesumweltministeriums oder in die eigene Zuständigkeit fällt. Diese noch offene Frage zeige abermals, wie weit Deutschland noch von der praktischen Umsetzung der in Hannover diskutierten Ansätze entfernt sei. Man könne jedoch festhalten, dass bei aktuellen Börsenstrompreisen zwischen 20 und 30 Euro pro Megawattstunde an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig viele Windparkbetreiber kein akutes Interesse an der Direktvermarktung von Windstrom hätten. Denn die Gestehungskosten für Strom aus Windkraft würden gegenwärtig mindestens das Doppelte betragen. Thomas Pieper, Head of Analysis der RWE Trading GmbH, schlägt laut dem Bericht vor, neben der Kopplung der jetzigen Vergütung an die Spotpreise ein paneuropäisches Zertifikatesystem für alle erneuerbaren Energien einzuführen, das eine marktgerechte Nutzung garantieren soll. Derzeit existiere mit dem Renewable Energy Certificate System (RECS) zwar ein europäisches System. Von einer Harmonisierung der Förderung auf EU-Ebene sei man allerdings noch weit entfernt. Dies gelte wohl auch für die Direktvermarktung von Windstrom.
Bildhinweis: Aufbau einer Windkraftanlage der REpower AG; Klaus Meier, Vorstand der WPD AG / Quelle jeweils: Unternehmen
Der Bericht weist auf die Prognose der Deutschen Energie Agentur (dena) hin, dem zufolge die installierte Kapazität bis zum Jahr 2020 auf 48.000 Megawatt ansteigen soll. Dann werde die Unsicherheit bei der Netzplanung und Kalkulation der Strompreise für die Netzbetreiber zunehmen, so der Europressedienst. Daher werde die Erhöhung der Prognosegenauigkeit der Windstärken als eine Voraussetzung für eine Direktvermarktung angegeben. Planungsschwierigkeiten ergäben sich zum Beispiel daraus, dass der Wind in Küstenregionen stärker wehe als in den Ballungszentren, wo der meiste Strom verbraucht werde. Höhere Prognosesicherheit für die Netzplanung forderten nicht nur die E.on-Netz AG und Vattenfall Europe Transmission, in deren Verbundnetz rund 80 Prozent der Windenergieleistung erzeugt werden. Auch RWE und EnBW müssten bei der Preis- und Netzplanung im Zuge des im § 14.1 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geregelten horizontalen Ausgleichs mit höheren Einspeisemengen aus Windkraftwerken rechnen. Ab dem Jahr 2009 werde sich diese Problematik verschärfen, da mit der Inbetriebnahme großer Offshore-Anlagen in der Nordsee zu rechnen sei.
Als Voraussetzung für ein Direktmarketing von Windstrom nennen Experten laut dem Bericht eine hohe Prognosegenauigkeit, Anlagenverfügbarkeit sowie die optimale Zusammenstellung (Pooling) der Anlagen. Bislang beruhten die Prognosen zur Bestimmung der voraussichtlichen Windstärke auf einem einzigen statistischen oder physikalischen Modell. Eine Erhöhung der Prognosegenauigkeit erhofften sich Wissenschaftler der Firma energy & meteo systems durch eine regelbasierte Kombination mehrerer Modelle von führenden Wetterdiensten rund um den Globus. In einem Projekt in Zusammenarbeit mit der RWE Transportnetz Strom GmbH konnten Dayahead-Vorhersagefehler schon auf unter fünf Prozent gesenkt werden, so der Bericht. Nach Ulrich Focken, geschäftsführendem Gesellschafter von energy & meteo systems, gelte es auf dem Weg zur Direktvermarktung auch, die Verfügbarkeit der Anlagen zu sichern und Risiken zu minimieren, zum Beispiel durch eine funktionierende Zusammenstellung des Anlagenportfolios. Planungssicherheit bezüglich der Verfügbarkeit der Anlagen könne über Auskünfte der Anlagenbetreiber erreicht werden, etwa über ein Webportal. Komplizierter gestalte sich das so genannte Pooling, bei dem spezialisierte Dienstleister die Einspeisungen verschiedener Erzeuger in einem virtuellen Kraftwerk bündeln müssen. Hier sollten sich dafür mindestens 100 Anlagen zusammenschließen, meinte Focken laut dem Europressedienst. Der Vorteil dieses Zusammenschlusses von Windparks liege nicht nur in der Nutzung von Größenvorteilen bei der Vermarktung, sondern auch in einer Verteilung des Risikos im Sinne eines Portfolioeffektes. Zu beachten sei hierbei jedoch, dass die Güte der Vorhersage nicht unbedingt von der Anzahl der Anlagen im Portfolio abhänge, sondern von den Regionen und ihren unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.
Doch selbst bei einer Umsetzung dieser Voraussetzungen sind die Windbetreiber pessimistisch und bewerten die ersten Ansätze zur Direktvermarktung von Windstrom skeptisch. Der Bericht verweist auf Uwe Leonhardt, Vorstandsvorsitzender der Umwelt Management AG. Der sehe unter den derzeitigen Gegebenheiten mehr Risiken als Chancen für die Direktvermarktung. Planungssicherheit, wie sie das EEG biete, könne die Direktvermarktung seiner Meinung nach nicht garantieren. Er befürchte, dass eine Finanzierung von Neuprojekten erheblich erschwert werde. Eine Option stelle für ihn die direkte Vermarktung im Rahmen eines überregionalen Poolings nach dem Ablauf der 20-jährigen Förderung durch das EEG dar. Diese Sicht schließe sich für Deutschland auch Klaus Meier an, Vorstand der Bremer WPD AG. Für ihn stelle die Direktvermarktung zudem eine Option zur Erschließung von Auslandsmärkten dar. Erfahrungen deutscher Unternehmen auf diesem Gebiet könnten nach Einschätzung von Meier der Forderung anderer Nationen gerecht werden, die Windstromerzeugung in die konventionelle Energieerzeugung einzubinden. Aus diesem Grund plädiere er dafür, einen Teil des Windstroms aus der EEG-Förderung herauszunehmen und eine Eigenvermarktung zuzulassen. Neben der Rechtssicherheit durch das EEG seien allerdings die Transparenz des Systems, der freie Zugang zum Vermarktungssystem sowie eine realistische Chance auf Mehreinnahmen bei kalkulierbarem Risiko vorauszusetzen.
Die Bundesnetzagentur konnte laut dem Europressedienst noch keine eindeutige Aussage darüber treffen, ob die Zuständigkeit für die Direktvermarktung in die Hände des Bundesumweltministeriums oder in die eigene Zuständigkeit fällt. Diese noch offene Frage zeige abermals, wie weit Deutschland noch von der praktischen Umsetzung der in Hannover diskutierten Ansätze entfernt sei. Man könne jedoch festhalten, dass bei aktuellen Börsenstrompreisen zwischen 20 und 30 Euro pro Megawattstunde an der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig viele Windparkbetreiber kein akutes Interesse an der Direktvermarktung von Windstrom hätten. Denn die Gestehungskosten für Strom aus Windkraft würden gegenwärtig mindestens das Doppelte betragen. Thomas Pieper, Head of Analysis der RWE Trading GmbH, schlägt laut dem Bericht vor, neben der Kopplung der jetzigen Vergütung an die Spotpreise ein paneuropäisches Zertifikatesystem für alle erneuerbaren Energien einzuführen, das eine marktgerechte Nutzung garantieren soll. Derzeit existiere mit dem Renewable Energy Certificate System (RECS) zwar ein europäisches System. Von einer Harmonisierung der Förderung auf EU-Ebene sei man allerdings noch weit entfernt. Dies gelte wohl auch für die Direktvermarktung von Windstrom.
Bildhinweis: Aufbau einer Windkraftanlage der REpower AG; Klaus Meier, Vorstand der WPD AG / Quelle jeweils: Unternehmen