17.2.2003: Wochenrückblick: Spekulanten treiben Ölpreis - Nordex mit Verlusten - Gewinnsprung bei Whole Foods Market

(H.K.) Die US-amerikanische Notenbank hat die Schätzung für das Wachstum der US-Wirtschaft gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll nun in diesem Jahr nur noch um höchstens 3,5 Prozent wachsen. Notenbankpräsident Alan Greenspan wies darauf hin, dass die Finanzpolitik der Regierung den US-Haushalt in ein bisher nicht dagewesenes Defizit führe. Dabei seien die Kosten des Krieges noch nicht einmal berücksichtigt. Zudem seien steigende Arbeitslosenzahlen zu erwarten, was die gesamtwirtschaftliche Entwicklung - die in den USA weitgehend auf dem privaten Konsum beruht - weiter schwächen werde. Ernst Welteke, Präsident der Deutschen Bundesbank, warnte vor den weltwirtschaftlichen Auswirkungen der Ungleichgewichte in den USA. Analysten von Goldman Sachs sagten mittlerweile für das US-Staatsdefizit einen weit höheren Wert voraus, als er von der Regierung Bush geplant ist.

Der US-amerikanische Dow Jones Industrial Average Index legte in der vergangenen Woche ein halbes Prozent zu, der Nasdaq Combined Composite Index stieg um zwei Prozent. In Deutschland kletterte der DAX um vier Prozent, Nemax-50 und MDAX zeigten sich unverändert. Der japanische Nikkei- 225 gewann drei Prozent hinzu. Kommentatoren führten die Zugewinne auf Spekulationen um den angedrohten Krieg gegen den Irak zurück. Der Bericht der UNO-Waffeninspekteure habe nicht zur Verschärfung der Drohungen getaugt; auf den Krieg spekulierende Leerverkäufer hätten sich daraufhin gezwungen gesehen, ihre Positionen einzudecken. Dadurch seien viele Kurse "hochgezogen" worden, hieß es. Leerverkäufe sind Transaktionen, die auf fallende Kurse spekulieren. Steigen diese jedoch, müssen entweder Sicherheiten hinterlegt werden - oder die leer verkauften Positionen werden zurückgekauft. Dadurch werden Aufwärtstrends noch verstärkt.

Der Preis für Rohöl ist um weitere sechs Prozent gestiegen und markierte ein Dreijahres-Hoch. Händler berichteten von einsetzenden Leerverkäufen auf den Ölpreis. Der momentan hohe Preis sei fundamental nicht begründet, rein spekulativ und auf "Stimmungsmache" zurück zu führen. Die Preise würden über Terminmärkte getrieben, wo sich ein "historisch hoher Anteil professioneller Spekulanten" tummele, hieß es. Nicht nur Spekulanten profitieren von den steigenden Öl- und Gaspreisen. Der britische BP-Konzern konnte im abgelaufenen Quartal seinen Nettogewinn um 49 Prozent steigern, während der Umsatz - die eigentliche Öl- und Gasproduktion - nur um drei Prozent stieg. Andere Öl- und Gaskonzerne können mit ähnlichen Zahlen aufwarten. Volkswirte, darunter Ernst Welteke, warnten unterdessen wiederholt vor den Auswirkungen der hohen Ölpreise auf die Wirtschaftsentwicklung.

Der Windturbinenersteller Nordex AG (WKN 587357) meldete die Ergebnisse des ersten Quartals. Die Umsätze seien um sieben Prozent auf 89 Mio. Euro zurückgegangen, dabei sei allerdings der Auslandsanteil von 5,4 Mio. im Vorjahresquartal auf 27 Mio. Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) liegt den Angaben zufolge bei minus 12,4 Mio. Euro. Der Auftragseingang habe sich halbiert und liege unter den Erwartungen. Das Rostocker Unternehmen kündigte die Entlassung von 150 Mitarbeitern und weitere Maßnahmen zur Kostensenkung an. Auch im zweiten Quartal werden das EBIT negativ ausfallen, bis zum Ende des Geschäftsjahrs wolle man ein positives Ergebnis von drei Mio. Euro erreichen, hieß es. Nordex hatte am 16. Dezember, bei der Vorlage des Jahresabschlusses, ein EBIT von 23 Mio. für das Jahr 2003 in Aussicht gestellt. Die Analysten der WGZ- Bank nannten die Zahlen "katastrophal" und empfahlen, die Aktie zu "reduzieren". Analysten anderer Häuser äußerten sich ähnlich. Nordex habe die Kosten für Auslandsprojekte unterschätzt, hieß es übereinstimmend. Ein Analyst von Equinet nannte die Aktie der Hamburger REpower Systems AG (WKN 617703) eine "attraktivere Alternative". Der Nordex-Kurs war bereits seit längerer Zeit beständig gesunken; in der zurückliegenden Woche stürzte er um 59 Prozent auf 1,20 Euro. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kündigte an, den Kursverlauf untersuchen zu wollen. Die Aktie sei bereits Stunden vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen deutlich gefallen, verlautete aus dem BaFin.

Die Aktie des Wettbewerbers REpower Systems verlor ebenfalls und verbilligte sich um sieben Prozent auf 24,30 Euro. Stärkere Kursverluste hatten die dänischen Turbinenbauer zu verzeichnen: Vestas Wind Systems A.S. (WKN 913769) minus zehn Prozent auf 46,50 dänische Kronen (6,26 Euro), NEG Micon A.S. (WKN 897922) minus neun Prozent auf 64,50 Kronen (8,68 Euro). Gamesa (WKN 589858) aus Spanien stiegen in Frankfurt um vier Prozent auf 15,65 Euro.

Die Bremer Energiekontor AG (WKN 531350) berichtete über die erfolgreiche Entwicklung ihres Fondsvertriebs. Die Menge des für Windparkbeteiligungen eingeworbenen Eigenkapitals sei um 18 Prozent gesteigert worden. Die Energiekontor-Aktie gewann 13 Prozent auf 1,59 Euro hinzu. Keine Notiz nahmen die Anleger von der Mitteilung der P&T Technology AG (WKN 685280), dass die geplante Übernahme der EECH AG nicht durchgeführt wird. Damit entfalle auch die Kapitalerhöhung, hieß es bei dem Hamburger Projektierer. Der Abwärtslauf der Erkelenzer Umweltkontor Renewable Energy AG (WKN 760810) hat sich beschleunigt, die Papiere verloren 20 Prozent auf zum Schluss 1,52 Euro.

Der Zwischenbericht zum Geschäftsjahr 2002 der Bremer Woll-Kämmerei AG (BWK, WKN 527200) zeigt ein positives Ergebnis von 2,2 Mio. Euro. Das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. In das Ergebnis seien allerdings außerordentliche Erlöse eingeflossen, hieß es. Man erwarte ein sehr schwieriges Jahr 2003, wolle aber die Marktanteile ausbauen. Die Bilanz soll am 7. Mai vorgelegt werden. Die BWK-Aktie wird kaum noch gehandelt, sie stieg in Frankfurt um fünf Prozent auf 1,16 Euro.

Für den österreichischen Gasmotorenhersteller Jenbacher AG (WKN 851442) wurde wie angekündigt das öffentliche Übernahmeangebot der GE Holdings Austria GmbH, Tochter der US-amerikanischen General Electric Co. (GE), bekannt gegeben. Jenbacher-Aktionäre können ihre Anteile bis zum 26. März 2003 der GE-Tochter andienen. Die Übernahme komme nur zu Stande, wenn mindestens 90 Prozent des Aktienkapitals das Angebot akzeptiere und sich die wirtschaftliche Situation der Jenbacher AG bis acht Tage vor Angebotsende nicht ändere. Vertreter von Kleinaktionären verlangten zwischenzeitlich eine Erhöhung des Angebots. Der Jenbacher-Kurs fiel in Wien bei hohen Umsätzen von 17,29 auf 17,04 Euro.

Das Jahresergebnis des norwegischen Automatenherstellers Tomra Systems ASA (WKN 872535) weist um drei Prozent gestiegene Umsätze aus. Der Gewinn pro Aktie erreichte 1,44 norwegische Kronen, im Vorjahr war er negativ. Umsatz und Ergebnis wurden stark durch Währungseinflüsse belastet, hieß es. Die Tomra-Aktie sank in Oslo sieben Prozent auf 30,80 Kronen (4,09 Euro).

Der Entsorgungsspezialist a.i.s AG (WKN 649290) aus Mülheim an der Ruhr hielt seine Hauptversammlung ab. Der Geschäftsbericht weist um 17 Prozent auf 15 Mio. Euro gesunkene Umsätze und einen auf minus 4,8 Mio. Euro ausgeweiteten Verlust aus. Vorstand Mark Martin zeigte sich dennoch überzeugt, im laufenden Jahr die Gewinnzone erreichen zu können. Dazu solle der Konzern vom Entsorger zum Verwerter umgebaut werden. Der Kurs der a.i.s.-Aktie gab 20 Prozent auf 0,24 Euro nach.

Stericycle Inc. (WKN 902518), ein US-amerikanischer Spezialist für die Entsorgung medizinischer Abfälle, meldete für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Umsatzanstieg um 12 Prozent auf 402 Mio. Dollar. Das Ergebnis pro Aktie wuchs deutlich auf 1,01 Dollar, mit Einmalposten auf 1,09 Dollar. Stericycle schlossen in New York mit einem Plus von fünf Prozent bei 34,84 Dollar.

Whole Foods Market Inc. (WKN 886391) konnte nach Vorlage der Quartalszahlen ihre Kursverluste zum Teil wieder ausgleichen: Die Aktie legte zwölf Prozent auf 50,24 Dollar zu. Die US-amerikanische Einzelhandelskette für Bio-Lebensmittel hatte wider Erwarten deutliche Umsatzzuwächse und einen Gewinnsprung um 27 Prozent ausweisen können. CEO John Mackey kommentierte, die schlecht laufende Wirtschaft habe offensichtlich keinen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung seines Unternehmens.

Das vorläufige Jahresergebnis der Hydrogenics Corp. (WKN 588386) weist verdoppelte Umsätze aus, allerdings auch einen Verlust, der sich auf 0,34 Dollar pro Aktie versiebenfacht hat. Die Kanadier haben sich zum Ziel gesetzt, als nach eigenen Angaben erster Brennstoffzellen-Hersteller im laufenden Jahr einen positiven Cash Flow zu erwirtschaften. Die Umsätze sollen sich auf 30 Mio. Dollar nochmals verdoppeln, das Ergebnis vor Einmalaufwendungen und Abschreibungen soll am Jahresende zwischen minus einer und plus einer Million liegen. Hydrogenics stiegen in Toronto zwei Prozent auf 7,54 kanadische Dollar (4,59 Euro).

Einen Kurssprung um 35 Prozent verzeichnete die Aktie der Spire Corp. (WKN 870534). Gründe für den Anstieg auf zum Schluss 2,40 Dollar wurden nicht bekannt. Das US-amerikanische Unternehmen stellt Solarsysteme, Ausrüstungen für die Produktion von Solaranlagen und medizinische Geräte her.

Dieser Umweltaktien-Wochenrückblick erscheint mit freundlicher Unterstützung der UmweltBank.
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