17.4.2003: Auf den Spuren nachhaltigen Garens - Portrait des Combi-Dämpfer-Herstellers Rational

(VU) Die Rational AG (WKN 701080) aus Landsberg in Bayern stellt vollautomatische Gargeräte her. Sie ist Weltmarktführerin bei Combi-Dämpfern, ihr Anteil am Verkauf beträgt zur Zeit 47 Prozent. Combi-Dämpfer sind elektrisch oder mit Gas betriebene Garschränke aus Metall. In ihnen lassen sich viele Portionen zugleich zubereiten. Die Speisen garen in heißer Luft, heißem Wasserdampf oder beidem zugleich, nicht wie sonst oft üblich in Fett. Rational hat den kombinierten Dämpfer vor über 25 Jahren erfunden und seither ständig modernisiert, wie die Firmengeschichte festhält. Abnehmer der Geräte sind Großküchen in Krankenhäusern, Kantinen, öffentlichen und militärischen Einrichtungen, aber auch Restaurants von Fast Food bis zur Edelgastronomie.

Konsolidierung vor Expansion

Das Unternehmen ist im SDax notiert. Es weist seit Jahren ein kontinuierliches Wachstum auf. Im letzten Jahr hat Rational einen Umsatz von 177,3 Millionen Euro erwirtschaftet, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Angesichts der sich verschlechternden Wirtschaftslage habe man der Konsolidierung und Effizienzsteigerung den Vorrang vor weiteren Investitionen in die internationale Expansion eingeräumt, erläutert Erich Baumgärtner, kaufmännischer Vorstand. Die Rationalisierungen waren ein Grund dafür, dass Rational 2002 ein Rekordergebnis nach Steuern von knapp 27 Millionen Euro erzielt hat. Den Aktionären winkt nun eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie.

Ressourcen sparen beim Garen

Rational versteht sich als nachhaltiges Unternehmen. "Themen wie Umweltschutz, soziales Engagement, soziale Verantwortung oder Corporate Governance Kodex werden nach innen und außen gelebt", sagt Baumgärtner. Die Erfindungen des Unternehmens zielten auf einen umweltverträglichen und ressourcensparenden Umgang mit Rohstoffen und Materi- alien. Konkret setze man auf eine automatische Abwasserbehandlung beim Extrapolieren - dem Glätten der Unebenheiten in den Metalloberflächen mit Hilfe elektrochemischer Prozesse. Die Heizung sei von Öl auf rückstandsfrei verbrennende Gase umgestellt worden, was den Energieverbrauch drossele. Vereinzelt nutze Rational auch zurück gewonnene Wärme, berichtet Baumgärtner. Glas, Pappe, Papier werden wiederverwertet, der Edelstahl wandert in die Schrottverwertung. Sämtliche Produktions- oder Mehrwegverpackungen gehen zurück an den Lieferanten. Rest-Abfälle würden nur in TÜV-zertifizierten Anlagen verbrannt.

Braten schrumpfen weniger im Garschrank

"Auch die Combi-Dämpfer selbst schonen Ressourcen", wirbt der kaufmännische Vorstand für sein Produkt. Alte Geräte würden seit 1996 kostenlos zurückgenommen, neue bestünden zu 95 Prozent aus wiederverwertetem Material. Die Combi-Geräte erzeugten für jede Speiseart ein angepasstes Garklima, wodurch der Strom-, Gas- und Wasserverbrauch sinke. Sparsamkeit auch bei den Speisen: Bratenfleisch zum Beispiel verliere beim Garen im Combi-Dämpfer rund 22 Prozent weniger Gewicht als in herkömmlichen Geräten, heißt es. Elemente nachhaltigen Wirtschaftens finden sich im Umgang der Gesellschaft mit ihren Mitarbeitern. Laut Vorstand Baumgärtner haben die Beschäftigten regelmäßig die Möglichkeit, an fach- und persönlichkeitsbezogenen Seminaren teilzunehmen. Rational zahle Löhne über Tarif. Zehn Prozent des Jahresüberschusses würden jedes Jahr auf freiwilliger Basis an die Mitarbeiter ausgeschüttet. In der Produktion, so das Rational- Konzept, führt jeweils ein Mitarbeiter sämtliche Arbeitsschritte zur kompletten Montage eines Gerätes
aus. "Das erhöht die Arbeitszufriedenheit und senkt die Fehlerquote", sagt Baumgärtner. Pluspunkte auch in Sachen Transparenz: Dem Unternehmen wird eine intakte Kommunikation mit den Anlegern und der Presse nachgesagt, im letzten Jahr wurde es von der Zeitschrift Capital mit deren Investor Relations Preis ausgezeichnet.

Umweltbericht nicht vorgesehen

Negativ könnte aus Nachhaltigkeitssicht ins Gewicht fallen, dass Rational keinen Umweltbericht veröffentlicht und dies in Zukunft auch nicht beabsichtigt. Die Aktien des Unternehmens liegen zu 65,8 Prozent beim Gründer und Aufsichtsratsvorsitzenden Siegfried Meister sowie zu 7,8 Prozent bei seinem Aufsichtsratskollegen Walter Kurtz. Nur 26,4 Prozent der Aktien befinden sich in Streubesitz. Es handelt sich um nennwertlose, auf den Inhaber lautende Stückaktien, die an allen deutschen Börsenplätzen handelbar sind. Im März 2000 ist Rational an die Börse gegangen, zum Start wurde sie zu 35 Euro gehandelt. Nach dem Höhenflug auf 72 Euro zur Jahreswende 2000/2001 und einem absoluten Tiefpunkt von 26,10 Euro im Februar 2003 bewegt sich die Aktie derzeit bei 32 Euro (Stand: 15.4.2003, Frankfurt).
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