Nachhaltige Aktien, Meldungen

18.11.2003: Qual der Wahl: Sollen Anleger Aktien der Wedeco AG verkaufen? - Fondsmanager halten Preis für fair

Die Wedeco AG, Düsseldorfer Spezialist für chemikalienfreie Wasserdesinfektion, wird voraussichtlich von der amerikanischen ITT Industries übernommen (ECOreporter.de berichtete). Die Amerikaner wollen ihr verbindliches Angebot an die Aktionäre des Tec-Dax-Unternehmens im Dezember vorlegen. Angekündigt haben sie einen Preis von 18 Euro je Anteilsschein. Ist das ein fairer Wert für den nach eigenen Angaben Weltmarktführer zumindest im Teilsegment UV-Wasserdesinfektion? Sollen Privatanleger jetzt über die Börse verkaufen, oder abwarten und auf ein attraktiveres Angebot spekulieren?

"Mit einem tränenden Auge" betrachte er das Übernahmeangebot von ITT Industries, sagt Frank Kemper, bei der Frankfurter DZ Capital verantwortlich für den Umweltaktienfonds KD Fonds Öko-Invest, der vor kurzem in "Öko Aktienfonds" umbenannt wurde. Er empfiehlt Anlegern, ihre Entscheidung von ihrem aktuellen Liquiditätsbedarf abhängig zu machen. Grundsätzlich sei an dem angebotenen Preis nichts auszusetzen, meint Kemper: "Immerhin notierten Wedeco-Aktien noch am 12. März 2003 bei neun Euro", gibt er zu bedenken. Insofern seien 18 Euro eine Verdopplung auf den Jahrestiefstkurs. "Natürlich hätten wir uns einen etwas deutlicheren Aufschlag auf den net asset value (Nettoinventarwert) gewünscht", so Kemper. Der liege nach seiner Berechnung zwischen 16 und 18 Euro je Aktie.

Die Markterwartung führt Ralf Peter Lemmer, Manager des Fonds Gerling Select 21, ins Feld. In dem geringen Unterschied zwischen dem aktuellen Börsenkurs von Wedeco (Dienstag 12:10 Uhr im Xetra-Handel 17,75 Euro) und dem avisierten Übernahmeangebot spiegele sich die Erwartung der Mehrheit der Investoren wieder, so Lemmer. "Die meisten rechnen damit, dass die Transaktion glatt durchläuft," meint er. Zwar sei das Technologieunternehmen eigentlich mehr Wert. Im derzeitigen Umfeld halte er jedoch einen Aufschlag für unwahrscheinlich. Angesichts des marginalen Spreads sollten Aktionäre, die andere Ideen für gewinnbringende Investitionen hätten, jetzt über die Börse verkaufen, rät Lemmer.

Dieter Kieffer hat das schon getan. Kieffer ist bei der Schweizer Sustainable Asset Management Group (SAM) verantwortlich für den Fonds SAM Sustainable Water. "Wedeco hat in den vergangenen Monaten wiederholt die sehr ambitionierten Planzahlen korrigiert und schwache Ergebnisse präsentiert," sagt Kieffer. Vor diesem Hintergrund beurteile er den von ITT angebotenen Preis als fair. Da der Börsenkurs nur geringfügig unterhalb des angekündigten Übernahmepreises liege, empfehle er den sofortigen Verkauf der Aktien.

Das in der Nachhaltigen Geldanlage "dienstälteste" Investmenthaus, die Schweizer Bank Sarasin, bestätigt die Einschätzung der Kollegen. Eckhard Plinke, bei Sarasin Sustainable Investment unter anderem zuständig für den Fonds Ökovision, sagt: "Gleich nach Bekanntwerden des Übernahmeangebots haben wir unseren Bestand an Wedeco-Aktien verkauft. Unseres Erachtens ist die Prämie von mehr als 25 Prozent im Vergleich zum vorhergehenden Kurs ein gutes Angebot. Aufgrund der Tatsache, dass die Unternehmenszahlen in letzter Zeit mehrmals unter den Erwartungen lagen, waren wir ohnehin nicht mehr so positiv."

Es verschwinde mit Wedeco zwar eine klassische Öko-Aktie von der Börse, sagt Frank Kemper von DZ Capital. Er sehe aber noch genügend interessante und aussichtsreiche Unternehmen, auch im Bereich der Wasserreinigung. Und der Fondsmanager hat auch einen Tipp parat: "Achten Sie auf die österreichische BWT," empfiehlt er. Nach dem jüngsten Kursanstieg sei die Aktie zwar zu teuer, wenn aber die von dem Unternehmen erhoffte Auftragsbelebung wirklich einsetze, sei er sehr optimistisch hinsichtlich der Marktchancen. "Besonders im Segment des in der Industrie benötigten Reinstwassers ist BWT gut aufgestellt," so Kemper. Anleger sollten die Berichterstattung aufmerksam verfolgen.
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