19.4.2003: Kopfschütteln - Cargolifter-Pleite war laut Ex-Vorstand vorhersehbar

Managementfehler waren die Ursache für den Zusammenbruch der Cargolifter AG (WKN 540261) und das Desaster absehbar. So lautet einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) zufolge das Fazit des im Insolvenzverfahren tätigen Ex-Vorstandschefs Wolfgang Schneider. Der ehemalige Airbus-Deutschland-Entwicklungschef war für neun Monate bis Ende März Alleinvorstand des insolventen Luftschiffbauers.

"Die Vision war überzeugend, die Umsetzung mangelhaft und damit der heutige ‚Scherbenhaufen‘ nahezu zwangsläufig." Dies erklärt Schneider demnach in seinem 14seitigen Schlussbericht an die 70.000 Aktionäre und Gläubiger, der im Internet veröffentlicht wurde. Die FTD weist darauf hin, dass etwa 70.000 Aktionäre über 300 Millionen Euro in das Unternehmen investiert hatten. An öffentlichen Mitteln seien etwa 42 Millionen Euro in das Unternehmen geflossen, vor allem zum Bau der weltgrößten Luftschiffhalle in Brand bei Berlin.

Deutlich kritisiert Schneider laut FTD die Finanzierung des Projektes, das ohne sichere Gesamtfinanzierung gestartet worden sei. "Cargolifter hatte keine Fachkompetenz, realitätsnahe Schätzungen für Entwicklungs- und Produktionskosten zu erarbeiten." Lediglich 30 Prozent des Geldes sei in die Produktentwicklung geflossen. "Für mich war die mangelnde Professionalität der Umsetzung eines visionären Konzeptes die primäre Ursache des Fehlschlags." Weder Managementstil noch Mitarbeiterqualifikation und Firmenorganisation hätten dem anspruchsvollen Firmenziel entsprochen. Zudem habe das Bundeswirtschaftsministerium es versäumt, die Leichter-als-Luft-Technologie als nationale Aufgabe anzuerkennen.
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