20.02.03: Shell will neue Öl- und Gasfelder vor Sachalin anzapfen - Umweltschützer protestieren

Der Erdölkonzern Shell will zusammen mit der russischen Investorengruppe Sachalin Energie die Öl- und Gasbohrungen im Ochotskischen Meer nördlich von Japan intensivieren. Das Vorhaben stößt auf massive Kritik des World Wildlife Funds. Die Naturschützer fürchten um die letzten westpazifischen Grauwale.

Die Investoren haben reagiert, indem sie ankündigten, fünf Millionen Dollar für die Erforschung der Wale zur Verfügung stellen zu wollen. Volker Homes vom WWF-Referat Artenschutz hält das jedoch nur für ein "grünes Feigenblatt". In dieser Region hätten nur weniger als 100 Exemplare der bis zu 35 Tonnen schweren und 15 Meter langen Meeressäuger überlebt, berichtet der WWF. "Am Bau neuer Ölplattformen und Pipelines halten Shell und Sachalin Energie unverändert fest." Wer wirklich etwas für die Wale tun wolle, müsse seine Pläne ändern, so Homes.

Shell und Sachalin Energie wollen nach Angaben des WWF direkt in den Nahrungsgründen der Bartenwale neue Plattformen bauen. Außerdem sollten vier Pipelines durch die "Speisekammer" der Grauwale gelegt werden. Eine Bedrohung für die grauen Riesen seien schon die seismischen Untersuchungen, mit denen die Firmen versuchten, neue Öl- und Gasvorkommen ausfindig zu machen. Der WWF fürchtet, sie könnten das sensible Orientierungssystem der Wale durcheinander bringen. Die vielfach zu beobachtenden Walstrandungen, so vermutet die Naturschutzorganisation, könnten auf die akustische Vermüllung der Meere zurückzuführen sein.

Anders als den vielgejagten Grauwalen im Westpazifik geht es den Verwandten im Ostpazifik. Dort existiert noch eine Population von fast 27.000 Grauwalen. Bis zum 17. Jahrhundert seien Grauwale noch in allen Weltmeeren zuhause gewesen, berichtet der WWF. Die unkontrollierte Jagd habe zur Ausrottung der atlantischen Population geführt und die Bestände im Pazifik drastisch reduziert.
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