Erneuerbare Energie

2.11.2007: „Die BBV ist kein reiner Finanzinvestor.“ – ECOreporter.de-Interview mit Dr. Karl Kuhlmann, BBV Beteiligung Beratung Verwaltung GmbH

Mehr als zwölf Millionen Euro hat eine Beteiligungsgesellschaft aus Recklinghausen im Sommer 2007 in die Freiburger S.A.G. Solarstrom AG investiert. Die BBV Beteiligung Beratung Verwaltung GmbH (BBV) zeichnete laut S.A.G. unter anderem für 3,8 Millionen Euro 1,12 Millionen Aktien. Damit hält die BBV den Angaben zufolge 10 Prozent der Anteile des Solarunternehmens. Als Vertreter der BBV wurde Dr. Karl Kuhlmann im September zum Aufsichtsratsvorsitzenden der S.A.G. gewählt. ECOreporter.de sprach mit ihm über Ziele und Selbstverständnis der BBV.


ECOreporter.de: Herr Kuhlmann, in welchem Umfang sind Sie gegenwärtig im Sektor Erneuerbare Energien investiert, welches Investitionsvolumen streben sie an?
Karl Kuhlmann: Die BBV wurde Anfang August 2007 gegründet. Als erste Investition hat die BBV die Kapitalerhöhung der S.A.G. Solarstrom in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro sowie Wandelschuldverschreibungen (ebenfalls von der S.A.G. Solarstrom) in Höhe von rund 8,86 Millionen Euro gezeichnet. Weitere Investitionen sind zunächst nicht geplant. Das Engagement bei der S.A.G. Solarstrom steht derzeit absolut im Vordergrund. Die Kapitalgeber der BBV für die Investition sind ausschließlich private Investoren. Es gibt keinerlei Beziehung zu bestehenden Firmen der Solarbranche.


ECOreporter.de: Warum hat Ihr Unternehmen so großes Interesse am Sektor Erneuerbare Energie?
Kuhlmann: Aufgrund der Dramatik des Klimawandels werden erneuerbare Energien für die Energieversorgung zukünftig höchste Priorität haben. Deshalb kommt diesem Sektor für Investitionen besondere Bedeutung zu. Aus diesem Grund sieht die BBV den Bereich „Erneuerbare Energien“ als einen Wachstumssektor an.


ECOreporter.de: Wie beurteilen Sie die Entwicklungschancen der verschiedenen Sektoren der Erneuerbaren Energien?
Kuhlmann: Die derzeitige Entwicklung bei Biogasanlagen ist unter Berücksichtigung ihrer starken Abhängigkeit von NawaRos (nachwachsende Rohstoffe) zu wirtschaftlichen Bedingungen zu betrachten. Zusätzlich birgt die Verstromung von Biomasse das Risiko eines Akzeptanzverlustes in der Gesellschaft. Die Vereinten Nationen warnen in einer Studie (Mai 2007) vor einer Verteuerung von Lebensmitteln durch die steigende Nachfrage nach NawaRos. Damit ist eine hohe Unsicherheit beim Bau von Biogasanlagen verbunden – wie im Sommer 2007 zu erkennen, mit Risiken für entsprechende Invests.

Windenergie ist in der Bevölkerung ebenfalls umstritten, die geringe Akzeptanz der Rotoren in der Bevölkerung ist offensichtlich. Die Genehmigung von neuen Anlagen wird zudem immer schwieriger. Auch muss sich zeigen, ob die Technik langfristig störungsunanfällig ist, dies gilt insbesondere für große Offshore-Anlagen.

Die BBV setzt daher derzeit auf Photovoltaik und Solarthermie.


ECOreporter.de: Legen Sie bei den Investments Schwerpunkte auf bestimmte Regionen?
Kuhlmann: Deutschland ist heute einer der größten Photovoltaikmärkte weltweit. Nach Ansicht der BBV wird Deutschland auch absehbar ein bedeutendes Gewicht behalten. Die Märkte in Europa, wie Spanien, Italien, Griechenland ziehen mächtig an und gewinnen erheblich an Bedeutung. In Spanien und Italien ist die S.A.G. Solarstrom bereits gut aufgestellt. Zudem sieht die BBV große Chancen in den USA; dort ist eine S.A.G.-Tochter bereits erfolgreich tätig.


ECOreporter.de: Mit welchem Zeithorizont investieren Sie?
Kuhlmann: Die BBV investiert langfristig.


ECOreporter.de: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach Risiken für Investments in die Branche der Erneuerbaren Energien?
Kuhlmann: Risiken ergeben sich aus mangelnder Akzeptanz in der Bevölkerung, aus politischen Entscheidungen. Erneuerbare Energien bedürfen weiterhin der klaren politischen Unterstützung, beispielsweise durch entsprechende Einspeisegesetze. Natürlich kommt der technischen Weiterentwicklung aller erneuerbaren Energien, auch im Zusammenhang mit Risikoabschätzung, besondere Bedeutung zu.


ECOreporter.de: Welche Voraussetzungen muss ein Erneuerbare-Energie-Unternehmen erfüllen, damit es für Sie interessant ist? Und was für Renditen erwarten sie?
Kuhlmann: Das Projekt muss rentabel sein. Dabei ist nicht kurzfristiger Profit gesucht, sondern eine nachhaltige und langfristig gesicherte Rentabilität.


ECOreporter.de: Wie knüpfen Sie Kontakt zu Erneuerbare-Energie-Unternehmen?
Kuhlmann: Die Kontaktpflege ist Aufgabe des Unternehmens, in das die BBV investiert - in diesem Falle die S.A.G. Solarstrom AG.



ECOreporter.de: Wie gestaltet sich das Verhältnis zwischen der BBV und den Gesellschaften, an denen Sie sich beteiligen?
Kuhlmann: Die BBV ist kein reiner Finanzinvestor. Sie stellt über die Aufsichtsgremien ihre unternehmerische Kompetenz zur Verfügung, ist damit detailliert über das Geschehen im Unternehmen informiert und begleitet dieses maßgeblich.


ECOreporter.de: Welche Besonderheiten hat das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens gegenüber dem anderer Akteure auf dem Markt für Private Equity und Venture Capital?
Kuhlmann: Als Aufsichtsratsvorsitzender der S.A.G. Solarstrom vertrete ich die Interessen der BBV in diesem Gremium vertreten. Über den Aufsichtsrat und die damit verbundenen Möglichkeiten wird die S.A.G. Solarstrom begleitet – und dies in kollegialer Zusammenarbeit mit den anderen Aufsichtsratmitgliedern. Ziel ist es, Stärken wie auch Schwächen der Gesellschaft zu erkennen und gemeinsam mit dem Management die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, die die S.A.G. Solarstrom und ihren Unternehmenswert positiv beeinflussen.

Das Unternehmen soll in seiner Eigenständigkeit gestärkt und nicht von außen geleitet werden.



ECOreporter.de: An wen können sich Unternehmen aus der Erneuerbare Energien Branche, die Investoren suchen, bei BBV wenden?
Kuhlmann: An die BBV Beteiligung Beratung Verwaltung GmbH, Görrestr. 6, 45657 Recklinghausen, Telefon: +49/02361/91320


ECOreporter.de: Herr Kuhlmann, wir danken Ihnen für das Gespräch!


Bild: Karl Kuhlmann / Quelle: Unternehmen
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