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21.12.2005: Feste Zinsen, sichere Rendite - oder schlicht Abzockerei? So unterscheidet man seri?se Anleihen und Genussscheine von dubiosen Angeboten - Interview mit Dr. Volker Pietsch, Vorsitzender des Deutschen Instituts für Anlegers
Feste Zinsen, sichere Rendite: Die Werbung macht Genussscheine und Anleihen für viele Anleger attraktiv, gerade nachdem die Steuersparmodelle abgeschafft sind. Aber wie sicher sind diese Anlageformen? ECOreporter.de sprach dar?ber mit Volker Pietsch, dem Leiter des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (DIAS) in Berlin. Er warnt die Anleger vor Abzocke und weist darauf hin, wie seri?se Genussscheine und Anleihen von windigen Angeboten zu unterscheiden sind.
Zur Info vorab: F?r Genussscheine und Anleihen gilt generell und unabh?ngig von einer B?rsenzulassung eine Prospektpflicht. Der Emissionsprospekt muss, so die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), von der Aufsicht formal gepr?ft werden. Der Prospekt wird bei der BaFin hinterlegt. Dann darf der Emittent das Produkt anbieten.
Die BaFin pr?ft die formale Vollst?ndigkeit des Emissionsprospekts, aber nicht die materielle Richtigkeit des Inhalts.
Eine Anleihe ist eine verzinste und in der Regel ?ber mehrere Jahre laufende Schuldverschreibung. Die Emittentin - neben Unternehmen k?nnen das auch Staaten (?ffentliche Anleihe), oder Grundkreditanstalten sein (Pfandbrief, Kommunalobligation) - wird durch die Einlage des Anlegers zu dessen Schuldner. Diese auch als Rentenpapier oder Bonds bezeichneten Wertpapiere lassen sich h?ufig, aber nicht immer ?ber die B?rse handeln. Die Zinsen (Kupons) werden in der Regel j?hrlich ausgezahlt, die Finanz?mter stufen sie als Eink?nfte aus Kapitalverm?gen ein.
Genussscheine stellen eine Anlageform zwischen Aktie und Anleihe dar. Bei Genussscheinen liegt die Rendite gegen?ber der Anleihe meist h?her, weil das Risiko gr??er ist. Denn Genusscheininhaber sind rechtlich keine Gl?ubiger, sondern Miteigent?mer am Unternehmen. Im Konkursfall stehen ihre Anspr?che hinten an. Auch ist die H?he der Verzinsung nicht garantiert, sie h?ngt von der Gewinnentwicklung des jeweiligen Unternehmens ab. "Gen?sse" gew?hren in der Regel die R?ckzahlung des Anlagebetrages zum Nominalwert am Ende der Laufzeit sowie einen j?hrlichen Zinsanspruch. Etliche, aber nicht alle Genussscheine sind an der B?rse handelbar.
Diese nicht standardisierten Wertpapiere erm?glichen Unternehmen, die keine Aktiengesellschaften sind, die Kapitalbeschaffung bei einer breiteren Anlegerschaft.
ECOreporter.de: Sparer k?nnen im Moment nur mit sehr niedrigen Zinsen kalkulieren. Sie h?tten aber gerne eine hohe Rendite, am liebsten ohne Kursrisiko. Auf den ersten Blick scheinen Anbieter des Grauen Kapitalmarkts mit Unternehmensanleihen und Genussscheinen diesen Wunsch zu erf?llen. Ist ein Haken an der Sache?
Volker Pietsch:Ja. Zun?chst einmal sind sich Anleger oft nicht bewusst, dass sie dem jeweiligen Unternehmen einen Kredit gew?hren. Denn eine solche Unternehmensanleihe ist nichts anderes als ein Privatdarlehen. Die Anbieter von Unternehmensanleihen wollen h?ufig unabh?ngig von Banken sein; sie empfinden Kleinanleger m?glicherweise als weniger konflikttr?chtig. Der Umkehrschluss daraus ist nat?rlich, dass der Anleger insofern schwach ist, als dass er keine Einwirkungsm?glichkeiten auf die Gesch?ftsf?hrung hat.
Sowohl Anleihen als auch Genussscheine haben h?ufig eine sehr lange Laufzeit - in der nat?rlich viel passieren kann.
Nicht zuf?llig sind Anleihen und Genussscheine die Produktlinien, die momentan auch von fragw?rdigen Anbietern in einer Vielzahl am grauen Kapitalmarkts herausgebracht werden. Sie schie?en wie Pilze aus dem Boden.
Bei Unternehmensanleihen/Inhaber-Order-Schuldverschreibungen ist vor allen Dingen problematisch, dass die eingesammelten Gelder des Publikums nicht zum "Einlagengesch?ft" nach ?1 des Kreditwesengesetzes gez?hlt werden.
ECOreporter.de: Um es klarzustellen: Ihre Kritik bezieht sich also nicht auf Unternehmensanleihen, die an der B?rse zugelassen und gehandelt werden?
Pietsch: Der Handel an der B?rse bietet zumindest mehr Transparenz. Man hat dort auch die M?glichkeit, die Papiere zum Tageskurs zu verkaufen. Die B?rsenaufsicht erteilt die Zulassung, nachdem die BaFin die Emissionsprospekte gepr?ft hat. Neben der Prospektpflicht gibt es andere Pflichten, so etwa Publizit?tspflichten nach dem Wertpapierhandelsgesetz, WpHG, die für alle b?rsennotierten Emittenten gelten. Nicht gehandelte Anleihen und Genussscheine k?nnen schon von daher kein Kursrisiko haben, weil sie nicht gehandelt werden und es dementsprechend keinen Kurs gibt. Das hei?t aber nicht, dass es generell kein Risiko gibt. Es gibt beispielsweise auch keine Einlagensicherung
ECOreporter.de: Die Anleihen sind ja ein Kredit, ein Darlehen an die Unternehmen. Warum nehmen diese Unternehmen das Geld nicht am Kapitalmarkt auf?
Pietsch: Wie bereits erw?hnt ist es für die Unternehmen angenehmer, sich in Krisenf?llen mit Kleinanlegern auseinander zusetzen, als mit einer kreditgebenden Bank. Ein zweiter Punkt ist, dass einige Unternehmen m?glicherweise nicht die Bonit?t haben, um bei Banken Kredite zu bekommen. Der Anleger sollte vor einer Anlageentscheidung immer umfassende Informationen ?ber Seriosit?t und die Bonit?t eines Unternehmens einholen.
ECOreporter.de: Eignen sich solche Anleihen zur Altersvorsorge?
Pietsch: Ein ganz klares Nein. Sie sind für die private Altersvorsorge aufgrund der erw?hnten Risiken nicht geeignet. Es gibt bei diesen Produkten keine Einlagensicherung und damit keinen Bestandsschutz, dar?ber hinaus auch keine staatliche Aufsicht. Obwohl das Produkt nicht für die Altersvorsorge geeignet ist, werben dubiose Anbieter genau damit. Informationen dazu und eine Schwarze Liste finden Sie auf unserer Homepage www.dias-ev.de.
ECOreporter.de: In jungen Branchen, auch im Erneuerbare-Energie-Bereich, hat man immer ein Risiko. Aber daf?r gibt es oft auch hohe Zinsen. Wiegen diese das Risiko auf?
Pietsch: Nein, die Zinsen wiegen das Risiko eben nicht auf, aus oben genannten Gr?nden. Ein Totalverlust ist jederzeit m?glich. Hohe Zinsen sind kein Indiz daf?r, dass das Risiko nicht vorhanden ist. Im Gegenteil: Je h?her die Zinsen, desto h?her ist auch das Risiko.
ECOreporter.de: Wie unterscheidet man die schlechten von den besseren Angeboten? Sagen beispielsweise die Bilanzen des Unternehmens , das die Anleihe oder den Genussschein herausgibt, etwas ?ber die Sicherheit der Anleihe aus? Welche weiteren Kriterien gibt es?
Pietsch: Eine Aussage ?ber die "Gesundheit" eines Unternehmens kann man aus der von einem unabh?ngigen Wirtschaftspr?fer testierten Leistungsbilanz eines Unternehmens entnehmen. Es ist au?erdem wichtig zu wissen, ob die Initiatoren in der Vergangenheit bei vergleichbaren Projekten postitive Zahlen vorlegen konnten. Eine positive Leistungsbilanz ist ein erstes Indiz für ein "gesundes" Unternehmen. Kann ein Unternehmen keine positive Leistungsbilanz vorlegen, ist es ratsam, als Anleger davon Abstand zu nehmen. Leistungsbilanzen einzusch?tzen ist für den Laien allerdings recht schwierig. Daher ist es unerl?sslich, sich zus?tzliche Informationen einzuholen. Das kann bedeuten, sich bei der Stiftung Warentest sachkundig zu machen, z.B. durch die von der Redaktion Finanztest ver?ffentlichten Informationen, oder auch die Hinweise der Brancheninformationsdienste zu nutzen. Im Falle einer Unsicherheit und zur Kl?rung von Fragen kann man sich immer an die ?rtlichen Verbraucherzentralen wenden.
Unseri?se Anbieter kann man sofort erkennen, wenn sie die so genannte Kaltakquise einsetzen. Sie benutzen zur Gesch?ftsanbahnung die "Tatwaffe Telefon" und rufen unerlaubt potentielle Kunden an. Und dieses ist ein klarer Versto? gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen. Seri?se Anbieter w?hlen niemals den telefonischen Erstkontakt!
ECOreporter.de: Welches Unternehmen aus dem "gr?nen" Kapitalmarkt w?rden Sie als ?u?erst fragw?rdig einsch?tzen?
Pietsch: Die EECH mit dem Angebot einer Solaranleihe f?llt mir dazu sofort ein. Die EECH, die zusammenh?ngt mit der windkraftgebeutelten P & T Technology, steht auch auf der DIAS-Warnliste. Nachdem das Windkraftgesch?ft in Deutschland eingebrochen ist und die P & T Technology im Gesch?ftsjahr 2003 bei einem Umsatz von 53,6 Mio. Euro einen Verlust von 14 Mio. Euro erwirtschaftete, dr?ckte die EECH 2005 eine 30 Millionen Euro schwere "Euro Anleihe Solar" mit 8,25 % Zinsen p.a. in den Markt. Mit der Anleihe will die EECH Gro?projekte in Spanien und Dresden realisieren. Wer den Seiten langen Emissionsprospekt liest, erf?hrt nicht nur die Risiken dieser Geldanlage, sondern liest auch etwas ?ber die Bedenken der Wirtschaftspr?fer der EECH. F?r das Gesch?ftsjahr 2003 konnte nach externer Bilanzpr?fung der Nachweis ?ber ein Guthaben in der T?rkei in H?he von rund 280 000 Euro "nicht gef?hrt werden". Auch die Aufwendungen für Start und Erweiterung des Gesch?ftsbetriebes in H?he von 1,95 Millionen Euro erschienen den Pr?fern fragw?rdig, indem sie anf?hrten: "Wir k?nnen die Wertans?tze dieses Postens nicht hinreichend sicher beurteilen".
ECOreporter.de: Die EECH AG hat dem Vernehmen nach die Zinsen für ihre Solar-Anleihe bis dato brav an die Anleger ?berwiesen. Ist das ein Garant daf?r, dass die Zinsen in Zukunft ?ber einen langen Zeitraum genauso flie?en werden?
Pietsch: Das steht in den Sternen. Allgemein gilt: Eine solch wundersame Geldvermehrung schlie?t grunds?tzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus. Solche Systeme brechen immer dann unweigerlich in sich zusammen, wenn kein neues Geld neuer Anleger zur Verf?gung steht.
ECOreporter.de: Herr Pietsch, wir danken Ihnen für das Gespr?ch.
Kontakt:
www.dias-ev.de
Bildhinweis: Logo des Deutschen Instituts für Anlegerschutz / Quelle: DIAS
Zur Info vorab: F?r Genussscheine und Anleihen gilt generell und unabh?ngig von einer B?rsenzulassung eine Prospektpflicht. Der Emissionsprospekt muss, so die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), von der Aufsicht formal gepr?ft werden. Der Prospekt wird bei der BaFin hinterlegt. Dann darf der Emittent das Produkt anbieten.
Die BaFin pr?ft die formale Vollst?ndigkeit des Emissionsprospekts, aber nicht die materielle Richtigkeit des Inhalts.
Eine Anleihe ist eine verzinste und in der Regel ?ber mehrere Jahre laufende Schuldverschreibung. Die Emittentin - neben Unternehmen k?nnen das auch Staaten (?ffentliche Anleihe), oder Grundkreditanstalten sein (Pfandbrief, Kommunalobligation) - wird durch die Einlage des Anlegers zu dessen Schuldner. Diese auch als Rentenpapier oder Bonds bezeichneten Wertpapiere lassen sich h?ufig, aber nicht immer ?ber die B?rse handeln. Die Zinsen (Kupons) werden in der Regel j?hrlich ausgezahlt, die Finanz?mter stufen sie als Eink?nfte aus Kapitalverm?gen ein.
Genussscheine stellen eine Anlageform zwischen Aktie und Anleihe dar. Bei Genussscheinen liegt die Rendite gegen?ber der Anleihe meist h?her, weil das Risiko gr??er ist. Denn Genusscheininhaber sind rechtlich keine Gl?ubiger, sondern Miteigent?mer am Unternehmen. Im Konkursfall stehen ihre Anspr?che hinten an. Auch ist die H?he der Verzinsung nicht garantiert, sie h?ngt von der Gewinnentwicklung des jeweiligen Unternehmens ab. "Gen?sse" gew?hren in der Regel die R?ckzahlung des Anlagebetrages zum Nominalwert am Ende der Laufzeit sowie einen j?hrlichen Zinsanspruch. Etliche, aber nicht alle Genussscheine sind an der B?rse handelbar.
Diese nicht standardisierten Wertpapiere erm?glichen Unternehmen, die keine Aktiengesellschaften sind, die Kapitalbeschaffung bei einer breiteren Anlegerschaft.
ECOreporter.de: Sparer k?nnen im Moment nur mit sehr niedrigen Zinsen kalkulieren. Sie h?tten aber gerne eine hohe Rendite, am liebsten ohne Kursrisiko. Auf den ersten Blick scheinen Anbieter des Grauen Kapitalmarkts mit Unternehmensanleihen und Genussscheinen diesen Wunsch zu erf?llen. Ist ein Haken an der Sache?
Volker Pietsch:Ja. Zun?chst einmal sind sich Anleger oft nicht bewusst, dass sie dem jeweiligen Unternehmen einen Kredit gew?hren. Denn eine solche Unternehmensanleihe ist nichts anderes als ein Privatdarlehen. Die Anbieter von Unternehmensanleihen wollen h?ufig unabh?ngig von Banken sein; sie empfinden Kleinanleger m?glicherweise als weniger konflikttr?chtig. Der Umkehrschluss daraus ist nat?rlich, dass der Anleger insofern schwach ist, als dass er keine Einwirkungsm?glichkeiten auf die Gesch?ftsf?hrung hat.
Sowohl Anleihen als auch Genussscheine haben h?ufig eine sehr lange Laufzeit - in der nat?rlich viel passieren kann.
Nicht zuf?llig sind Anleihen und Genussscheine die Produktlinien, die momentan auch von fragw?rdigen Anbietern in einer Vielzahl am grauen Kapitalmarkts herausgebracht werden. Sie schie?en wie Pilze aus dem Boden.
Bei Unternehmensanleihen/Inhaber-Order-Schuldverschreibungen ist vor allen Dingen problematisch, dass die eingesammelten Gelder des Publikums nicht zum "Einlagengesch?ft" nach ?1 des Kreditwesengesetzes gez?hlt werden.
ECOreporter.de: Um es klarzustellen: Ihre Kritik bezieht sich also nicht auf Unternehmensanleihen, die an der B?rse zugelassen und gehandelt werden?
Pietsch: Der Handel an der B?rse bietet zumindest mehr Transparenz. Man hat dort auch die M?glichkeit, die Papiere zum Tageskurs zu verkaufen. Die B?rsenaufsicht erteilt die Zulassung, nachdem die BaFin die Emissionsprospekte gepr?ft hat. Neben der Prospektpflicht gibt es andere Pflichten, so etwa Publizit?tspflichten nach dem Wertpapierhandelsgesetz, WpHG, die für alle b?rsennotierten Emittenten gelten. Nicht gehandelte Anleihen und Genussscheine k?nnen schon von daher kein Kursrisiko haben, weil sie nicht gehandelt werden und es dementsprechend keinen Kurs gibt. Das hei?t aber nicht, dass es generell kein Risiko gibt. Es gibt beispielsweise auch keine Einlagensicherung
ECOreporter.de: Die Anleihen sind ja ein Kredit, ein Darlehen an die Unternehmen. Warum nehmen diese Unternehmen das Geld nicht am Kapitalmarkt auf?
Pietsch: Wie bereits erw?hnt ist es für die Unternehmen angenehmer, sich in Krisenf?llen mit Kleinanlegern auseinander zusetzen, als mit einer kreditgebenden Bank. Ein zweiter Punkt ist, dass einige Unternehmen m?glicherweise nicht die Bonit?t haben, um bei Banken Kredite zu bekommen. Der Anleger sollte vor einer Anlageentscheidung immer umfassende Informationen ?ber Seriosit?t und die Bonit?t eines Unternehmens einholen.
ECOreporter.de: Eignen sich solche Anleihen zur Altersvorsorge?
Pietsch: Ein ganz klares Nein. Sie sind für die private Altersvorsorge aufgrund der erw?hnten Risiken nicht geeignet. Es gibt bei diesen Produkten keine Einlagensicherung und damit keinen Bestandsschutz, dar?ber hinaus auch keine staatliche Aufsicht. Obwohl das Produkt nicht für die Altersvorsorge geeignet ist, werben dubiose Anbieter genau damit. Informationen dazu und eine Schwarze Liste finden Sie auf unserer Homepage www.dias-ev.de.
ECOreporter.de: In jungen Branchen, auch im Erneuerbare-Energie-Bereich, hat man immer ein Risiko. Aber daf?r gibt es oft auch hohe Zinsen. Wiegen diese das Risiko auf?
Pietsch: Nein, die Zinsen wiegen das Risiko eben nicht auf, aus oben genannten Gr?nden. Ein Totalverlust ist jederzeit m?glich. Hohe Zinsen sind kein Indiz daf?r, dass das Risiko nicht vorhanden ist. Im Gegenteil: Je h?her die Zinsen, desto h?her ist auch das Risiko.
ECOreporter.de: Wie unterscheidet man die schlechten von den besseren Angeboten? Sagen beispielsweise die Bilanzen des Unternehmens , das die Anleihe oder den Genussschein herausgibt, etwas ?ber die Sicherheit der Anleihe aus? Welche weiteren Kriterien gibt es?
Pietsch: Eine Aussage ?ber die "Gesundheit" eines Unternehmens kann man aus der von einem unabh?ngigen Wirtschaftspr?fer testierten Leistungsbilanz eines Unternehmens entnehmen. Es ist au?erdem wichtig zu wissen, ob die Initiatoren in der Vergangenheit bei vergleichbaren Projekten postitive Zahlen vorlegen konnten. Eine positive Leistungsbilanz ist ein erstes Indiz für ein "gesundes" Unternehmen. Kann ein Unternehmen keine positive Leistungsbilanz vorlegen, ist es ratsam, als Anleger davon Abstand zu nehmen. Leistungsbilanzen einzusch?tzen ist für den Laien allerdings recht schwierig. Daher ist es unerl?sslich, sich zus?tzliche Informationen einzuholen. Das kann bedeuten, sich bei der Stiftung Warentest sachkundig zu machen, z.B. durch die von der Redaktion Finanztest ver?ffentlichten Informationen, oder auch die Hinweise der Brancheninformationsdienste zu nutzen. Im Falle einer Unsicherheit und zur Kl?rung von Fragen kann man sich immer an die ?rtlichen Verbraucherzentralen wenden.
Unseri?se Anbieter kann man sofort erkennen, wenn sie die so genannte Kaltakquise einsetzen. Sie benutzen zur Gesch?ftsanbahnung die "Tatwaffe Telefon" und rufen unerlaubt potentielle Kunden an. Und dieses ist ein klarer Versto? gegen wettbewerbsrechtliche Bestimmungen. Seri?se Anbieter w?hlen niemals den telefonischen Erstkontakt!
ECOreporter.de: Welches Unternehmen aus dem "gr?nen" Kapitalmarkt w?rden Sie als ?u?erst fragw?rdig einsch?tzen?
Pietsch: Die EECH mit dem Angebot einer Solaranleihe f?llt mir dazu sofort ein. Die EECH, die zusammenh?ngt mit der windkraftgebeutelten P & T Technology, steht auch auf der DIAS-Warnliste. Nachdem das Windkraftgesch?ft in Deutschland eingebrochen ist und die P & T Technology im Gesch?ftsjahr 2003 bei einem Umsatz von 53,6 Mio. Euro einen Verlust von 14 Mio. Euro erwirtschaftete, dr?ckte die EECH 2005 eine 30 Millionen Euro schwere "Euro Anleihe Solar" mit 8,25 % Zinsen p.a. in den Markt. Mit der Anleihe will die EECH Gro?projekte in Spanien und Dresden realisieren. Wer den Seiten langen Emissionsprospekt liest, erf?hrt nicht nur die Risiken dieser Geldanlage, sondern liest auch etwas ?ber die Bedenken der Wirtschaftspr?fer der EECH. F?r das Gesch?ftsjahr 2003 konnte nach externer Bilanzpr?fung der Nachweis ?ber ein Guthaben in der T?rkei in H?he von rund 280 000 Euro "nicht gef?hrt werden". Auch die Aufwendungen für Start und Erweiterung des Gesch?ftsbetriebes in H?he von 1,95 Millionen Euro erschienen den Pr?fern fragw?rdig, indem sie anf?hrten: "Wir k?nnen die Wertans?tze dieses Postens nicht hinreichend sicher beurteilen".
ECOreporter.de: Die EECH AG hat dem Vernehmen nach die Zinsen für ihre Solar-Anleihe bis dato brav an die Anleger ?berwiesen. Ist das ein Garant daf?r, dass die Zinsen in Zukunft ?ber einen langen Zeitraum genauso flie?en werden?
Pietsch: Das steht in den Sternen. Allgemein gilt: Eine solch wundersame Geldvermehrung schlie?t grunds?tzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus. Solche Systeme brechen immer dann unweigerlich in sich zusammen, wenn kein neues Geld neuer Anleger zur Verf?gung steht.
ECOreporter.de: Herr Pietsch, wir danken Ihnen für das Gespr?ch.
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Bildhinweis: Logo des Deutschen Instituts für Anlegerschutz / Quelle: DIAS