Nachhaltige Aktien, Meldungen

21.6.2006: Nach der Kurskorrektur - Welche Windaktien haben das meiste Potential?

Nach langer Durststrecke konnten die Aktionäre von Windkraftanlagenherstellern sich seit dem Frühjahr 2005 über starke Wertzuwächse freuen. Der Aktienkurs von Vestas Wind Systems A/S zum Beispiel hatte sich bis Mitte Mai 2006 verdoppelt, der von REpower Systems AG verdreifacht und der von Nordex AG sogar vervierfacht. Das US-Unternehmen Clipper Windpower und der indische Windturbinenbauer Suzlon nutzten das günstige Umfeld und konnten im Herbst jeweils gelungene Börsendebüts feiern. Aber im Zuge des allgemeinen Kursverfalls an den Börsen in Europa, Asien und Europa seit Mitte Mai schmolzen die Zugewinne wieder dahin, wenngleich die Windaktien auf Jahressicht noch immer im Plus sind. Von früheren Höhen, als die aktuell mit 10,44 Euro bewertete Nordex-Aktie über 100 Euro kostete, sind diese Werte wieder weit entfernt. Trotzdem kann es sich lohnen, an den Papieren festzuhalten oder sie jetzt zu erwerben. Davon sind zumindest Experten wie etwa Rajat Kumar von Frost&Sullivan überzeugt.

Der Analyst verweist darauf, dass die Aktien der Windkraftanlagenhersteller sich zurzeit lediglich die Bewegungen der Aktienmärkte mitvollziehen. Auf lange Sicht seien diese Papiere sehr attraktiv und könnten ihren Besitzern attraktive Renditen einbringen, so Kumar. Die Branche sei eindeutig ein Wachstumsmarkt. Darauf hofft auch Arthur Hoffmann, Portfoliomanager des Sarasin New Energy Fund. Der Fonds der schweizerischen Bank Sarasin setzt zu einem großen Teil auf Unternehmen der Windkraftbranche. Wie Kumar benennt Hoffmann eine Vielfalt von Gründen, die für diesen Sektor sprechen. So könne in den für die Windturbinenbauer wichtigen Ländern weiter mit einer staatlichen Förderung der erneuerbaren Energien gerechnet werden. Der hohe Ölpreis bei zunehmendem Energiebedarf und die Nachfrage vieler Länder für dezentrale Energieversorgung beschere Windkraftunternehmen weiter gute Marktaussichten. Ferner seien die Windturbinen größer und effizienter geworden, die Wettbewerbsfähigkeit von Windstrom habe stark zugenommen. "Wir glauben, dass die Nachfrage nach Windenergie in den nächsten Jahren weiter steigen dürfte", zeigt sich auch Olaf Martin, Portfoliomanager bei Vontobel Asset Management & Investment Funds, optimistisch. Er sieht bei den Windkraftanlagen weiteres Potential zur Kostenreduktion, während eine Vielzahl von Faktoren die traditionellen Energiequellen langfristig verteuern könnten.

Die Marktentwicklung in 2005 nährt solche Zuversicht. Nach einem schwierigen Jahr 2004 verzeichneten die Hersteller von Windkraftanlagen seit dem vergangenen Jahr eine stark steigende Nachfrage für ihre Produkte. Der World Wind Energy Association (WWEA) zufolge stiegen die weltweiten Windkraftkapazitäten in 2005 um 24 Prozent auf eine Kapazität von 58.982 Megawatt (MW) installierter Leistung. Für 2006 rechnet die WWEA mit installierten 70.000 MW, für 2010 sogar mit 120.000 MW weltweit. Die politischen Rahmenbedingungen sind der Treiber des weltweit boomenden Windmarktes, stellt Marina Jung fest, Analystin bei Metzler Equity Research. Als Beispiel nennt sie die Märkte in Nordamerika und Asien, die 2005 jeweils um rund 50 Prozent gewachsen sind. Ziel der Regierungen von Indien und China etwa sei es, den Anteil der Erneuerbaren an der Energieversorgung binnen weniger Jahre zu verzehnfachen.

Zwar können von der hohen Nachfrage gegenwärtig alle Hersteller von Windkraftanlagen profitieren. Bei vielen übersteigt sie bereits die Produktionskapazitäten. Längerfristig sind die Aussichten für die großen Spieler wie Weltmarktführer Vestas allerdings am besten, glaubt Portfoliomanager Olaf Martin: "Windenergie muss über die nächsten Jahre weiter günstiger werden. Von daher glauben wir, dass weiterhin viel in Forschung und Entwicklung investiert werden muss. Größe könnte aus diesem Gesichtspunkt von Vorteil sein." Zudem seien finanzstarke Unternehmen wie die Dänen besser für eine Wachstumsverlangsamung aufgestellt. Auch Arthur Hoffmann von Sarasin sieht viele Vorteile für Vestas, vor allem deren Produktionsprogramm überzeuge. "Sie bieten von den kleinen bis zu den großen Anlagen die ganze Bandbreite und erproben auch schon Anlagen mit 4 MW Leistung", hebt er hervor. Auch habe das Unternehmen bereits umfassende Erfahrungen mit Windturbinen auf See gesammelt und sich so aussichtsreich für dieses Zukunftsgeschäft positioniert. Hinzu komme, dass Vestas offenbar aus Fehlern gelernt und die Probleme mit den Lieferanten in den Griff bekommen habe, die früher bei hoher Nachfrage zu Qualitätsmängeln geführt hätten. Hoffmann lobt ferner, dass die Dänen in einer Fülle von Auslandsmärkten präsent ist. So gebe es keine einseitige Abhängigkeit wie etwa der von Clipper Windpower, die fast ausschließlich auf den US-Markt setzen, oder der vor allem auf Indien fokussierten Suzlon (wir stellten diese Unternehmen vor in den ECOreporter.de-Beiträgen vom April 2006 und vom Oktober 2005). Problematisch sei allerdings, dass das frühere Management von Vestas in der Vergangenheit Margen versprochen habe, die dann nicht erreicht worden seien. Inzwischen habe das Management gewechselt, dieses könne und müsse sich bewähren. "Wenn es seine Prognosen einhalten kann, sieht es für das Unternehmen gut aus", meint Hoffmann.

Rajat Kumar von Frost&Sullivan ist besonders überzeugt er von Gamesa, marktführend in den Wachstumsmärkten Spanien und in China. Das Unternehmen expandiere sowohl im nach wie vor dominierenden europäischen Windmarkt als auch in den boomenden USA. Der Analyst betont, dass Gamesa mit Margen über dem Branchendurchschnitt aufwarten kann. Für Arthur Hoffmann sind die Aktien der deutschen Windturbinenbauer REpower und Nordex weniger attraktiv: "Bei REpower ist im Kurs schon viel Fantasie eingepreist", lautet sein Urteil. Noch skeptischer ist er bei der soeben in den TecDax zurückgekehrten Nordex AG. Die Aktie von Nordex sei schon jetzt zu teuer. Analyst Kumar sieht bei dem Unternehmen noch immer einen Mangel an Liquidität, bewertet allerdings positiv, dass es mit dem Bau von Fertigungsstätten in China seine Kosten senken kann. Marina Jung von Metzler Equity Research stellt bei Nordex einen Nachholbedarf bei der Entwicklung von größeren Windkraftanlagen fest. Im Vergleich zur Konkurrenz sei dies ein klarer Wettbewerbsnachteil.

Bildhinweise: Arthur Hoffmann, Portfoliomanager des Sarasin New Energy Fund / Quelle: Unternehmen;
die Windkraftanlagenhersteller profitieren vom gegenwärtigen Auftragsboom: Fertigungshalle der Nordex AG / Quelle: Unternehmen


Clipper Windpower Plc: ISIN GB00B09H7Z56 / WKN A0F6CG
Gamesa Corp. Tecnologica S.A.: ISIN ES0143416115 / WKN A0B5Z8
Nordex AG: DE000A0D6554 / WKN A0D65
REpower Systems AG: ISIN DE0006177033 / WKN 617703
Vestas Wind Systems A/S: ISIN DK0010268606 / WKN 913769
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