Erneuerbare Energie

23.9.2005: Im Interview: Umwelt Aktien Depot Gesch?ftsf?hrer Philipp Spitz ?ber den richtigen Zeitpunkt zum Ein- und Ausstieg bei Solaraktien, ?ber SolarWorld, Q-Cells und weitere Solarwerte

Die Kurse etlicher Solaraktien haben sich in den letzten Monaten au?erordentlich gut entwickelt. Gleichzeitig ist die Sonnenstrombranche in aller Munde, wochenlang kr?nten die Agenturen die Bonner SolarWorld AG zur besten Aktie im Leitindex TecDAX. Nun dr?ngen innerhalb weniger Wochen zahlreiche weitere Fotovoltaiktitel an die B?rse. Wie sollen Anleger sich verhalten deren Aktien bereits stark gestiegen sind? Welche Neuemissionen versprechen Aussicht auf Erfolg? ECOreporter.de sprach dar?ber mit Philipp Spitz, dem Gesch?ftsf?hrer der Umwelt Aktien Depots Deutschland und Welt.


ECOreporter.de: Herr Spitz, die Aktien etlicher Solarunternehmen sind in die H?he geschossen. Wie ist Ihre Strategie in dieser Situation?
Philipp Spitz: Wir haben SolarWorld als eine unser gr??ten Beteiligungen im Umwelt Aktien Depot Deutschland (UAD Deutschland) gehalten, auch heute noch. Im Umwelt Aktien Depot Welt (UAD Welt) ist der Titel geringer gewichtet aufgrund der h?heren Diversifizierung.
Unsere Strategie ?ndert sich nicht durch die gute Wertentwicklung der Depots in 2004 (UAD Welt: plus 34,41 Prozent, UAD Deutschland: plus 22,78 Prozent) und 2005 (UAD Welt: plus 36,00 Prozent, UAD Deutschland: plus 61,29 Prozent). Wir suchen nach Investments, die zwei Kriterien erf?llen m?ssen: Erstens eine ?berdurchschnittliche Wertentwicklung in Aussicht stellen und zweitens unsere klaren Umwelt- und Sozialziele erf?llen. Neben SolarWorld halten wir aus dem Solarbereich Aktien der Ph?nix Sonnenstrom AG und eine Beteiligung an der nicht-b?rsennotierten Solarpraxis AG.


ECOreporter.de: Was raten Sie privaten Anlegern, deren Solaraktien im Plus liegen? Sollten Sie ihr Depot jetzt umschichten und Gewinne mitnehmen?
Philipp Spitz: Die Umwelt Aktiendepots bieten für Investoren die M?glichkeit, hohe eigene Gewinne bei Solartiteln mitzunehmen und gleichzeitig in andere Themen neben Solar zu diversifizieren. Ein Ausgabeaufschlag wie bei Bankprodukten f?llt dabei nicht an.
Generell sind wir bei den Umwelt Aktiendepots der Auffassung, dass wertorientierte Investoren den Mut haben sollten, nicht nur dort zu investieren, wo derzeit fast alle dr?ber sprechen. Vielmehr arbeiten viele Unternehmen au?erhalb der Fotovoltaik an L?sungen für gro?e Herausforderungen auf der Welt, wie Mangel an Trinkwasser, verunreinigte Nahrung, oder den Verkehrsinfarkt auf den Stra?en und in der Luft.
Erfolgreiche Investoren sind in der Regel die, die gro?e Trends fr?hzeitig erkennen, nicht erst investieren, wenn fast alle anderen bereits die Papiere dieser Unternehmen halten. So haben wir bereits seit Anfang 2000 ununterbrochen in Solaraktien wie SolarWorld investiert.

Eine Euphoriewelle - wie sie derzeit bei Solartiteln besteht - erreicht ihren Scheitelpunkt dann, wenn eine langfristige erfolgsversprechende Branche das Interesse (fast) aller an den Aktienm?rkten Interessierten gewonnen hat. Aus unserer Sicht ist dies derzeit bei Solar so: Die Unternehmen arbeiten seit 2004 sehr erfolgreich innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Investmentbanker haben ein hohes Interesse an Solar-Neuemissionen (mit anderen Branchen l?sst sich derzeit kaum Geld verdienen), die Presse liebt die Solarenergie, denn sie besitzt eine hohe Popularit?t. Alle, auch die derzeitigen Aktienbesitzer, haben nur Interesse an guten Nachrichten. Zudem bietet die Solartechnik (Teil-) L?sungen für zwei international beherrschende Themen: klimatisch bedingte Naturkatastrophen wie die Hurricans in den USA und die sich verknappenden Erd?lreserven/gestiegen ?lpreise.

Dies ist eine Konstellation, die die Nachfrage nach Solaraktien extrem angeheizt hat. In solchen Momenten ist die Erinnerung angebracht, wie schnelllebig viele Akteure handeln an den Kapitalm?rkten. Dies hat auch eine SolarWorld in den Jahren 2000 bis 2003 gesp?rt, als die Aktie 95 Prozent an Wert verloren hat. Da haben viele der heute begeisterten Anh?nger von Solaraktien diese restlos gemieden.
In der Vorhersage sehr schwierig ist die Frage, wie lange h?lt die Euphorie an? Nur dann l?sst sich die Frage nach einen optimalen Ausstiegszeitpunkt beantworten. Wer sicherheitsorientierter ist, kann mit einer (Teil-)Ver?u?erung Gewinne gut absichern.


ECOreporter.de: Lohnt es sich denn noch, in die Solarbranche einzusteigen?
Philipp Spitz: Die Fotovoltaik ist eine Schl?sseltechnologie für die Energiem?rkteund. F?r langfristig orientierte Investoren daher ein passendes Investment. Wir rechnen mit phasenweise deutlichen Kursr?ckg?ngen, ohne genau vorhersehen zu k?nnen, wann dies zwischen Ende 2005 und 2007 sein wird.


ECOreporter.de: In den n?chsten Wochen wollen einige Solarunternehmen an die B?rse gehen. Welche Kandidaten halten Sie für aussichtsreich, vor welchen w?rden Sie warnen?
Philipp Spitz: Wir beginnen gerade die Analyse der Emissionsprospekte. Eine Entscheidung, ob wir mit den Umwelt Aktiendepots eine der Emissionen zeichnen werden, ist daher zu fr?h.
In fr?heren Jahren ist uns von den aktuell angebotenen Solartiteln die Q-Cells AG positiv aufgefallen, denn dem Unternehmensmanagement ist es bereits in den ?u?erst schwierigen Jahren 2002/2003 gelungen, Finanzierungspartner zu finden. Hier ist offensichtlich ein mutiges und ?berzeugungsf?higes Management t?tig.


ECOreporter.de: Gibt es eine Faustregel, die Aktion?re beachten sollten?
Philipp Spitz: Ja, man sollte pr?fen, ob eine angemessene Gewinnbewertung bei der Neuemission vorliegt. Als Faustregel kann hier gelten: Das realistisch anzunehmende Kurs-Gewinn-Verh?ltnis 2005 sollte nicht gr??er sein als das realistisch erwartete Gewinnwachstum im Durchschnitt der kommenden Jahre. Dabei sollte auch ber?cksichtigt werden, dass derzeit erzielbare zweistellige Gewinnmargen (wie bei SolarWorld) ungew?hnlich hoch sind.

Generell ist aufgrund der hohen Bewertungen anderer Solartitel - die als Vergleich herangezogen werden bei der Emissionspreisfindung - und der euphorischen Stimmung bei den Investoren mit eher hohen Ausgabepreisen zu rechnen.
?brigens h?ren wir bei dem angek?ndigten "Mantel-B?rsengang" der ?kologik Ecovest/Antec Solar via HIT immer wieder von Anlegern, dass sie sich ?ber den Erfolg und Misserfolg fr?herer Investitionsm?glichkeiten der ?kologik Ecovest erkundigen. Dies ist sicherlich eine kluge Vorgehensweise, sich auch ?ber die Historie eines Unternehmens zu erkundigen.


ECOreporter.de: Wie gut sind deutsche Solar-Unternehmen im Vergleich zur internationalen Konkurrenz vor allem aus Japan und den USA aufgestellt? Welche Unternehmen werden mittelfristig auf dem wachsenden Weltmarkt mitmischen k?nnen?
Philipp Spitz: Die deutsche Fotovoltaikbranche ist auf einem sehr guten Weg - eine gute Kapitalausstattung, ein moderner Produktionsapparat und ein starker Heimatmarkt bieten gute Voraussetzungen, als heutige Mittelst?ndler langfristig mit den japanischen Gro?unternehmen wie Sharp oder Mitsubishi mitzuhalten. Die Internationalisierung der Absatzm?rkte beginnt jedoch erst langsam bei den Unternehmen. Conergy als vertriebsorientiertes Unternehmen greift in allen Teilen der Welt zu, SolarWorld baut ebenfalls strategische St?tzpunkte in mehreren (zuk?nftigen) Hauptm?rkten auf, Q-Cells hat ein Joint-Venture mit dem US-amerikanischen D?nnschicht-Produzenten Evergreen Solar. Die meisten Unternehmen sind jedoch in sehr starkem Ma?e abh?ngig von deutschen Markt. Die japanischen Modulproduzenten sind im deutschen Markt seit Jahren sehr pr?sent.
Neben den oben genannten harten Faktoren verf?gt die deutsche Fotovoltaikbranche ?ber weitere wichtige Schl?ssel für dauerhaften Erfolg, beispielsweise eine effektive und schnelle Lobbyarbeit.

Aufgrund der hohen Wettbewerbsintensit?t bei der Zell- und insbesondere Modulproduktion wird der Zugang zu den Kapitalm?rkten nicht nur ein wichtiger Schl?ssel für den Kapazit?tsausbau und die Forschung sein - mit einem Emissionserl?s von bis zu 199,5 Mio. Euro wird Q-Cells voraussichtlich ?ber ein gewaltiges Investitionskapital verf?gen. Vielmehr ist der Zugang zum Kapitalmarkt auch ein wichtiger Schl?ssel für die deutschen Unternehmen, um in einer Konsolidierungsphase eines Tages zu den handelnden Akteuren zu geh?ren und nicht zu den Zuschauern.


ECOreporter.de: Wie ist die aktuelle Depotzusammensetzung der UAD Deutschland und Welt?
Philipp Spitz: Die gr??te Branche im UAD Deutschland stellen die Fotovoltaikunternehmen dar. Mehrere Titel aus der Windenergie folgen, darunter als gr??tes Investment Nordex. Zudem sind Einzeltitel aus den Bereichen Verkehrstechnik, Energieeinsparung und Finanzdienstleistungen mit jeweils f?nf bis zehn Prozent gewichtet. Ein geringeres Gewicht nehmen derzeit die Unternehmen aus der Naturkost ein.
International (im UAD Welt) liegen die Schwerpunkte verteilt bei der Wassertechnologie/-versorgung und Gesundheitstiteln. Deutsche Erneuerbare-Energie-Titel sind nur sehr niedrig gewichtet.
Beide Depots verf?gen ?ber hohe Liquidit?tsst?nde, mit 32 bis 42 Prozent, insbesondere aus der Ver?u?erung von (Teil-) Positionen von Solartiteln. F?r die Liquidit?t sondieren wir sorgf?ltig - ohne Zeitdruck - neue Investments, bei attraktiven Ausgabekursen auch die nun zur Emission anstehenden Solartitel.


ECOreporter.de: Herr Spitz, wir danken Ihnen für das Gespr?ch!


Bild: Philipp Spitz / Quelle: Unternehmen
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