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24.10.2003: Windkraft in Großbritannien: Investoren zweifeln, ob Regierung Zusagen einhalten kann

Der angekündigte ehrgeizige Ausbau der Windkraft in Großbritannien scheint ins Stocken zu geraten. Offenbar plagen Kreditwirtschaft und Privatinvestoren zunehmend Zweifel, ob die britische Regierung ihre Zusagen auf finanzielle Anreize, die sie im Vorfeld des ehrgeizigen Entwicklungsprojekts gemacht habe, auch einhalten werde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der British Wind Energy Association (BWEA), des Dachverbandes der britischen Windkraftwirtschaft.

Im Juli dieses Jahres hatte die Regierung von Großbritannien ehrgeizige Pläne zur Förderung der Windkraft und anderer alternativer Energien bekannt gegeben. Mit einem finanziellen Aufwand von umgerechnet rund 8,6 Milliarden Euro soll ein landesweites Verbundsystem von Offshore-Windparks in den Küstengewässern des Landes entstehen, das den jährlichen Energiebedarf von rund 15 Prozent aller privaten Haushalte decken könne.

Vor allem die Banken, die in der Regel zwei Drittel der Investitionskosten bei Großprojekten vorstrecken, stören sich daran, dass vonseiten der Regierung noch keine Reglungen getroffen worden sein, die über das Jahr 2010 hinausreichten. Auch nähmen die Investoren daran Anstand, dass sich die Regierung weigere, die derzeit gültigen Reglungen bei Mindestabnahmepreisen und-mengen mit den Versorgungsunternehmen nachzuverhandeln. Dies haben die Fortis Bank und die Dexia Bank, zwei der größten, auf ökologische Investments spezialisierten Kreditinstitute, auf einer vor wenigen Tagen in London abgehalten Investorenkonferenz nochmals bekräftigt. Auch könne langfristig nicht abgeschätzt werden, wie sich die britische Energiepolitik im Rahmen der EU-Mitgliedschaft entwickeln werde. So sei zum Beispiel die Subvention der Steinkohleförderung geeignet, die Produktion von "grünem" Strom erheblich zu benachteiligen.

Auch die Londoner Unternehmensberatung Halo Energy hat dieser Tage noch einmal auf die Wichtigkeit der Verbindlichkeit und die Langfristigkeit von Zusagen der Regierung gerade im Zusammenhang mit der Gewinnung neuer Groß-Investoren hingewiesen. Dies zeige insbesondere das Beispiel des spanischen Windrotoren-Herstellers Gamesa, der erst vor wenigen Wochen sein Interesse an einem Engagement in der britischen Windkraftwirtschaft geäußert hatte.
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