24.3.2003: Wochenrückblick: Vossloh stark auf der Schiene - Trojan und Wedeco gewinnen - 30 Millionen Euro Verlust bei farmatic

(H.K.) Die Wachstumsaussichten in den Wirtschaftszentren der Welt bleiben gedämpft. Volkswirte sehen sich zunehmend außer Stande, Konjunkturprognosen zu stellen. In immer kürzeren Zeitabständen werden die Erwartungen gesenkt. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Gewinne der traditionellen Industrien langsamer steigen als bisher erhofft. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Standardwerte bleiben hoch, ein weiteres Absinken der führenden Aktienindizes kann die Folge sein. Skepsis herrscht gegenüber Plänen, wie sie beispielsweise die US-Regierung verfolgt. Diese will die Steuerlast der Unternehmen senken, um ihnen mehr Investitionen zu ermöglichen. Kritiker meinen, dadurch werde die Verschuldung des Staates weiter erhöht. Außerdem seien Kürzungen im sozialen Bereich der Preis des Wachstum, das führe zu Kaufkraftverlusten. Begünstigt durch niedrige Zinsen und hohe Grundstückspreise seien Unternehmen wie Konsumenten ohnehin schon stark verschuldet. Eine solche Politik riskiere eine weitere Verschärfung der Lage, heißt es.

Medien und Analysten auch in Europa riefen dazu auf, "Aktien zu kaufen, wenn die Kanonen donnern". Das traf auf offene Ohren. Nachrichten über die Besetzung irakischer Ölquellen durch das US-Militär wurden mit Kursanstiegen quittiert. Der Dow Jones Industrial Average Index stieg um acht Prozent, der Nasdaq Combined Composite Index um sechs Prozent. In Japan erhöhte sich der Nikkei-225 um zwei Prozent. Rohöl verbilligte sich um ein Viertel und kostet nun wieder so viel wie im November 2002. Der Deutsche Aktienindex (DAX) legte 13 Prozent zu und der MDAX sechs Prozent. Der Nemax-50 gewann fünf Prozent. In der letzten Woche seines Bestehens gewann auch der Nemax All Share fünf Prozent. Nach der Auflösung des Neuen Marktes wird dieser Index nun als Technology All Share Index weitergeführt.

Bis zum Jahr 2015 sollen 78 Milliarden Euro für Investitionen in den Schienenverkehr bereitgestellt werden. Das geht aus dem Entwurf für den Bundesverkehrswegeplan hervor, den das Verkehrsministerium vorgelegt hat. Naturschutzverbände begrüßten, dass für den Erhalt der Schienenwege nun ebenso viel getan werden soll wie für den Neubau. Kritisiert wurden die hohen Summen, die für den Ausbau des Straßenverkehrs vorgesehen sind.

Die Vossloh AG (WKN 766710) aus Werdohl legte ihren Jahresbericht vor. Der Umsatz des Eisenbahnzulieferers stieg um 14 Prozent auf 744 Millionen Euro; der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich um 60 Prozent auf 78 Millionen. Die eigenen Prognosen seien damit übertroffen worden, hieß es. Der Gewinn ist in allen Sparten des Konzerns - Gleis, Schienenfahrzeuge/Instandhaltung und Systemtechnik - gestiegen, der Bereich Systemtechnik verzeichnete als einziger einen leichten Umsatzrückgang. Das Unternehmen beschäftigte zum Jahreswechsel gut 4.200 Mitarbeiter - 200 mehr als ein Jahr zuvor. Die Prognosen wurden bestätigt: Im laufenden Jahr soll der Umsatz um 16 Prozent, das EBIT um 20 Prozent steigen. Für das kommende Jahr wurde weiteres, aber verringertes Wachstum angekündigt. Eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Wachstums sei nicht ausgeschlossen, sagte Burkhard Schuchmann, Vorstandsvorsitzender der Vossloh AG. Der Vorstand schlägt den Aktionären eine auf 1,20 Euro deutlich erhöhte Dividende vor, die auch in den Folgejahren beibehalten werden soll. Die im MDAX notierte Vossloh-Aktie verteuerte sich um zwölf Prozent auf 28,70 Euro.

Die Deutsche Bahn AG bekräftigte ihre Absicht, im Frühjahr 2005 mit einer ersten Tranche Aktien an die Börse gehen zu wollen.

Trojan Technologies Inc. (WKN 902023), Hersteller von UV-Wasserdesinfektionsanlagen, hat das Geschäftsjahr an das Kalenderjahr angepasst. Für die vier Monate bis zum 31. Dezember wurden nun Zahlen vorgelegt. Demnach erzielte das kanadische Unternehmen einen Umsatz von 31,8 Millionen Dollar und einen Gewinn von 0,01 Dollar pro Aktie. Der Auftragsbestand liegt den Angaben zufolge mit 69 Millionen Dollar 15 Prozent höher als zum Geschäftsjahresende am 31. August. Damit seien 83 Prozent der geplanten Umsätze abgedeckt, hieß es. Für das Gesamtjahr kündigte Trojan Umsätze von 110 Millionen Dollar und einen auf 0,40 Dollar verdoppelten Gewinn pro Aktie an. Bereits drei Tage nach Veröffentlichung der Zahlen meldeten die Kanadier einen großen Auftrag aus den USA, der den Auftragsbestand auf 85 Millionen Dollar erhöhe. Trojan legten an der Börse Toronto zehn Prozent auf 9,20 kanadische Dollar (5,85 Euro) zu.

Die Düsseldorfer Wedeco AG (WKN 514180) bietet neben UV-Entkeimungsanlagen auch Wasseraufbereitungstechnik an, die auf der Ozon-Technologie beruht. Wedeco hat nach eigenen Angaben den drittgrößten Hersteller von Ozontechnologie zur Wasseraufbereitung übernommen. Die französische Trailigaz Ozone habe einen Jahresumsatz von 12 Millionen Euro und arbeite gewinnbringend, hieß es. Als Gegenleistung erhalte der Verkäufer Vivendi Water Systems eine Beteiligung von 15,2 Prozent an der Wedeco-Tochter Wedeco Gesellschaft für Umwelttechnologie. Analysten verschiedener Häuser bewerteten den Deal positiv und bekräftigten ihre Empfehlung, die Aktie zu kaufen. Wedeco legten 16 Prozent auf 11,97 Euro zu.

Die Zahlen der Dortmunder Harpen AG (WKN 603400) weisen einen Umsatz von 257 Millionen Euro aus, das Betriebsergebnis ist auf 59 Millionen Euro gestiegen. Wegen Einmaleffekten aufgrund des Konzernumbaus sind diese Zahlen nicht mit den Vorjahreswerten vergleichbar. Das Dortmunder Energie- und Immobilienunternehmen vereint innerhalb der RWE-Gruppe die erneuerbaren und dezentralen Energien auf sich. RWE hält 94 Prozent der Anteile. Der Harpen-Vorstand kündigte die Fortsetzung des Wachstumskurses an, will nach eigenen Angaben aber zunächst nicht in das Geschäft mit der Offshore- Windenergie einsteigen. Den Aktionären sollen unverändert 0,52 Euro Dividende ausgezahlt werden. Die Harpen-Aktie, die in den vergangenen sechs Monaten bei recht geringen Stückzahlen um die 14 Euro pendelte, zog leicht auf 14,20 Euro an.

Die Nortorfer Biogas-Spezialistin farmatic biotech energy AG (WKN 605192) gab das vorläufige Ergebnis des Geschäftsjahrs bekannt. Demzufolge ist der Umsatz um acht Prozent auf 38 Millionen Euro gestiegen. Das EBIT beträgt minus 30 Millionen Euro. Der Vorstand begründet den starken Verlust mit außerordentlichen Kosten aus Alt-Projekten, Wertminderungen bei laufenden Projekten sowie hohen Projekt- und Personalkosten, die auf zu optimistische Annahmen zur Geschäftsentwicklung zurück zu führen seien. Das Unternehmen will im vierten Quartal ein positives EBIT erreichen, für das Gesamtjahr streben die Nortorfer minus 3,5 Millionen Euro an. Die farmatic-Aktie verlor zehn Prozent auf 1,21 Euro.

Die Kurse der Hersteller von Windturbinen haben in der vergangenen Woche kräftig zugelegt. REpower Systems AG (WKN 617703, Hamburg), die in der Vorwoche 15 Prozent verloren hatten, stiegen um 29 Prozent auf 18,97 Euro. Die Rostocker Nordex AG (WKN 587357) hat einen weiteren Auftrag gemeldet, die Aktie verteuerte sich um zwei Cent auf 0,70 Euro. In Kopenhagen kletterten NEG Micon A.S. (WKN 897922) um acht und Vestas Wind Systems A.S. (WKN 913769) um sieben Prozent. Gamesa (WKN 589858) aus Spanien hat die behördliche Genehmigung für ein Großprojekt mit dem Stromkonzern Iberdrola SA erhalten, die allerdings mit Auflagen verbunden ist. Gamesa legten sieben Prozent zu.

Die in der Vorwoche um 30 Prozent gestiegene Aktie der Umweltkontor Renewable Energy AG (WKN 760810) fiel nun um zwölf Prozent auf 1,24 Euro zurück. Analysten von SES Research senkten ihre Schätzungen für das Erkelenzer Unternehmen, empfahlen die Aktie aber weiterhin mit einem fairen Wert von vier Euro zum Kauf. Die Geschäftszahlen werden für den kommenden Freitag erwartet.

Die General Electric Co. (GE) hat ihr Übernahme-Angebot für Aktionäre der österreichischen Jenbacher AG (WKN 851442) ist bis zum 25. April verlängert. Wenn GE bis dahin im Besitz von mindestens 90 Prozent der Aktien ist, will der Elektromulti die Annahmefrist für die übrigen Aktionäre um weitere zehn Börsentage verlängern. Das amerikanische Unternehmen will Jenbacher nur unter der Bedingung übernehmen, dass diese 90 Prozent erreicht werden. Mittlerweile gibt es in Wien aber Gerüchte, dass GE am Ende doch einlenken könnte und die Jenbacher AG als GE-Tochter an der Börse notiert bleiben könnte.

Die Quartalszahlen des US-amerikanischen Möbelherstellers Herman Miller Inc. (WKN 863205) weisen gesunkene Umsätze und einen leichten Gewinn aus. Der Auftragsbestand ist unverändert, die Auftragseingänge gingen zurück. Herman Miller stiegen um vier Prozent auf 16,33 Dollar.

Die US-amerikanische Millennium Cell Inc. (WKN 940511) meldete den Erhalt eines Patents auf ihre Wasserstoff-Speichertechnologie. Das Unternehmen hält nach eigenen Angaben bisher 14 US-Patente und hat 41 weitere angemeldet. Die Aktie kletterte um 14 Prozent auf 1,85 Dollar. Einen Kursanstieg um zehn Prozent auf 6,50 kanadische Dollar (4,13 Euro) verzeichnete die Hydrogenics Corp. (WKN 588386). Die Kanadier erhalten nach eigenen Angaben 620.000 kanadische Dollar Fördermittel, die zur Weiterentwicklung der Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Technik eingesetzt werden sollen.

Die DaimlerChrysler AG hat angekündigt, bis zum Jahr 2010 eine halbe Million Brennstoffzellen-Fahrzeuge verkaufen zu wollen. Zur Zeit sei das Interesse an solchen Fahrzeugen gering. Aktuelle Diskussionen in den USA böten jedoch Grund zu Optimismus, sagte Vorstandsmitglied Thomas Weber. Brennstoffzellen-Autos fahren nahezu emissionsfrei. Eine Entlastung der Umwelt ist allerdings nur dann gegeben, wenn der als Treibstoff genutzte Wasserstoff umweltschonend aus erneuerbaren Quellen erzeugt wird.


Dieser Umweltaktien-Wochenrückblick erscheint mit freundlicher Unterstützung der UmweltBank.
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