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24.7.2003: Die Sonnenkönige im Minus - Jahreshauptversammlung der SAG Solarstrom AG

Licht und Schatten weist die Bilanz der Freiburger SAG Solarstrom AG auf, die sich heute auf der Jahreshauptversammlung ihren Aktionären präsentiert: Zwar stieg der Umsatz des börsennotierten Anbieters und Betreibers von Solarstromanlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz um 16 Prozent von 8,2 auf 9,5 Millionen Euro. Das Konzernergebnis bleibt mit minus drei Millionen Euro wieder einmal in der Verlustzone. Die Zahlen beziehen sich auf ein Rumpfgeschäftsjahr von Mai bis Dezember 2002, ausgerechnet die Monate, in der die ganze Branche unter der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute litt und zeitweise auch unter der politischen Verunsicherung über einen eventuellen Regierungs- und damit drohenden Richtungswechsel in der Förderungspolitik für erneuerbare Energien.

Denn das Erzeugen und Verkaufen von Strom aus Sonnenenergie spielt sich auf einem politisch sensiblen Markt ab: Der Staat tritt zugleich als Auftraggeber, Sponsor und Preisgarant auf: Mit dem "Hunderttausend-Dächer-Programm" fördert er den Bau von Fotovoltaik-Anlagen, mit dem "Erneuerbare-Energien-Gesetz" (EEG) legt er für das Einspeisen von Sonnenstrom (und anderen alternative Energien) in das Stromnetz einen Garantiepreis von 0,48 Cent fest. Wechseln Regierungen, stehen solche Maßnahmen zur Disposition und die knappe Kassenlage der Öffentlichen Hand ist eine ständige Gefahr für Subventionen. Die Mittel des "Dächer"-Programms sind mittlerweile aufgebraucht, hinter den Kulissen rangeln Bundesregierung und Verbände um ein Folgeprogramm, Bauherren müssen derweil auf höher verzinste Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ausweichen.

Ohne die staatliche Förderung alternativer Energien wären Firmen wie die Solarstrom AG nicht entstanden, doch aus ihrer Abhängigkeit haben sie sich bis heute nicht befreien können, so sehr sie sich auch anstrengen. Gegründet wurde die SAG vor fünf Jahren eigentlich als eine Art Vertriebsorganisation der Freiburger Solarfabrik des Umweltpioniers Georg Salvamoser, die Solarzellen zu anwendungsreifen Modulen montiert. Die Solarstromer stiegen nach und nach dem Bundesligisten SC Freiburg, dem Obi-Baumarkt und selbst etlichen Kirchen auf"s Dach. Salvamoser und sein Verbündeter, der Schokoladenfabrikant Alfred Ritter, haben sich mittlerweile aus der SAG zurückgezogen. Sie sei dabei, nach dem Abschied des Gründungsvorstandes Harald Schützeichel, von Haus aus Philosoph und Theologe, auf dem Weg, "zu einem wirtschaftlich rentablen Unternehmen" zu werden, wie der seit Mai dieses Jahres amtierende Vorstand Uwe Illgemann erklärt. Dem Ingenieur Illgemann (44), zuvor Geschäftsführer des Öko-Instituts, ist Anfang Juni der Betriebswirt Benedikt Ortmann (36) als Finanzvorstand zur Seite gestellt worden. Das Firmenkonglomerat von diversen Service-, Franchise- und Beteiligungsgesellschaften soll "verschlankt" und die Kosten reduziert werden. Ursprünglich wurde ausschließlich bei der als vergleichsweise hochpreisig geltenden Freiburger Solarfabrik eingekauft, im letzten Jahr nur noch für bescheidene 30 000 Euro.

"Das Unternehmen wie die ganze Solarbranche haben das eigentliche Wachstum noch vor sich", zeigt sich Finanzvorstand Ortmann optimistisch. Die Hoffnung keimt aber schon seit fünf Jahren: Stets wurde prognostiziert, dass im nächsten oder übernächsten Jahr Gewinn erzielt werden sollte, aber immer ist es anders gekommen. Freilich, auch die anderen Solarunternehmen haben keinen Gewinn gemacht. "Es ist völlig normal, dass wir mehrere Jahre rote Zahlen schreiben", verteidigt Pressesprecher York Ditfurth die SAG, "wir haben 27 Millionen Euro investiert und bei den geringen Margen dauert es, bis die Erträge zurückfließen. "Bis 2005", glaubt Ditfurth, werde die SAG die Gewinnzone erreichen. Nach seinen Angaben laufen die installierten Solarstromanlagen alle mit Gewinn, insgesamt sind es 53 Kraftwerke im Eigenbesitz mit einer Leistung von etwa vier MWp (Megawatt peak) theoretischer Leistung, das entspricht etwa 3,5 Millionen Kilowattstunden, die eine jährlichen Einspeisevergütung von 1,9 Millionen Euro einspielen.

Darüber hinaus fungiert die SAG als Großhändler und Dienstleister für Installateure und als Anbieter von Solarfonds für private und institutionelle Anleger. Kurzfristige Erträge und Liquidität erwirtschaftet die SAG durch das Projektgeschäft wie den "Solarstrompark Oberrhein", der binnen kürzester Zeit überzeichnet und erweitert wurde. Das Joint-Venture "Meteocontrol"mit dem "Wetterfrosch" Jörg Kachelmann sichert der SAG präzise Daten für die Energieprognose und Anlagenüberwachung. Kachelmanns "Meteomedia" hat mit über 350 Wetterstationen das dichteste Messnetz für Wetterdaten in Deutschland, womit sich das "Kleinwetter" genau bestimmen lässt - und damit auch die Leistungsfähigkeit von Solaranlagen.

Das ursprüngliche Geschäftsmodell, Solarkraftwerke zu betreiben, ist tragfähig und kann mehr und mehr Rendite abwerfen. Aber Solarfirmen müssen sorgfältig und kaufmännisch solide kalkulieren, Schwankungen im Markt, wie sie im letzten Jahr zu beobachten waren, könnten jederzeit gefährlich werden. Die Betreiber werden noch lange auf die garantierte Einspeisevergütung angewiesen sein. Noch liegt in Deutschland der Anteil von Strom aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse bei neun Prozent an der Bruttostromerzeugung von 581 Milliarden kWh, der Anteil von Solarstrom bei 0,1 Prozent. Doch von der "solaren Zukunft" gehen sowohl die Deutsche Bank als auch der Wissenschaftliche Beirat "Globale Umweltfragen" der Bundestregierung aus. Er empfahl in diesem Frühjahr, den Anteil der erneuerbaren Energiequellen bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent zu steigern.
Heinz Siebold

S.A.G. Solarstrom AG: ISIN DE0007021008 / WKN 702100
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